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In der Stunde der Not

von Arctic14

Kapitel 1

Hände, überall, an seinen Kleidern, auf seiner Haut, in seinen Haaren. „Nein.“ wimmernd rollte er sich zu einem Ball zusammen, den Kopf in die Ecke der kalten Zelle gedrückt, so weit es ihm die Fesseln erlaubten. Schon wieder eine Hand auf seiner nackten Schulter - er war entblößt. Mit einem tiefen stockenden Atemzug versuchte er sich auf das vorzubereiten was jetzt kommen musste: der Druck eines steifen Geschlechts gegen seine geschundene Haut, den fahrigen Griff wieder eines anderen betrunkenen Soldaten. Er wollte keine Schwäche zeigen, nein, aber trotzdem begann sein ganzer Körper zu zittern und eine Träne bildete sich in seinem Augenwinkel. Er hatte sich noch nicht umgedreht, und er würde es auch nicht von alleine tun. Diese Genugtuung sollten sie nicht auch noch haben, seine Angst, seine Verzweiflung zu sehen.

Aber nichts geschah, bis die Hand etwas fester zugriff – jetzt!- Jim ließ den Kopf ein Stückchen weiter sinken und drückte sich mit all seiner verbliebenen Kraft an die kalte Steinmauer. Alles war besser auf seiner Haut, als die Berührungen all der Männer die ihn benutzt hatten.

Aber dann drang eine Stimme an sein Ohr, die noch einmal zu hören er nicht zu hoffen gewagt hatte. „Captain!“ Diese Stimme war das einzige, dass ihn die ganze Zeit bei Verstand gehalten hatte, aber sie konnte nur eine Einbildung sein, - es war nicht möglich, dass diese Stimme an diesen Ort kam. „Nehm deine schmutzigen Hände von mir!“ zischte er ohne seinen nächsten Misshandler anzusehen und tatsächlich die Hand löste sich augenblicklich, und er merkte wie der Mann hinter ihm einen vorsichtigen Schritt zurück tat. „Verzeihen sie, Captain!“

Der nackte Mann in der Ecke, dessen Aussehen nichts mehr mit dem eines Flaggschiff Captains gemein hatte, zuckte bei dem Titel unwillkürlich zusammen. „Nenn mich nicht so!“ und resignierend flüsterte er „Es gibt nur einen der mich bei diesem Titel nennen darf.“

Ein Luftzug fuhr von irgendwo an der Mauer entlang und verstärkte sein Zittern. Was war seine Würde schon wert, wenn er in wenigen Momenten schon wieder zum Vergnügungsspielzeug des nächsten Barbaren wurde.



„Jim.“ Es war wieder die selbe Stimme, Spocks Stimme, nur weicher und sie sprach sein Namen. „Ich bin es, Spock, sehen sie mich an!“

Zitternd folgte der Captain der Aufforderung den Keim der Hoffnung in ihm erstickend. Es konnte nicht Spock sein, es war nur wieder eines ihrer Spielchen. Doch woher sollten sie wissen, dass es der Erster Offizier war, nach dem er sich am meisten sehnte? - egal! Und dann sah er auf und konnte immer noch nicht glauben, was seine Augen ihm sagten. Noch nie hatte er etwas schöneres gesehen, als jetzt das verschmutzte Gesicht seines Ersten Offiziers, mit Haaren, die aus ihrer gewohnten Ordnung geraten waren, und einem sorgenvollen Blick in den tiefen Augen.

„Spock!“ der Name kam ihm nur kratzend über die Lippen, doch er enthielt alle Verzweiflung, die Jim jetzt nicht mehr zu verstecken brauchte.

„Ja Captain.“ Der Erster Offizier näherte sich ihm wieder und Jim konnte nur starrend seine Bewegungen verfolgen, bevor sein Freund innehielt ohne ihn zu berühren. „Darf ich?“ Spocks Ton war ernst, seine Augen nur auf das Gesicht des Captains gerichtet, und Jim war froh, dass sie nicht über seinen geschundenen Körper wanderten. Schwach zu nicken war alles was er noch vermochte und dann zerschnitt Spock die Fesseln hinter seinem Rücken und an seinem Hals und als ihn das Seil nicht mehr hielt sackte Jim haltlos in sich zusammen.

Kurz vor dem Boden jedoch fingen ihn die starken Hände seines Erster Offizier auf. „Captain, wir sollten diesen Ort verlassen.“ sagte dieser sanft, den etwas kleineren Mann halt gebend an sich drückend, aber in Jims Ohren verschwamm die Stimme zu unzusammenhängenden Lauten, alles, was er noch wusste, war, dass das Spocks Stimme war, und dass er in diesen Armen in Sicherheit war und so schlang er seine Eingene um den Hals seines Erster Offiziers, vergrub sein Gesicht in dessen warmer Schulter.

Tief atmete er den Geruch seines Freundes ein. Er hatte schon immer bewundert, wie der Vulkanier den Geruch seiner Heimat, von Wüste und Wärme mit sich trug.

Spock versteifte sich kurz. Die Nähe des Captains war ungewohnt und er musste seine telepathischen Schilde stärken um nicht die Privatsphäre des anderen Mannes - gerade in solch einer Situation - zu verletzen, doch Jim war über die Jahre sein Freund geworden, mehr als ein Freund vielleicht, auf jeden Fall aber ein Freund der ihn braucht, und die Nähe war nicht unangenehm.

Ohne Jim loszulassen, löste er seinen Mantel von den Schultern und legte ihn dem Mann um, der sich fest an ihn geklammert hatte. Der Captain war in einem Schockzustand, doch Spock würde ihn schon hier herausschaffen, und wenn es das letzte war, das er tat. Seinen impulsiven Gedanken für spätere Meditation zurückdrängend, drehte er sich in der zangenartigen Umarmung, sodass der Captain jetzt an seinen Rücken gepresst stand. Dann holte er Luft und hob ihn auf seinen Rücken. Den Mantel, mit dem er den Captain bedeckt hatte, band er um seinen Bauch um den nicht gerade leichten Mann auf seinem Rücken ein wenig zu befestigen, und Jim krallte sich immer noch noch wie ein Ertrinkender an ihn.

Der Captain hatte seinen Kopf jetzt auf Spocks linkte Schulter gelegt und drückte das Gesicht gegen den Hals des Erster Offiziers. Sein Atem wurde langsam ruhiger während Spock seinen mühsamen Weg durch die Barackensiedlung suchte, immer im Schatten der Dunkelheit an die Mauern gepresst.

Zu der Zeit, als Spock die letzte Hütte hinter sich ließ und leisen Schrittes im Wald untertauchte, war der Captain auf seinem Rücken einfach eingeschlafen. Im Schutze der Dunkelheit zeigte sich ein kleines Lächeln auf den Lippen des Erster Offiziers. Das Schlimmste war überstanden.



***



In seiner improvisierten Höhle angekommen, ließ er sich vorsichtig auf die Knie sinken. Die Glut des Feuers der vergangenen Nacht strahlte noch Wärme. Um mehr würde er sich später kümmern. Vorsichtig löste er den festen Griff des Captains um seinen Hals und bettete den anderen Mann auf dem rohen Stein und unter all der Kleidung, die er entbehren konnte.

Der Zustand des Captains war nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, auch wenn die eigentlichen Verletzungen nicht lebensbedrohlich waren. Während er die Zeit kalkulierte, die der Ionensturm sie noch auf diesen Planeten bannen würde, ging er im Geist die Verletzungen durch, die er an Jim gesehen hatte. 23 kleinere Schnitte an Oberkörper, Armen und Beinen, eine sich bereits blau färbende Schwellung über dem linken Auge und eine auf der rechten Wange, Striemen wie vom Einwirken einer primitiven Peitsche, und schließlich... Spock ballte die Hände zu Fäusten und versuchte seine Vulkanische Objektivität zu wahren. Er würde drüber Meditieren müssen, seine Kontrolle ließ nach, doch der Captain hatte Priorität.

So erhob er sich, seine Muskeln schmerzten nur ein wenig, dank seiner Physiologie, und er verdrängte sein eigenes Unwohlsein. Er musste ein Feuer machen, Wasser abkochen und die Wunden des Captains säubern.

Viele Schritte kam er aber nicht bevor ihn ein Stöhnen und dann ein verzweifelter Ruf „Spock!“ wieder an das Bett des Captains stürzen ließen. „Spock?“ „Ja Captain, Jim, ich bin hier.“ Ohne darüber nachzudenken hatte er die Hand seines Freundes genommen um ihm mit Kontakt zu versichern, dass er nicht mehr alleine war. Jims turbulente Gefühle strömten wie ein Hagelschauer auf ihn ein, doch er entzog sich ihnen nicht. Konzentriert unterdrückte er seine eigenen Bedenken und sendete Ruhe und Sicherheit durch ihren Kontakt. Er drückte die Hand in seiner fester und Jim erwiderte die Geste.

