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Safe House

von Janora

Prolog

„Captain, wir haben den Planeten erreicht.“
„Bringen Sie uns in den Standardorbit, Mr. Sulu.“
„Aye, Sir. Standardorbit wird angeflogen.“
Jim schaute auf den sandfarbenen Planeten, der auf dem großen Bildschirm der Brücke zu sehen war. Er schien recht unscheinbar, war aber vor einem knappen halben Jahrhundert ausgewählt worden, fernab der Erde eine menschliche Kolonie aufzunehmen.
Gespannt, was sie da unten finden würden, stand er auf. „Spock, such die Sicherheitsleute für den Landungstrupp aus. Du begleitest mich.“
„Sehr wohl, Captain“, erwiderte der Vulkanier und tippte auf einem PADD herum, um das entsprechend diensthabende Personal zu informieren.
Kirk wandte sich an sein jüngstes Besatzungsmitglied. „Chekov, Sie kommen auch mit.“
„Aye, Keptin.“ Der Russe erhob sich von seinem Sitz neben Sulu und wurde sofort von jemanden abgelöst. Aufgeregt folgte er seinen beiden Vorgesetzten in den Turbolift. Schon seit längerem bat er Kirk darum, auch außerhalb der Brücke mehr eingesetzt zu werden. Er wollte zeigen, was er konnte, wenn er nicht hinter einem großen Pult saß. Und das hier war die Gelegenheit dazu.
„Bleiben Sie locker, Chekov. Es wird wahrscheinlich nicht viel zu sehen geben“, meinte der Captain zu ihm, dem das breite Grinsen des Jüngeren nicht entgangen war. Dieser nickte schnell. Spock warf seinem Freund nur einen kurzen Blick von der Seite zu. Seiner Meinung nach verhielt sich Chekov nicht sonderlich anders als Jim, wenn dieser mal wieder im Begriff war, sich in eine besonders waghalsige Mission zu stürzen. Aber da jeglicher Kommentar seinerseits zu diesem Thema verschwendeter Atem wäre, unterließ er es und trat stattdessen aus dem Lift, als dieser seine Türen öffnete.
Die beiden Menschen vergewisserten sich mit einem Blick, dass ihre Phaser noch an Ort und Stelle waren und Spock überreichte dem Russen noch einen zusätzlichen Trikorder, der neben seinem eigenen recht nützlich werden konnte, bevor sie den Transporterraum betraten. Dort wartete bereits der Rest der Bodentruppe, inklusive zwei weiteren Forschern, die beim Anblick des Kapitäns stramm standen. Kirk nickte ihnen zu und gab den Männern und Frauen durch eine Geste die Erlaubnis, sich zu rühren.
„Sie haben alle den Bericht über CES III gelesen und Sie werden wissen, warum wir hier sind. Wir beamen in zwei Teams runter. Als erstes gehen Mr. Spock, Mr. Chekov, ich und Sie drei.“ Er deutete auf einige Männer in roten Shirts. Darunter auch 'Cupcake'. Glücklicherweise hatte Mr. Hendorff seine anfänglichen Differenzen gegenüber Kirk überwunden. Gut, ihm blieb keine große Wahl, da Kirk mittlerweile sein Captain war. Aber der Sicherheitsoffizier war trotz allem auf der Enterprise geblieben, und das reicht Jim als Grund. „Der zweite Trupp kommt eine Viertelstunde später nach, sofern ich keine anderen Anweisungen durchgebe“, fügte er abschließend hinzu und alle nickten. Damit war es beschlossene Sache.


Die Kolonie war verlassen. Das konnte man auf den ersten Blick sehen, selbst wenn man nicht im Bericht der Sternenflotte gelesen hatte, dass man seit gut einem Jahrzehnt nichts mehr von dieser abgelegenen Außenstation gehört hatte.
Die Straßen waren leer. Der Boden bestand aus heller staubiger Erde und in den Schatten der zwei Sonnen wucherten wilde, fremde Pflanzen, die von der Farbskala gelb bis braun reichten. Außerdem war es ruhig. Es gab keinerlei Geräusche von Stimmen oder Maschinen. Nicht einmal Tiere, waren sie nun wild oder domestiziert, waren zu hören. Nur der Wind pfiff leise durch die Straßen.

