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Nach langer Zeit

von Gabi

Kapitel 1

Colonel Kira Nerys stand alleine am Schleusenzugang am Andockbereich. Als Vertreter einer einstigen Großmacht und auch jetzt noch gestaltprägender Gewalt im Gamma-Quadranten hätte ihm wahrscheinlich laut Sternenflottenprotokoll ein Empfangskomitee zugestanden. Sie hatte kurzzeitig mit dem Gedanken gespielt ihre Galauniform anzulegen, doch sie hatte ihn wieder verworfen. Es hätte ebenso eine abstandsbereitende Barriere aufgebaut wie es das ein offizielles Komitee getan hätte. Und das war nicht, was sie wollte – nicht bei ihm.

 

Selten war die Bajoranerin so nervös gewesen wie im Augenblick. Sie hatte diesen Moment schon so oft in ihren Gedanken durchgespielt, doch das hatte sie keineswegs auf den realen Augenblick vorbereitet. Von daher war sie sehr froh, dass sich außer ihr niemand im Andockbereich befand, der das nervöse Auf- und Abwippen ihrer Fußballen beobachten konnte.

 

Als ein knarzendes Geräusch ankündigte, dass das Schott dabei war, beiseite zu gleiten, fuhr sie beinahe zusammen. Im Schleusenbereich befand sich eine einzige Person. Offensichtlich hatte er ähnliche Gedanken wie sie selbst gehabt.

 

Der Mann machte einen großen Schritt, um die Stolperfalle der Schottwand zu überwinden. Seine humanoide Gestalt war in Jacke und Hose gekleidet, welche zwar nicht in Form jedoch in Farbe der vertrauten alten Uniform nachempfunden waren. Die größte Veränderung war jedoch im Gesicht zu verzeichnen. Die vertrauten Züge schienen immer noch aus Augen und Mund hervor, doch von der unfertigen Maske, die ihn all die Jahre definiert hatte, war nicht mehr viel zu erkennen. Das Haar hatte Struktur erhalten, es klebte nicht mehr wie ein Helm an seinem Hinterhaupt, die Gesichtszüge waren prägnanter geworden, Augenbrauen waren entstanden, ausgearbeitete Nasenflügel und – wie Kira mit einem Schmunzeln bemerkte – grazile bajoranische Nasenrippen.

 

„Odo!“, begrüßte sie ihn mit breitem Lächeln. „Du siehst gut aus.“

 

Er stand nun vor ihr. Seine Arme hoben sich und legten sich auf ihre Schultern, so als ob sie schon immer dorthin gehört hätten. Den Kopf leicht geneigt betrachtete er sie wohlwollend. „Du siehst gut aus. Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich sei, doch du bist noch schöner geworden, Nerys.“

 

Einen Moment standen sie voreinander, sich einfach nur betrachtend, während eine unangenehme Befangenheit sich zwischen ihnen breit machte. Wie begrüßte man einen Liebhaber, den man fast vier Jahre lang nicht mehr gesehen hatte? Schließlich überbrückte Kira den Abstand, bevor er sich zum Graben ausweiten konnte. Sie öffnete die Arme, schlang sie um Odos Körper und drückte ihn einmal fest. Der Gestaltwandler erwiderte die Geste innig.

 

„Es tut so gut, dich wiederzusehen“, sprach sie, ihre Stimme gedämpft durch seine Kleidungsimitation. „Wir haben viel zu viel Zeit verstreichen lassen.“

 

Dank des Relais am anderen Ende des Wurmlochs war es ihnen möglich über Subraum zu kommunizieren, doch ihre wenigen Gespräche in den letzten Jahren hatten sich eher auf Politisches und Offizielles beschränkt. Beide waren sie ein wenig gehemmt gewesen Privates über die Weiten der Quadranten auszutauschen. Auch Odos Besuch auf Deep Space Nine hatte im Kern einen offiziellen Grund, um den Stand beider Seiten mit Vertretern des Sternenflottenoberkommandos auszutauschen. Doch die Wahl des Zeitpunkts hatte der Gestaltwandler aus rein persönlichen Gesichtspunkten getroffen.