Aus halboffenen Augen sah er seinen Erster Offizier eine Weile an, bevor er sie müde schloss. „Ich dachte sie wären nur ein Traum gewesen. Für eine kurze Zeit dachte ich, ich wäre wieder...“ seine Stimme erstarb und Spock drückte seine Hand beruhigend. „Nein, Jim, sie sind in Sicherheit. Ich werde nicht weit gehen, aber das Feuer muss angezündet werden und ich muss ihre Wunden säubern.“

Der Captain versteifte sich deutlich bei den letzten Worte doch trotzdem ließ er mit gesenkten Augen langsam Spocks Hand los. „Ja, Tut mir leid, ich wollte nicht... ich...“ er kam nicht weiter, aber Spock wusste auch so was der Captain ausdrücken wollte. „Es ist in Ordnung, Captain.“ Antwortete er wahrheitsgemäß, denn tatsächlich war ihm die Nähe zum Captain komischerweise nicht unangenehm.

„Wollen sie etwas trinken.“ Erst jetzt merkte Jim, dass ihm die Zunge am Gaumen klebte und er nickte ohne die Augen zu öffnen.

Spock brachte ein Gefäß, half ihm sich aufzusetzen und Jim trank dankbar bevor er sich wieder hinlegte. Jetzt konnte der Erster Offizier sich dem Feuer widmen. Glücklicherweise hatte er am vergangenen Tag einen Vorrat von trockenem Holz angelegt, dass er kurzerhand mit einem etwas modifizierten Phaserstrahl entzündete.

Er war keine Minute am Werk, bevor Jim nachdem er kurz eingenickt war wieder mit schreckensweiten Augen auffuhr. „Nein!“ schrie er und es dauerte einen Moment, bevor seine Augen seine Umgebung fixierte, den besorgten Erster Offizier, der vor ihm kniete und er sich mit einem tiefen Atemzug zurück auf den harten Boden fallen ließ. Bald hatte sich sein Herz wieder beruhigt, und er schloss die Augen, eigentlich aber war Schlafen gar nicht das was er wollte. Wenn er schlief, warteten nur die Bilder seiner Gedanken auf ihn, wenn er wach war, war er jedoch bei Spock.

„Könnten sie …“ begann er zögernd und brach dann ab. „Egal was es ist, Captain, ich werde mein bestes geben.“ versicherte der Erster Offizier. „Könnten sie mir etwas erzählen, während sie Feuer machen und so?“ beschämt von seiner eigenen Schwäche traute er sich gar nicht aufzusehen. „Ihnen etwas erzählen? …“ Spock fragte sich sicher was das nützen sollte. „Natürlich kann ich das tun.“ „Es ist nur so...“ setzte Jim zu einer unlogischen, menschlichen Erklärung an: „wenn ich ihre Stimme höre, weiß ich dass ich in... weiß ich dass ich wirklich hier bin.“ verständnisvoll nickte Spock und das gab Jim Mut für die nächste Bitte. „Erzählen sie mir etwas über ihren Planeten!“

Schmunzelnd, der Captain konnte es ja mit geschlossenen Augen nicht sehen machte sich Spock an die Arbeit und erzählte dabei über Flora und Fauna, Selaths, die Jäger der Wüste, die alten Kulturen der Vulkanier vor der Zeit Suraks, den Rosengarten seiner Mutter und die Strenge seines Vaters... Schon nach wenigen Minuten hatte seine tiefe Stimme Jim in einen Zustand zwischen Wachsein und Schlaf gelullt, aber der Erster Offizier erzählte immer weiter. Er redete, während er neben dem Captain an der Steinwand lehnte um etwas Ruhe zu finden, wenn Meditation ausgeschlossen war und um zu warten, bis das Wasser, das er mit dem Phaser aufgekocht hatte auf eine angenehme Temperatur abgekühlt war.

Und dann war es soweit, er musste sich um die Wunden kümmern. Vorsichtig rüttelte er Jim an der Schulter, der dieses Mal nicht so stark aufschreckte, doch aber alarmbereit mit immer noch müder Stimme fragte: „Was ist los.“ „Ich muss ihre Wunden säubern, Captain.“ sagte Spock und erlaubte sich nicht seinen Blick von den jetzt doch etwas unsicher gewordenen Augen des Captains zu nehmen. Nicht zum ersten Mal wünschte er sich die Anwesenheit von Doktor McCoy. Auch wenn er dies natürlich nie offen ausgesprochen hätte war Pille, wie Jim ihn immer nannte, ein besserer Arzt als er. „Ich weiß!“ Jim entblößte entschlossen seinen Oberkörper - Es war ein Platz so gut wie jeder andere um anzufangen, einer der gut war um sich an die notwendige Berührung zu gewöhnen. Er folgte jeder Bewegung von Spocks Händen mit seinen Augen.

Es waren nur zwei oberflächliche Schnitte, die sich über seine Brust zogen, aber die Ränder waren gerötet, vom Dreck, der in ihnen klebte. Mit ausdrucksloser Mine, für die Jim sehr dankbar war, machte sich Spock ans Werk. „Drehen sie sich bitte auf den Rücken!“ sagte der Vulkanier letztendlich und half dem Captain, dessen ganzer Körper bei jeder Bewegung schmerzte, jetzt, da er nicht mehr so sehr unter Schock stand.

Hier sah das ganze schon schlimmer aus und Spock presste die Lippen aufeinander vor Wut. Hätte er Zeit, müsste er sich nicht um den Captain kümmern, würden die Verantwortlichen dafür büßen, was sie getan hatten. Seine eigenen Gedanken erschreckten ihn nicht mehr. Kaiidth, manchmal konnte er das Blut seiner Ahnen nicht ganz unter Kontrolle halten.

Er begann an den Schultern, und arbeitete sich nach unten vor über die Haut, die von Striemen einer Peitsche, kleinen Stichen und Schnitten übersät war. Es brauchte keinen Fachmann um zu sehen, dass wer auch immer das getan hatte, den Schmerz nicht zugefügt hatte um zu töten, sondern nur um sich am Leiden zu laben.

Spock atmete tief durch und konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe. Als er sich dem Lendenbereich des Captains näherte, begannen dessen Hände wieder zu zittern, und obwohl Jim sie um es zu verstecken zu Fäusten ballte, wusste Spock natürlich was es bedeutete.

Bevor er seinen Freund weiter abdeckte hielt er inne. „Captain, ich wäre soweit fertig mit dem Rücken. Ich würde unten weiter machen, doch wenn es ihnen lieber ist, können sie die privaten Teile ihrer Anatomie selbst übernehmen, und ich kümmere mich solange um das Feuer.“ Jim hatte sein Gesicht abgewandt. Kurz schloss er die Augen und ließ zwei stillen Tränen ihren Lauf. Er hatte Spock nicht verdient und das war nicht das erste Mal, dass er so dachte. Aber er war auch realistisch. Selbst konnte er die Teile von sich nicht richtig sehen, die jetzt ihrer Aufmerksamkeit bedurften, geschweige denn sie in seinem Zustand versorgen, und auch wenn die Vorstellung dort berührt zu werden Übelkeit in ihm Aufsteigen ließ, so war es doch nur Spock. Es musste immer daran denken, es war nur Spock, nur Spocks Hände und so schüttelte er den Kopf. „Ich glaube nicht, dass ich das kann, tuen sie es, aber...“ als nichts weiter kam und Jim sich die nächsten Worte verbiss, nickte Spock. „Ja, Captain.“

Er begann wieder über Belangloses zu reden und Jim schloss dankbar die Augen. Er konzentrierte sich nur auf diese Stimme, vielleicht konnte er so den Rest ausschalten, aber dem war nicht so. schon als Spock den Mantel wegzog und er den kühlen Windzug an seiner geschundenen Haut spürte wäre er am liebsten davongerannt, aber mit verkrampften Fäusten und zusammengepressten Beinen blieb er liegen. Er wusste, er musste sie öffnen um Spock Zugang zu gewähren, wusste das ihm hier keine Gefahr drohte, aber er konnte nicht. Es war die selbe Position in der ihn die Soldaten immer und immer wieder genommen hatten. Er hatte sein Gesicht auf den Kalten Stein gedrückt, sie mussten am Anfang zu zweit seine Beine auseinander drücken um ihn zu bändigen, einer hatte dann seine Hüfte angehoben und in seiner Lust ohne Vorbereitung in seinen Körper gestoßen. Am Anfang hatte er es ohne jeden Laut ertragen, doch irgendwann war seine Beherrschung gebrochen, er hatte den Tränen und dem Stöhnen vor Schmerzen freien Lauf gelassen, aber es hatte die Situation auch nicht verbessert.

Jetzt lag er hier und er konnte nicht anders, als an das Stechen in seinem Inneren, an die geschwitzten Körper in und auf seinem zu denken und ein gebrochenes „Warte!“ entrang sich seiner Kehle. Der Erster Offizier hielt sofort inne und vermied es seinen Freund zu berühren, während er geduldig wartete.

„Ich kann es nicht so rum.“ murmelte Jim schwach, den Blick des anderen Mannes vermeidend, während er sich vorsichtig auf dem Rücken drehte. Einen Moment atmete er tief durch und mit seinem Mantra – Es ist Spock, nur Spock! - in Gedanken, winkelte er schließlich die Beine an und spreizte sie. Er konnte nicht zu sehen, wollte nicht sehen, wie sein Erster Offizier reagierte, so drehte er den Kopf zum Feuer und presste die Augen zusammen. Seine Hände verkrampften sich noch stärker, falls das möglich war, doch er ließ alles geschehen, wusste das es nötig war.

