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Andenken kaufen

von Racussa

Andenken kaufen

„Ich verlange die sofortige Herausgabe der Pacomu, und der gesamten Besatzung!“

 

Admirälin Racussa bemühte sich, ausreichend Selbstsicherheit in ihre Stimme zu legen, aber ihr Verhandlungspartner grinste sie nur dämlich mit seinen zugespitzten Zähnen an.

 

„Ich gebe zu, Ihr Mut ist beeindruckend! Aber ich habe nicht vor, etwas, das ich als Strandgut im Weltall geborgen habe, umsonst weiterzugeben. Möglicherweise können wir über einen Preis reden, der natürlich in Anbetracht der gigantischen Größe des Strandgutes und der potentiellen Wichtigkeit seiner Besatzung astronomisch werden dürfte.“

 

Gerade als Daimon Brunt eine Rohrmade von dem vor ihm stehenden Teller nehmen wollte, schlug Racussa so heftig auf den Tisch, das Teller und Inhalt aufhüpften.

 

„Strandgut? Die Pacomu ist ein ziviles Schiff der Romulanischen Flotte. Ihre Besatzung war ausreichend und ist hoffentlich unversehrt, denn sonst überleben Sie diese Begegnung nicht!“

 

Brunt sah Racussa mit zusammengekniffenen Augen an. „Meine liebe Admirälin, wie wollen Sie wissen, in welchem Zustand wir das Schiff gefunden haben? Wenn Sie unsere Aufzeichnung prüfen, werden Sie leicht selbst feststellen können, dass wir es antriebslos im Weltall treibend gefunden haben. Die bloße Anwesenheit einer romulanischen Besatzung ist da irrelevant. Man könnte sagen, es waren Schiffbrüchige…zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo sie gegenüber unseren hilfsbereiten Männern aggressiv wurden. Das Bergen des Schiffes hat vier Ferengi das Leben gekostet. Ich betone das, damit deutlich wird, wie sehr wir uns zurückhalten mussten, um die Besatzung der Pacomu nicht zu exekutieren.“

 

Nun drängte sich die Botschafterin an Racussa vorbei, stützte sich auf den Tisch ab und fixierte Brunt.

„Bei meiner Kenntnis des ferengischen Denkens ist völlig klar, weshalb kein Besatzungsmitglied getötet wurde: Sie wollten das Lösegeld nicht schmälern. Genug der Diskussion. Wir wollen das Schiff und vor allem wollen wir die Besatzung!“

 

Racussa stöhnte auf. So treibt sie den Preis nur in die Höhe. Dann sagte sie laut: „Ich gebe Ihnen eine Stunde romulanischer Rechnung Zeit, alle Traktorstrahlen und die Bindungskabel zur Pacomu zu kappen und sich dann zurückzuziehen, ohne dass Ihnen etwas passiert. Das Imperium wird diesen Vorfall nicht protokollieren. Andernfalls müsste ich Sie zur Rechenschaft ziehen und samt Ihrer gesamten Besatzung eliminieren.“

 

Brunt hatte inzwischen schon eine zweite Rohrmade verschluckt. „Admirälin, halten Sie mich nicht für dumm! Sie werden nicht in der Neutralen Zone Waffengewalt anwenden, oder?“

 

„Die Neutrale Zone ist eine Vereinbarung zwischen Föderation und Imperium, Ferenginar gehört zu keinem der beiden Vertragspartner. Ihr Argument ist hinfällig!“, warf Botschafterin Tematra ein, die ihren Blick von den ekelhaften Würmern abgewandt hatte. „Und ich bin keine Militärexpertin, aber mit einem Schiff wie der Pacomu ist Ihre Manövrierfähigkeit gleich Null. Nicht einmal eine Flucht in den Föderationsraum würde Sie retten, wenn die Andreiata das Feuer eröffnete.“

 

