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Bis an der Erde steinern Herz, Band 1

von MaLi

Komra

Die Finger in die festgetretene Erde gegraben kniete Ayel auf dem Fussboden seiner Zelle. Über seine Lippen kam kein Laut, nur stummes, rhythmisches Keuchen zeugte von seinen Schmerzen. Im selben Takt bewegte sich sein Körper. Vor und zurück. Ganz automatisch. Sein Rücken brannte wie Feuer.
Grob und brachialisch, waren die Klingonen doch auch clever und vorausschauend. Wenn sie überhaupt mit Peitschen schlugen, dann nur durch die Kleidung um keine Wunden zu verursachen. Auf Rura Penthe starb man auch ohne offene Verletzungen recht schnell an Infektionen. Verlorene Arbeitskraft. Viel zu schade. Weh taten die Schläge auch so. Doch für heute hatten sie eine Ausnahme gemacht.

Ayels Fingerspitzen zogen Acker gleiche Furchen durch die harte Erde als er sich aufrichtete. Noch immer bewegte sich sein Oberkörper ohne Unterlass, machte die Schmerzen etwas erträglicher, die ihm weder Frieden noch Ruhe gönnten. Er wippte vor und zurück, zur Seite hin, kreiste. Es half nicht viel, gerade genug um sich einzureden, eine lindernde Wirkung zu verspüren.
Mit dem Gefühl in Flammen zu stehen stiess er wie ein Turmspringer die Luft aus den Lungen, reckte sich zum Sprung und angelte noch immer kniend mit den Fingerspitzen nach der Wand vor ihm. Recken, zusammenziehen, kreisen, wippen. Hoffnungslos. Ayel unterdrückte die Tränen, die Wut und Verzweiflung in seine Augen trieben, und befahl an ihrer Stelle Trotz und Grimm an die Oberfläche. Drei Klingonen hatten dran glauben müssen. Drei. Von seinen Freunden kein einziger.

Sie waren geflohen. Zumindest hatten sie es versucht, denn weit waren sie nicht gekommen. Bereits wenige hundert Meter in der verschneiten Einöde hatte man sie wieder aufgegriffen. Die Klingonen hatten gejubelt, die Romulaner heimlich auch. Ihre Widersacher mussten nicht wissen, dass ihre vermeintliche Flucht nur ein Erkundungsgang ausserhalb der Betriebszeiten gewesen war. Die Romulaner wussten jetzt wie schnell die Klingonen reagierten, wie der Planetoid ausserhalb des Lagers beschaffen war, wo die Scheinwerfer standen und die Wachhunde nächtigten. Jetzt konnten sie in Ruhe ihren richtigen Abschied planen.
Es war schwieriger als sie gedacht hatten. Sie waren Minenarbeiter, Bergleute. Einige waren davor noch in anderen Berufen tätig gewesen, waren Schneider, Handwerker, Bauern, hatten studiert. Keiner von ihnen hatte je in der Armee gedient, mit Waffen hantiert oder gar jemanden getötet. Manöver, Taktik, Planung. Leute wie die Crew der Narada brauchten dieses Wissen nicht. Vielleicht beim Schachspiel, aber niemals im richtigen Leben. Sie fühlten sich hier überfordert, fehl am Platz, verloren. Sie wussten, würden sie die bleiben, die sie waren, würden sie nicht überleben.

