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Urlaub mit Hindernissen

von Gabi

Tag 1.1 - EX

Kira warf zum wiederholten Mal einen Blick auf den Chronometer. „Wir sollten uns beeilen!“ verkündete sie der offenstehenden Verbindungstür zum nächsten Zimmer. „Seid ihr bald fertig?“

„Theoretisch ja … praktisch kann Sul sich nicht entscheiden, welches Kuscheltier mitkommt“, erklang die belustigte Stimme aus dem Kinderzimmer.

Kira klickte die Magnetverschlüsse ihres Rucksacks zu, warf ihn auf das Bett und ging dann durch den Wohnbereich zur anderen Tür hinüber. Im Rahmen blieb sie stehen und betrachtete die Szene, die sich ihr bot.

Auf dem Kinderbett lag, die langen Beine angestellt, die dunkelhaarige, schlaksige Figur von Bareil Antos. Auf seinem Bauch hatten es sich fünf Kuscheltiere und ein kleines, etwa zwei Jahre altes bajoranisches Mädchen mit dunklen Zöpfen bequem gemacht.

„Nini weint“, erklärte es gerade ernsthaft und hielt zur Verdeutlichung ein hellblaues hasenartiges Plüschteil in die Höhe.

„Dann nimm Nini stattdessen mit“, versuchte es Bareil mit der elterlichen Logik, die bisher überall im Universum an Zweijährigen gescheitert war.

„Mummel weint!“ Ein undefinierbares grünes Kuscheltier mit Flossen und Rückenzacken wurde ihm nun ins Gesicht gedrückt. Bareil hatte es von einer seiner Touren mitgebracht und niemand wusste so recht, was es darstellen sollte.

Er nahm Nini rechts und Mummel links in die Hand. Sul blickte ihn erwartungsvoll an. „Ooookay,“ machte er gedehnt. „Dann dürfen Nini und Mummel mit, in Ordnung?“

Sul sah ihre Chance gekommen. Wenn ihr Vater einmal nachgab, dann würde er das auch mehrfach tun. Diese Erkenntnis hatte sie sehr rasch in ihrem jungen Leben begriffen.

Sie raffte die anderen drei Spielzeuge vor ihrem Körper zusammen und erklärte mit kindlichem Ernst: „Voli, Tuffi und Umpf auch weinen!“

Bareil seufzte. „Weißt Du was, Maus? Dann lassen wir gaaanz viele Taschentücher für die drei hier.“

Dieser Versuch in Gepäckbeschränkung brachte dem Bajoraner lediglich einen ehrlich entrüsteten Blick ein. „Neiiiin! Ganz doof!“

„Oh Maus“, seufzte Bareil. „Du hast schon genau den gleichen Blick wie deine Mama drauf, wenn sie wütend wird. Da trau ich mich ja gar nichts mehr zu sagen.“ Er stupfte jedem einzelnen Kuscheltier in den Bauch. „Wir können sie ja alle mit aufs Runabout nehmen, einverstanden. Wer davon mit zum Camping kommt, entscheiden wir vor Ort, okay?“

„Hab dich lieb, Papa!“ Sul warf sich auf Bareils Brust und umarmte ihn soweit ihre Arme das zuließen.

Er schloss seine großen Hände über ihrem Rücken. „Ich hab dich auch so furchtbar lieb.“

Kira lächelte. Die beiden lagen für den Moment so innig umschlungen, sie bildeten eine wunderbare kleine Einheit. Es war verwunderlich, doch es hatte bisher tatsächlich funktioniert. Sie und Bareil waren in allem grundverschieden. Sie waren in den letzten zwei Jahren immer wieder aneinandergeraten. So sehr Bareil sich auch bemühte, er konnte vierzig Jahre Lebensprägung so wenig ablegen wie Kira ihre eigene Art ändern konnte. In ihrer Grundeinstellung und Moral stimmten sie nicht überein. Doch Bareil liebte sie, liebte sie wirklich. In diesem Punkt war sie sich mittlerweile sehr sicher. Und er liebte ihre gemeinsame Tochter Sul. Es half auch viel, dass er ein ausgesprochen gutaussehender Mann war. Kira konnte sich immer wieder in diesen tiefen Augen und dem eleganten Gesicht verlieren. Dass seine Fingerfertigkeit als Dieb und Taschenspieler ihn auch in anderen Bereichen auszeichnete, war ein zusätzlicher Pluspunkt.

