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Aufklärung

von Srash

Kapitel 1 Exil

Augen auf. Zwei Worte, welche Nelen Exil stets wiederholte. Ihren Sinn hatte er nie ganz verstanden, jedenfalls nicht bis vor einigen Monaten.

Technologie, die alles, womit er bisher gearbeitet hatte, in den Schatten stellte, öffnete ihm die Augen gegenüber allem, was er seit seiner frühesten Kindheit glaubte. Laut der Doktrin seines Volkes waren die Voth die älteste und am weitesten entwickelte Rasse im bekannten Raum, nicht zuletzt auch die erste.

Diese Annahme sollte sich nun als falsch erweisen.

Alles woran er geglaubt hatte, schien nun im krassen Konflikt mit dem, was er an diesem Ort, diesem himmlischen Flugobjekt, welches von den ‚Säugetieren‘ als „Dyson-Sphäre“ bezeichnet wurde zu stehen. Nicht nur die Technologie, sondern auch die Geschichte dieser Sphäre überstiegen den Horizont der Doktrin in jeglicher Hinsicht.

Eine Erschütterung riss Nelen für den Moment aus seinen Gedanken. Womöglich waren es Trümmerteile, die gegen die Außenhülle schlugen. Da war es wieder, das Geräusch von aufeinanderprallendem und kratzendem Metall. Alles in seiner Rettungskapsel, mit Ausnahme der Lebenserhaltung und eines codierten Peilsenders, war deaktiviert. Fünf Stunden waren bereits vergangen, noch immer schien niemand nach ihm zu suchen. Vermutlich halten sie mich für tot. In dem kleinen, dunklen Raum seiner Rettungskapsel war es warm und feucht, ein angenehmes Klima für einen Voth in seinem Alter. Dazu kam die Stille, die ihm noch einmal Zeit gab, um über seine Entscheidung nachzudenken.

Wenn es ihm gelingen würde, könnte er nie wieder zu seinem Volk zurück. Selbst wenn nicht, wenn seine Leute ihn vor den anderen fänden, wäre sein Leben verwirkt. Ketzerei und Sabotage, beides waren schwere Vergehen in der Voth-Gesellschaft, vor allem ersteres war schon genug um ihn nie wieder das Licht der Sonne sehen zu lassen. Oder man würde ihn in ein Arbeitslager verfrachten, wo er den Rest seines Lebens damit verbringen könnte, Dilithium zu schürfen.

In Anbetracht seiner Taten rechnete er aber eher mit einer Hinrichtung als mit einer Inhaftierung oder der Zwangsarbeit. Sein Tod würde die Integrität der Voth aufrecht erhalten, die Doktrin so wie sie jetzt war erhalten und die Voth somit, ohne dass sie es selbst merken würden, verdammen.

Es gibt kein Zurück, sagte er sich und wiederholte noch einmal das fast schon ironischste Sprichwort der Voth: „Augen auf.“

Plötzlich geriet die gesamte Kapsel ins Schleudern, fast als würde man sie mit irgendetwas heranziehen. Ein Traktorstrahl. Es dauerte nicht lange, da merkte Nelen, wie seine Kapsel aus dem Trümmerfeld, in dem er sich versteckte, gezogen wurde und an einen anderen Ort gebracht wurde. Die Frage, die Nelen in diesem Moment beschäftigte, war, ob es Freund oder Feind, Voth oder Säugetiere waren die ihn nun zu sich holten.

Mächtig war das Poltern und die Erschütterungen, die im nächsten Moment durch die Kapsel gingen und Nelen von seinem Sitz auf den Boden warfen. Ächzend richtete er sich wieder auf, während er darauf wartete, was als nächstes passieren würde.

Anfangs war da nichts und dann, ein Klopfen an der Hülle, dreimal. Das Klopfen wiederholte sich mehrere Male, bevor Nelen den Notfallhebel der Ausstiegsluke betätigte. Als er das Geräusch der magnetischen Entriegelung hörte, überkam ihn ein Gefühl der Angst verbunden mit einem kalten Schauer, der ihm über den Rücken lief.

Er wusste nicht, wer oder was ihn da draußen erwarten würde. Aber eine Sache war Nelen Exil klar: nämlich dass er diesem mit offenen Augen entgegen treten würde.
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