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Bastard Lieutenant from Hell – Endgame

von Syrinx

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Es ist mal wieder Montag morgen und ich langweile mich zu Tode. Ich habe mich nach einigen freien Tagen auf dem Holodeck von den Nachwirkungen der Außenmission erholt und zappe mich nun durch das mehr oder weniger spannende interquadrantische Fernsehprogramm. Im Moment habe ich die Möglichkeit, in einer neuen Reality-Show die Devore-Inspektoren bei ihrer Arbeit zu betrachten. Oder ich verfolge eine Gerichtsshow, in welcher ein Kazon eine Occampa anklagt, sie habe seine Lockenwickler gestohlen (gähn!). Ich schalte um auf das nächste Programm, doch auch dort läuft wie immer nur Mist, was manche wohl aber für den neuesten Schrei der Fernsehkultur halten: eine weitere Reality-Show mit dem Titel „Ich bin unschuldig, holt mich hier raus“. Für diejenige, welche noch nichts von dieser Show gehört haben (solche Glückspilze soll es schließlich auch noch geben!), hier eine kurze thematische Inhaltsangabe: Ein unschuldiger Thalaxianer wurde in das akritirianische Weltraumgefängnis geworfen und nun kann der voyeuristisch veranlagte Fernsehzuschauer beobachten, wie er sich im täglichen Kampf um Nahrung und einen Schlafplatz gegen seine Mithäftlinge behauptet, wobei es nachher am Zuschauer liegt, per Abstimmung zu entscheiden, ob der Gute genug gelitten oder ob er noch ein paar Tage in dem Knast verdient hat. Ich betrachte gleichgültig, wie der Thalaxianer sich gegen einen Angriff auf seine gehortete Nahrung verteidigt, als die Werbepause beginnt.

>Düdeldidü.<

„Haben Sie auch oft das Gefühl, Ihre Exopanzerung spannt und juckt? Fühlt sich Ihre Haut um Ihre kybernetischen Implantate oft trocken und rauh an? Tun Sie sich und allen anderen Drohnen einen Gefallen!

Mit dem neuen, revolutionären Implantcare. Es versorgt Ihre Haut ebenso wie Ihre Implantate mit allen nötigen Nährstoffen, pflegt sie geschmeidig und lässt sie gesund glänzen! Vergessen Sie „Resistance is futile“, es wird ein Vergnügen für Ihre Opfer sein, sich von Ihnen assimilieren zu lassen! Besorgen Sie sich noch heute Implantcare bei der pharmazeutischen Drohne ihres Vertrauens.“

>Pling plong.<

„Jetzt neu: Galaxy Massacre Drei!! Über zweihundert neue Spezies, dreißig neue Waffen und endlose Möglichkeiten der Jagdstrategie! In Ihrem Territorium hält sich keine Beute mehr auf? Kein Problem, gehen Sie Ihrem natürlichen Jagdtrieb mit Galaxy Massacre Drei nach und werden Sie der König der Jäger!

Erhältlich in gut sortiertem Fachhandel oder direkt bei ‚Hirogen Games‘.“

>Damdadam.<

„Sie gehen auf eine weite Reise, weitab von jeder Versorgungstation? Sie sind in Ihrem Beruf so gestresst, dass Ihnen keine Zeit zum Kochen oder Einkaufen bleibt? Sie haben Angst, auf Ihren täglichen Leolawurzeleintopf verzichten zu müssen? Keine Sorge! Mit dem neuen Leolawurzeleintopf von Meisterkoch Neelix können Sie sich Ihr Lieblingsgericht einfach und schnell zubereiten! Einfach heißes Wasser hinzugeben, fünf Minuten warten – fertig! Mmh, schmeckt wie selbstgemacht! Mit Neelix macht das Kochen Spaß!! Bestellen Sie jetzt eine Gratisprobe bei Meisterkoch Neelix, Kasino, Föderationsraumschiff Voyager, Auf-dem-Weg-zum Alpha-Quadrant und sie erhalten einen gratis Leolawurzelschlüsselanhänger, den sie auf jeden Fall behalten dürfen, auch wenn sie das Abo unwahrscheinlicherweise stornieren!“

Entsetzt schalte ich den Fernseher wieder aus. Das darf doch nicht wahr sein! Kaum bin ich mal ein paar Tage auf Urlaub, geht es hier drunter und drüber!

