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Nahkampftraining

von SusanQ

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„Ah, der amtierende Captain“, erklang Phlox Stimme im gewohnt fröhlichen Singsang. „Haben Sie eine Entscheidung bezüglich der Impfung gefällt?“

„Ähm, nein“, gestand Trip zögernd ein. „Ich komme in einer eher persönlichen Angelegenheit.“

„Oh, wie kann ich Ihnen helfen?“

„Nun ich... ich wollte wissen... ich meine mir ist bekannt, daß solche Auskünfte normalerweise unter die ärztliche Schweigepflicht fallen, aber ich habe mich gefragt... in anbetracht der Tatsache, daß Sie bescheid wissen...“, Trip druckste immer weiter unsicher herum, bis Phlox dem Einhalt gebot.

„Was wollen Sie wissen?“

„Kommt Lieutenant Reed immer noch regelmäßig, um sich von Ihnen Schlafmittel geben zu lassen?“, platzte es nun endlich aus ihm heraus.

„Sie haben recht, Commander“, entgegnete der Denobulaner. „Diese Auskunft fällt tatsächlich unter die ärztliche Schweigepflicht.“

Mutlos ließ Trip den Kopf hängen und drehte sich schon um, hob dann aber überraschend wieder den Kopf und fragte: „Kann ich Ihnen den Befehl geben mir zu Antworten?“

„Nein“, gab der Arzt entschieden zurück.

„Kommen Sie schon, Phlox. Ich mache mir doch nur Sorgen. Ich meine, es ist jetzt fast vier Monate her und... Ich will ihm doch nur helfen.“

„Lassen Sie ihm Zeit. Zeigen Sie ihm, daß Sie für ihn da sind.“

„Aber WIE?“, fragte Trip resigniert. „Er läßt mich ja kaum auf Armlänge an sich heran.“

„Oh, es gibt eine Menge Arten einen Menschen seines Beistandes zu versichern“, erklärte Phlox und begann auch gleich noch ein paar Vorschläge zu unterbreiten. „Sie könnten versuchen mit ihm darüber zu reden. Unterstützen Sie ihn in beruflichen Dingen. – Zeigen Sie im Bordkino seinen Lieblingsfilm.“

„Das dürfte vermutlich *Lawrence of Arabia* sein“, überlegte Trip kurz und ein angedeutetes Lächeln flog über seine Gesichtszüge als er an den heroischen britischen Einzelkämpfer dachte, doch dieses verschwand so schnell wie es gekommen war. „Allerdings ist da zumindest eine Szene drin, die mir im Moment eher kontraproduktiv erscheint.“ Er sah dem Arzt dankbar in die violett leuchtenden Augen und sagte: „Danke, Doc. Sie waren mir wirklich eine Hilfe“, und wandte sich nun entgültig von ihm ab, um zu gehen.

„Ah, Mr. Tucker“, rief ihm Phlox hinterher. „Was wird nun mit dem Virus?“

Trip ließ die Schultern hängen, atmete kurz tief durch und entgegnete dann bestimmt: „Ich werde veranlassen, daß der Frachtraum mit den kontaminierten Containern von der schiffsinternen Ventilation abgekoppelt wird und Sie dürfen alle Personen impfen, die sich dort in der Zwischenzeit aufgehalten haben oder in angrenzenden Sektionen tätig waren. Sollten die Nebenwirkungen bei ihnen nicht all zu gravierend sein, gestatte ich Ihnen den Rest der Besatzung morgen zu impfen, damit verhindere ich wenigstens, daß mehr als die halbe Crew gleichzeitig auf dem Klo sitzt.“

Obwohl sie sich im Orbit um einen harmlosen Planeten befanden, machte es Trip schon ganz schön zu schaffen die Verantwortung für die gesamte Enterprise und ihre Crew allein zu tragen und nicht nur für die technischen Dinge verantwortlich zu zeichnen. Um genau zu sein bereitete es ihm eine schlaflose Nacht. Normalerweise hätte er sicherlich mit Malcolm darüber reden können, aber seit der Nacht auf der Krankenstation haben sie kaum mehr als eine Hand voll Worte außerdienstlich miteinander gewechselt.

Es tat Trip weh mit ansehen zu müssen, wie sich Malcolm anscheinend immer weiter von ihm entfernte und er wußte nicht, was er dagegen tun konnte. – Aber jetzt würde er erst mal in den Fitneßraum gehen und dort so lange trainieren, bis er erschöpft genug war, um einzuschlafen.

Als das Schott vor ihm aufglitt, konnte er schon Malcolm auf der Kraftbank sitzen und Gewichte stämmen sehen.

