TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Willkommen bei den Goblob

von Sira-la

Hoshi bewegte ihre Finger, bis das Kribbeln aus ihnen verschwunden war. Sie konnte Beamen noch immer nicht leiden, aber sie sah ein, dass es manchmal praktischer war als die Shuttle. Neugierig schaute sie sich um. Sie war auf einer blank polierten, kreisrunden Fläche gelandet, deren Boden sie am ehesten an blauen Marmor erinnerte. Hohe Säulen mit verschiedenen eingravierten Symbolen umrandeten den Bereich, der im Krater eines erkalteten Vulkans lag. Durch die Öffnung über sich konnte Hoshi einen Blick auf den rosafarbenen Himmel erhaschen.
Ihr Kontakt wartete bereits vor der Säule mit dem Zeichen für ‚Fremdweltler‘. Mit seiner blauen Haut und den kreisrunden grünen Augen sah er aus wie ein typischer Goblob, auch wenn die Zacken, die seine Haut bedeckten, ziemlich klein waren. Er konnte also noch nicht sonderlich alt sein.
Hoshi straffte sich und ging mit schnellen Schritten zu ihm. „Guten Tag“, sagte sie auf Golosch und hielt dem Goblob die rechte Hand entgegen. Höflich schüttelte sie ihm zuerst die obere, dann die untere seiner rechten Hände, bevor sie dem Arm auf der Stirn mit einer Brofist die erwartete Aufmerksamkeit schenkte. Die Goblob hatten einen ganz eigenen Verhaltenskodex und Hoshi war froh, den noch gelesen zu haben, bevor sie die Enterprise verlassen hatte.
„Tag“, sagte der Goblob knurrig. „Ryxenglüx ist der Kontaktvermittler.“
Hoshi verzog keine Miene. Nach fast acht Jahren, die sie größtenteils mit der Erkundung neuer Welten zugebracht hatte, war sie einige der Zungenbrecher gewohnt, die andere Spezies als Namen nutzten. „Hoshi Sato ist der Kommunikationsoffizier“, stellte sie sich vor, im vollen Wissen, dass die Goblob keine Pronomen nutzten. „Vielen Dank, dass Ryxenglüx gewartet hat.“
Er nickte knapp. „Der Ältestenrat erwartet den Abgesandten der Weichhäute.“
Hoshi lächelte nur. Sie wusste, dass es nicht als Beleidigung gemeint war. Die Goblob kannten nur einfach keine Menschen, geschweige denn eine Entsprechung des Wortes in ihrer Sprache.
Ryxenglüx führte Hoshi durch ein Gewirr aus unterirdischen Tunneln, in dem sie sehr schnell die Orientierung verlor. Für sie sah jeder einzelne der Gänge absolut gleich aus, inklusive der Kristalle, die alle paar Meter für Licht sorgten, aber ihr Führer schien genau zu wissen, wo er hinmusste.
Nach Kilometern, so kam es Hoshi zumindest vor, fühlte sie endlich eine frische Brise auf ihrer Haut und kurz darauf traten sie nach draußen. Hoshi blieb geblendet stehen und blinzelte heftig, bis sich ihre Augen an die geänderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Drei Sonnen standen am rosafarbenen Himmel und beleuchteten eine Welt, deren Oberfläche komplett aus Gestein bestand und die es dennoch geschafft hatte, humanoides Leben hervorzubringen.
„Hier entlang.“ Ryxenglüx berührte mit seinen beiden linken Händen Hoshis Oberarm und lenkte so ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. Seine Augen waren zu schmalen, senkrechten Schlitzen geworden und die grüne Farbe kaum noch erkennbar.
„Verzeihung“, sagte Hoshi und machte sich einen gedanklichen Vermerk zu dieser Beobachtung. Sie folgte Ryxenglüx auf einen schmalen Weg, der, in die Felswand geschlagen, kaum merklich, aber stetig bergab ging.