Die zwei Monate die seit Romulus Zerstörung vergangen waren, hatten sie gelehrt und dazu gezwungen, jemand anderes zu werden; jemand, den sie nicht mehr in den schmierigen Spiegelscherben der Toilettenräume zu erkennen glaubten. Einst leuchtende, lebendige Augen waren kalt und glanzlos geworden, die gesunde, grünliche Haut wurde fahl und gräulich, und Seele und Wesen stumpften so drastisch ab, dass der Schmerzenslaut eines gequälten Wesens kaum mehr ein Zucken in ihnen hervorrief. Der Schock und das Trauma über den Verlust ihrer sämtlichen Angehörigen sass so tief, dass sie, um nicht an den Schmerzen zu sterben, ihre Persönlichkeit geteilt, und den empfindsamen, mitfühlenden Teil verdrängt hatten. Hätten sie Zeit gehabt, zu trauern und zu vergessen, wäre ein so drastischer Schritt zum Selbsterhalt nicht nötig gewesen. Sie hätten geheilt, die Kraft gefunden zu verzeihen und weiter zu leben. Stattdessen erfuhren sie kurz nach ihrem Verlust auch den Verrat des Senates, erlebten wie ihr Freund und Captain an seinem Schmerz zerbrach, kamen in die Hölle Rura Penthe und sahen schlussendlich keinen anderen Weg mehr, als sich ebenfalls von ihrem alten Leben zu verabschieden. Ihr gutes, normales, aber schwaches Ich war zurückgetreten, und hatte einem neuen, kalten, doch starken Wesen Platz gemacht. Sie verrohten, wurden gleichgültig und brutal, wenn es sein musste. Nur wenn sie unter sich waren, liessen sie das alte Selbst vortreten, tauschten wie Schauspieler je nach Bedarf die Rollen. Einige entwickelten noch eine dritte Persönlichkeit, andere wiederum verleugneten sogar die Erste ganz, so wie Oren, der zu Nero geworden war. Einst rund dreissig Kumpel, waren sie jetzt über sechzig, jeder doppelt oder dreifach vorhanden. Sie gewöhnten sich daran, sogar schneller als ihnen lieb war. Sie hassten, was sie waren.

***

Ayel seufzte und presste seine Stirn gegen den kalten Beton, der seine Zellenwand war. Er zitterte vor Schmerz und Kälte. Man hatte ihm die Kleider genommen, bevor man ihn ausgepeitscht hatte. Nur ihn. Als einzigen.
Die Romulaner arbeiteten viel zu gut um sie unnötig zu beschädigen. So wurde ihnen zur Strafe für den Fluchtversuch nur für eine Woche die Abendration gestrichen und als Stellvertreter für die dreissig Kumpel bekam Ayel die Auspeitschung. Natürlich hatten sie ihn genommen, er stand Nero am nächsten.

Nero, von Gram und Trauer betäubt schien immun gegen die Schläge zu sein. So wie er sich selbst die Sprache versagte, kam auch nie ein Laut des Schmerzes über seine Lippen. Es war langweilig ihn zu foltern. Nur wenn seine Lieben gequält wurden, wurden Neros Augen stumpf. Ayel hätte schwören können, sie würden seinen Prätor dazu zwingen ihn zu züchtigen, doch mit subtiler Grausamkeit hatte Koth Nero gnädig verschont. Er liess ihn nur zusehen, wohlwissend dass das hilflose Dastehen und Nichts tun können dem sensiblen Mann die grösseren Qualen bereitete als mit ausgeschaltetem Verstand die Peitsche zu führen und den einen oder anderen Schlag sanfter ausfallen zu lassen. Ayel, Neros treuster und liebster Freund, hatte geglaubt, die Pein seines Captains in direkter Übertragung fühlen zu können. Denn als der erste Hieb seine Haut aufgerissen hatte, zog sich sein Herz zusammen, bevor es sein Körper tat. Den Blick von Schmerz und Tränen verschleiert hatte Ayel nur zwei Dinge wahrgenommen, als man ihn vom Pfahl gelöst hatte: Neros graue, um hundert Jahre gealterte Gestalt und Koth, der es mit namenloser Genugtuung zur Kenntnis genommen hatte.

Ayels Finger zerfurchten wieder den Boden. Ruhelos scharrte er wie ein Stier mit seinem Huf über den Untergrund, lenkte sein Stöhnen stumm durch die Nase, drehte verzweifelt den Oberkörper, rieb sich den Kopf, die Augen, das Gesicht. Der Gedanke an Neros gequälte Seele schien seine Schmerzen verstärkt zu haben. Ayel hatte nie einen engeren Freund gehabt, nie hatte ihm jemand so viel bedeutet. Seine Familie gewiss, doch er war damals noch fast zu klein gewesen, um ihren plötzlichen Tod und Fortgang zu begreifen. Erst Oren hatte ihn gelehrt, sein Herz nicht an Erfolg, sondern an lebende Wesen zu binden. Jetzt bereute Ayel es, diesem Rat gefolgt zu sein. Hätte er es nicht getan, müsste er sich jetzt nicht vor Sorge und Mitgefühl um seinen Freund verzehren. Fassungslos schüttelte er den Kopf. Ihm war übel. Am liebsten hätte er sich übergeben. Doch es kam nichts, und so wand er sich weiter in stummer Qual und wartete auf ihr Ende.