Spock war froh, dass Jim sich abgewendet hatte, denn sonst wäre ihm sicher der besorgte Ausdruck, und die Wut nicht entgangen, die abwechselnd über die sonst so ausdruckslose Mine des Vulkaniers wanderten. Erst jetzt wurde ihm das volle Ausmaß der Misshandlung bewusst. Jims ganzer privater Bereich war verkrustet, mit Blut und anderen Flüssigkeiten, an die Spock gar nicht denken wollte. Nicht hatten sie ihn nur als Hülle ihrer kranken Lust genutzt, sondern auch empfindlichere Teile seiner Anatomie verletzt. Während sein menschlicher Part emotional reagierte, katalogisierte der Vulkanier in ihm jeden Schnitt, jeden Blauen Fleck, jede Stelle wo die Haut durchbrochen war, und Spock wusste, dass das nicht alles war. Solche Wunden vergingen, aber die in Jims Psyche würden schwerer zu heilen sein. Vorsichtig, gab er seinem Captain Gelegenheit sich erst wieder an seine Berührung zu gewöhnen indem er mit nicht so empfindlichen Bereichen begann. Bis er am Schluss klinisch und schnell Jims Anus untersuchte und Penis und Skrotum wusch.



Getroffen quetschte Spock zum letzten Mal seinen blaues Wissenschaftsoffiziershemd aus, dass er als Waschlappen benutzt hatte. Er hatte schon viele Verletzungen gesehen, aber das war etwas anderes und es betraf seinen Freund, Jim, einen Mann für den er alles geben würde, und der ihm trotz allem noch so viel Vertrauen entgegenbrachte. Mit leichtem Druck bedeutete er ihm, dass er die Beine wieder schließen konnte, und deckte ihn wieder mit dem Mantel zu. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sich das Zittern gelegt hatte und Jim ihn aus halbgeschlossenen Augen beobachtete. Er schulte sein Gesicht und nickte ihm einmal zu, bevor er das rotgefärbte Wasser nach draußen brachte.

Mit einem Gefäß zum Trinken kehrte er an Jims Lager zurück. Der nahm das Wasser schweigend entgegen und rollte sich dann mit einem „Danke für alles, Spock!“ unter dem Mantel zusammen. Der Erster Offizier wollte ihn daran erinnern, wie unlogisch dieser Dank doch war, aber er hielt die Worte zurück. Heute war kein Tag für so etwas. Er schürte das Feuer noch einmal und legte sich dann nahe an die Flammen vor den Eingang der Höhle. Wenn man sie hier wirklich finden würde, müssten sie erst an ihm vorbei um zum Captain zu kommen.

Spock wagte nicht zu schlafen, sondern driftete in Meditation ab. Einen kleinen Teil seiner Aufmerksamkeit stellte er darauf ein die Umgebung wahrzunehmen, bevor er sich in die Tiefe seines Bewusstseins sinken ließ. Ruhe überkam ihn und die Ordnung seiner Gedanken stellte einen Teil der Kontrolle wieder her, die er in den letzten Tagen verloren hatte.

Er hatte gerade das dritte Level erreicht, als ihn ein wütender, aber auch angstvoller Schrei „Lasst mich allein!“ begleitet von einem Schluchzen in die Wirklichkeit zurück riss.

Noch im selben Atemzug in dem er wahrnahm, dass es Jim war, von dem die Laute stammten, war er aufgesprungen und an das Lager des Captains geeilt. Mit geschlossenen Augen schlug der um sich. Er schien die Qualen des Traumes abwehren zu wollen.

„Captain!“ Spock packte die wütenden Arme, doch dass machte es nur schlimmer. Jim riss die Augen auf, doch sah seine Umgebung nicht. Er bäumte sich auf, entwickelte in seiner Verzweiflung eine Kraft, die den Erster Offizier aus dem Gleichgewicht brachte und stürzte sich dann auf seinen überrumpelten Freund, nur war es nicht Spock, den er sah, sondern den Häuptling, den ersten der ihm seine Würde genommen hatte. „Dafür zahlst du!“ zischte er. Und landete einen Schlag in den Magen, einen zweiten an den Kiefer des Erster Offiziers, bevor der ein zweites Mal die Arme des Mannes fixieren konnte, der schwer atmend über ihm kniete.

„Captain!“ sein Kiefer pulsierte, aber er wiederholte es mit ruhigerer Stimme. „Jim! Ich bin es, Spock!“ Die Augen des Captains zucken kurz hin und her und jetzt erst schienen sie richtig zu sehen was vor ihnen lag und der Blick eines bedrängten Raubtiers verschwand aus ihnen.

„Jim, sehen sie mich an!“ wiederholte Spock und gab langsam die Arme seines Freundes frei. Allerdings machte er keinen Versuch aufzustehen. Jede Bewegung könnte der Captain nur als Bedrohung wahrnehmen, doch der Traum war endlich aus Jims Gedanken verschwunden und alles was er sah, war der langsame grüne Schimmer, der sich von seinem Schlag auf der Wange seines Ersten Offiziers ausbreitete.

Schuldgefühle lösten ihn schließlich aus seiner Starre und mit gesenktem Kopf rollte er sich von Spock hinunter auf seinen Schlafplatz, wo er das Gesicht in den Armen vergrub und sich sein rascher Atem nur langsam beruhigte. „Es tut mir leid, das mit ihrem Gesicht.“ stammelte er. „Ich dachte sie wären...“ Er konnte ein Schluchzen unterdrücken, doch den Satz zu beenden vermochte er nicht.

Spock erhob sich und kniete sich neben ihm. „Es ist nichts passiert.“ Er legte ihm eine Hand auf die Schulter, nicht vertraut damit einem Menschen Trost zu spenden, aber Jim zuckte bei der Bewegung nicht mehr zusammen, was schon alleine ein gutes Zeichen war. Sie schwiegen ein wenig, bevor der verletzte Mann wieder sprach. „Es tut mir leid, dass sie das alles mit mir durchmachen müssen, Mr Spock. Ich weiß sie...“ „Nein Captain!“ Spock unterbrach ihn vielleicht etwas heftig, doch es hatte die gewünschte Wirkung. „Wenige hätten durchgestanden, was sie erlebt haben und ich beharre auf der Logik meiner Entscheidung auf den Planeten zu beamen, wenn ich dem Captain damit helfen kann.“ Die tiefe Stimme war wie Balsam für das gebrochene Innere des Captains.

„Mir helfen?“ er schüttelte den Kopf. „Ohne sie wäre ich da nie raus gekommen ich verdanke ihnen mein Leben!“ „Es ist meine Aufgabe als erster Offizier für das Wohlergehen des Captains zu sorgen!“ erwiderte Spock fest, obwohl er wusste, dass das nicht die ganze Wahrheit war. „Und ist das alles? Tuen sie das alles nur, weil es ihre Pflicht ist?“ Der Captain war still geworden, er hätte vielleicht nicht fragen sollen, und dennoch hatte er schon oft von seiner impulsiven Art und seiner Intuition profitiert. Er konnte deutlich sehen, wie Spock eine Antwort formulierte, doch dann wurde dem Vulkanier klar, dass sein Captain trotz der Ideale seines eigenen Volkes, eine ehrliche Antwort verdiente. Auch wenn es gegen seine Prinzipien ging, hatte er Freundschaft zugelassen, hatte erlaubt, dass sich Gefühle in seine Profession einmischten. „Nein das ist nicht alles Captain.“ Er senkte seine Stimme, doch es musste gesagt werden, schon um Jims Willen. „Ich bin auch vor allem ihr Freund, und werde es immer sein.“ Plötzlich war es sehr still in der Höhle, bis Jim Spocks Hand auf seiner Schulter mit der eigenen bedeckte. „Das Selbe gilt auch für mich.“ Er drehte sich um und seine Augen begegneten ohne die Angst, die vorhin noch in ihnen gesessen hatte, denen seines Freundes. „Bleib hier!“ Normalerweise hätte der Erster Offizier jetzt geantwortet, dass er nicht vorhatte die Höhle zu verlassen, doch er verstand auch ohne weitere Erklärungen. „Wie sie wollen.“ Er lehnte sich neben Jim an die Wand und beobachtete erleichtert, wie der Captain trotz allem versuchte wieder einzuschlafen.

Auch Spock schloss die Augen, doch nach einigen Minuten hörte er ein Schimpfendes Murmeln, „Verdammt!“, und ehe er es sich versah, kniete Jim wieder vor ihm. „Kann ich..“ begann der Captain mit einer werkwürdigen Geste, wusste aber dann anscheinend nicht wie er weitermachen sollte. „Was immer sie brauchen.“ versprach Spock, selbst nicht wissend, was der Captain gerade am meisten wollte. Aber dieses Zugeständnis war genug, dass Jim sich kurzerhand mit den Schultern auf seinen Schoß legte, den Kopf in seinem Bauch vergrub und die Arme um seinen Körper schlang. Spocks Vulkanisches Abstandsbedürfnis war davon so überrumpelt, dass er sofort seinen Körper anspannte und die telepathischen Schilde schloss. Seine Muskeln verhärteten sich reflexartig und Jim spürte sie sich deutlich unter seinem Gesicht anspannen - aber er konnte nicht loslassen, wie sehr er auch die Privatsphäre seines Erster Offiziers respektieren wollte, nicht nach all dem. „ Bitte Spock!“ seine Stimme war gedämpft, doch trotzdem sprach Verzweiflung und gleichzeitig Hoffnung aus ihr. „Nur heute Nacht.“ Und mit einem Stückchen mehr Frieden in sich merkte er, wie Spock sich entspannte und sich eine Hand auf seinen Rücken legte.