Hoshi spürte, wie sie zu schwitzen begann. Hier draußen war es spürbar wärmer als in dem Bereich, in dem sie angekommen war, und je tiefer sie gelangten, desto wärmer wurde es. Erstaunt bemerkte sie, dass nicht nur die Temperatur zunahm, sondern auch die Zacken ihres Begleiters länger wurden. Scheinbar waren ihre bisherigen Beobachtungen dieses Volkes nicht völlig akkurat. Hoshi wischte sich den Schweiß von der Stirn, aber sie widerstand dem Drang, ihre Jacke zu öffnen. Die Goblob trugen keine Kleidung, und da Hoshi nicht sicher war, ob sie das Konzept überhaupt kannten, wollte sie Ryxenglüx nicht erschrecken. Tatsächlich war sie inzwischen mehr als überrascht, dass es dieser Spezies gelungen war, Botschaften ins All zu schicken und Empfänger für Kontaktversuche zu bauen. Sogar Videogespräche waren möglich.
Endlich erreichten sie den Grund des Tals. Hoshi blieb keuchend stehen und fächelte sich Luft zu, während Ryxenglüx seine mittlere Hand über den Felsen gleiten ließ. „Ist es hier immer so heiß?“, fragte sie. Die Temperatur hatte inzwischen Sauna-Niveau erreicht.
„Draußen“, antwortete Ryxenglüx. „In den meisten Tälern. In dieses scheint dauerhaft mindestens eine Sonne.“
Hoshi nickte verstehend. Da es in Golosch kein Wort für ‚Nacht‘ gab, vermutete sie, dass mit ‚dauerhaft‘ tatsächlich ‚rund um die Uhr‘ gemeint war. Da Felsen naturgegeben Wärme speichern konnten, war die hohe Temperatur nun nicht mehr weiter überraschend.
„Kann weitergegangen werden?“, fragte Ryxenglüx. „Oder hat Hoshisato weitere Fragen?“
„Im Moment nicht.“
Ryxenglüx nickte. Im nächsten Moment öffnete sich die Felswand am Ende des Wegs und offenbarte einen Tunnel. Erleichtert stellte Hoshi fest, dass es in diesem wieder deutlich kühler war als im Tal. Der Gang führte nach oben und Hoshi kam der Verdacht, dass der ganze Weg an der Felswand entlang nur dazu da gewesen war, um sie, den fremden Besucher, zu beeindrucken und die Welt zu präsentieren. Dieses Tunnelsystem wirkte auf Hoshi zumindest deutlich häufiger genutzt als das, in welchem sie angekommen war. Große, in die Wände eingelassene Kristalle sorgten dafür, dass jeder Zentimeter beleuchtet wurde, und immer wieder hörte sie Schritte in den abzweigenden Gängen.
Ryxenglüx’ Zacken wurden kürzer, je länger sie sich in diesem Tunnel befanden, und Hoshi sah ihre Vermutung, dass sie der Temperaturregulierung dienten, bestätigt. Schließlich, als seine Zacken noch etwa so lang waren wie Hoshis Handfläche, erreichten sie eine große Höhle und Hoshi klappte der Mund auf. Sie kannte Bilder aus dem Geschichtsunterricht von Terra-Prime und diese Höhle hier könnte beinahe eine unterirdische Kopie des Amphitheaters im alten Rom sein. Hoshi und Ryxenglüx befanden sich in der Arena, auf der Empore gegenüber saßen etwa ein Dutzend Goblob.
„Hoher Rat, Ryxenglüx bringt Hoshisato, den Abgesandten der Weichhäute“, sagte Ryxenglüx, verschränkte seine Hände paarweise hinter dem Rücken und verbeugte sich.
Hoshi beeilte sich, es ihm gleichzutun.
„Hoshisato soll vortreten.“
Hoshi konnte nicht genau erkennen, wer von den Goblob sprach. Für sie sahen im ersten Moment alle gleich aus, auch wenn sie wusste, dass sich die Anordnung der Zacken bei jedem Vertreter dieser Spezies etwas von den anderen unterschied. Langsam näherte sie sich der Empore.