Brunt nickte, doch als Tematra zufrieden zu Racussa blickte, antwortete er: „Dasselbe gilt für Sie: wenn Sie uns zerstören und die Pacomu, dieses romulanische Ungetüm, mit ihrem lustigen Insektoidenschiff abschleppen wollen, sind Sie sicher nicht rechtzeitig jenseits der Grenze der Neutralen Zone, bevor ein Föderationsschiff oder gar eine kleine Flotte hier angekommen ist. Und selbst wenn: Das Feuer auf uns zu eröffnen, bedeutet die sofortige Eliminierung der Geiseln. Was ist Ihnen wichtiger: Das Schiff oder der Ex-Senator?“

 

Racussa bog ihre Schultern nach hinten zusammen, Tematra zuckte nervös mit den Fingern.

 

„Natürlich war mir sehr schnell klar, welch lukrative Beute uns ins Netzt gegangen war: Marcus Tranius Carvilius. ‚Strahlend‘ ist die Anrede für Sentoren, nicht wahr? Aber verkürzen wir doch das Geplänkel: Das Schiff ist mir zu groß und die Geiseln sind mir zu hässlich: 10 000 Blocks in Gold gepresstes Latinum scheinen mir angemessen zu sein.“

 

Tematras Mundwinkel hoben sich. „Sollen wir die Blocks an Bord unseres Schiffes replatzieren und dann herüberbeamen; oder ist es für Sie erregender, wenn wir die Blöcke hier materialisieren, vor ihren wollüstigen Augen?“

 

Brunt hielt den Atem an. Nach einer Schrecksekunde schüttelte er den Kopf: „Erwerbsregel Nr. 229: Latinum hält länger als Wollust. Fast, Botschafterin, hätten Sie mich gehabt. Latinum kann man nicht replizieren. Und bei der Größe Ihres Schiffs können Sie – wenn Sie überhaupt welches besitzen – maximal 5 000 Blocks dabeihaben. Und schon für diese Summe könnte ich nicht nur einen lebenslänglichen Urlaub auf Risa machen, ich könnte das ganze Risa System kaufen, und die Erde als Andenken an alte Feindschaften dazu!“

 

Während Racussa mit gespannter Aufmerksamkeit Tematra beobachtete, redete die Botschafterin nun völlig unbefangen: „Da haben Sie so große Ohren, und können doch nicht richtig zuhören: Ich habe nicht gesagt, dass wir das Latinum replizieren, sondern dass wir es replatzieren: Die romulanische Technologie ist der der Föderation und erst recht der der Ferengi in vielem weit voraus. Wir replizieren das Gold und können mit Hilfe von Quantenmanipulation wie wir sie auch zur Stabilisierung unserer Raumschiffantriebe verwenden, Latinummoleküle aus dem umliegenden Weltraum in die Aushöhlung der Goldblöcke replatzieren. An ihre Stelle quantentransferieren wir die Stickstoff-, Kohlendioxid- oder Sauerstoffmoleküle der Luft aus dem Hohlraum des Goldes. Admirälin, veranlassen Sie sofort, dass ein Block in Gold gepresstes Latinum hergestellt und in Daimon Brunts Büro gebeamt wird.“

 

Racussa nickte und tippte etwas in ihre linke Armschiene ein.

 

Wenige Augenblicke später erschien der Würfel mit einem Meter Kantenlänge, und das Glänzen des Goldes ließ Brunts Augen Funkeln wie die seiner vier Leibwächter.

 

„Quook, prüfe den Block! Wenn das echt ist…“

 

Der angesprochene Leibwächter ging zu dem Kubus, leckte daran, roch daran und hielt schließlich sein Ohr an das kalte Metall. Er nickte Brunt zu.

 

„Botschafterin, Admirälin; wir sind im Geschäft. Bitte signieren Sie den Vertrag.“, sagte Brunt stotternd, während ihm etwas Speichel aus dem Mund lief. Er konnten den Blick nicht von dem goldenen Objekt abwenden. Er hielt Tematra ein Lesebrett hin, auf dem er schon mit seinem Fingerabdruck den Vertrag signiert hatte.