 

Er hakte sich bei Kira ein, und Seite an Seite verließen sie den Andockring.

 

„Ihr habt für Modranhit geschmückt“, stellte Odo fest, als sie gemeinsam über die Promenade schlenderten. Sowohl der Tempeleingang als auch die Auslagen der von Bajoranern geführten Läden waren mit beerenbewehrten Rinboreen-Zweigen verziert und hier und da dampften kleine Kräuterschälchen.

 

Kira betrachtete ihn mit einem erfreuten Lächeln. „Du erinnerst dich noch daran?“

 

„Aber natürlich.“ Odo hatte einen Arm um ihre Schulter gelegt, während er sich links und rechts umsah, um das Altbekannte und das Neuentstandene mit allen Sinnen aufzunehmen. Automatisch hielt er dabei auch nach möglichen Ruhestörern Ausschau. Es war frappierend, wie diese jahrzehntelange Gewohnheit so rasch wieder zu ihm zurückkehrte. „Was meinst du, warum ich diesen Termin für die Gespräche gewählt habe? Ich habe das eine Fest, welches wir auf Bajor gefeiert haben, sehr genossen. Ich mag den Hintergrund hinter den bajoranischen Feierlichkeiten nie ganz begreifen können, doch mir gefällt diese Atmosphäre.“

 

Kira nickte. „Ich kann verstehen, was du meinst.“ Dann machte sie mit demjenigen Arm, der nicht an Odos Seite lag, eine allumfassende Bewegung. „Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, ähnlich gelagerte Feiern anderer Kulturen mit Modranhit zu verbinden, insbesondere das Weihnachtsfest der Terraner, doch da die meisten an ein fixes Datum gebunden sind, ist diese Idee gescheitert.“

 

Odo schnaubte ein leises Lachen. „Diese unflexiblen Terraner. Da wollen sie einfach an ihrer solzentrierten Datumsrechnung festhalten.“

 

„Unfassbar, nicht?“, fiel Kira in das Lachen ein. Es war fast wie früher, wo sie beide eine eingeschworene Einheit gebildet hatten gegen all das, was ihnen von der Föderation entgegengebracht wurde. „Doch auf diese Weise haben wir fast jeden Monat irgendwo auf der Promenade geschmückte Bereiche und kulturspezifische Angebote. Es hat sich alles sehr gut entwickelt in den letzten Jahren.“

 

Odo ließ den Blick schweifen. „Das kann ich sehen. Es gibt sogar wieder cardassianische Geschäfte, daran hätte ich damals nicht geglaubt.“

 

„Ich auch nicht, Odo, ich auch nicht.“ Sie senkte den Blick. „Die Propheten haben uns die richtige Richtung gewiesen, auch wenn es noch ein langer Weg bis dorthin ist, und viele meiner Landsleute nicht gewillt sind ihn zu beschreiten.“

 

„Euch droht doch kein Bürgerkrieg?“, wollte Odo alarmiert wissen.

 

Kira schüttelte den Kopf. „Nein, ganz sicher nicht. An diese Möglichkeit möchte ich gar nicht glauben. Doch es ist das erste Mal in unserer aufgezeichneten Geschichte, dass nicht gesamt Bajor hinter dem Kai steht  …“ Sie sah wieder auf, den Blick in eine undefinierte Ferne gerichtet, dann schüttelte sie abermals den Kopf, dieses Mal vehementer. „Lass uns von etwas anderem reden, Odo. Bajoranische Politik ist ein undankbares Wiedersehensthema.“

 

Er drückte ihr einmal fest die Schulter, um ihr zu versichern, dass er immer auf ihrer Seite war, ganz gleich, was passieren würde. „Wie geht es unserem Freund Quark? Ich muss ihm nachher unbedingt noch einen Besuch abstatten.“