***

Ayel zuckte und hielt in seinem Schaukeln inne. Weit vorne im Flur knallte die Stahltür. Jemand kam. Ayel rutschte auf Knien weg von der verräterischen Stelle mit den Furchen, setzte sich im Schneidersitz an seinen üblichen Stammplatz vor dem Lichtschacht mit dem Rücken zur Tür und wartete ab. Er unterdrückte den starken Wunsch, sich weiter zu bewegen um seinen Schmerzen ein Ventil zu geben, und hielt tapfer still. Die Klingonen mussten nicht sehen, wie arg sie ihm zugesetzt hatten. Bis aufs Zittern regungslos wartete er ab, biss auf die Unterlippe und tatsächlich stoppten die nahenden Schritte vor seiner Zelle. Während die Tür hochfuhr wandte Ayel langsam den Kopf nach seinen Besuchern um, den gehässigsten Ausdruck, den er aufbringen konnte, im Gesicht. Er schraubte ihn sofort wieder ab. Neben dem klingonischen Wärter, der wegen seines konsonantenlastigen Namens die heimliche Bezeichnung „Knurr“ trug, stand Komra.

„Ayel …“
Noch während er es aussprach liess ihn ein kräftiger Stoss in den Rücken auf den Angesprochenen zu stolpern. Dann schoss die Tür nach unten und verschloss die Zelle geräuschvoll.
„Du hast zehn Minuten“, verkündete der Klingone.
„Ich brauche mehr Licht!“, verlangte Komra, doch Knurr empfahl sich bereits.
„Ayel“, Komra verlor keine Zeit, „wie geht es dir?“

Wie geht es dir. Ayel nickte kaum sichtbar. Komra, Kumpel, Schiffsarzt und Counselor der Narada wollte nicht wissen was er fühlte; ihn interessierte das Wie. Ayels Rücken hing in Fetzen, nur ein stumpfer Ochse würde nach Schmerzen fragen. Der erste Offizier des Bergbauschiffs sass zitternd und ohne Kleider vor ihm. Nackt, so wie man ihn zu seiner zusätzlichen Erniedrigung vor versammeltem Zellenblock an den Pfahl gekettet hatte. Das war es, was Komra interessierte. Ob Ayel gebrochen war, ob er Zuspruch brauchte, Trost vielleicht. Den brauchte er. Zu stolz um ihm dabei in die Augen zu sehen beugte sich Ayel seinem Freund entgegen, legte ihm den Kopf auf die Schulter und seufzte. Komra verstand, schloss mit ungewohnter Sanftheit seine kräftigen Hände um Ayels Oberarme und drückte sie.

Die ersten Minuten schwiegen die beiden. Komra spendete Trost, Wärme und Zuversicht, und Ayel zog dankbar Kraft und Ruhe von seinem Freund, die dieser ihm zur Verfügung stellte. Erst mit der Zeit fühlte der junge Romulaner die Müdigkeit. Jetzt, wo Komra für ihn stark war, legte sie sich wie ein bleierner Mantel auf seine Glieder. Sein Kopf wurde schwer, die Gedanken langsamer. Das erste Mal seit Stunden verspürte Ayel die Hoffnung, heute Nacht doch etwas Schlaf finden zu können.

„Oren … Nero lässt dir ausrichten, dass er an dich denkt“, versprach Komra tröstend und Ayel nickte leicht. Komra spürte die Bewegung und wartete nicht auf ein gesprochenes Wort.

Ayel schaffte tatsächlich ein leises Lächeln. Offenbar hatte auch Komra sich noch nicht an den neuen Namen ihres Prätors gewöhnt. In Ayels Brust wurde es warm. Nero lässt dir ausrichten … Es war erstaunlich, wie Nero in den wenigen Wochen Schweigegelübde gelernt hatte, seine Worte durch Körper, Gesicht und Augen auszudrücken. Ihr Sichtkontakt hatte sich bestimmt nur auf wenige Sekunden beschränkt gehabt. Trotzdem verstanden sie sich. Nero und Komra standen sich fast so nahe wie Nero und Ayel.