„Hallo“, begrüßte er den anderen Mann. „Ich dachte um diese Zeit wäre ich hier sicherlich allein.“

„Konnte nicht einschlafen“, meinte Malcolm kurz angebunden und drückte nochmals die Hantel in die Höhe.

„Ich auch nicht“, erwiderte Trip und betrat eines der Laufbänder. Er programmierte es auf eine mittlere Geschwindigkeit, ein ausgeglichener Langstreckenlauf. Das Band setzte sich langsam in Bewegung und mit ihm begann Trip zu laufen. *Drei Schritte lang einatmen, drei Schritte lang ausatmen – immer schön gleichmäßig*, dachte er und beobachtete dabei Malcolm beim trainieren.

Er sah die Muskeln des Briten sich dezent unter der Haut seiner Arme anspannen und entspannen. Der gut, aber nicht übermäßig, entwickelte Bizeps trat hervor beim Beugen, der Trizeps beim Strecken der Arme. Der bei Malcolm etwas stärker ausgeprägten Deltaideus spannte sich über den Schultern.

Ein paar Schweißtropfen glänzten auf der Stirn des taktischen Offiziers und Trip wurde erst jetzt so richtig bewußt, wie sehr er es vermißte diese Muskeln nach einem anstrengenden Einsatz zu massieren, bis sich die Verspannungen wieder lösten. Vom Trapezius, der die obere Wirbelsäule mit dem Schlüsselbein verband, war nur der Teil zu sehen, der nicht von dem blauen Unterhemd verdeckt wurde und den Nacken bildete. Trip wünschte sich, er könnte diesen Nacken auf seinem eigenen Oberarm fühlen, wenn er heute einschliefe.

*Unterstützung in beruflichen Dingen*, dachte Trip so bei sich und sprach nach kurzer Überlegung dann laut aus: „Ach, was ich Dir eigentlich erst morgen früh sagen wollte, ich hab’ mir das mit den Torpedorohren überlegt. Du hattest recht und da wir wirklich gerade nirgends hinfliegen, ist es vermutlich besser jetzt den Warpkern herunterzufahren, als wenn wir irgendwo unterwegs sind oder es gar eilig haben.“

Malcolm hatte gerade die Hantel abgelegt und richtete sich jetzt auf, den amtierenden Captain etwas überrascht ansehend, sagte aber nur tonlos: „Gut.“

„Was glaubst Du wie lange Deine Leute brauchen werden?“, erkundigte sich Trip.

„Ich denke ein Tag müßte reichen“, antwortete Malcolm und begab sich auf die andere Seite des Raumes, zu dem 200 Kilo-Sandsack, nachdem er seinen Schweiß von der Kraftbank gewischt hatte.

„Das ist gut, dann haben wir noch genug Zeit den Warpkern wieder online zu bringen, bevor Jon und T’Pol wieder da sind.“

Trips Versuch, irgendwie ein Gespräch in Gang zu setzten, das vielleicht auch etwas privater hätte werden können, scheiterte jäh, als Malcolm nun begann den Sandsack mit seinen bloßen Fäusten zu bearbeiten und nicht weiter auf dessen letzte Bemerkung einging. Es war zum verzweifeln.

Während er seinen Gedanken nachhing und überlegte, wie er an Malcolm herankam, legte er zwei Kilometer auf dem Laufband zurück und hörte dabei den gleichmäßigen Rhythmus der dumpfen Schläge, die der Andere dem Sandsack verpaßte – rechter Schwinger, rechte Gerade, linker upper cut, rechte Gerade, linker Schwinger, rechter upper cut, linke Gerade und wieder von vorn...

Irgendwann merkte er, das Malcolms Schläge hektischer und heftiger wurden, woraufhin Trip das Laufband abstellte und zu ihm hinüberging.

Er sprach ihn von hinten an: „Malcolm?“, doch dieser reagierte nicht, sondern schlug nur noch kräftiger auf den Sandsack ein, den er nun auch zu treten begann.

„Malcolm“, sagte Trip noch eindringlicher und beging dabei den Fehler ihn an die rechte Schulter zu fassen. Reflexartig drehte sich der Waffenoffizier nach links und schlug ihm mit dem Ellenbogen mitten ins Gesicht. Trip, der den Schlag nicht wirklich bewußt kommen sah, wich eher instinktiv aus, so daß er nicht mit voller Wucht getroffen wurde. Leicht benebelt taumelte er nach hinten. Vor seinen Augen erschienen bunte Lichtblitze, aber dennoch konnte er sich auf den Beinen halten. Beim College-Football hatte er schon schlimmeres weggesteckt. Instinktiv betastete er vorsichtig seine Nase – nicht gebrochen – aber er fühlte eine warme Flüssigkeit über seinen Mund fließen und als er an sich hinabblickte sah er, wie er sein Shirt voll blutete.

