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STD 03 - Hinter des Maske (2)

von Adriana

Kapitel 8 - Der Beweis

„Sie ist aufgewacht und wieder halbwegs schmerzfrei“, antwortete Lieutenant van de Kamp auf Prescotts Frage nach dem Befinden des Captains. „Aber sie muss noch mindestens zwei Tage zur Beobachtung auf der Krankenstation bleiben und darf sich so wenig wie möglich bewegen.“
„Sie ist wach – das war alles, was ich wissen wollte.“ Prescotts Miene entspannte sich, als wäre er von einer schweren Last befreit worden.
„Erst zwei Tage Kommandant und schon die Nase voll?“ lästerte Marc.
„Ja, diese Verantwortung kann einem auf den Keks gehen.“
Als Prescott die Krankenstation betrat, richtete Lairis sich schwerfällig auf. Ein flüchtiges Zu-cken durchlief ihr Gesicht. „Commander, was verschafft mir die Ehre?“
„Schön, dass es Ihnen besser geht, Captain!“
Sie lächelte schief. „Ihrem Gesichtsausdruck nach ist das kein Höflichkeitsbesuch.“
Prescott erwiderte ihr Lächeln nicht. Statt dessen gab er sein denkwürdiges Gespräch mit Lay-ton so detailgetreu wie möglich wieder.
Zu seinem Erstaunen wirkte die Bajoranerin kein bisschen überrascht. „Wie kommt eigentlich Layton darauf, dass die CASABLANCA die DEFIANT aufhalten könnte?“ fragte sie nur. „Unser Schiff sollte vor zwei Wochen noch verschrottet werden.“
„Er will uns doch nicht etwa auf elegante Weise loswerden?“ scherzte Prescott.
Aber Lairis lachte nicht, sondern wurde bleich wie das Laken, mit dem sie zugedeckt war.
Prescott holte tief Luft. „Captain, Sie glauben doch nicht etwa …“
„Nein, ich will ja nicht paranoid werden. Wir haben Freunde an Bord der DEFIANT – und die rechnen sicher nicht damit, dass wir auf ihr Schiff feuern. Also hätten wir das Überraschungs-moment auf unserer Seite und könnten die DEFIANT manövrierunfähig schießen, noch bevor sie die Schilde hochgefahren hat. Layton vertraut Ihnen wahrscheinlich und rechnet damit, dass Sie diesen Vorteil ausnutzen würden. Unsere Waffen sind solider Standard und waren meistens das Einzige, was richtig funktioniert hat.“
„Sie denken also nicht, dass Laytons Geschichte mit den Formwandlern …“
Lairis stieß ein trockenes Lachen aus. „Ich muss sagen, er entwickelt langsam Fantasie, der gu-te Admiral … Sie wollen wissen, warum er so versessen darauf ist, die DEFIANT abzuschießen? Sie haben auf DEEP SPACE NINE einen Saboteur gefangen, der dafür gesorgt hat, dass sich das Wurmloch willkürlich öffnet und schließt – so als würde eine getarnte Dominion-Flotte hindurch fliegen. Er wurde verhaftet und hat alles gestanden. Steht schwarz auf weiß in der Nachricht von Major Kira, die ich eben entschlüsselt habe.“
„Und wenn Kira nun ein Wechselbalg ist?“
Lairis hätte beinahe laut gelacht, doch Prescott tat ihr in seiner tiefen Verunsicherung richtig Leid. „Es gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden: Wir werden auf die DEFIANT beamen und selbst feststellen, ob Wechselbälger an Bord sind.“
„Sie meinen … Bluttest?“
Lairis nickte. „Wann genau kreuzen wir den Kurs der DEFIANT, Commander?“
„Nach unseren Berechnungen in achtunddreißig Stunden.“
„Gut, dann bin ich hoffentlich etwas fitter.“ Lairis berührte ihren Kommunikator: „Lieutenant van de Kamp – seien Sie bitte so lieb und bringen Sie mir eine tragbare Com-Einheit. Aber installieren Sie vorher die beste Firewall, die Sie haben!“
„Ay, Captain!“
***

„Das ist doch wohl die Höhe!“ schimpfte Major Kira. Wie immer, wenn sie wütend war, bekam sie einen leichten, kaum wahrnehmbaren Silberblick.