„Hoshisato darf sich setzen.“ Diesmal sprach der Goblob ganz links und deutete mit seiner mittleren Hand auf einen kleinen Felsblock.
„Vielen Dank“, sagte Hoshi und nahm Platz.
„Ist Hoshisato berechtigt, Verhandlungsgespräche zu führen?“, fragte der Goblob, der genau in der Mitte saß und einen schmalen Reif aus sanft leuchtendem Kristall auf dem Kopf trug.
„Hoshi Sato ist“, bestätigte Hoshi und aktivierte unauffällig das Aufnahmegerät, das sie in der Hosentasche hatte.
„Sehr gut“, sagte der Goblob. „Die Goblob benötigen ein Material, welches …“
Es folgte eine Liste von Anforderungen, von denen Hoshi nicht einmal die Hälfte verstand. Aber da sie wusste, dass es den Goblob um das Antriebssystem eines Raumschiffs ging, verwunderte sie das auch nicht weiter. Sie hoffte nur, dass Trip wissen würde, was die Goblob genau benötigten, wenn sie es ihm wörtlich übersetzte.
„Hoshisato glaubt, dass die Enterprise passendes Material liefern kann“, sagte sie, nachdem der Goblob seine Rede beendet hatte.
Tuscheln brach zwischen den Mitgliedern des Ältestenrats aus und wenn Hoshi ihre Gesten richtig deutete, waren sie mit der Antwort ziemlich zufrieden.
„Die Goblob bieten Kristalle“, sagte der Goblob mit dem Reif.
Hoshi lächelte. Das war tatsächlich genau das gewesen, worauf Archer und T’Pol gehofft hatten. Laut ihren Scans hatten die Kristalle der Goblob eine einzigartige Struktur und die Wissenschaftler an Bord der Enterprise konnten es kaum erwarten, welche davon in die Finger zu bekommen.
„Hoshi Sato muss zur Enterprise zurückkehren, um das Material zu finden“, sagte sie. „Darf Hoshi Sato bereits einen der Kristalle haben und zurückkehren, wenn die Sonnen erneut die aktuelle Position einnehmen?“ Wenn die Berechnungen stimmten, die sie an Bord bereits durchgeführt hatten, wäre das in einer Woche.
Erneut sprachen die Mitglieder des Ältestenrats miteinander, bis sie einer nach dem anderen nickten. „Hoshisato ist willkommen“, sagte der mit dem Reif. „Hoshisato darf zwei weitere Weichhäute mitbringen, die sich mit dem Material auskennen.“
Er wedelte mit seiner mittleren Hand und sofort trat Ryxenglüx zu Hoshi. „Ryxenglüx wird Hoshisato zurück zum Krater bringen“, sagte er.
Hoshi stand auf und verbeugte sich vor dem Ältestenrat. Schweigend folgte sie Ryxenglüx zurück in das Tunnelsystem. Diesmal führte er sie nicht nach draußen, was Hoshi ungemein erleichterte, denn dadurch erreichten sie die Plattform auch deutlich schneller.
„Ryxenglüx wird Hoshisato erwarten“, sagte er, bevor er Hoshi einen kleinen Kristall in die Hand drückte. „Ryxenglüx freut sich, mehr über die Weichhäute der fremden Welten zu lernen.“
„Hoshi Sato freut sich darauf, mehr über die Goblob zu lernen“, entgegnete sie. Dann drückte sie den Rufknopf auf ihrem Kommunikator, das vereinbarte Zeichen, dass sie für das Beamen bereit war.
Ryxenglüx trat zurück, als die ersten Lichtpunkte um sie herumschwirrten. Das Letzte, was sie sah, bevor sie sich wieder auf der Enterprise manifestierte, war, wie er sich vor ihr verbeugte. Hoshi lächelte. Die Vielfalt an Spezies, die das Universum hervorgebracht hatte, war überwältigend. Sie konnte es kaum erwarten, mehr davon zu erforschen.

Rezensionen