Der Halbvulkanier kannte das menschliche Bedürfnis nach Nähe gut von seiner Mutter und für das Wohlbefinden des Captains war er zu vielem bereit. Dass er selbst, Halb-Mensch, die Nähe genoss, tat er als unlogisch ab.

„Gute Nacht, Captain!“ Jim lächelte in den Stoff hinein und drückte den Mann unter sich, der ihm so viel Sicherheit schenken konnte, alleine mit seiner Anwesenheit. „Gute Nacht, Spock.“ Vielleicht werde ich ihn nie mehr loslassen können, jetzt wo ich einmal gefühlt habe, wie es sein könnte. Mit diesem Gedanken driftete er in den Schlaf ab, den Schutzspendenden Körper seines Freundes unter sich und dem Geruch der Heimat seines Herzens in der Nase.





Spock verbrachte den Rest der ganzen Nacht in leichter Meditation. Er wagte sich nicht in tiefere Level hinab zu steigen, denn auch wenn diese Höhle unzugänglich und an einer Position lag, zu der niemand logischerweise flüchten würde, waren sie doch noch lange nicht in Sicherheit.

Acht mal spürte er Jim auf seinem Schoß unruhig werden, und jedes Mal wickelte er den Fluss von Angst, Erniedrigung, Hass, Machtlosigkeit durch die leichteste Berührung seiner Schläfen mit Sicherheit und Akzeptanz ein bis der Captain, nein hier war er nur Jim, seinen Griff festigte und sich beruhigt in sein hartes Kissen kuschelte, das der Bauch seines ersten Offiziers war.



***



Jim erwachte, als die Dämmerung bereits die Höhle erhellte und als er merkte, warum er nackt unter einer Decke lag, und trotzdem schwitzte, lächelte er zufrieden. Was gestern war, war gestern, der Moment war es, der zählte, und er würde diesen Auskosten bis zum letzten Rest.

Spock hätte sicher die Wahrscheinlichkeit zitieren können, mit der der Captain noch einmal auf seinem Schoß schlafen würde, doch auch ohne die vulkanischen Gedächtnis-Fähigkeiten, wusste Jim, dass die Chancen nicht gut für ihn standen.

Ohne sich zu bewegen schielte er zu Spock hoch, der in Meditation, den Kopf an die Wand zurückgelehnt, ein Bild der stoischen Ruhe darstellte. Der dämmrige Morgenschein, der sich an seinen prägnanten Gesichtszügen brach, verstärkte den Grünschimmer seiner Haut und ließ ihn fremdartiger aussehen als er war. Jim lächelte und schloss die Augen. Tief atmete er ein. Spock!



Aber sein Erste Offizier war wohl Aufmerksamer gewesen, als er angenommen hatte. „Guten morgen, Captain.“ Die Stimme klang dumpf durch den Bauch und Jim überlegte, ob er sich von seinem Platz schnell lösen sollte, doch er war schon weit darüber hinaus abzustreiten, wie sehr er Spock brauchte und so blieb er einfach liegen. „Guten Morgen, Spock. Ich dachte nicht dass sie schon wach sind.“ „Unlogisch, da ich sonst nicht mit ihnen sprechen würde.“ kam die fast schon erwartet Antwort und Jim hatte wenigstens ein bisschen das Gefühl die Normalität sei wieder eingekehrt.

„Wie ist der Status des Schiffes?“ und ein Hauch seines Befehlstons kam zurück und wäre Spock mehr Mensch gewesen, so hätte er Erleichterung gefühlt. Der Captain war stärker wie dieses eine Erlebnis. „Ein Ionensturm, der kurz nach ihrem Verschwinden aus einer unerwarteten Sonneneruption aufgetreten ist, hat die Kommunikation zum Schiff unterbrochen. Vor 56 Stunden hatte ich zuletzt unvollständigen Kontakt zu Mr. Scott, doch wir nehmen an, dass der interferierende Effekt in 6,73 Stunden weit genug abgeklungen ist um eine Kommunikationsverbindung aufzubauen und den Rücktransport durchzuführen.“

Jim nickte. „Was ist mit dem Rest des Planetenteams?“ Leutnant Uhura und zwei Sicherheitsbeamte hatten sich mit ihm auf die Oberfläche gebeamt, denn eigentlich sollte es eine friedliche Verhandlung mit dem Häuptling geben.

„Wir haben sie zurück gebeamt bevor der Sturm ausbrach.“ „Und sie, Mr Spock,“ meinte der Captain in einem Ton, der deutlich machte dass er seinen Freund nur aufziehen wollte. „wie kommt es, dass sie mir Gesellschaft leisten?“ Schnell fügte er noch hinzu: „Nicht dass ich nicht dankbar wäre, aber gibt es nicht eine Verordnung, die besagt, dass einer der beiden ranghöchsten Offiziere stets auf dem Schiff bleiben muss?“ „Ja, Verordnung 97B beschreibt ihre genannte Situation, doch gleichzeitig macht es Verordnung 7A deutlich, dass das Wohlergehen des Captains unter die Pflichten des Ersten Offiziers fällt!“ „Spock,“ der Captain lachte, was er aber wegen der Schmerzen in seinem mit Tritten traktierten Bauch schnell wieder aufgab. „Sie haben aber auch für alles eine Erklärung.“ „Mein Bestreben logisch zu handeln macht diese Tatsache zu einem einfachen aber auch überflüssigem Unterfangen.“

„Oh Spock!“ Der Captain sah mit Feuer in den Augen auf. „Und das?“ Er sah an sich herunter wie er fast ganz auf Spocks Schoß lag, die Beine angewinkelt unter den Körper gezogen. „Ist das auch logisch?“ Spock wartete einen Moment, bevor er eine Augenbraue hochzog und „Natürlich!“ sagte, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. „Natürlich!“ spottete Jim. „Vulkanier erträgt das Kuscheln eines Raumflottencaptains aus logischen Gründen!“ An der Art, die sich Spock unter ihm versteifte, merkte er, dass er wohl ein wenig zu weit gegangen war, bevor er Spocks emotionslose Worte hörte. „Wenn sie der Meinung sind ich hätte mich fälschlich verhalten, werde ich die Konsequenzen tragen.“

Was wollte er von Spock? Ein Liebesgeständnis? Nein das konnte er wirklich nicht erwarten. Er seufzte und meinte versöhnlich. „Nein Spock, nein. Sehen sie meine Worte als Entschuldigung dafür, dass ich ihre Privatsphäre durchbrochen und ihnen meine Emotionen aufgezwungen habe.“ „Eine Entschuldigung? Doch ich muss gestehen, dass mich ihre Nähe nicht so sehr belastet, wie die von anderen Individuen.“ Wärme sammelte sich in Jims Brust und er wagte sich noch einen Schritt weiter. „Wollen sie damit sagen ich kann noch eine Weile liegen bleiben.“ Spock atmete hörbar ein, doch Jim merkte, wie er keine Anstalten machte sich zu bewegen. „Wenn es das ist was sie brauchen, dann können sie meine Worte sicher so interpretieren!“

Der Captain kicherte - „Ein einfaches ja hätte genügt!“ - und rückte sich in eine gemütlichere Position.

„Wo sind wir?“ fragte er den Mantel fester um sich ziehend damit die Morgenkälte nicht hineinkam. „5,312 Meilen südsüdwestlich des Dorfes in einer unzugänglichen Hügelkette, 398 Meter über dem Meeresspiegel.“ Kam die Antwort wie aus dem Lehrbuch und Jim fühlte sich auf die Brücke der Enterprise versetzt. Er würde Spock über irgendeinen neu untersuchten Planeten fragen und aus dem Stehgreif mehr Informationen erhalten, als wahrscheinlich in der gesamten Datenbank der Föderation gespeichert war.

Er nickte noch bevor ihn die Müdigkeit wieder überkam. Was hatte Spock gesagt? 6.73 Stunden? und mit einem Lächeln übergab er sich dem Schlaf.



Als Jim wieder erwachte, war es von einem weiteren Traum und er rammte Spock eine Faust in den Magen, bevor sein Erster Offizier ihn in die Wirklichkeit zurückholte.

„Captain!“ Ein Wort genügte dieses Mal und Jim rollte sich von seinem warmen Kissen hinunter, um sich zu sammeln. „Es tut mir leid.“ Und sein Blick sagte den Rest.