Lairis atmete tief durch, während Lieutenant van de Kamp im Hintergrund grinste. „Bitte, Nerys! Ich weiß, es ist eine ziemliche Frechheit, euch einfach um Bluttests zu bitten – aber ...“
„Ich meine nicht die Bluttests, Ilana. Ich frage mich, welcher verrückte Pah-Geist in euren Ad-miral gefahren ist.“
„Schön, wenn es ein Pah-Geist wäre – den könnte man wenigstens austreiben!“
„Und was wollt ihr mit unseren Blutproben anfangen, Ilana? Du wirst sie kaum rechtzeitig zur Erde bringen können.“
„Ich verlange von meiner Crew, dass sie die Befehle eines Sechs-Sterne-Admirals verweigert! Da müssen wir wenigstens auf der sicheren Seite sein“, erwiderte Lairis ernst.
„Du weißt doch, dass wir keine Wechselbälger sind!“
„Natürlich. Aber Commander Prescott hat seine Zweifel, was ich ihm nicht verübeln kann.“
Kira beruhigte sich ein wenig. „Du bekommst jetzt eine Menge Schwierigkeiten wegen uns. Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen soll.“
„Ich würde mir mehr Sorgen um die DEFIANT machen“, gab Lairis zurück. „Sobald Layton da-hinter kommt, dass wir euch nicht die Warpgondeln unterm Hintern weggeschossen haben, wird er ein anderes Schiff schicken. Höchstwahrscheinlich die LAKOTA. Die ist am nächsten – und mit Benteen hat sie einen Captain, der ungefähr so selbstständig denkt wie ein Replikator.“
„Also, ich kann mir nicht vorstellen, dass Benteen auf ein Föderationsschiff schießen würde“, mischte sich der Chefingenieur der DEFIANT, Miles O’Brien, ins Gespräch.
„Darauf würde ich mich nicht verlassen“, meinte Lairis. „Immerhin hält sie euch alle für Wech-selbälger.“
„Ich hab aber auch keine Lust, gegen ein anderes Sternenflottenschiff zu kämpfen, ehrlich ge-sagt“, gestand O’Brien.
„Warum tarnen Sie sich nicht einfach?“ schlug Lairis vor.
„Die Romulaner waren zwar so freundlich, uns eine ihrer Tarnvorrichtungen zu überlassen – aber ihre Bedingung ist, dass wir sie nur im Gamma-Quadranten einsetzen“, erklärte O’Brien. „Abgesehen davon können wir nicht über längere Strecken getarnt sein und gleichzeitig mit Höchstgeschwindigkeit fliegen. Die Tarnung verbraucht eine Menge Energie, das machen unse-re EPS-Leitungen nicht mit! Im Klartext: Das Schiff würde auseinander fliegen, noch ehe Ben-teen oder wer auch immer dafür sorgen könnte.“
„Wir könnten uns aber für eine kürzere Strecke tarnen und die Tarnung wieder aufgeben, bevor es kritisch wird“, meinte Kira. „Was hältst du davon, Ilana? Das würde euch wenigstens etwas Zeit verschaffen.“
Lairis nickte nur. „Danke.“
„Sie meinen, wir feuern zum Schein auf Sie, mit minimaler Kraft, um der Raumüberwachung einen Bären aufzubinden … dann tarnen Sie sich und wenn Layton nachfragt, was aus der DEFIANT geworden ist, erzähle ich ihm, wir hätten sie zerstören müssen?“ kombinierte Prescott.
„Das können Sie machen“, antwortete Kira. „Allerdings werden wir uns früher oder später ent-tarnen müssen und dann wird Admiral Layton die LAKOTA auf uns hetzen.“
„Wie hat er überhaupt erfahren, dass die DEFIANT mit Arreyaga auf dem Weg zur Erde ist?“ wollte Lairis wissen.