Schnell hacke ich mich in Neelix‘ Mailbox. Hm, drei Anfragen auf den Leolawurzeleintopf sind bereits eingegangen. Schnell programmiere ich eine Weiterleitung sämtlicher Nachrichten in die Mailbox des Captains, wobei das Wort „Leolawurzeleintopf“ durch „Haarklammer“ ersetzt wird. Ich denke, damit wäre die Sache erst einmal erledigt.

Da ich nun aber auch die Früchte meiner Arbeit ernten möchte, begebe ich mich in das Kasino und krame unter dem windigen Vorwand, eine bestimmte organische Masse zur Durchführung eines lebenswichtigen Experiments zu suchen, in Neelix‘ Vorratskammer herum. Der Captain ruft ihre Nachrichten jeden Tag zur selben Zeit ab und auch heute werde ich nicht enttäuscht. Von beiden unbemerkt (dank Neelix‘ katastrophalem Kurzzeitgedächtnis) werde ich Zeuge der nun folgenden „Unterhaltung“.

„Captain! Was für eine Überraschung! Was kann ich für Sie tun?“

„Sie können mir das hier erklären!“

Sie drückt Neelix ein PADD in die Hand. Er liest es und selbst seine dunkelbraunen Flecken scheinen durchsichtig zu werden.

„Captain, ich... Ich kann mir das nicht erklären! Das... Das muss ein Missverständnis sein! Ich hätte nie... Ich würde nie... Captain, das war nicht ich!“

Der Captain betrachtet ihn mit Abscheu.

„Neelix, diese Nachrichten waren eindeutig an Sie gerichtet, ich habe es gecheckt. Ich weiß nicht, warum sie in meiner persönlichen Mailbox gelandet sind, aber das tut auch nichts zur Sache. Neelix, ich bin wirklich enttäuscht von Ihnen. Sie werden die nächsten zwei Wochen die Schallduschen reinigen, und zwar mit einer Haarklammer und einer Zahnbürste. Ihr Sicherheitstraining ist bis auf weiteres gestrichen, ebenso ihre Holodeckprivilegien. Wegtreten.“

Neelix geht mit gesenktem Kopf wieder hinter den Tresen und der Captain verlässt das Kasino.

Ich stehe zufrieden hinter den Regalen und betrachte meinen Fund. Heute scheint ein besonderer Tag zu sein! Erst mein Erfolg mit Neelix, und nun das! Ich habe in einer dunklen Ecke der Kammer einen alten Salatkopf gefunden, welcher wohl dort vergessen worden war. In seinem Inneren haben sich Mikororganismen angesiedelt, welche sich nach einem kurzen Scan mit meinem Trikorder als äusserst untersuchenswert erwiesen. Den Salatkopf fest umklammernd trete ich aus der Kammer heraus, nicke Neelix kurz zu und verlasse das Kasino in Richtung meines Büros. Es wartet Arbeit auf mich!

In meinem Büro entnehme ich einige der Organismen und plaziere sie zusammen mit etwas organischer Masse des noch unbefallenen Salates unter meinem Mikroskop. Und ich werde nicht enttäuscht. Die Organismen machen sich sofort ans Werk und zerstören sämtliche Wasserstoffbrücken des Salates, bis von diesem nichts als eine faulige, schleimige Masse übrig bleibt. Ich jubele innerlich.