Spock senkte annehmend den Kopf. „Ich kann zwar nicht ermessen, was sie erlebt haben, aber es war sicher Grund genug für unruhige Träume.“

Die verständnisvollen Worte stachen in Jims Herz und er musste sich wegdrehen um seine Tränen zu verbergen. Warum berührte ihn Spocks Fürsorge mehr, als alles andere? Er war ein hoffnungsloser Fall, seitdem er das erste Mal seinen Wissenschaftsoffizier im Transporterraum gesehen hatte, doch noch mehr, seit sie sich besser kennengelernt hatten, über Schachspielen und Missionsberichten und Jim begonnen hatte, in langweiligen Stunden auf der Brücke, beim Workout im Fitnessraum oder in frühen Morgenstunden von dem loyalen, exotischen Mann, an seiner Seite zu träumen, dessen Intelligenz, er bewunderte, dessen autoritäre Aura und für ihn vorbehaltene menschliche Wärme er liebte und dessen Augenbrauen und Spitze Ohren ihn in den Wahnsinn treiben konnten.

Er fuhr sich übers Gesicht und fasste sich. Es war Zeit wieder Captain der Enterprise zu werden und so setzte er sich, eine Grimasse vor Schmerzen unterdrückend auf. Spock hatte sich in der Zwischenzeit keinen Zentimeter von seinem Platz an der Wand bewegt, als wollte er den Captain nicht verscheuchen, doch Jim musste in Gedanken über sich selbst lachen. Das war vielleicht was er wollte das Spock fühlte. Er verbannte den Gedanken und fragte stattdessen mit einem abschätzenden Blick auf die erloschenen Flammen hin: „Wie lange haben wir noch?“

„Ungefähr 22,4 Minuten!“ Antwortete Spock „Ungefähr???“ Diesmal war es Jim, der in einer scherzhaften Nachahmung seines Offiziers die Augenbraue hochzog, doch seine Stimmung war nicht so locker, wie sie hatte herüberkommen sollen und Spock beobachtete besorgt, die Kälteschauer, die ihm jetzt über den Rücken liefen. „Sie frieren.“ Ohne lange zu fackeln zog er sich sein Thermoshirt vom Körper und ließ Jim keine andere Wahl, als es anzunehmen. Als dieser protestierte, „Du bist gewöhnt an Vulkanische Temperaturen, du brauchst es dringender, als ich.“ konterte Spock: „Nein, Captain, Ich werde einfach die Wärmeproduktion meines Körpers für die verbleibende Zeit erhöhen.“

Mit diesen Worten erhob er sich in einer fließenden Bewegung und entzündete das restliche Holz mit seinem Phaser. Jim seufzte leise, als er sich mit vorsichtigen Bewegungen das Shirt über den Körper zog und näher an die Flammen heranrückte. Nichts war so Beruhigend, wie in Spocks Schoß zu schlafen, doch seinen Körpergeruch durch das Shirt einzuatmen genügte auch schon ein wenig um seine Ängste zu bändigen.

„Captain?“ Der Gerufene sah nur auf. „Ich werde kurz die Umgebung überprüfen.“ Obwohl es Jim bei der Vorstellung, dass Spock ihn hier alleine ließ, den Magen zusammen krampfte, nickte er, und sah tief durchatmend dem Rücken nach der durch den schmalen Ausgang verschwand. „Komm bitte wieder!“ murmelte er und hatte dabei das Hörvermögen der Vulkanier vergessen. „Sicherlich!“ antwortete Spock und trat mit einem kurzen Blick über die Schulter ins Freie.



Den Höhleneingang immer im Blick haltend, stieg der Vulkanier ein Stück den Hang hinauf. Er scannte die Umgebung nach Lebensformen und empfing alle möglichen Signale, doch glücklicherweise keine von der menschlichen Rasse, vor denen sie auf der Flucht waren.



Jim unterdessen, drehte sich rastlos von einer Seite auf die andere. Er wollte es sich selbst nicht eingestehen, aber Spocks Abwesenheit machte ihn unruhig. Nur um etwas zu tun zu haben, nahm er das Funkgerät und probierte die Frequenzen des Schiffes durch. „Kirk an Enterprise, bitte kommen!“ - Niemand antwortete! - „Kirk an Enterprise!“

Nach dem fünften Versuch gab er trotzdem nicht auf, auch wenn er eigentlich wusste, dass es sinnlos war zu kommunizieren zu versuchen, wenn Spock berechnet hatte dass es noch nicht möglich war. „Kirk an Enterprise, sind sie da? Leutnant Uhura, Scotty, Pille?“

In diesem Moment, kam Spock mit fragend hochgezogenen Augenbrauen herein, der obwohl er sich sehr bemühte, wusste, dass er seine Sorge vor Jim nicht ganz verstecken konnte. Der Captain aber lächelte ihm, wenn auch müde, entgegen. „Sie haben sich wohl alle frei genommen, wo ich mal nicht da war um nach dem rechten zu sehen.“ erklärte er in einem Versuch die Stimmung zu lockern. „Das ist sehr unwahrscheinlich, Captain, in Anbetracht der Tatsache, dass die atmosphärischen Störeinflüsse erst in 5,91 Minuten ausreichend abgeklungen sein werden um eine Verbindung zum Schiff herzustellen.“

„In 5 Minuten? Dann schätze ich wir sollten mal zusammenpacken.“ „Zusammenpacken?“ fragte Spock irritiert. „Ich sehe nicht welches Habe sie auf das Schiff mitnehmen wollen.“ doch dann stoppte der Erste Offizier, als sein Blick Jims nackte Beine streifte und er sich bewusst wurde, dass der Captain auf dieser Mission seine Kleidung verloren hatte. Im Rückblick auf Ereignisse würde der sonst sehr ungezwungene Mann sicher nicht entblößt auf der Transporterplattform erscheinen wollen.

„Das war doch nur so eine Redewendung.“ beruhigte ihn der Captain. Und ein Schweigen von der Sorte, die nicht ganz so entspannend sind breitete sich kurz aus, bevor Spock Jim nicht ansehend vorschlug. „Wenn sie wollen kann ich ihnen weitere meiner Kleider leihen um auf das Schiff zurückzukehren.“ „Was?“ Jim lachte überrascht auf und es war das erste Mal, dass er seine missliche Lage vergaß. So verlockend das Angebot in Spocks Hosen zu stecken auch war, konnte er es niemals annehmen. „Und du willst dann ganz nackt herumlaufen? Ich hoffe Christine Chapel ist im Transporterraum, wenn wir ankommen.“ Spock konnte seine Reaktion nicht schnell genug unter Kontrolle bringen, und der Ton seiner Ohrspitzen wurde deutlich Dunkler. „Captain..“ Aber Jim schritt schon ein. „Ich weiß Spock, aber ich werde mich einfach in den Mantel wickeln und niemand wird etwas sehen.“

Gesagt getan. Sie wärmten sich noch ein wenig am Feuer, Spock begann die Kälte auch langsam deutlicher zu spüren und auf die Sekunde genau, nach den angekündigte 5,91 Minuten öffnete er das Funkgerät und die atmosphärischen Störungen hatten sich weitestgehend gelegt.



„Spock an Enterprise, bitte kommen.“ Es knackte und rauschte ein wenig, doch dann kam Leutnant Uhuras Stimme immer deutlicher durch. „Mr Spock?“ „Ja Leutnant, ist der Transporter einsatzbereit?“ „Ich gebe sie an Mr. Scott weiter!“

Der Ingenieur meldete sich mit seinem typischen Accent. „Aye, Mr. Spock. Wir haben ihre Koordinaten bereits empfangen und können sie jederzeit hochbeamen.“

Eine zweite unverwechselbare Stimme mischte sich in das Gespräch ein. „Spock! - Ist Jim bei ihnen.“ Der Captain beugte sich zu ihm vor und sprach an seiner Stelle. „Am Leben Pille! So schnell kriegst du mich nicht los.“ Auf der ganzen Brücke hörte man das Aufatmen, doch der gute Doktor tat wie immer, als wäre er keineswegs erleichtert. „Verdammt Jim, Ich möchte dich auf der Krankenstation sehen und zwar vorgestern!“

Und jetzt war es Zeit für Spock wieder das Funkgerät zu übernehmen. Ihm war die Jims Angst nicht entgangen, als McCoy von einer Untersuchung gesprochen hatte und er lenkte das Gespräch in eine andere Richtung. „Am Schiff ist noch genug Zeit für emotionale Ausbrüche Doktor. Es wäre freundlich wenn sie uns jetzt hochbeamen könnten.“ Im Hintergrund hörte man deutlich McCoys murmelndes schimpfen, während Scotty die Anweisungen an den Transporterraum weiter gab: „Verdammter vulkanischer Computer!“ Aber jeder, wusste, dass der Doktor das nicht böse meinte. Er und Spock waren Freunde, obwohl beide das auf den Tod nicht zugeben würden.



Keine Minute später spürte Jim den kribbelnden Moment, wenn seine Atome gelöst wurden und er zog die Schultern nach hinten, in der Haltung eines selbstsicheren Raumschiffcaptains.

Im selben Moment, da sie auf der Plattform materialisierten, kam auch der Doktor durch die Türen gestürmt. „Willkommen an Bord!“ grüßte Transporterchef Kyle, doch seine Worte gingen in McCoys Tirade unter. „Verdammt Jim, wo bist du da wieder hinein geraten!“ Er umarmte seinen Freund, nichts von den Verletzungen des Captains wissend und Jim kämpfte hart um nicht das Gesicht zu verziehen.