„Wie kann die Bevölkerung einer ganzen Stadt verschwinden?“, fragte Chekov, als er zu den Gebäuden hinauf schaute. Die meisten waren zwischen zwei bis fünf Stockwerke hoch und alle schienen noch intakt, bloß ein wenig verwahrlost zu sein, da sich seit Ewigkeiten keiner mehr darum gekümmert hatte.
Niemand wusste eine Antwort darauf. Es gab keine Anzeichen einer hereingebrochenen Katastrophe. Weder des Planeten, noch von außerhalb. Keine Epidemie. Keine Leichen. Einfach nichts.
Sie hatten alle ihre Phaser gezückt, während sie die Straße, auf die sie herabgebeamt worden waren, entlang liefen. Vorneweg der Captain mit seinem ersten Offizier.
„Merkwürdig“, meinte Kirk so leise, dass nur Spock ihn hören konnte. „Obwohl unsere Sensoren angezeigt haben, dass die gesamte Gegend verlassen ist, hab ich das Gefühl, dass wir beobachtet werden.“
„Das ist leicht zu erklären“, erwiderte dieser „Sie sind eine solche urbane Struktur als reich bevölkert gewohnt und Ihr Gedächtnis ruft eben diese Erinnerungen hervor, obwohl es hier nicht der Fall ist. Ihr Gehirn denkt also, dass hinter all den Fenstern da oben jemand stehen könnte.“
Jim hielt kurz an und blickte hinauf. „Gruselig“, murmelte er und ging weiter.
„Den Informationen zu Folge war es für Kolonien dieser Art typisch, ein öffentliches Gebäude als Schutzhaus für die Bevölkerung einzurichten“, erklärte Spock dann so, dass es alle hören konnten. „Nach der Zahl der Bewohner wäre die logische Wahl hierfür entweder die Schule oder das Rathaus. Beide Gebäude liegen in der gleichen Straße, nicht weit von hier.“
„Dort sollte sich auch ein Archiv mit Aufzeichnungen darüber, was geschehen ist, befinden“, schlussfolgerte Kirk. „Sehr gut, dort werden wir nachsehen.“

Er überließ es Spock, sie dorthin zu führen und der Vulkanier lenkte sie an der nächsten Kreuzung westlich.
Auf halben Wege ertönte Kirks Kommunikator.
„Captain, der Beta-Trupp ist auf der Oberfläche gelandet“, meldete sich Doris Atkins, die die andere Gruppe anführte. „Warten auf weitere Anweisungen.“
„Bringen Sie Ihre Leute in die umliegenden Gebäude, Miss Atkins, und lassen Sie sie untersuchen, ob es irgendetwas gibt, das auf das Verschwinden der Menschen hier hindeutet. Melden Sie es, wenn es der Fall sein sollte.“
„Aye, verstanden, Captain. Atkins out.“
Kirk steckte das Gerät wieder an seinen Gürtel und sah zu Spock, der an einer weiteren Kreuzung angehalten hatte.
„Das ist die Schule.“ Spock deutete auf ein Gebäude direkt vor ihnen, das von einem typischen Schulhofzaun umgeben war. Dann zeigte er die Straße hinauf. „Das Rathaus liegt 450 Meter in diese Richtung. Rechte Seite.“
Kirk warf einen abschätzenden Blick dorthin. Dann drehte er sich zu seinen Männern um. „Chekov, Sie wollten doch mehr Verantwortung. Warum nehmen Sie sich nicht Mr. Hendorff und Mr. Smith und schauen sich in der Schule um? Sie haben doch als Kind nie viel Zeit in einer verbracht. Vielleicht lernen Sie noch etwas.“
Der Russe, der bei der Erwähnung seines Namens aufgehorcht hatte, ignorierte den Witz und nickte.
„Aye, Keptin“, erwiderte er und sah zu den beiden Rothemden, die mit ihm kommen sollten. Er würde Kirk nicht enttäuschen.
„Wir bleiben in Funkkontakt.“ Mit diesen letzten Worten an seinen jungen Schützling, nahm Kirk die übrigen Männer und machte sich auf den Weg zum Rathaus.