Als nächstes entnehme ich einige der Organismen und untersuche ihre DNA. Hmm, da ließe sich etwas machen. Nach einigen Modifikationen an der Basensequenz der Tierchen lasse ich sie wieder auf den Salat los. Ich warte einige Minuten gespannt und bingo, sie sind inaktiv! Nun ein vorsichtig plazierter UV-Strahl und – yes, der Salat beginnt, an dieser Stelle zu verfallen. Ich setze die neuen Organismen in eine Nährlösung und lehne mich entspannt nach hinten. Heute ist ein wunderbarer Tag!

Nach der Mittagspause kontrolliere ich den Wachstumsstand meiner Bakterien. Sie haben sich inzwischen beträchtlich vermehrt und ich denke, es ist Zeit für eine kleine Infektion. Ich lade ein Hypospray (ich wusste, dass ich dieses Wissen noch einmal brauchen werde!) und mache mich auf den Weg zum Transporterraum.

Erstaunlicherweise ist er leer, ich muss mir nicht einmal eine dumme Entschuldigung einfallen lassen. Schnell gebe ich meine Autorisationscodes ein (die eines Admirals, yehahh!) und öffne den Zugang zu den neuralen Gelpacks, welche den Zielort eines Transports bestimmen und verarbeiten. Mit einem kurzen Zisch landen meine treuen Organismen in den Packs, welche glücklicherweise miteinander verbunden sind (Ingenieure können so naiv sein!). Nun hole ich meine Vergrößerungsbrille heraus und mache mich an die Arbeit. Nach etwa einer Stunde bin ich fertig. Zufrieden betrachte ich mein Werk. Von außen ist nicht erkennbar, dass bestimmte Zielorte, wie die Quartiere der Führungsoffiziere, nun nicht mehr existieren, sondern Transporte dorthin immer in meinem Büro landen. Ich werde heute wohl Überstunden machen müssen.

Als ich den Zugang zu den Gelpacks wieder verlasse, steht Commander Chakotay hinter der Transporterkonsole und hält ein PADD in der Hand. Verdammt, sollte ich etwas meine Versuchsdaten auf der Konsole liegengelassen haben? Als er mich bemerkt, hebt er den Kopf und blickt mich entschuldigend an.

„Lieutenant Reym, ist das Ihr PADD? Ich glaube, ich habe den Inhalt aus Versehen gelöscht. Waren es sehr wichtige Daten?“

Ich schüttele den Kopf, erleichtert. Er reicht mir das PADD und ich werfe einen kurzen Blick darauf. Moment, der Inhalt war nicht gelöscht, er war noch vorhanden, klar und deutlich lesbar!!

„Ähm, Commander... Sind Sie sicher, dass sie den Inhalt gelöscht haben?“

„Natürlich, Lieutenant. Sehen Sie...“

Er deutet auf das PADD, direkt auf die Überschrift „Infektion der Gelpacks und Umleitung der Transporter“.

„Nichts mehr vorhanden von ihren Daten. Tut mir echt leid, ich kann mir auch nicht erklären, wie es soweit gekommen ist.“

Er verlässt den Raum und ich starre ihm entgeistert hinterher. Ist er verrückt geworden? Nun ja, mir kann es ja nur recht sein. Aber merkwürdig ist es schon.

Ich packe meine Gerätschaften wieder zusammen und verlasse den Raum in Richtung meines Büros. Im Turbolift werfe ich noch einmal einen argwöhnischen Blick auf das PADD und plötzlich fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren. Natürlich, es ist das PADD. Wie konnte ich das nur vergessen! Endlich habe ich herausgefunden, wie der Fremde es damals „verbessert“ hat. Ob das wohl die einzige Funktion ist? Selbst wenn, das PADD ist auch so unbezahlbar. Und es gilt vor allen Dingen dafür zu sorgen, dass es immer wieder in meinen Besitz zurück gelangt. Und bei dem PADD-Verschleiß auf diesem Schiff ist das gar nicht so einfach.