Glücklicherweise löste Spock den Doktor von ihm, wenn auch mit einem ganz anderen Vorwand. „Doktor, ich bitte sie, dass ist doch nicht professionell.“ McCoy ließ Jim grinsend los und es sprach wirklich für das schauspielerische Talent des Captains, dass Pille nichts von dessen Unbehagen mitbekam, sondern, sich an Spock wendete und mit einem Nicken auf seinen unbekleideten Zustand anmerkte: „Da unten war es wohl sogar zu warm für sie, was?. Sie hätten es wohl lieber wenn ich sie umarmen würde? Wäre auf jeden Fall kein Protokollbruch dem Captain gegenüber.“

Spock zog eine Augenbraue hoch. „Doktor, Ich werde diese Frage mit keiner Antwort würdigen.“ Das reichte um Jim sich zu Hause fühlen zu lassen. Das unendliche Geplänkel zwischen seinen beiden Freunden, dass ihn am Anfang genervt hatte, konnte er sich jetzt schon nicht mehr aus seinem Leben weg denken. „Wann heiratet ihr zwei endlich?“ Er zwinkerte zu Kyle hinüber, der sein Grinsen stark unter Kontrolle hatte, es aber nicht mehr verbergen konnte, als er Spocks erschrockenen Gesichtsausdruck sah. Der Vulkanier fasste sich jedoch schnell wieder und sagte mit ausdruckslosen Zügen: „Die Wahrscheinlichkeiten, dass der Doktor und ich in einer friedlichen Beziehung leben könnten stehen eins zu siebenmillionenachthundertdreiunddreißigtausendeinhundertundvierzehn.“

„Und das ist auch gut so.“ brummte McCoys mit rote Backen. Zu Jim zischte er. „Dafür kriegst du ein extra schmerzhaftes Hypospray! Und jetzt hast du erst einmal einen Termin mit deinem alten Doktor.“ Jim versuchte sich an einem Lächeln, doch seine Kraft reichte dazu nicht mehr aus und dieser kleine Hinweis war alles um McCoy in vollen Doktormodus zu schalten. Mit einem schnellen Blick in Spocks sorgenvolle Augen fragte er sich, wie er die Zeichen nicht früher hatte sehen können und sein Ton wurde weicher. „Nimm dir Zeit, aber komm auf die Krankenstation oder ich stehe heut Abend auf deiner Türschwelle.“

Jim nickte und so schnell hatte sich die gute Stimmung gelegt. Er versuchte einen möglichst normalen Gang zu gehen, auf seinem Weg in sein Quartier, und er war froh, dass Spock mit seiner vulkanischen Präsenz und seinem freien Oberkörper hinter ihm viele der über seine Rettung glücklichen Besatzungsmitglieder in die Flucht schlug. Ohne dass er ihn darum bitten musste folgte ihm sein erster Offizier in sein Quartier und als sich die Türen hinter ihnen schlossen ließ Jim sich gerade noch mit letzter Kraft auf das Sofa fallen, dieses mal den Ausdruck der Schmerzen nicht unterdrückend. Vor Spock musste er nichts mehr verbergen.

„Captain,“ Der Vulkanier war in der Nähe der Tür stehen geblieben. „kann ich noch etwas für sie tun.“

Obwohl Jim gerne gefragt hätte ob er bleiben könne, noch wenige Minuten nur, schüttelte er den Kopf. „Ich brauche einen Kaffee und dann bringe ich meine Untersuchung hinter mich.“ Spock senkte zustimmend den Kopf. „Der Doktor kann ihnen sicher besser helfen als ich.“ In dem Kommentar war kein Hauch von Bitterkeit gewesen, aber Jim hörte trotzdem sofort auf. Das letzte was er brauchte war, dass Spock sich Vorwürfe machte. „Spock … sie haben alles getan was sie konnten und ich bin froh dass sie es waren, der mich gerettet hat.“

Nicht wissend was er darauf erwidern sollte ging der Erste Offizier mit einigen bemessenen Schritten zum Replikator hinüber und bestellte eine Tasse vom bevorzugten Kaffee des Captains. Er stellte sie vor Jim und verschränkte dann seine Arme hinter dem Rücken. „Wenn sie mich brauchen bin ich in meinen Räumen. Ich werde die Bürokratie erledigen und ihnen einen Kurzbericht des Schiffsstatus der letzten Tage auf ihr Pad schicken.“ „Danke!“ Jim lächelte ihn an, doch Spock sah dass etwas in der sonst so wärmenden Geste fehlte. Er senkte kurz den Kopf und verließ dann mit Sorgen die Unterkunft des Captains.



***



Als Spock am Nachmittag McCoys ruf in die Krankenstation folgte, wusste er dass es sich nicht nur um einen Routinecheck handelte. Der Doktor hatte ein Glas seines geliebten Brandys vor sich und bot ihm müde einen Stuhl an, als Spock sein Büro betrat. Der Vulkanier setzte sich geduldig, wartend, bis McCoy aufstand und Auf- und Abging, als würde er dabei die richtigen Worte für das was er zu sagen gedachte finden.

„Es geht um den Captain nehme ich an.“ Half Spock das Thema zu eröffnen und der Doktor ließ sich nickend wieder in seinen Stuhl fallen. „Ich muss nicht mehr aussprechen was passiert ist.“ Er seufzte. „Er hat mir erzählt wie sie seine Wunden versorgt haben und ich werde es nicht zweimal sagen, aber ich bin froh, dass sie es waren und nicht irgendein Sicherheitsbeamter, der ihn in dieser Situation angetroffen hat.“ Spock senkte zustimmend den Kopf und McCoy, der einmal seinen Redefluss gefunden hatte fuhr fort, das Kompliment von eben mit den nächsten Sätzen vertuschend. „Ich weiß bei Gott nicht, was Jim in ihnen sieht, Mr.Spock, aber er vertraut ihnen. Es gibt nicht viele Menschen denen er dieses Vertrauen schenkt und er wird jeden von ihnen jetzt brauchen.“

„Ich verstehe, ich bin immer zu seiner Verfügung.“ sagte Spock offen, doch McCoy schüttelte den Kopf. „Verstehen sie wirklich?“ er machte eine kurze Pause. „Er muss über die Dinge reden, sie verarbeiten. Es reicht nicht, dass wir an seinen Wunden erkennen, was geschehen ist, er muss selbst damit umzugehen lernen.“

Spock war jetzt unbewusst auf die Vorderkante des Stuhles gerückt. „Ich denke, Doktor, dass sie für solche Angelegenheiten der bessere Ansprechpartner sind. Sie kennen den Captain länger, als ich und sie verstehen die menschliche Natur.“ Aber McCoy schüttelte wieder den Kopf. „Ich wollte dass er mir erzählt was genau auf diesem gottverdammten Planeten geschehen ist, Spock, aber er konnte es nicht, er konnte es nicht.“ In Sorge seufzte er. „Er mag im Transporterraum wie der alte Captain erschienen sein, doch dass nur, weil er weiß wie man eine tiefe Wunde versteckt - aber er kann das nicht sein ganzes Leben machen. Es wird ihn von innen zersetzen, wenn er nicht jetzt lernt damit umzugehen. Verdammt!“ Hilflosigkeit machte McCoy immer wütend. „Wäre ich dort unten gewesen ich hätte sie der Reihe nach aufgeknöpft.“ Betreten sah Spock nach unten, aber hier waren er und der Doktor ein einziges Mal der gleichen Meinung. „Ich hätte es fast getan!“ gab er leise zu und alles was McCoy dazu äußerte war ein Nicken.

„Ich habe Jim eine Woche krank geschrieben, doch wenn sie das Gefühl haben seine Routine würde ihm gut tun, können wir darüber reden. Ich werde jeden Tag nach ihm sehen so oft ich kann, aber ich habe eine Krankenstation zu leiten und es wäre gut, wenn sie mich bei Jim unterstützen könnten.“ Spock nickte. „Ich werde meine Schichten auf der Brücke korrelieren, sodass sie nicht mit ihren Zeiten in der Krankenstation zusammenfallen. So steht immer ein Ansprechpartner für den Captain zur Verfügung.“

„Das sollte genügen.“ stimmte der Doktor zu und er war wirklich froh, dass er Spock in dieser Sache vertrauen konnte. Seine Sitzung mit Jim einige Stunden zuvor ließ immer noch Übelkeit in ihm Aufsteigen. Als er seinen Freund bei der Untersuchung unvorbereitet berührte, hatte er einst so starke Mann sich auf dem Diagnostik-Bett zitternd zusammengerollt und einige Zeit gebraucht um sich wieder zu beruhigen. So etwas durfte Jim nicht in der Öffentlichkeit passieren, oder die Raumflotte würde ihm sein Schiff und damit sein Leben nehmen.



„Also gut, Spock lassen sie mich noch schnell ihre Werte nehmen und dann gönnen sie sich einen anständigen Schlaf. Wann hatten sie ihren letzten?“ „Vor 3,92 Tagen, jedoch hatte ich nach Jims Befreiung einige Stunden Zeit für Meditation.“ Darauf konnte McCoy nur den Kopf schütteln. „Spitzohrige Vulkanier und ihre Methoden.“ murmelte er zwischen zusammengebissenen Zähnen und speicherte die letzten Messungen.