 

„Da es sich um keine diplomatische Vereinbarung handelt, wird die Admirälin für uns unterschreiben.“

 

Racussa nickte grimmig und presste ihren mittleren Finger auf das Lesebrett, dessen Rahmen daraufhin golden leuchtete.

 

„Ich erwarte Marcus Tranius Carvilius sofort unversehrt an Bord der Andreiata. Die übrige Besatzung wird unverzüglich zurück an Bord der Pacomu gebeamt.“

 

Brunt nickte und konnte sich nur mit Mühe auf dem Sitz halten.

 

 

„Wie klug von Ihnen, mich unterfertigen zu lassen. Sollte es schief gegangen sein, dann wäre es die dumme Remanerin gewesen.“

 

„Nun seien Sie nicht immer so beleidigt. Ich habe es schon so oft gesagt, es war keine diplomatische Aktion. Der Senator ist in Sicherheit, die Pacomu ist bei uns im Schlepptau, aber ich bin sicher, Ihre findige Shyezia wird den Quantensingularitätsantrieb der Pacomu wieder flott machen. Lassen Sie uns jetzt das Geschäft mit dem listigen Daimon Brunt abschließen.“, sagte Tematra, während sie sich auf den Kapitänsessel setzte. Racussa stellte sich neben sie.

 

„Wenigstens diese Aktion wird uns beiden Freude machen. Ich bin schon gespannt, ob Professor Nelen so gut ist, wie er immer sagt.“, knurrte Racussa mit ihrer ofenrohrtiefen Stimme.

 

Der Hauptbildschirm blinkte auf und Daimon Brunts spitzzahniges Gesicht erschien. Schweiß stand ihm auf der Stirn.

 

„Es ist widerlich, wie Ferengi durch den Glanz von Gold erregt werden.“, flüsterte Tematra Richtung Racussa. Dann wandte sie sich an den Ferengi: „Verehrter Daimon, ich bin erfreut, dass der Vertrag so schnell erfüllt werden konnte.“

 

Der Ferengi grinste wieder listig, fuhr sich mit beiden Händen an den Rändern der Ohren entlang. „Es war mir ein Profit, werte Botschafterin! Und ich hoffe, dass sie das teuer erworbene Schiff gut nachhause bringen.“

 

Seine Leibwächter grinsten nun so hämisch wie er.

 

„Daimon, eines noch: Auf Romulus ist es üblich, nach einem großen Geschäft noch Andenken zu tauschen. Ich möchte Ihnen ein Kunstwerk verehren, eine kleine romulanische Spieluhr, natürlich aus Gold. Was werden Sie uns schenken?“

 

Während sich der goldene, etwa zwanzig Zentimeter hohe Konus auf Brunts Tisch realisierte, schüttelte der Ferengi den Kopf: „Botschafterin Tematra, es würde gegen mindestens fünfzig Erwerbsregeln verstoßen, wenn ich Ihnen oder irgendjemand anderem etwas schenken würde. Geschenke sind der Tod des Handelns hat einmal ein Großer Nagus gesagt. Aber trotzdem Danke für die Spieluhr. Sie können aber gerne ein Andenken kaufen, wenn es Ihnen so wichtig ist, die Erinnerung an unseren kolossalen Handel zu erhalten. Vielleicht ein Haar von mir für einen Barren in Gold gepresstes Latinum? Oder ein getrocknetes Targherz für fünf Barren? Wie aktiviert man diese Spieluhr?“ fragte er, während er mit zunehmender Ungeduld den Konus hin und her drehte.

 

Tematra nickte zu Racussa und lächelte: „Ich freue mich trotzdem, dass Sie unser Geschenk angenommen haben. Es wird Ihnen und Ihrer ganzen Mannschaft gefallen.“

 

„Ob ich es mit der Mannschaft teile, ist meine Sache! Wie schaltet man es ein?“. Er fingerte unbeholfen an der glatten, goldenen Oberfläche herum.