Sie selbst verspürte nicht diese Leidenschaft ihm gegenüber, mit der sie sich in ihre anderen Partnerschaften geworfen hatte. Vielleicht hatte Dukat damals doch recht gehabt, als er anmerkte, dass sie sich zu Männern mit Macht hingezogen fühlte. Der Trickdieb Bareil Antos war wahrlich einer der machtfreisten Männer, der ihr jemals begegnet war. Und doch waren sie seit über zwei Jahren zusammen. Solange hatte bisher noch keine ihrer Partnerschaften gehalten. Sie hatten eine gemeinsame Tochter. Bei der Entscheidung für diesen Schritt hatte sie zugegebenermaßen gar nicht an ihn gedacht. Seit sie Kirayoshi für die O’Briens ausgetragen hatte, war der Wunsch nach einem eigenen Kind immer gegenwärtig gewesen. Sie hatte mit Edon darüber gesprochen, doch glücklicherweise hatten sie noch abwarten wollen, denn kurz nach Kirayoshis Geburt hatten auch sie sich getrennt. Mit Odo war das Thema abwegig gewesen. Als Bareil Antos dann wieder in ihr Leben trat, war es eher eine Kurzschlusshandlung ihrerseits gewesen. Sie hatte den Mann, sie hatte die Gelegenheit und als Bajoraner war auch klar, dass ihre Gene kompatibel waren. Sie hatte ihn nicht einmal eingeweiht, dass sie kein Verhütungsmittel nahm. Zu ihrer Schande musste sie gestehen, dass sie ihrer Beziehung damals keine Chance gegeben hatte. Sie hatte einfach ein Kind gewollt. Dass er das Kind ebenfalls wollte und vorhatte, bei ihr zu bleiben, war anfangs gar nicht in ihrem Plan vorgekommen. Doch nun war sie froh darum. Er arbeitete weiterhin für Kasidy Yates, was bedeutete, dass er manchmal wochenlang fort war. Umso schöner waren die Zeiten, die sie zusammen verbrachten. Öfters nahm er Sul mit auf seine Fahrten. Als Mutter hatte Kasidy vollstes Verständnis dafür, und Sul zog eindeutig das Raumschiffleben an der Seite ihres Vaters demjenigen im stationseigenen Hort vor, während ihre Mutter arbeitete. So ein bisschen hatten sie es tatsächlich geschafft, das beste beider Welten für sich zu erarbeiten.

Nein, resümierte Kira, während ihr Blick auf den beiden Personen ruhte, die das Wichtigste in ihrem Leben geworden waren, es war nicht die große Leidenschaft. Es war etwas anderes, ruhigeres – etwas, was auch dann noch Bestand hatte, wenn die lodernde Flamme zur stillen Glut geworden war.

„Müssen wir einen Anhänger an das Runabout ankoppeln?“, unterbrach sie ihre sentimentalen Gedanken.

„Mama!“ Sul krabbelte von Bareils Brust herunter, raffte ihre Spielsachen zusammen und präsentierte sie Kira. „Nini, Mummel, Voli, Tuffi, Umpf kommen mit!“

Kira nickte lächelnd. „Ich habe so etwas schon vermutet. Dann sieh mal zu, dass du sie alle in deine Tasche stopfst.“

Hinter ihnen auf dem Bett zuckte Bareil nur entschuldigend die Achseln. Er entfaltete die langen Beine und setzte sich auf dem Rand auf.

„Bist du fertig?“, fragte sie ihn.