„Soweit sind sie bereit für den Dienst, wenn sie sich Ruhe gegönnt haben, wie auch immer Vulkanier das tun.“ Fasste er zusammen und Spock nickte kurz. Er hätte McCoy auch selbst sagen können, dass er in vollster Gesundheit war, doch der Doktor traute gewöhnlicherweise niemandem außer seinen eigenen Augen.

„Wenn das alles ist...“ „Ja, ja.“ McCoy machte eine entlassende Geste. „Dann werde ich mich nach dem Befinden des Captains erkundigen. Doktor.“ Damit strebte er der Tür zu. „Rufen sie mich wenn sie Hilfe brauchen und halten sie mich auf dem laufenden.“ rief McCoy ihm hinterher, was Spock mit einem „Natürlich“ bejahte, bevor er zum Quartier des Captains eilte.



Auf sein erstes Läuten antwortete niemand, auf sein zweites auch nicht und bevor er es ein drittes Mal versuchte, stellte er sicher, dass der Gang leer war und aktivierte das Sprechgerät neben der Tür. „Spock hier, Captain. Sind sie da?“ keinen Augenblick später zischte die Tür von ihm auf und hell erleuchtete Räume mit einer deutlich höheren Temperatur, als durchschnittlich auf dem Schiff, nahmen ihn auf, als er schnell über die Schwelle schritt, damit die Tür sich wieder hinter ihm schließen und die Privatsphäre des Captain sichern konnte.

„Captain?“ Jim saß an seinem Schreibtisch und die Art und Weise, wie er das Pad mit seinen Händen umklammerte machte deutlich, dass er sich gerade noch von einem weiteren Angstanfall erholte. Auf Spocks Ruf jedoch sah er auf und versuchte sogar ein Lächeln. „Captain, gibt es irgendetwas, dass ich für sie tun kann.“ fragte der Erste Offizier, doch fast noch bevor er den Satz beendet hatte schüttelte Jim den Kopf. Er schnaubte. „Pille hat sie jetzt wohl auf mich angesetzt, hm?“ meinte er bitter, und er brauchte keine Antwort um zu wissen, dass es wahr war. „Hören sie zu, ich brauche nur etwas... Zeit, dass ist alles.“

Der erste Offizier nickte steif, und tat dennoch einen weiteren Schritt in den Raum hinein. „Darf ich mich setzten?“ „Aber natürlich!“ Spock hatte schon seinen angestammten Stuhl in Jims Quartieren. „Sind sie bereits die Berichte durchgegangen?“ fragte der Vulkanier. Professionelles war immer ein unverfänglicher Einstieg in ein Gespräch.

„Ja ich bin einiges durchgegangen, irgendwie muss ich ja meine Zeit totschlagen, die Pille mich hier eingesperrt hat.“ „Sie sind kaum eingesperrt.“ erwiderte aber Spock. „Dieses Schiff ist ihres und sie können sich frei bewegen.“ „Ach sie wissen schon was ich meine!“ fuhr ihm Jim ins Wort. Sofort bereute er seinen harschen Ton, Spock allerdings hatte nur Verständnis in den Augen.

Sie spielten eine Runde Schach und obwohl der Captain nicht ganz bei der Sache war merkte er wie ihm Spocks Gesellschaft gut tat. Als er schließlich seinen König sogar mit einem Lächeln kapitulierend umstieß, konnte er ein Gähnen nicht mehr unterdrücken.

„Sie benötigen Ruhe!“ bemerkte der Erste Offizier. „Ich werde in meinen Räumen sein, falls sie irgendetwas brauchen.“ Jim nickte nur und als er Spock gehen sah, wusste er, dass es eine schwere Nacht werden würde.



***



Spock musste nicht auf das Chronometer sehen um zu wissen dass es erst 21:26 Uhr war, als er in sein Quartier kam und so setzte er sich trotz McCoys Verschreibung an seinen Schreibtisch und begann seine Nachrichten durchzugehen. 97 hatten sich während seiner Zeit auf dem Planeten angesammelt, plus der Aufgaben die er von der Konsole des Captains an sich selbst geschickt hatte, damit Jim sich nicht auch noch mit Papierkram herumschlagen musste. Mit einem Teil seines Bewusstseins verfolgte er jedoch ständig die Geschehnisse in der angrenzenden Kabine. Beruhigt hörte er, dass es still wurde, nachdem der Captain in ihrem geteilten Bad geduscht hatte und er sich wahrscheinlich hingelegt hatte. Er konzentrierte sich mehr auf seine Arbeit und überflog gerade als amtierender Captain die neuen Befehle, als seine Vulkanischen Ohren trotz der Schalldämpfung einen Schrei aus dem Nachbarzimmer hörte. Der Captain! Er ließ alles stehen und liegen, nahm nicht den Umweg über den Korridor, sonder rannte durch das verbindende Badezimmer.

Auf der anderen Seite grüßte ihn ein trauriges, aber leider vertrautes Bild. Jim hatte sich zitternd in seinem Schlafbereich in eine Ecke gedrückt, die Arme um den eigenen Körper geschlungen und ein stilles Schluchzen schüttelte seinen Körper. Seine Tränenden Augen hatte er geschlossen, aber Spock glaubte trotzdem zu fühlen dass er wach war. Er näherte sich noch einige Schritte, und ging dann vor dem Captain in die Hocke.

„Jim?“ Dieses einzige Wort öffnete die Augen seines Freundes und das Vertrauen, dass er in ihnen sah, schnitt ihm tief ins Herz. Vielleicht hatte der Doktor doch recht gehabt.

„Spock...“ Jims Stimme war nicht viel selbstsicherer, als seine Körperhaltung, aber er riss sich ein wenig zusammen und erklärte stammelnd. „...es... es war nur wieder ein Traum.“

So viel hatte sein erster Offizier sich schon denken können und er streckte eine Hand in einer einladenden Geste aus, „Legen sie sich wieder ins Bett.“ Nickend folgte Jim seinem Rat, ließ sich aufhelfen und auf die harte Matratze fallen.

Spock setzte sich zögernd und etwas unsicher neben ihn, doch dann schöpfte er Mut um des Captains willen. „Der Doktor sagte es wäre gut, wenn sie über die Geschehnisse reden würden. Ich bin bereit zuzuhören, wann immer sie so weit sind.“ Die Worte schienen in Jim wieder einigen Tumult auszulösen, denn eine weitere Träne löste sich und er konnte nur nicken.

„Ich will sie nicht bedrängen,“ fügte Spock leise hinzu, „nur sichergehen, dass sie wissen, dass ich für sie da bin.“

Jim zog es das Herz zusammen, als er in Spocks Augen sah, wie sehr der Vulkanier das meinte und er schloss seine eigenen nur um mit unsicherer Stimme zu sagen. „Ja, aber nicht heute Nacht, bitte nicht heute.“ „Wann immer sie sich bereit fühlen.“ wiederholte Spock sanft. Den Captain so verunsichert zu sehen, war etwas, das selbst einen Vollblut-Vulkanier erschüttert hätte. Und Schweigen breitete sich zwischen den zwei Männern aus, die oft keiner Worte bedurften.

Ausgelaugt von all der Angst, den Gefühlen, sank Jim in einen Leichten Schlaf, versichert von Spocks Anwesenheit an seiner Bettkante.

Und in dieser Nacht schlief er durch. Immer wenn ihn eine Erinnerung quälen wollte, wusch eine Welle der Fürsorge und Sicherheit sie davon und als Jim noch vor dem Alarm für die alpha-Schicht aufwachte, war es um mit einem Lächeln festzustellen, dass Spock auf einem Stuhl neben seinem Bett mit einem Pad auf den Beinen eingeschlafen war. Er drehte sich auf die Seite und studierte seinen ersten Offizier. Die Schwarz glänzenden Haare, die selbst nach dieser ungemütlichen Nacht noch in Reih und Glied lagen, die Aristokratischen Züge, die im Schlaf entspannter wirkten, als er sie je gesehen hatte, die schlanken Finger, die noch immer auf dem Pad ruhten, der gestählte Körper, dem er erst in der Nacht zuvor so nahe gekommen war...

An jedem anderen Morgen hätte Jim dieser Anblick mit einer schmerzhaften Erektion beschert, doch heute konnte er nur einfach seine Augen nicht abwenden. Er hätte Stunden dem leichten Heben und Senken der Brust seines Freundes zusehen können, den Atemzügen lauschen und sich in Sicherheit fühlen. Spock war bei ihm geblieben. Doch er schien aufzuwachen und Jim schloss schnell die Augen um nicht beim Starren erwischt zu werden.