 

„An der Unterseite ist ein kleiner Schalter, den müssen Sie drücken.“, erklärte die kratzige Stimme Racussas. Und als sie sah, dass der Ferengi den Knopf gefunden und aktiviert hatte, setzte sie fort: „Im Gegensatz zu den in der Pacomu versteckten Minen mit Zeitzünder funktionieren romulanische Andenken immer.“

 

Der Ferengi schaute plötzlich erschrocken auf: „Minen? Welche? Sie waren nicht von…“

 

Die Seitenteile des Konus öffneten sich und gaben den Blick auf eine kleine grüne Scheibe wieder. Brunt und seine Leibwächter starrten auf die Scheibe, aus der sich plötzlich zwei grüne Spiralen emporwanden und in etwa dreißig Zentimeter Höhe umkehrten. Das Spiralgewirr verdichtete sich.

 

„Das ist wunderschön! Fast wie Gold!“, staunte Quook. Brunt blickte misstrauisch auf das Spiralspiel und trat ein paar Schritte zurück.

 

Mit einem Mal zischte eine grüne Fontäne zur Decke des Raumes und breitete dort einen grünen Lichtschirm aus, während die Spiralen verschwunden waren.

 

„Wow!“, entfuhr es den anderen Ferengi. Einer fügte hinzu: „Dieses Andenken werden wir zu einem riesigen Preis auf Ferenginar verkaufen. Vielleicht an einen Nachtclub?“

 

„Oder eine Bar. Mein Cousin hat eine!“, ergänzte ein anderer.

 

Der Schirm fiel plötzlich in sich zusammen und feiner grüner Stab regnete auf die Ferengi herab.

 

„Tematra, was haben Sie…“, konnte Brunt noch sagen, bevor seine Haut sich grau verfärbte, er sich versteinerte und krachend zu Boden fiel, wo der Rest seiner Kleider über einem Häufchen Staub zusammensank. Genauso erging es den übrigen Ferengi, die auf dem Bildschirm zu sehen waren.

 

Racussa ging zu einer Konsole und las die Anzeige: „Keine ferengischen Lebenszeichen mehr an Bord. Faktisch gar keine Lebenszeichen mehr an Bord, Botschafterin.“

 

„Dieses kleine Stanitzel hat gerade hundertzwanzig Ferengi pulverisiert? Respekt. Sagen Sie Professor Nelen, dass er das Thalaron-Projekt weiter verfolgen soll. Xindi-Insektoidwissen gepaart mit Vothschläue haben dem romulanischen Imperium gerade ein eindrucksvolles Werkzeug vorgestellt.“

 

Racussa nickte und kam zurück: „Sicher werden Sie sich jetzt um den glänzenden…“ sie betonte das Wort spöttisch, „Senator kümmern. Dann kann ich meinen Sitz wieder einnehmen.“

 

Die Botschafterin stand auf und ging zur Tür. „Und vergessen Sie nicht, das Ferengischiff zu pulverisieren. Wir wollen hier kein Andenken zurücklassen. Und dann auf schnellstem Weg zurück nach Romulus!“

 

Sie überließ die Brücke. Racussa setzte sich auf den Kapitänssitz und betätigte den Auslöser des Kemocitprojektils. Während das Objekt sich seinen Weg zu dem Ferengi-Raumschiff bahnte, wie Racussa auf dem Bildschirm verfolgte, kommentierte sie grummelnd: „Als ob ich das vergessen hätte, du romulanische Rübe! Wenigstens kann ich dieses Xindi-Zeug jetzt auch gleich testen.“ Eine famose Explosion zeugte von der Wirksamkeit des Geschosses.

 

„Obwohl ich sicher bin, dass gerne ein anderer Ferengi, wenn es nur gewinnbringend für den Wiederverkauf gewesen wäre, sich diesen Weltraumschrott als Andenken gekauft hätte.“

 

 

 

 

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