*Tätlicher Angriff auf einen ranghöheren Offizier – Kriegsgericht – Gefängnis als Disziplinarstrafe – unehrenhafte Entlassung*, waren die Worte, die Malcolm durch den Kopf schossen als er wie angewurzelt da stand. Dann erst dachte er voller Entsetzen, *ich habe Trip verletzt!*, und ging vorsichtig einen Schritt auf ihn zu, wobei er zaghaft stockend sagte: „Es...es, es tut mir leid.“

„Nun, mir nicht“, entgegnete Trip, der sich inzwischen schnell das Shirt ausgezogen hatte und es nun zusammengeknüllt vor sein Gesicht hielt, etwas gedämpft. „Vermutlich war das lange überfällig und es scheint Dich aus Deiner Lethargie befreit zu haben.“ Als er einen flüchtigen Blick in sein T-Shirt warf und bemerkte, daß es schon wieder aufgehört hatte zu bluten, fügte er dem noch beruhigend hinzu: „Außerdem sieht es schlimmer aus, als es ist.“

Malcolm konnte es nicht mehr ertragen in diese freundlichen Augen zu blicken, die Dinge gesehen hatten, die den Mann, dem sie gehörten schreckliches hatten ahnen lassen müssen. Er ekelte sich vor sich selbst so sehr, wie hätte es dann möglich sein sollen, daß Trip sich nicht auch vor ihm ekelte? Wortlos und wütend wandte sich Malcolm wieder dem Sandsack zu und bearbeitete ihn weiter zornig mit den Fäusten.

„Stinky, nicht!“, forderte Trip seinen Freund auf und umschlang dessen Oberkörper von hinten mit seinen starken Armen, wobei er ihm die Arme an den Rumpf preßte. „Stinky, nein! Hör’ auf!“

Malcolm bäumte sich noch einmal kurz auf und sank dann in sich zusammen. Trip drehte ihn zu sich um, konnte ihn jedoch nicht festhalten, als dieser sich kraftlos, leise schluchzend, auf die Knie nieder ließ, den Oberkörper nach vorn gebeugt, die Hände, mit den am Sandsack blutig geschlagenen Knöcheln, ruhten auf den Oberschenkeln.

In einer geschmeidigen Bewegung ließ sich nun auch Trip auf die Knie nieder und legte seinem Gegenüber zögernd die Hand auf den Kopf, woraufhin Malcolm seine Arme um Trips Taille schlang und sein Gesicht an dessen Brust barg.

Trip glaubte sein eigenes Blut in den Ohren rauschen zu hören und befürchtete, das sein Herz gleich seinen Brustkorb sprengen mußte, denn es raste jetzt schneller, als zuvor beim Lauftraining. Eine Hand auf Malcolms Rücken gelegt und mit der anderen sacht, beruhigend über dessen Haar streichend wartete er ab, bis dieser sich wieder rührte, indem er ihn fester an sich zog.

„Ich dachte schon, ich hätte Dich verloren“, sagte Trip mit einem hörbaren Aufatmen.

„Ich schäme mich so... ich fühle mich noch immer schmutzig, gedemütigt und erniedrigt. Manchmal ekele ich mich sogar vor mir selbst“, sprudelte es plötzlich aus ihm heraus.

„Ich weiß“, sagte Trip und drückte ihn an den Schultern etwas von sich weg, damit er in die leicht geröteten Augen sehen konnte, die all ihren stahlgrauen Glanz verloren hatten. Und dann beteuerte er mit aufrichtiger Ehrlichkeit: „Es war nicht Deine Schuld! Hörst Du?“

Als Malcolm seinen Blick wieder senkte schüttelte er ihn kurz und fragte nochmals, nachdrücklicher: „Hörst Du?! – Du mußtest ihnen diesen Apparat von Daniels zuspielen und sagen, daß er zur Kontaktaufnahme diente.“

Als die Erinnerungen in ihm aufstiegen, erwiderte Malcolm mit schmerzverzerrtem Gesicht: „Aber das hatte ich ihnen doch schon gesagt.“

Damit er die Trauer und den Zorn in seinem Gesicht nicht sehen konnte, zog Trip den anderen Mann wieder an sich heran, hauchte ihm einen zärtlichen Kuß auf die Stirn und legte seine Wange dann auf seinen Scheitel, atmete den Duft seines Haares ein. Während er ihm über den Rücken streichelte flüsterte er tröstend: „Es war nicht Deine Schuld, Stinky... und jetzt ist es vorbei.“

„Ich fürchtete, nach all dem würde ich Dich anwidern. Ich dachte, Du ekelst dich vor mir“, gestand Malcolm ein.