Die kleinere Gruppe ging zur Schule, Chekov voran. Er hatte bisher weder mit Hendorff noch mit Smith gearbeitet und kannte die beiden mehr oder weniger nur vom Sehen. Hendorff war ein breiter Kerl mit einem guten Schlag, wie ihm der Captain einmal bei einer Anekdote versichert hatte. Smith dagegen, Chekov wusste, dass sein Vorname Richard war, war eins der älteren Mitglieder der Besatzung und diente der Sternenflotte bereits seit über 25 Jahren. Vermutlich hatte Kirk ihn wegen seiner Erfahrung an seine Seite gestellt.
Der Weg führte sie einen ungepflasterten Weg entlang und dann ein paar Stufen hinauf. Die Eingangstür stand sperrangelweit offen und Chekov vermutete, dass es bei den meisten anderen Gebäuden ähnlich aussah.
Sie gingen hindurch und sahen sich um. Auch hier schien alles verlassen. Der Boden war dreckig und es war genauso ruhig wie draußen. Außerdem schien das Gebäude zu jenen zu gehören, in denen es sich, egal wie warm es draußen war, immer kühl anfühlte, denn es fröstelte sie ein wenig. Und es war zu bezweifeln, dass es an der Klimaanlage lag. Das Licht war gedämmt im Flur, denn die Deckenleuchten waren ausgeschaltet und die Sonne fiel bloß durch einige schmale Fenster und andere geöffnete Türen zu angrenzenden Räumen herein.
Chekov beschloss, dass er froh war, hier nie zur Schule gegangen sein zu müssen. Er mochte sie nicht besonders.
Aber sie würden ja nur nach einem Archiv suchen müssen. Das würde nicht so lange dauern und dann konnten sie zurück zu den anderen.

Die drei traten weiter hinein und gingen den Flur entlang. Und während Chekov überlegte, wie sie sich am besten aufteilen könnten, knallte hinter ihnen plötzlich die Eingangstür zu.
Erschrocken wirbelten sie herum, die Phaser erhoben. Aber alles, was sie hätten erschießen können, war Metall.
Langsam näherten sie sich der Tür.

Die andere Hälfte des Alpha-Trupps war noch in der Nähe, als sie den lauten Rumms hörten. Sie drehten sich um, doch auf den ersten Blick war nichts zu erkennen. Keine Gefahr, keine Rufe oder Kampfgeräusche. Kirk zückte seinen Kommunikator.
„Mr. Chekov, was ist passiert? ... Mr. Chekov, bitte kommen ... “
Er wartete kurz, aber er bekam keine Antwort. Spock tauschte einen schnellen Blick mit ihm aus und die beiden schienen etwas ähnliches zu denken, denn sie setzten sich gleichzeitig in Bewegung und liefen mit schnellen Schritten zurück zur Schule. Der Sicherheitsoffizier blieb dabei an ihrer Seite. Unterwegs versuchte er erneut eine Verbindung zu den Männern zu bekommen, jedoch ohne Erfolg.
„Mr. Osborne, öffnen Sie die Tür“, wies er den Mann im roten Hemd an.
Dieser nickte, doch die Tür war aus schwerem Eisen.
„Keine Chance, Captain.“
„Dann versuchen Sie die Fenster! Schauen Sie nach, ob Sie jemanden da drinnen sehen können!“
Spock hatte dies bereits in Angriff genommen. Jim selbst hielt noch immer seinen Kommunikator in den Händen, öffnete jetzt eine Leitung zur Enterprise. „Scotty, sind Sie da?“ Der Schotte saß, wenn sie auf Bodenmissionen unterwegs waren, gerne am Bildschirm und behielt sie im Auge. Dadurch war er schon das eine oder andere Mal in der Lage gewesen, sie gerade noch rechtzeitig aus einer brenzligen Lage zu beamen.
Doch jetzt herrschte Schweigen von oben. Jim runzelte die Stirn. War die Kommunikation komplett ausgefallen?
Dann ertönte plötzlich ein Knacken.
„Ah, Captain, ich wollte mich gerade melden. Was ist da unten los bei Ihnen?“, fragte Scotty. Die Verbindung war hörbar schlecht. „Brauchen Sie Doktor McCoy?“
„Ich hoffe nicht, aber ich kann es noch nicht genau sagen.“
„Jim“, meldete sich wieder Scotty, und er schlug jetzt einen ganz anderen Ton an. „Willst du mir etwa erzählen, dass gerade drei der zwölf Lebenspunkte gleichzeitig bei euch da unten erloschen sind und du keine Ahnung davon hast?“
Kirk antwortete nicht. Sein Blick fiel wieder auf die Schule und er schluckte schwer.
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