„Lass mich deinen Rücken sehen“, bat Komra und löste sich von ihm.
Er machte sich Sorgen um die Zeit. Ohne Uhr musste er sich auf sein Gefühl verlassen, und das sagte ihm, dass sie einen guten Teil der zehn Minuten verbraucht hatten. Sanft löste er sich von Ayel, der sein Bedauern durch ein kaum hörbares Seufzen ausdrückte. Komras Knie knackten hörbar als er aufstand. Die ständige Kälte machte dem Arzt zu schaffen. Besorgt rieb er sie mit den Händen warm und trat dann hinter seinen Patienten.

Ayel versuchte Angst und Bestürzung zu verbergen, als ihm offenbart wurde, dass die tiefsten Schnitte genäht werden müssten. Medizinische Ausrüstung stand dem Arzt nicht zur Verfügung, so improvisierte er mit einer selbst gebastelten Nadel und einem Wachsfaden. Die Kraftreserven, die Komra ihm wieder aufgefüllt hatte, vergab Ayel nun an seine Körperbeherrschung. Er stöhnte nicht, zuckte kaum und kauerte am Ende der Prozedur dafür zitternd und entkräftet auf der Erde.

„Ich muss noch die Wunden desinfizieren, dann bist du erlöst“, versprach Komra mit väterlichem Trost in der Stimme. Ayel nickte zustimmend, doch ein verdächtiges Geräusch liess seinen Kopf herumfahren. Er sah, was er befürchtet hatte.
„Das Wasser ist mit Keimen belastet und verschmutzt, und es gibt hier keinen Alkohol“, erklärte der Arzt und sah ihn nicht an, „es ist die einzige Möglichkeit eine Infektion zu verhindern. Verzeih mir.“

Ayel schloss die Augen, seufzte verstehend und wandte sich ab. Er fragte sich stumm, ob er wohl noch tiefer sinken konnte, als sich Komra hinter ihm befreite und seine ärztliche Pflicht tat. Ayel ignorierte das Brennen, die Wärme, das Geräusch und den Geruch, zwang seinen Geist nach Romulus, in die Stammkneipe. Lärm, Lachen, fröhliche Gesichter, Ale im Überfluss.
Als er seine Augen wieder öffnete, blickte er in die seines Freundes. Hier im matten Dämmerlicht hatten ihre Augen dieselbe, fast schwarze Farbe, nur die Sonne offenbarte den deutlichen Unterschied ihrer braunen Iris. Ayel wandte den Blick ab und reckte etwas den Hals. Komra verstand, drückte seine Stirn auf die seines Freundes und umschloss wieder dessen Arme.

„Danke“, flüsterte Ayel und gab Komra so gleichzeitig zu verstehen, dass er ihm die unvermeidbare Erniedrigung eben verzieh. Dessen Antwort bestand aus einem leisen Seufzen und einer streichelnden Bewegung seiner Daumen.
Kinder, fiel Ayel ein, Komra hatte vier Kinder gehabt. Er hatte oft von ihnen erzählt. Im Stollen, beim Essen in der Kantine, im Gemeinschaftsraum, in der Kneipe. Überall, bei jeder Gelegenheit; ob die Kumpel es hören wollten oder nicht. Das Älteste, seine Tochter Rhea hatte sich verlobt, eine Woche nach Spocks Ankunft im Senat. Komra hatte zu Hause nichts von der Gefahr erzählt gehabt, bereitete optimistisch die Hochzeit vor und glaubte weiter fest an den Erfolg der vulkanischen Wunderwaffe. Ayel hätte es ihm von Herzen gegönnt Schwiegervater zu werden.

Komra streichelte noch immer seine Arme, und Ayel war mittlerweile überzeugt, dass diese zärtliche Geste von Trost und Liebe eigentlich nicht ihm galt. Sie hatten alle solche Momente, suchten Ersatz für das Verlorene und fanden ihn auf die erstaunlichsten Weisen. Ayel genoss es trotzdem, nahm die Wärme von Komras Stirn und Händen auf und vergass für einen Moment, wo er sich befand. Die Zelle verschwand, und mit ihr die Kälte und die Hoffnungslosigkeit.