Völlig fassungslos blickte Trip dem geliebten Mann in die Augen und fragte bestürzt: „Wie kannst Du nur so etwas von mir denken?“ Dann nahm er vorsichtig Malcolms rechte Hand in seine linke und streichelte sanft über den Handrücken und die aufgeschürften Knöchel. Beinahe verträumt sagte er leise: „Wie kannst Du nur so etwas annehmen? – Ich liebe Dich doch.“ Er drehte die Hand langsam um und barg sie in seinen eigenen, schönen, doch durch die Arbeit an den Maschinen kräftigeren Händen, beugte sich über sie und hauchte zärtlich einen leichten Kuß auf Malcolms Puls, der halbherzig versuchte diese zurückzuziehen.

Trip blickte zu ihm auf und fragte mit einem einfühlsamen Blick seiner eisblauen Augen: „Soll ich gehen?“

Daraufhin neigte Malcolm seinen Kopf ein wenig zur Seite und schüttelte ihn leicht, als er in das offene Gesicht seines Geliebten sah, das so viel Liebe und Verständnis zeigte.

Trip richtete sein Augenmerk wieder auf den Unterarm seines Gegenüber. Er fand, es waren die schönsten Arme, die er je bei einem anderen Mann gesehen hatte, und begann langsam die Innenseite des Unterarmes hinaufzuwandern, auf ihm abwechselnd mit Zunge und Lippen eine sinnliche Spur ziehend.

Trip konnte nicht sehen, wie Malcolm ihn ansah – mit einer Mischung aus scheuer Erwartung und Angst vor dem, was kommen könnte. Er wußte, daß der Mann, der gerade gefühlvoll seinen Arm liebkoste, ihn begehrte, vielleicht sogar tatsächlich liebte, wie er immer wieder beteuert hatte, doch gleichzeitig fürchtete er sich vor dieser Art von körperlicher Nähe.

Jetzt wurde sein linker Arm angehoben, seine eigene Hand hinter seinen Kopf geführt und Trip setzte seinen sinnlichen Mund jetzt dazu ein, die zarte Haut die sich über die schmale Einbuchtung zwischen Bizeps und Trizeps spannte, zu küssen, wobei er auch mit seiner Nase über den verschwitzten Oberarm strich.

Malcolm erschauerte leicht, als er Trips Atem an der Beugung seines Halses spürte und konnte es kaum fassen, als er jetzt die leise Stimme sagen hörte: „Du mußt es sagen, wenn ich aufhören soll.“

Aufhören, ja, das war es. Sie mußten aufhören mit dieser lächerlichen Affäre, die eines Tage noch ihrer Beider Karrieren kosten würde. – Aber es fühlte sich so gut an, so richtig. Er mußte eine Entscheidung treffen, hier und jetzt.

„Schluß!“, sagte Malcolm entschieden und Trip ließ sofort von ihm ab, sah ihn jedoch weiterhin aufmerksam und geduldig an.

„Es ist okay, wenn Du noch nicht so weit bist“, versicherte er.

„Diese Affäre muß ein Ende haben!“, entgegnete Malcolm und erntete dafür einen bestürzten Blick.

„Affäre?“, fragte Trip entgeistert. „Ich dachte, wir hätten mehr, als eine... Affäre miteinander.“ Er biß sich auf die Unterlippe und schüttelte fassungslos den Kopf. Ein tonloses Lachen entrang sich seiner Kehle und er wand schüttelnd seinen Kopf weiter ab. „Affäre“, sagte er wieder, diesmal abfälliger als zuvor, und sah dann Malcolm fast herausfordernd an: „Du denkst es ist die pure Geilheit, die mich veranlaßt mich Dir zu nähern?“ Enttäuscht von der Erkenntnis, daß es vielleicht Malcolms eigene Meinung über ihre Beziehung war, die er gerade geäußert hatte, sah ihn Trip nun schon beinahe aufgebracht an und spuckte nochmals angewidert das Wort aus: „Affäre!“

Malcolm senkte den Blick und blieb weiterhin auf der Matte knien, die zum Nahkampftraining diente, obwohl Trip sich jetzt aufgerichtet hatte und nun aufgebracht auf und ab ging.