Dem Vulkanier allerdings konnte er so leicht nichts vormachen. Spock schien ihn betreffend einen achten Sinn zu besitzen, denn er erhob sich und meinte, als wäre es offensichtlich, dass der Captain wach war: „Guten Morgen, Captain! Ich werde zur alpha-Schicht auf der Brücke erwartet, der Doktor hat versprochen ihnen Frühstück zu bringen, ich werde ihnen nach meiner Schicht Bericht erstatten.“ Jim nickte. „Bis dann Spock!“

Die alleinige Tatsache, dass der Captain sich noch nicht über seine erzwungene Abwesenheit von der Brücke beschwert hatte, machte Spock unruhig, aber dennoch wollte er Jim nicht unter Druck setzten. Zügig wechselte er in seinen Räumen die Uniform, und war wie gewohnt zehn Minuten vor Schichtwechsel auf der Brücke. Sorgenvolle Blicke begrüßten ihn und er brauchte einen Moment, bis er verstand dass es die Abwesenheit des Captains war, die die Besatzung beunruhigte. Er legte sich einige Worte bereit und nachdem die alpha-Crew vollständig an ihren Stationen war, eröffnete er auf Uhuras fragenden Blick hin. „Der Captain hat auf dem Planeten einige Verletzungen erlitten, nichts jedoch, dass sein Leben gefährdet.“ Schon alleine diese Nachricht, ließ die meisten aufatmen obwohl einige sicher davon gehört haben mussten, wie Spock oberkörperfrei den Captain in einen verschlissenen Mantel gewickelt, in sein Quartier begleitet hatte. Gerüchte verbreiteten sich schnell auf einem Raumschiff. „Doktor McCoy hat ihm eine Woche Erholungszeit verordnet, doch wie sie den Captain kennen, wird er sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so lange von der Brücke fernhalten können.“ Chekov und Sulu grinsten sich an, auch Uhuras Mine erhellte sich und alle begannen erleichtert ihre Schicht, bis auf Spock, der wie unlogisch es auch war mit all seiner vulkanischen Intelligenz hoffte, dass seine Worte wahr werden würden.



***



McCoy hatte sich selbst in die Tür eingelassen. Er und Jim hatten nie viel Wert auf Förmlichkeiten gelegt. „Das Beste aus der Küche, Jim!“ verkündete er stolz und platzierte eine Tablett mit Kaffee und Pfannkuchen vor Jim, der schnell sein Terminal geschlossen hatte und zu ihm an den Tisch gekommen war. „Ist das meine neue Diät?“ fragte der Captain mit Hunger in den Augen. Jetzt wo es ihm einfiel hatte er das letzte mal vor dem Planeten ein richtiges Essen gehabt.

“Glaube bloß nicht, dass du das jetzt immer bekommst. Es ist eine Ausnahme, Jim, also genieße das Fett und die Kalorien.“ Das waren harte Worte, doch McCoys südländischer Akzent und sein grummeliger Charakter ließen Jim wissen wie es eigentlich gemeint war. Mit Appetit schlug er zu und als er zwischen zwei Blicken aufsah, bemerkte er wie McCoy ihn studierte. „Lass das Pille, es geht mir gut.“ Es versuchte weiter zu essen doch ihm war der Appetit vergangen.

„Wie hast du geschlafen?“ fragte der Doktor und nichts entging seinen Augen, nicht wie Jim als wäre es belanglos mit den Schultern zuckte und nicht wie er seinem Blick auswich. „Ganz in Ordnung.“ Doch McCoy glaubte ihm kein Wort. Niemand schlief 'ganz in Ordnung' nach dem was Jim durchgemacht hatte. „Ganz in Ordnung?“ schimpfte er. „Jim, wie soll ich dir helfen wenn ich nicht weiß was los ist?“

„Verdammt was willst du hören, Pille,“ Jim sprang auf und beugte sich über den Tisch vor. Es war typisch für ihn, wenn man ihn bedrängte, ging er zum Gegenangriff über. Wenigstens war das nicht in ihm gebrochen. „dass ich alles immer wieder sehe, dass ich Angst habe zu schlafen, weil ich nicht Träumen will. Ja so ist es! Bist du zu jetzt frieden?“

„Jim,“ McCoy schüttelte ruhig den Kopf und schon hatte Jim seine Energie verlassen und er sank zurück auf seinen Stuhl. „Wenn du heute Nacht nicht geschlafen hast, kann ich dir etwas geben, dass dich ohne Träume ausschaltet.“ „Nein.“ der Captain schüttelte den Kopf. „Ich habe geschlafen.“ „Wie lange?“ hakte der Doktor nach. „Sieben, acht Stunden.“ kam die Antwort und McCoy zog fragend die Stirn in Falten. „Wie?“

Jim schüttelte wieder den Kopf und meinte dann leise. „Spock war da.“ „Spock?“ der verdammte Vulkanier hatte seinen Rat wohl ernst genommen.

„Ja, oh Pille, ich weiß nicht was ich ohne ihn tun würde. Er hat auf dem Planeten alles für mich getan und hätte ich um mehr gefragt, dann hätte er mir das auch gegeben. Ich habe ihn einfach nicht verdient, aber trotzdem bin ich abhängig von ihm.“ Der Doktor schwieg und hörte zu, als sich nach und nach viele seiner Vermutungen bestätigten. „Ich habe versucht zu schlafen und dann kam wieder ein Traum, und ich weiß nicht wie, aber plötzlich war Spock in meinem Quartier, als hätte er geahnt, dass ich ihn brauche und er hat unlogischerweise die ganze Nacht neben meinem Bett verbracht und ich denke dass ich nur deshalb schlafen konnte.“ Er verstummte.

„Ich weiß, dass sich das ändern muss, aber ich weiß nicht wie.“ Niedergeschlagen blickte er auf den Boden und mit Sympathie in den Augen legte McCoy seinem besten Freund die Hand auf den Arm.

„Du liebst ihn, nicht wahr, Jim?“ Erschrocken sah der Captain auf, doch in McCoys Mine war keine Verurteilung, nur Sympathie zu sehen und so nickte er einfach. „Ist es so offensichtlich?“ Der Doktor lächelte. „Für einen Menschen mit Augen im Kopf schon, aber ich denke nicht, dass dein Vulkanier davon weiß.“

„Und das wir auch so bleiben!“

„Wirklich?“ McCoy zog fast wie Spock eine Augenbraue hoch. „Du bist doch sonst nicht so zurückhaltend.“ „Darum geht es nicht!“ Jim schob endgültig den Teller von sich und nahm lieber einen Schluck Kaffee. „Wenn ich es ihm sage wird er Vorschriften zitieren und das Schiff verlassen. Spock hat keine solchen Gefühle, nicht für mich.“ McCoy war sich da nicht ganz so sicher, aber er schwieg. „Ohne seine Freundschaft schaff ich das nicht.“

„Glaubst du wirklich,“ warf der Doktor jetzt doch ein, „dass Spock so schnell deine Freundschaft aufgeben würde, dass er das Schiff verlassen würde, weil du ihn liebst?“ Jim zuckte mit den Schultern. Doch er sagte nichts mehr dazu und auch der Doktor ließ das Thema fallen. Es gab dringlichere Angelegenheiten.



***



Als Spock 8,2 Stunden später den Turbolift auf Deck 5 verließ, war es nur um direkt in einen Doktor zu laufen, der ihn mit Ringen unter den Augen in einen kleinen Wartungsraum neben dem Lift schob.

„Doktor?“ Spock hob fragend eine Augenbraue und McCoy atmete tief durch. Als er nicht gleich anhob zu sprechen, rasten unterschiedliche Szenarien durch Spocks Kopf von denen ihm keines gefiel. „Gibt es Neuigkeiten vom Captain?“ Aber McCoy schüttelte den Kopf. „Nein, und das ist es was mich beunruhigt. Ich war seit dem Frühstück immer bei ihm und meistens hat er wie der alte Jim getan, doch er hat nie seinen Raum verlassen wollen, war zufrieden auf seinem Sofa auszuruhen... Spock, er unterdrückt es, Aber es nimmt ihm trotzdem seine Kraft. Vielleicht können sie ihn ein wenig da raus bringen. Nehmen sie ihn mit ins Labor, auf die Brücke, zu Scotty, wohin auch immer, aber lassen sie ihn nicht aus den Augen.“

„Wenn dass ihr Ärztlicher Rat ist, werde ich es versuchen.“ erwiderte der Vulkanier mit ausdrucksloser Mine, doch sie Sorge um Jim machten es ihm immer schwieriger seine Kontrolle zu bewahren.

„Verdammt, ärztlicher Rat!“ schimpfte McCoy, er war hilflos. „Ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll, aber ich weiß dass sie die Sache in Ordnung bringen können.“

„Ich?“ Spock schien nicht zu verstehen und McCoy wunderte sich ob er zu viel gesagt hatte, aber was solls, er ging aufs Ganze. „Ja sie, Spock, so ungern ich es auch sage. Jim braucht sie und wenn es ihnen ihre Pflichten nicht erlauben, werde ich auch sie krankschreiben.“

„Das wird nicht nötig sein, Doktor!“ konterte Spock schnell. „Wenn das alles ist, werde ich jetzt nach dem Captain sehen.“ „Jaja, gehen sie nur!“ brummte McCoy und als Spock davon eilte, konnte er nicht, als leise hinzuzufügen. „Da sag mal noch einer Vulkanier hätten keine Emotionen.“ Seine Krankenstation erwartete ihn und obwohl er heute noch keinen Dienst gehabt hatte, war er schon wieder reif für einen Brandy und ein Bett. Er seufzte und machte sich auf den Weg in sein Reich.



***
to be continued -> Kapitel 2
Ich hoffe euch hat die Geschichte gefallen =)
Wie auch immer: bitte, bitte, bitte, gebt mir feedback. Alle Kommentare sind sehr willkommen, inclusive Verbesserungsvorschläge, Hinweise, Ratschläge etc...

LLAP
Arctic14 =)
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