Er deutete auf die verschlossene Tasche in der Zimmerecke. „Alles verstaut. Ich hoffe, ich bin für alle Eventualitäten gewappnet.“ Sein unglücklicher Blick ließ Kira die Augenbrauen zusammenziehen. „Alles okay, Antos? Du kriegst doch jetzt keine kalten Füße wegen unseres gemeinsamen Urlaubs?“

Er schenkte ihr ein Lächeln, eine Kreuzung aus Entschuldigung und sanfter Frustration. „Ich freue mich auf unseren ersten gemeinsamen Urlaub als Familie“, bekannte er. „Es ist nur … er ist dein Ex!

* * *

Die große und die kleine Reisetasche standen Seite an Seite auf dem elterlichen Bett. Es war ein ausgesprochen ordentlicher Anblick. Das cardassianische Mädchen brachte immer wieder zusammengelegte Kleidungsstücke aus ihrem eigenen Zimmer und verstaute sie akkurat in der kleinen Tasche. Shakaar hielt den Stapel Wäsche, den er in seiner Tasche – weit weniger ordentlich - hatte verstauen wollen, immer noch in der Hand und beobachtete seine Adoptivtochter fasziniert . Katalya war viereinhalb Jahre alt und ein Bild an Disziplin, wie er das bei bajoranischen Kindern in diesem Alter noch nie erlebt hatte. Das Mädchen musste nicht das mentale Training erlernen, das cardassianischen Kindern auf ihrem Heimatplaneten in diesem Alter „drohte“. Shakaar war strikt gegen diese Art von frühkindlicher Erziehung und selbst wenn Serina darauf bestanden hätte, was sie nicht tat, hätte sich auf Bajor kein Lehrer dafür gefunden. Doch auch ohne dieses typische cardassianische Training lag Disziplin weit mehr in den cardassianischen Genen als in den bajoranischen. Katalya hatte sich schon früh dafür interessiert, was Shakaar vor den großen Gebetskerzen in dem speziell eingerichteten Raum in ihrem Haus tat. Also hatte er ihr die bajoranische Meditation erklärt und mittlerweile verbrachten sie beide mehrmals in der Woche meditierend Zeit miteinander. Shakaar wusste nicht, was in Katalyas Kopf in diesen Augenblicken vor sich ging. Doch zumindest wirkte sie sehr konzentriert, wenn sie mit übereinandergeschlagenen Beinen und nach oben gerichteten Handflächen neben ihm saß.

Diese Disziplin war es auch, die ihr täglich in der Kindertagesstätte half, als einziges cardassianisches Kind unter all den bajoranischen zurecht zu kommen. Shakaar hatte in seiner unnachahmlich taktvollen Art von vorneherein bei Erziehern und Eltern klar gemacht, wer Katalyas Vater war und mit wem sie es zu tun bekamen, wenn er davon hören sollte, dass sie wegen ihrer Spezies diskriminiert wurde. Doch im Alltag war sie auf sich alleine gestellt und er konnte nur ahnen, welche Schwierigkeiten ihr begegneten. Katalya beklagte sich jedoch nie und wirkte stets ein wenig reifer als die anderen Kinder.

Die eigene Wäsche immer noch in der Hand, beobachtete Shakaar, wie das Mädchen den letzen Stapel einsortierte, den Verschluss einrastete und der Tasche einen zufriedenen Klaps gab. Katalya blickte auf und sah, dass ihr Adoptivvater in der Bewegung verharrte. Sie kletterte auf das Bett und reckte ihre Arme, bis sie zu ihm hinaufreichte. „Ich helf dir, Papa.“

Als sie ihm die Wäsche aus der Hand nahm, löste er sich mit einem Lachen aus der Betrachtung. „Danke, mein Schatz, ich denke, ich bekomme das schon alleine hin. Ich war nur gerade so fasziniert davon, wie perfekt du deine Tasche gepackt hast.“

„Mama hat es mir gezeigt.“ Katalya kniete sich neben Shakaars Reisetasche und versuchte, den Wäschestapel einigermaßen passend zu dem bereits vorhandenen Inhalt einzusortieren. Sie runzelte die Stirn, was zu einem Heben und Senken ihrer rassespezifischen Löffelzeichnung führte. „Soll sie es dir auch zeigen?“