„Verdammt! – Ich liebe Dich!“

„Machst Du mir das jetzt zum Vorwurf?“, erkundigte sich der taktische Offizier mit einem spröden Unterton in seiner Stimme.

„Nein“, erwiderte der Chefingenieur. „Ich werfe Dir vor, daß Du es nicht kapierst! Aber vermutlich würdest Du die wahre Liebe nicht mal erkennen, wenn sie Dir ins Gesicht springt.“ Trip blieb stehen und breite völlig hilflos die Arme aus. „Verdammt nochmal! Ich mache mir unendliche Sorgen um Dich. Ich will Dir helfen. Ich weiß nicht, wie ich Dir noch zeigen soll, daß ich jedesmal fast sterbe, wenn Du auf eine Außenmission gehst an der ich nicht teilnehme, weil ich nicht weiß, was Dir dort alles zustoßen kann und nur eines sicher ist, ich bin nicht bei Dir, um Dir zu helfen falls es gefährlich wird.

In mir zieht sich alles zusammen, wenn ich Dich nach einer Deiner vermutlich schlaflosen Nächte völlig übermüdet auf die Brücke kommen sehe. Es bedrückt mich zu sehen, wie Du leidest und es tut mir im Herzen weh, wenn Du Dich immer weiter von mir entfernst.

Ich bin bereit Dir alles zu geben.

Es gibt immer noch Menschen, denen Du vertrauen kannst, es gibt Männer, denen Du vertrauen kannst und es gibt einen Mann, der Dich aufrichtig liebt. Wenn Du das nicht erkennst, dann tust Du mir unendlich leid.“

Malcolm wandte sein Gesicht weiter von ihm ab, so daß er es kaum hören konnte, als dieser flüsterte: „Ich kann es nicht, nicht mehr.“

„Was Malcolm? Was kannst Du nicht?“, fragte Trip ihn nachsichtig, als er sich wieder neben ihm niedergelassen hatte und ihn zwang ihm in die Augen zu sehen indem er ihn vorsichtig am Kinn packte und sein Gesicht zu sich drehte. „Was kannst Du nicht? – Lieben?“

Malcolme senkte seine Lieder und Trip beteuerte ihm: „Oh, es ist so einfach.“ Mit diesen Worten ergriff er seine Hand und legte sie flach auf seine eigene Brust. „Ich würde nie etwas tun, daß Du nicht willst, oder Dir gar Schmerzen bereitet. Und obwohl es mir schier das Herz zerreißt Dich hier so zu sehen, wenn Du mir jetzt sagst, daß ich gehen und Dich vergessen soll, dann werde ich ersteres tun, aber letztere kann ich nicht. – Niemals!“

Während er rasend schnell über das Gesagte nachdachte, hielt Trip noch immer sein Gesicht mit beiden Händen umfaßt und suchte in den grauen Augen seines Gegenüber einen Funken, der ihm sagte er solle bleiben, doch alles was er dort fand war ein beinahe gehetzt wirkender Ausdruck. Resigniert ließ er seine Hände sinken und gerade als er sich wieder erheben wollte, sicher den geliebten Mann endgültig verloren zu haben, sagte dieser, fast tonlos: „Bleib! – Bitte!“

Eine Freudenträne rann über Trips Wange und Malcolm wischte sie vorsichtig mit seinem Daumen weg, als er sagte: „Du hast recht. Es ist so einfach Dich zu lieben.“

Am nächsten Tag lief im Bordkino „Die Brücke am River Kwai“, Malcolms Lieblingsfilm. Er sah ihn sich mit Trip zusammen an, der direkt neben ihm saß. Seit langem war er das erste mal wieder richtig ausgeruht von einem gesunden Nachtschlaf, auch ohne chemische Hilfe. Sie hatten letzte Nacht sein Bett geteilt, mehr nicht, einfach in den Armen des anderen gelegen, seine Wärme gespürt, seinen Atem und seinen Herzschlag. Malcolm hatte den Eindruck sich nie zuvor in seinem Leben so geborgen gefühlt zu haben.

Phlox saß hinter den beiden und beugte sich kurz vor dem explosiven Ende des Films zu Lieutenant Reed vor und fragte ihn: „Sie wirken so aufgekratzt. Denken Sie, Sie brauchen heute etwas zum einschlafen?“

„Danke, Doktor, aber nein danke“, entgegnete Reed und fügte dem hinzu: „Ich habe alles, was ich brauche.“ Bei den letzten Worten rieb er unbemerkt von allen, außer einem, an Trips Knie, das er schon den ganzen Film über mit seinem berührte und von dem aus eine Wärme ausstrahlte, die seinen ganzen Körper zu durchdringen schien.
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