Zurück in meinem Büro kratze ich mit einem Hypospanner eine leichte Rille auf die Rückseite des PADDs. Dann lege ich es beiseite und lehne mich zurück. Es war ein anstrengender Tag gewesen und es ist nur vernünftig, sich vor den Ereignissen, die nun folgen werden, noch etwas auszuruhen.

Kurz vor 2100. Ich werde langsam unruhig. Die Ruhe ist verdächtig, unerträglich. Hätte nicht schon lange etwas passieren sollen? Oder war mein Tagewerk vollkommen umsonst? Ich laufe in meinem Büro auf und ab, bis mein Blick auf die Holokamera des Doktors fällt. Und plötzlich weiß ich, wie ich die Zeit doch noch halbwegs sinnvoll nutzen kann.

Ich stelle den Selbstauslöser ein und verbinde ihn direkt mit dem Transporter in meinem Büro. Jedesmal, wenn ein Transport im Gange ist, macht die Kamera im Fünf-Sekunden-Abstand zehn Bilder von der transportierten Person. Man muss der Nachwelt schließlich auch einen Spaß gönnen. Außerdem weiß ich aus sicherer Quelle, das es Leute auf diesem Schiff gibt, die für die Bilder, welche ich zu machen hoffe, nicht unerhebliche Preise bezahlen würden.

Ich setze mich wieder auf meinen Stuhl und harre der Dinge, die da kommen mögen.

Plötzlich schimmert ein blauer Transporterstrahl in meinem Büro auf. Ich hebe meinen Blick, um ihn gleich wieder abzuwenden. Ich beiße mir auf die Zunge, sammle mich und blicke einer spärlich bekleideten, mit einem schillernden Biss auf der rechten Wange verunstalteten B’Elanna in die Augen. Sie blickt mich wütend an. Hinter mir höre ich das mechanische Klicken des Selbstauslösers der Kamera.

„Haben Sie am Transporter herumgespielt, Lieutenant?“

Ich hebe erstaunt die Augenbrauen.

„Ich? Niemals. Ich beschränke mich auf meine Experimente. Der Transporter scheint eine Fehlfunktion zu haben. Ich werde im Transporterraum Bescheid sagen.“

„Nein! Nein, lassen Sie, das ist nicht nötig.“

Interessant.

„Sagen Sie mir doch, wo Sie hinwollten, vielleicht hatten die Transporterrelays ihres äh, Ausgangsortes eine Fehlfunktion.“

„Nein, lassen Sie. Ich werde den Rest zu Fuß gehen.“

„In diesem Aufzug?“

„Hmm... okay, probieren Sie es. Aber ich breche Ihnen die Nase, wenn ich im Maschinenraum materialisiere! Mein Quartier.“

Ich kann mir ein breites Grinsen nicht verkneifen, was mir einen Blick einbringt, der einen Targ zur Salzsäule erstarren lassen würde. Ich initiiere den Transport und bin wieder allein.

Keine zwanzig Minuten später flimmert wieder ein Transporterstrahl auf, diesmal ist es Neelix. Er trägt nichts außer einem Leinentuch, welches er waghalsig um seine nicht ganz schmalen Hüften geschlungen hat. Er bietet einen Anblick, der mir wohl einige schlaflose Nächte bereiten wird. Auch wird mir klar, dass der thalaxianische Körperbau weniger mit dem menschlichen gemeinsam hat, als man auf den ersten Blick annimmt. Es werden wohl einige Biologiebücher neu geschrieben werden müssen, bezüglich weiblicher Geschlechtsmerkmale bei männlichen Individuen... Hinter mir höre ich wieder den Auslöser und danach ein ungesundes Zischen.