***

Der Knall der Eisentür riss ihn zurück in die Wirklichkeit. Knurr war auf dem Weg zu ihnen, er hatte ihnen deutlich mehr als zehn Minuten Zeit gelassen. Komra fummelte an seinem Ärmelaufschlag und brachte ein weisses Kügelchen von der Grösse einer Johannisbeere zu Tage.

„Das ist von Nero“, raunte er Ayel ins Ohr und schob es ihm zwischen die Finger in die lockere Faust. „Ich weiss nicht wie schnell es wirkt, darum nimm es jetzt, kurz bevor er dich sieht!“
Ayel nickte. Die Schritte kamen näher. Fast zeitgleich wechselten die beiden Romulaner die Persönlichkeit, wurden wieder zu ihrem kalten, rohen Gefangenenselbst. Ihre Mienen wurden hart, die Augen ausdruckslos, Muskeln und Sehnen verspannten sich. Ayel hatte das Kügelchen gerade mühsam geschluckt als Knurr die Tür hoch fuhr.
„Zeig mir deine Hände!“, verlangte er und Ayel tat es. „Mund! Gut.“

Überzeugt, dass Komra nichts in die Zelle geschmuggelt hatte, hiess der Wärter den Arzt aufzustehen. Komra nickte Ayel noch einmal aufmunternd zu und liess sich dann grob aus der Zelle werfen. Komra würdigte diese rüde Geste mit keinem Muskel. Sie prallte an ihm ab, so wie alles andere. Knurr trat in den Käfig, musterte prüfend die gestickte Landkarte auf Ayels Rücken, verzog auf eine vielleicht anerkennende Weise den Mund und wandte sich ebenfalls zum Gehen. Doch dann hielt er inne und beugte sich misstrauisch zu Ayel herab. Er roch den Urin auf dessen Haut. Sein hämisches Lachen kratzte wie Fingernägel auf einer Wandtafel über Ayels Stolz und hinterliess tiefe, hässliche Kratzer. Er war noch nicht gut darin, sein altes Ich innert Sekunden vollständig zu verdrängen.

„Du stinkst!“, spottete Knurr und trat mit der Stiefelspitze gegen Ayels Oberschenkel. „Dreckiger Targ! Dreckiger Romulaner! Man sollte dich ab sofort am Schweinetrog füttern …“
Knurrs Speichel traf ihn knapp hinter dem Ohr. Zufrieden wandte sich der Klingone ab und trat aus der Zelle. Dann endlich knallte die Tür zurück auf den Boden und liess den gedemütigten Romulaner im Dämmerlicht zurück.

***

Kaum ausser Sichtweite wischte sich Ayel angeekelt den Speichel vom Kopf. Er würde sich lieber ein dutzend Mal von einem Romulaner bepinkeln lassen als einmal von einem Klingonen bespucken! Die unverblümte Dreistigkeit, mit der Knurr über seinen Körper verfügte, machte Ayel rasend vor Wut. Hass begann in ihm zu gären, ein Hass wie er ihn noch nie zuvor verspürt hatte. Der alte Ayel war kein Mann des Zorns. Er war sensibel und emotional, er verzieh schnell und hatte Humor. Eine Eigenschaft die dem neuen Ayel nicht zu eigen war. Knurr würde dafür bezahlen müssen!

Erschöpft von Schmerzen, Kälte und Wut kroch der gebeutelte Romulaner auf allen Vieren zu seiner Strohmatte und liess sich bäuchlings darauf fallen. Sein Seufzer hätte wohl eine Eiche umgeblasen. Zitternde Strohhalme zumindest, die aus der löchrigen Matratze ragten, zollten diesem Vergleich Tribut. Mühsam drapierte er die dünne Decke über seine Beine, lauschte den Schritten, die den Flur entlang zum Ausgang stapften, und wartete auf das Schlagen der Eisentür. Er verpasste es, denn urplötzlich drückte ihn ein Wohlgefühl schwer und bleiern auf die Matte, seine Schmerzen verschwanden und ein angenehmer Nebel aus bunten Puffwolken und Wattebäuschen trieben Kummer und Sorgen aus seinem Geist. Ayel mutierte zur zufriedenen Grinsekatze, liess sich willig fallen und gab sich neugierig und dankbar der Droge hin.
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