 

Das brachte erneut das Lachen auf Kiras Gesicht zurück. „Ich wette, er wird sich freuen. Quark geht es bestens. Er schafft es nach wie vor seine kleinen Spielchen zu treiben, und Nog und ich sind nach wie vor damit beschäftigt, ihm auf die Finger zu schauen. Er hat sich auf jeden Fall noch nicht völlig von dem Schock erholt, dass ausgerechnet ein Mitglied seiner Familie deine Nachfolge angetreten hat.“

 

Odo nickte gewichtig mit dem Kopf. „Wie macht sich Nog als Sicherheitschef?“

 

„Oh, er ist überraschend gut …“ Kira senkte die Stimme und blickte sich rasch um, ob sie jemand gehört hatte, dann fuhr sie leiser fort: „Behalte das für dich, aber ich muss ebenfalls hin und wieder mit diesen dämlichen Vorurteilen kämpfen, einen Ferengi als Verantwortlichen für die Stationssicherheit zu haben. Dabei macht er sich wirklich gut. Er ist fleißig, genau und überraschend unparteiisch. Seine Leute schätzen ihn sehr.“

 

„Das ist meine Nerys“, entgegnete Odo gutmütig. „Immer ein wenig zurückhaltend, was das Abbauen alter Vorurteile angeht.“

 

„Leider hast du da recht. Ist wahrscheinlich eine bajoranische Tugend.“ Sie blieb vor einer etwas zurückgesetzten Einrichtung auf der Promenade stehen und straffte ihre Gestalt. Das geräuschvolle Luftholen verriet, dass sie sich innerlich auf etwas vorbereitete, bei dem ihr nicht ganz wohl war. Odo spürte die Veränderung sofort.

 

„Odo … ich möchte dir gerne jemanden vorstellen.“ Sie deutete in Richtung der zurückgesetzten Eingangstür.

 

„Und du hast Bedenken, dass ich diesen jemanden nicht mögen könnte?“, formulierte der Gestaltwandler seine Vermutung.

 

„Nein, das ist es nicht.“ Kira schüttelte den Kopf. „Es ist etwas … komplizierter.“ Sie nahm ihn am Arm und strebte auf die Tür zu. Als diese sich öffnete, machte sie Platz für eine bunte und etwas laute Welt für Kinder. Sechs von ihnen, Angehörige unterschiedlicher Spezies, im Alter zwischen einem und vier Jahren tobten volltönend durch den Hauptraum. Eine bajoranische Erzieherin  hatte das Öffnen der Tür bemerkt und kam auf sie zu. „Colonel. Sie sind heute früh dran. Sul ist noch im Malzimmer. Ich werde sie holen gehen.“

 

Kira nickte ihren Dank und schielte ein wenig zu Odo hinüber. Der Gestaltwandler war in die Betrachtung der Kinder vertieft. Diese Art der Reproduktion und Entwicklung war bei seinem Volk unbekannt und sorgte nach wie vor für einige Faszination.

 

Sie mussten nicht lange warten, bis ein kleines, etwa zweijähriges Mädchen mit bunten Fingern auf sie zugerannt kam. „Gucken! Sul malen.“ Das Mädchen warf sich in Kiras wartende Arme. Das Haar, das dringend eine Bürste nötig hatte, besaß eine dunkelbraune Grundfarbe, die von roten Strähnen durchsetzt im künstlichen Licht leuchtete.

 

„Odo, darf ich dir Sul vorstellen …“ Sie zögerte einen Moment, dann fügte sie hinzu. „Kira Sul.“

 

Der Gestaltwandler hob in einer perfekten Imitation humanoiden Erstaunens die Brauen. „Du hast eine Tochter?“

 

Kira nickte schuldbewusst.