„Das hier ist aber nicht das Holodeck!“

„Wurden Ihre Holodeckprivilegien nicht gestrichen?“

„Ich war mit Fähnrich Kim verabredet!“

Ich glaube, ich habe es in diesem Moment tatsächlich bereut, den Transporter umgelenkt zu haben. Auf diesem Schiff gehen Dinge vor, die sich selbst unten in der Hölle niemand hätte vorstellen können. Ich spüre, wie mir schwindlig wird und mein Magen beginnt, zu rumoren. Schnell beame ich Neelix auf das Holodeck, bevor ich die Kontrolle über mich verliere.

Dann blicke ich mich zu der Kamera um. Die Bilder von B’Elanna kann ich noch aus dem Speichermodul extrahieren, aber das Bild von Neelix ist nur ein großer, gelber Fleck. Außerdem hat die Linse einen Sprung. Seufzend repliziere ich eine neue und baue sie gerade rechtzeitig in die Kamera ein, als schon mein nächster Gast auftaucht.

Was ist nur los mit den Leuten auf diesem Schiff? Vor mir steht der Captain, in einem pfirsichfarbenen, nicht mehr viel der Phantasie überlassenden Negligé und starrt mich mit ihrem berühmten Todesblick an.

„Lieutenant! Haben Sie am Transporter herumgespielt?“

Wieso werde ich eigentlich immer für alles verantwortlich gemacht, was auf diesem Schiff nicht funktioniert?

„Nein! Es scheint, als hätte der Transporter eine Fehlfunktion. Soll ich im Transporterraum Bescheid sagen?“

„Das wird nicht nötig sein, Lieutenant. Beamen Sie mich einfach auf Deck Drei, Sektion 23.“

„In das Quartier des Commanders?“ frage ich mit gespielter Überraschung.

Zufrieden bemerke ich, wie die Wangen des Captains die Farbe reifer Tomaten annehmen. Hinter mir klickt wieder der Auslöser der Kamera.

„Lieutenant, verspüren Sie Gelüste, den Rest unserer Reise im Arrest zu verbringen?“

Ich schüttle den Kopf, unterdrücke ein Grinsen und gebe die passenden Befehle in meine Konsole ein. Der Captain verschwindet mit einem letzten vernichtenden Blick in meine Richtung und ich habe mein Büro wieder für mich alleine.

Für heute habe ich eindeutig genug gearbeitet. Ich habe keine Lust, noch ein weiteres Mal für irgend welche Fehlfunktionen verantwortlich gemacht zu werden, sondern ich betrachte morgen lieber in aller Ruhe die Ausbeute der Kamera.

=//-\\=

Am nächsten Morgen. Ich beginne damit, die Bilder aus dem Speichermodul zu extrahieren und eine nette Collage daraus zu basteln. Der Captain sitzt gemütlich auf dem Schoß des Commanders und lehnt sich gegen seinen nackten Oberkörper, während B’Elanna in den Armen von Harry liegt und Tom und Seven einander tief in die Augen blicken. Gerade als ich dieses kunstvolle Gebilde an sämtliche privaten Mailboxen gesendet habe, klingt die Stimme des Captains über die Comm.

„An alle, wir werden von den Borg angegriffen. Sichern Sie alle Stationen.“

Von den Borg? Hmm, könnte lustig werden. Ich hatte schon lange einmal wieder Lust auf etwas Abwechslung und es ist immer wieder interessant zu beobachten, was passiert, wenn man ihnen einen Spiegel vor ihren Laserstrahl hält oder Drähte quer durch die Gänge spannt. Schnell begebe ich mich nach draußen und präpariere den Gang vor meinem Büro. Bis zu mir hat es noch keine einzige Drohne geschafft!

Etwa zehn Minuten später sind meine Vorbereitungen beendet. Ich ziehe mich wieder in mein Büro zurück und warte.