Der große Bajoraner lachte abermals, seine nun freien Hände griffen nach dem Mädchen und hoben es hoch. Mit ihr auf seiner Hüfte ging er zum Kleiderschrank hinüber, wo sie ihm half ein paar Shirts auszusuchen. „Weißt du“, erklärte er, „Männer packen anders als Frauen …“

„… Was Papa damit sagen will, ist, dass Männer ihre Sachen einfach in jeden freien Platz stopfen, den sie finden können, während wir Frauen erst überlegen und dann sinnvoll schichten“, erklang die amüsierte Stimme von der Zimmertür her. Serina hatte ihren gemeinsamen zweijährigen Sohn Yukim auf dem Arm, dessen Tasche sie im Nebenraum fertig gestellt hatte. Unter dem schlichten hellblauen Kleid, das sie trug, war die leichte Wölbung ihres Bauches zu erkennen.

„Oder so“, stimmte Shakaar schmunzelnd zu. Er wandte sich zu der Cardassianerin um, mit einer Hand Katalya fest an seiner Hüfte, mit der anderen die von der Tochter ausgewählten T-Shirts haltend. „Sie hat ihre Tasche vorbildlich gepackt. Ich bin immer wieder begeistert davon, was sie alles schon kann.“

Serina trat zu ihnen und streichelte ihrer Tochter die Haare aus der Stirn. „Prima, meine Große.“ Sie nahm ihrem Mann die T-Shirts aus der Hand und reichte ihm stattdessen ihren Sohn. „Ich mach das.“

„Ich helf dir!“ Katalya begann zu strampeln, so dass Shakaar sie wieder absetzte. Beide Hände frei drückte er Yukim fest an sich und rieb seine Nase an der schwachen Stirnzeichnung des blonden Jungen. „Alles klar, kleiner Mann?“ Der Junge kicherte und drückte sich eng an seinen Vater.

Während die beiden Frauen sich um die Neusortierung seiner Reisetasche kümmerten, wandte Shakaar sich wieder dem Kleiderschrank zu.

Die Klimazone, die sie sich auf Prophet’s Landing für ihren Urlaub ausgesucht hatten, versprach warmes Badewetter, worauf er sich schon sehr freute. Wenn seine Zeit es erlaubte, war er öfters an der ilvianischen Steilküste, um einem seiner Hobbies, dem Klippenspringen, nachzugehen. Aber weder die Sportart noch das relativ kühle Wasser dort konnten seine Frau begeistern. Als Cardassianerin erschien ihr selbst für einen Bajoraner moderat warmes Wasser wie ein Eiskübel. Für Serina war Wasser etwas, mit dem man sich wusch, nichts, worin man sich länger als nötig aufhielt. Er hoffte, jetzt im Urlaub wenigstens seinen Kindern das Schwimmen schmackhaft machen zu können.

Yukim an sich gedrückt, stöberte er mit der freien Hand durch seine Schwimmsachen. Den engen Sportanzug legte er wieder beiseite, ihn würde er im Urlaub nicht brauchen. Mit einem Grinsen fiel seine Hand auf einen knappen Tanga. Vielleicht den? Shakaar war im Prinzip kein eitler Mann, doch er war stolz auf seinen Körper, den er gewissenhaft in Schuss hielt. Er ging auf die fünfzig zu, doch er wusste, dass er mit seiner durchtrainierten Figur und den gut definierten Muskeln manch jüngeren Mann in die Tasche stecken konnte, vor allem, wenn es darum ging, Frauen zu beeindrucken.

Eine schlanke graue Hand erschien in seinem Gesichtsfeld, nahm ihm den Tanga mit einem entschiedenen Griff fort und drückte ihm stattdessen eine weite Boxershort in die Hand, welche bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. „Diese hier!“ Serina klang außerordentlich bestimmt.

Shakaar blickte sie verwundert an. „Was ist mit der anderen nicht in Ordnung?“

Die Miene der Cardassianerin nahm einen leicht frustrieren Zug an. „Sie ist deine Ex!“
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