 

„Warum hast du davon nie etwas in unseren Transmissionen gesagt?“

 

„Ich …“ Sie wuschelte Sul durch das ohnehin bereits zerzauste Haar, um Odo nicht direkt ansehen zu müssen. „Ich wusste nicht wie … es kam mir immer unpassend vor …“ Nun hob sie doch den Blick, um die Reaktion ihres Freundes zu beobachten.

 

Odo betrachtete das Mädchen schweigend. Sul starrte ihn ihrerseits an. „Sul, das ist Odo, ein ganz besonderer Freund von Mama. Er besucht uns zu Modranhit.“

 

Der Gestaltwandler streckte den Arm aus, wobei er versuchsweise die Hand ein wenig verlängern ließ, bis die Finger in Glöckchen endeten, die fröhlich vor dem Gesicht des Mädchens bimmelten. „Und ich möchte auch für dich ein ganz besonderer Freund sein, wenn du das magst, Sul.“

 

Das Mädchen betrachtete fasziniert die Glöckchen. Die kleine Hand hob sich und versuchte danach zu greifen. Dann blickte Sul von Odos Extremität zu ihrer Mutter. „Mama auch!“

 

Kira lachte auf. „Ich kann das nicht, Sul. Das kann nur Odo.“

 

„Sul auch.“ Das Mädchen streckte den Arm in die Luft und blickte ihn erwartungsvoll an. Als sich nichts veränderte zog sie kurzzeitig die Brauen zusammen, dann widmete sie sich wieder Odos Arm.

 

„Na, da kann ich mir ja vorstellen, was sie ab jetzt zu üben versucht.“ Kira verabschiedete sich mit einem Winken von der Erzieherin und trat wieder den Weg auf die Promenade hinaus. Odo fiel in Schritt neben ihr, den Arm mit den Glöckchen weiterhin vor Sul ausgestreckt. Die Köpfe der Promenadenbesucher wandten sich nach dem seltsam anmutenden Trio um. Neugierde und eine gewisse Furcht zeigten sich gleichermaßen auf ihren Zügen. Seit dem Ende des Dominionkriegs hatte niemand mehr einen Gestaltwandler zu Gesicht bekommen, und die wenigsten hatten diesen Umstand bedauert. Ein paar Personen erkannten nun den alten Sicherheitschef wieder und grüßten ihn, amüsanter Weise nicht wenige darunter, die ihm ein „Constable“ zunickten.

 

Nach einer Weile stellte Odo die Frage, die nicht zu vermeiden war. „Und wer … wer ist der Vater?“

 

Diese Frage zu stellen war ihm sichtlich ebenso unangenehm wie es für Kira die Beantwortung derselben war.

 

„Papa!“, erklärte Sul mit der kindlichen Gewissheit, dass damit alles Nötige gesagt sei.

 

„Ja, Papa …“ Kiras Lächeln geriet ein wenig schüchtern, sie fühlte sich plötzlich wieder wie ein kleines Mädchen, das vor dem Lager-Prylar stand und zugeben musste, dass es die Aufgaben nicht gemacht hatte. Sie blickte in Odos Augen und versuchte darin die Versicherung zu finden, dass sie sich einem anderen hatte zuwenden dürfen. Sie hatten nie darüber gesprochen aufeinander zu warten. Ihr Abschied war ein Abschied für immer gewesen, und doch fühlte Kira sich nun so als ob sie ihn betrogen hätte. „Der Vater ist Antos …“

 

„Bareil Antos?“ Odos Brauen wanderten abermals in die Höhe. Kira fragte sich unwillkürlich, ob er diese humanoide Angewohnheit so sehr verinnerlicht hatte oder ob es bei seiner Spezies eine Entsprechung für den Ausdruck von Verwunderung gab, der sich in solider Form auf diese Weise äußerte. „Der Dieb aus dem Spiegeluniversum?“

 