Plötzlich höre ich draußen auf dem Gang seltsame Geräusche. Ein Poltern, ein Zischen und der Klang von aufeinandertreffenden Kraftfeldern. Ich stecke vorsichtig meine Nase aus meiner Tür und sehe zu meiner Zufriedenheit mehrere Drohnen auf dem Boden liegen. Zwei wurden durch die Reflexion ihres eigenen Laserstrahls ausgeknockt und die drei anderen sind über die Drähte gestolpert und habe sich wohl die Kybernetik gebrochen.

Während ich sie noch betrachte, beginnt es, in meiner Nase unangenehm zu kribbeln. Ich ziehe meinen Kopf wieder zurück, die Tür schließt sich wieder und das Kribbeln ist weg. Wahrscheinlich haben die Umweltkontrollen auf dem Gang eine Fehlfunktion.

Da aber nicht das ganze Schiff mit meinen Borgfallen ausgestattet ist, kommt es wie es kommen musste. Keine halbe Stunde später befindet sich die gesamte Crew drüben auf dem Kubus in den Assimilationskammern. Ich betrachte meine Kollegen in dem fahlen, grünen Licht und meine Nase kribbelt schon wieder. Vergeblich versuche ich, durch den Mund zu atmen, doch ich muss trotzdem niesen. Ich niese und niese und niese, bis ich von einer der Drohnen auf den Assimilationstisch gelegt werde. Ich spüre, wie die Assimilationsröhrchen in meinen Hals eindringen. Plötzlich wird mein Mund innen rauh und pelzig. Ich habe das Gefühl, als ob ich keine Luft mehr bekäme, und meine Haut beginnt, unerträglich zu jucken. Gleichzeitig brennen und tränen meine Augen und mein Niesanfall will gar nicht mehr aufhören. Sind diese Symptome normal für den Assimilationsvorgang? Ich bezweifle es.

Die Drohne, welche mich assimiliert, betrachtet mich ratlos. Sie scheint auf Anweisungen vom Kollektiv zu warten. Ich kann leise in meinem Kopf hören, dass die Drohne den Vorgang abbrechen soll und ich aufgrund der „Inkompabilität“ entfernt werden soll. Dann werde ich ohnmächtig.

Als ich wieder aufwache, blicke ich direkt in das Gesicht des Doktors.

„Schön, dass Sie wieder wach sind. Ich habe bereits sämtliche Nanosonden aus Ihrem System entfernt, ebenso eine geringe Anzahl Implantate, welche sich bereits gebildet hatten. Wie fühlen Sie sich?“

Ich stöhne. Ich fühle mich, als hätte mir jemand eine kräftige Portion Prügel verabreicht.

„Schrecklich. Was ist denn passiert, drüben auf dem Kubus? Warum bin ich wieder hier?“

Der Doktor muss grinsen.

„Es scheint, als wären Sie allergisch gegen Borgimplantate beziehungsweise gegen die Borg allgemein. Das hat Sie vor der Assimilation bewahrt. Aber nicht nur sie, wie es scheint. Ihre Antikörper der Klasse IgE, welche sich normalerweise an die mit Histamin-Granulat gefüllten Mastzellen binden... Nun, wie auch immer, auf jeden Fall sind alle Crewmitglieder der Voyager wieder zurückgeschickt worden und das Borgschiff ist nun ein Geisterkubus.“

Der Doktor betrachtet mich zufrieden.

„Ich habe die Antikörper aus Ihrem System extrahiert und sie vermehrt. Wir besitzen nun DIE ultimative Anti-Borg-Kanone.“

Ich erhebe mich von dem Bio-Bett und verlasse die Krankenstation. Zu viele gute Nachrichten an einem Tag schlagen mir aufs Gemüt.

Draußen auf dem Gang treffe ich auf Tom Paris.