„Ich fürchte, er hat den Kanal abgehört, auf dem ich Sisko kontaktierte“, gestand Major Kira geknickt. „Ich musste jemanden erreichen und hab gehört, du würdest noch mindestens eine Woche im Koma liegen.“
„Eine Woche? So krank bin ich nun auch wieder nicht.“
„Das war meine Schuld“, mischte sich Prescott ein. „Ich hab dem Major dieselbe Story erzählt, die ich Layton aufgetischt habe, damit keine Widersprüche entstehen.“
„Schon gut, Commander, das war ja nur vernünftig.“
„Zur Hölle, ich fasse es immer noch nicht, dass Layton zwei Sternenflottenschiffe aufeinander feuern lassen will! Damit riskiert er einen Bürgerkrieg!“ rief Prescott.
„Ich hab leider keine Idee, wie wir das verhindern können“, erwiderte Kira. „Ich kann uns allen nur Glück wünschen.“ Der Bildschirm wurde dunkel.
Lairis blickte von Prescott zu Lieutenant van de Kamp. „Mir ist eine Idee gekommen, aber sie wird Ihnen nicht gefallen. Ehrlich gesagt, gefällt sie nicht einmal mir.“
„Jetzt bin ich neugierig“, meinte van de Kamp und lächelte schwach.
Mit den Schilderungen von Lairis wich jedoch das Lächeln aus seinem Gesicht und er blickte die Frau mit gerunzelter Stirn und weit aufgerissenen Augen entsetzt an. Kein Zweifel: Er gruselte sich in diesem Moment vor seinem eigenen Captain.
Auch Prescott wirkte bestürzt. „Bei allem Respekt, Captain … Ist das wirklich nötig?“
Lairis verzog das Gesicht. „Vielleicht lässt Benteen mit sich reden. Wir geben auf jeden Fall un-ser Bestes, um sie zu überzeugen … Aber ich bezweifle, dass es was bringt. Auf Laytons Ge-schichte wäre ich wohl auch reingefallen, wenn ich es nicht besser wüsste.“
Lieutenant van de Kamp kratzte sich am Hinterkopf. „Ich weiß nicht … Benteen tut mir irgend-wie Leid: Dafür, dass Sie die ganze Zeit wahrscheinlich von Layton an der Nase herumgeführt wurde, kriegt sie jetzt den Schock ihres Lebens.“
„Dieser Schock wird sie zu sich bringen, Lieutenant“, entgegnete Lairis. „Das ist das Beste für die Föderation, für uns und letztendlich auch für Benteen.“
„Aber nicht für Sie.“ Prescott blickte Lairis traurig an. „Ich frage mich ernsthaft, wie Sie da le-bend rauskommen wollen.“
„Ich habe nicht vor, mit dem Schiff unterzugehen, keine Sorge.“
„Aber wenn Sie das Schiff als Letzte verlassen, ist die Chance dafür sehr groß“, wandte Marc ein. „Sie hatten Recht: das gefällt mir überhaupt nicht!“
Lairis nickte betrübt. „Ich gebe alles, um diese hässliche Angelegenheit ohne Opfer über die Bühne zu bringen. Deshalb werde ich den größten Teil der Crew auf DEEP SPACE FOUR abladen. Die Station steht unter dem Kommando meines alten Freundes, Captain Devereaux. Er deckt uns ganz sicher. Wir müssen den Kurs nur geringfügig ändern, um dort hin zu gelangen, und wenn wir zurück sind, werden wir den Weg der DEFIANT kreuzen. Allerdings bräuchte ich fünf oder sechs Freiwillige, die nachher das Schiff in Betrieb halten.“
„Ich bin dabei“, erwiderte Marc nach einigem Zögern.
„Ich auch“, schloss sich Prescott an.
Lairis bedankte sich mit einem aufrichtigen Lächeln und ließ die beiden Offiziere wegtreten.
Prescott schüttelte sich, als sie die Krankenstation verließen. „Hab ich mich eben freiwillig für diesen Irrsinn gemeldet? Das muss der Charme von Lairis sein.“
Lieutenant van de Kamp reagierte nicht auf seinen müden Scherz. „Ja, es ist ziemlich irrsinnig, gebe ich zu. Aber irgendwie brillant. Eben ein typischer Captain-Lairis-Plan. Bisher haben ihre Pläne alle funktioniert.“
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