Sie nickte. Ihre Augen wanderten den Arm entlang zu den Glöckchen, die immer noch leise im Nachhall der bewussten Bewegung klimperten. „Er kam zurück und ließ sich einfach nicht abschütteln … ich  … ich wollte anfangs nichts mehr mit ihm zu tun haben, aber irgendwann ist es einfach passiert … er … ich …“ Als sich die Glöckchen wieder in Finger zurückformten, hob sie den Blick erneut zu seinen Augen. „Odo … ich fühle mich fürchterlich, mit dir über ihn zu reden.“

 

Der Gestaltwandler schüttelte den Kopf, während Sul protestierte, dass sie die Glöckchen zurück haben wollte. Odo hatte sich verändert, nicht nur äußerlich. In ihrer Zeit zusammen war er stets derjenige gewesen, der ihre Versicherung benötigte, ihre Stärke. Nun schien es sich genau anders herum zu verhalten. „Du hast ihn immer schon geliebt.“

 

„Ich habe ihn kaum gekannt, und er hat mich verraten!“

 

„Nicht ihn.“

 

Sie nickte, er kannte sie zu gut, hatte das immer schon getan.

 

„Ist er gut zu dir?“

 

Ein Lächeln stellte sich nun auf ihren Lippen ein. „Ja, das ist er. Er ist chaotisch, unpünktlich, unordentlich und kann seine Finger nicht von krummen Sachen lassen – aber er ist gut zu mir.“

 

Odo nickte. „Das klingt genau nach dem Mann, der dich braucht, Nerys.“

 

Kiras Lächeln wurde eine Spur breiter. Sie balancierte Sul auf einer Hüfte, um den anderen Arm für eine Umarmung frei zu haben. „Ich liebe dich, Odo!“

 

Er erwiderte die Liebkosung beidarmig. „Ich dich auch, Nerys. Wir dürfen uns nichts vorwerfen, das Schicksal …“, er hielt kurz inne, um wie einen Nachgedanken hinzuzufügen: „… die Propheten haben andere Wege für uns vorgesehen. Ich denke, ich kann mich dazu durchringen ihn zu mögen, wenn er für dich so wichtig ist.“ In der Art, wie er bei diesen letzten Worten den Kopf schief legte, war er ganz der alte Odo.

 

Kira lachte befreit auf, eine große Last war ihr vom Herzen genommen. „Er wird in Panik verfallen, wenn er dich sieht, und sich auf nichts anderes mehr konzentrieren können als darauf, nach Anzeichen zu suchen, ob er in Konkurrenz zu dir verlieren könnte.“

 

„So schlimm?“

 

„So schlimm!“

 

Sie lösten sich voneinander, die nach den Glöckchen verlangende Sul mit ein paar Worten beruhigend. Als sie ihren Weg wieder fortsetzten, bemerkte Kira, dass Odo in Richtung des Zentrums der Promenade steuerte.

 

„Willst du nun Quark besuchen?“

 

Der Gestaltwandler wiegte den Kopf hin und her. „Mehr oder weniger. Ich hatte mit ihm im Vorfeld bereits Kontakt aufgenommen, und ihn gebeten, mir etwas zu besorgen. Da ich nicht wusste, dass es hier eine wunderschöne junge Dame gibt“, bei diesen Worten neigte er den Kopf leicht zu Sul hinüber, „hatte ich es eigentlich für dich gedacht. Doch ich denke, für Sul ist es noch passender.“

 

Kira machte ein erstauntes Gesicht, als sie den Eingang zur Bar durchschritten. „Also jetzt machst du mich aber neugierig.“

 

Sie hatten sich der Bar noch nicht ganz genähert, als Quark auf sie aufmerksam wurde. Seine Miene zeigte ehrliche Freude. „Odo! Bei allem, was mir heilig ist – und das ist eine ganze Menge – tut das gut, Sie wieder zu sehen.“ Sein Blick ging von dem Gestaltwandler zu Kira. „Fast wie in alten Zeiten. Die erste Runde geht auf’s Haus.“

 

Odo hatte die Bar erreicht und lehnte sich nun über den Tresen. „Wie großzügig, wenn man bedenkt, dass ich nichts trinke.“

 

„Das hatte ich doch glatt vergessen“, behauptete der Ferengi mit einem Augenzwinkern. „Colonel, was darf es für Sie sein?“

 

„Haben Sie noch von dem Frühlingswein von letzter Woche?“ Auf Quarks Nicken bestellte sie ein Glas davon und für Sul einen Moba-Saft.