„Hey Reym! Richten Sie Ihrem Immunsystem viele Grüße aus, dank ihm können wir nun Borg-Ärsche treten und...“

„... und Gedärme entsorgen. Den Film hab ich auch gesehen.“

Endlich habe ich die Ruhe meines Büros erreicht. Seufzend lasse ich mich auf meinem Sessel nieder, als mein Blick auf eine schwärzliche Pergamentrolle fällt, welche mit einem feuerroten Band umwickelt und mit dem Zeichen der drei Flammen versiegelt ist. Post vom Boss.

Ich öffne sie und sofort füllt lieblicher Schwefelgeruch mein Büro. Ich schließe kurz die Augen und atme tief ein. Wie ich diesen Duft vermisst habe, er weckt immer die schönsten Erinnerungen in mir.

Ich beginne zu lesen. Als ich geendet habe, löst sich die Pergamentrolle wie immer in einer gewaltigen Stichflamme auf und ich mache einen Luftsprung vor Freude. Endlich! Ich bin rehabilitiert! Meine Strafversetzung hierher war nur ein Justizirrtum gewesen. Das Verfahren war neu aufgerollt worden und dabei wurde entdeckt, dass der Anwalt der Gegenseite gefälschte Beweise verwendet hatte. Wie wenn ich für den Ausbruch von Dieter Bohlen aus der persönlichen Folterkammer des Bosses verantwortlich gewesen wäre! Nicht einmal ich bin so herzlos zu den Menschen.

Jetzt muss ich nur noch den Captain überzeugen, mich an dem nächsten Klasse-Y-Planeten abzusetzen, an dem wir vorbeikommen, und ich bin endlich wieder frei! Allerdings könnte sich dieses Vorhaben etwas schwierig gestalten, schließlich sind die Schwefeldämpfe einer Klasse-Y-Atmosphäre für einen Menschen giftig.

Ich greife nach meinem getunten PADD und betrachte es gedankenverloren. Bilder aus meiner Vergangenheit ziehen an mir vorbei, Urlaube auf Dämon, endlose Schwefelseen, auf welchen gelbliche Dämpfe wabern, gebadet in stimmungsvollem ultravioletten Licht und schimmernder Röntgenstrahlung. Seufz. Ich könnte jetzt sentimental werden.

Ich betrachte das PADD vor mir und überlege, ob ich es mitnehmen soll. Ich könnte meinem nervigen Cousin Beelzebub ein wenig damit ärgern. Er ist sowieso sehr reizbar, seit er den Platz des ewigen Zweiten bei uns unten einnehmen muss, da er ursprünglich scharf auf den Posten des Bosses war.

Doch Moment. Das Display des PADDs zeigt nicht mehr die Daten meiner Transportermodifikation, sondern einige biochemische Verbindungen, welche mit Schwefel reagieren. Ich scrolle kurz durch den Inhalt des Datenträgers. Dieses Gerät ist ein Geschenk der Hölle! Sofort mache ich mich auf den Weg zur Brücke, um den Captain von meinem letzten Experiment in Kenntnis zu setzen.

Ich verlasse den Turbolift und betrete die Brücke.

„Captain.“

Der Commander fährt mich an.

„Shh, der Captain hört den Verkehrsfunk.“

>> Aufgrund des Ferienbeginns und des damit verbundenen erhöhten Telepathenaufkommens kann es an den Grenzübergängen des Devore-Imperiums zu verlängerter Wartezeit kommen.

In Sektor 465 gab es einen Auffliegunfall. Die Aufräumarbeiten sind bereits im Gange, dennoch etwa 70 Parsecs Stau durch Gaffer.

Sektor 365, zwischen dem Ran-System und Beta Cabrico ist ein melonischer Frachter leck geschlagen. Bitte verstärken Sie Ihre Schilde, schließen Sie die Luftschleusen und versuchen Sie, dieses Gebiet möglichst weiträumig zu umfliegen. Auf den ausgewiesenen Umleitungen, dem Wurmloch U 254 und dem Subraumkorridor U465 haben sich bereits Staus von jeweils 3 Lichtjahren Länge gebildet.
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