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I'm on your Spaceship

von marliseyna

Prolog

Es war nicht die Tatsache gewesen, dass er ein attraktiver Mann war - auch wenn das ohne jeden Zweifel feststand.

Es war auch nicht die Tatsache gewesen, dass sie eine nette Unterhaltung bei ein paar, vielleicht waren es auch mehr als ein paar gewesen, er war sich da nicht mehr so ganz sicher, Gläsern Whisky geführt hatten.

Es war auch nicht die Tatsache gewesen, dass er unglaublich scharf auf Sex gewesen war, auch wenn das selbstverständlich so gewesen ist. Er war verdammt noch mal James T. Kirk, und er wurde seinem Ruf eigentlich immer gerecht, zumindest im Bezug auf diese Dinge.

Aber in diesem Fall war es einfach nur so gekommen, weil beide es so wollten. Manchmal passieren Dinge, die man nicht erwartet, nicht von anderen, aber vor allem nicht von sich selbst. Das Einverständnis der beiden erfolgte im Stillen.

Es war ein ganz normaler Tag, der im Grunde genauso beschissen verlief, wie die vorherigen Tage auch. Der einzige Lichtblick waren jedes Mal die späten Abendstunden, in denen Jim in seine Stammkneipe fuhr, und sich etwas Hochprozentiges die Kehle herunterjagte. Danach suchte er sich eine hübsche Frau und die Nacht endete in den frühen Morgenstunden meistens damit, dass die beiden zusammen in einem billigen Hotel landeten. Jim blieb selten über Nacht - in Ordnung, er blieb nie über Nacht -, da er überflüssigem, emotionalem Kontakt mit seinen neuen Bekanntschaften aus dem Weg gehen wollte. Der Körperliche reichte da völlig aus.

Sein Kneipenbesuch an diesem Abend verlief etwas anders als normalerweise, da sich nach zwei Piña Coladas ein Mann neben ihn setzte, der eindeutig schon einen über den Durst getrunken hatte. „Weißt du", er ließ Höflichkeitsfloskeln von Beginn an aus und begann sofort mit den knallharten Ausführungen. Im Grunde machte ihn das allein schon sympathisch in Jims Augen. „Frauen ... Frauen, denen vertraust du besser nicht." Er nahm einen Schluck aus dem fast leeren Glas, das er in der Hand hielt. „Sie lieben dich vielleicht, aber irgendwann ... irgendwann ... da nehmen sie dich aus, wie einen verdammten Truthahn an Weihnachten ... Moment. - Erntedank."

Jim nahm das kuriose Bild, das sich ihm bot, mit gemischten Gefühlen auf. Die eine Seite schien zu schreien ‚Wer zum Teufel ist dieser Typ und was will er eigentlich von mir?‘ während die andere gespannt war zu hören, was noch folgen würde. Und belustigt war sie zudem. „Sie bringen dich dazu, Dinge zu machen, die du nie im Leben tun würdest, weil du ja vernünftig denken kannst, aber ... aber ... irgendwann ..." Er schloss kurz die Augen, als müsste er sich besonders stark auf die folgenden Worte konzentrieren: „… irgendwann haben sie dir einfach alles weggenommen und sind weg. Für immer. Und du siehst dich gezwungen, dich bei der Sternenflotte zu melden, obwohl du ... Angst vorm Fliegen und dem Weltall hast. Im Grunde ein total witziges Schicksal, was?" Nun sah er Jim das erste Mal in die Augen, und dieser war überrascht von dem, was er sah. Da war die erwartete Verwirrtheit, die sich in den Augen eines jeden Betrunkenen widerspiegelte, aber da war auch noch etwas anderes; tiefe Traurigkeit. Im Gegensatz zu seinem Redeschwall waren seine Augen nicht wütend. Und irgendwie tat ihm der Mann leid.

Er reichte ihm die Hand und stellte sich vor. „Jim Kirk."

Der Mann vor ihm musterte seine Hand kurz misstrauisch und drückte sie dann kurz, aber bestimmt. „Leonard McCoy."

Sie wendeten sich wieder ihren Getränken zu, und es folgte eine Stille, die nicht angenehm, aber auch nicht unbedingt unangenehm war. Die Sternenflotte. Jim dachte nur ungern an sie, es brauchte nur wenige Sekunden und er brachte sie mit seinem Vater und dessen Tod in Verbindung. Er nahm einen großen Schluck von dem Bier, das auf die Piña Coladas gefolgt war. Leonard lachte kurz auf: „Und was ist dein Grund, dich hier volllaufen zu lassen?"

„Ich suche auf dem Grund meines Glases nach einem Hoffnungsschimmer hinsichtlich meiner zurzeit noch recht trostlosen Zukunft.“ Er drehte sich zur Seite. Ihre Blicke trafen sich.

Was von jetzt an passierte, das wusste Jim nicht mehr so genau. Im Grunde war es auch total unwichtig, denn diese erste Begegnung war das, was die beiden auszeichnete. Man unterhielt sich danach vermutlich nicht mehr großartig, immerhin standen beide unter immensem Alkoholeinfluss. Auch wenn man sich vermutlich ein wenig über die Ungerechtigkeit der Welt ausgelassen hatte.

Jim ging auf die Toilette. Leonard folgte ihm und wartete vor der schäbigen Tür mit der Aufschrift ‚Männer‘. Zuerst dachte Jim, er hätte auf ihn gewartet, damit er nach ihm gewissen Dringlichkeiten nachgehen konnte, doch als er an Leonard vorbeigehen wollte, was durch die Tatsache erschwert wurde, dass der kleine Flur, der zu den Klos führte, sehr schmal gebaut war, streiften sich ihre Oberkörper.

Im nächsten Moment fand er sich gegen die Wand gedrückt. Berauscht vom Alkohol war seine Sichtweise verschwommen, und er spürte nur noch Lippen auf seinem Kiefer und hörte nur noch ein leichtes Stöhnen in seinen Ohren. Er suchte Halt und krallte seine Hände fest in die Schultern des Mannes über ihm. Der hatte inzwischen seine Lippen gefunden und verwickelte ihn in einen hungrigen, feuchten Kuss, der Jim buchstäblich den Atem raubte.

Erst als im Hintergrund ein Räuspern zu vernehmen war, ließ Leonard von Jim ab, sah ihn kurz an und ging dann an dem Mann vorbei, der sie beide mit einer Mischung aus Belustigung und vielleicht auch ein wenig Abscheu ansah. Jim wartete noch, bis dieser auf der Toilette verschwunden war, dann folgte er Leonard zurück in die Bar. Er fand jedoch nur noch leere Gläser und einen kleinen Bund Geld, der reichte um die Getränke der beiden zweimal zu bezahlen. Er sah sich um und entdeckte Leonard an der Tür, wo dieser bereits auf ihn wartete.
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