 

Während der Ferengi einschenkte, fragte Odo: „Haben Sie das Gewünschte hier?“

 

Quark stellte die beiden Gläser auf dem Tresen ab, auf welchem Kira ihre Tochter bereits abgesetzt hatte. Normalerweise mochte Quark keine Kinder in seiner Bar haben, es schadete dem Image als erwachsenes Spielparadies. Doch der Kommandantin gegenüber wagte er das nicht vorzubringen. Stattdessen wandte er sich an Odo und erklärte im Brustton rechtschaffender Geschäftigkeit: „Es war ein ganz schönes Stück Arbeit, doch natürlich war mir für Sie …“

 

Odo verdrehte die Augen, was Quark in seinem Sermon innehalten ließ. „Wie schwierig kann es wohl gewesen sein?“

 

„Also gut, also gut …“ Der Ferengi verließ kurzzeitig den Schankraum, um gleich darauf mit einem großen Behältnis auf dem Arm aus dem Hinterzimmer wieder zukehren. Ein Tuch war über das rechteckige Behältnis gelegt. Sanft stellte er es vor Odo auf dem Tresen ab. „Was immer Sie damit wollen.“

 

Der Gestaltwandler wandte sich an Sul, die mit ihrem Moba-Saft in der Hand neugierig das Paket betrachtete. „Liebe Sul, dieses kleine Geschenk ist für dich zu Modranhit. Ich bin mir sicher, dass deine Mama nichts dagegen haben wird, wenn sie sich an ihre eigene Kindheit zurückerinnert.“ Mit diesen Worten zog er das Tuch ab und ein Käfig kam darunter hervor. Darin saßen ein Stofftier mit runden Ohren, einem Stummelschwanz und weichem, kuscheligen Plüsch-Fell.

 

„Daran hast du dich noch erinnert?“

 

„Mama, haben!“

 

Während Sul sich auf dem Tresen nach vorne beugte, um herauszubekommen, wie man den Käfig öffnete, sah Kira Odo erstaunt an. Der lächelte nur.

 

„Sul, das ist ein naturgetreu gearbeiteter Lepor. Auf einer Modranhit-Feier vor einigen Jahren hat deine Mama mir eine Geschichte erzählt, wie sehr sie sich als Kind immer einen echten gewünscht hätte. Ich bin sicher, ihr werdet in deinem Bett einen schönen Platz für ihn finden.“

 

Kira schluckte, ein Kloß hatte ihren Hals verengt. „Dass du dich daran noch erinnert hast …“

 

Er lächelte sie an, so als ob die Jahre der Trennung nie geschehen waren. „Nerys, ich erinnere mich an jede kleinste Bemerkung von dir, und nicht nur ich, sondern die gesamte große Verbindung, für den Rest aller Tage. Für uns bist du zum Sinnbild der Solids geworden.“

 

„Das ist eine verdammt große Verantwortung“, hauchte sie, während sie ihre Tochter betrachtete, die in kindlicher Vergessenheit auf dem Tresen vor dem Käfig kauerte und endlich das Stofftier daraus befreit hatte.

 

„Und ich könnte mir niemanden Besseres dafür vorstellen. Du verkörperst alles, was gut und leidenschaftlich an euch ist.“ Odo legte seine Hand liebevoll auf ihren Arm und sie konnte seine Zuversicht und Bewunderung für spüren. Auch wenn die halbe Galaxis sie getrennt hatte, hatte sich nichts zwischen ihnen verändert.

„Gesegnetes Modranhit, Nerys.“

 

 

Ende

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