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Tortured

von May20

Kapitel 1

„Ich werde ihn nicht zurücklassen!", rief Archer über die kreischenden Maschinen hinweg.

Er und Shran standen sich Auge in Auge gegenüber und um sie herum gab es mehrere Explosionen.

„Wenn Sie erschossen werden, können Sie auch nichts mehr für Ihren Mann tun, Pinkyhaut!", entgegnete ihm Shran und schoss einen heranstürzenden Nelach nieder.

Archer sah sich um … gleich würde der gesamte Hangar explodieren und ihr Shuttle mit ihm. Shran hatte Recht, sie mussten hier heraus. Jetzt!

NXNXNX

Es war kalt und feucht. Er hatte hohe Luftfeuchtigkeit nie gemocht. Das war schlecht für die Maschinen … und er war sich sicher, dass sie für Menschen nicht viel besser war. Zumal mit ihr eine Kälte von vielleicht acht Grad einherging. Er war nun schon so lange hier, dass die Kälte seine Glieder taub werden ließ und ihn gänzlich durchdrungen hatte. Die Tatsache, dass er nackt war und seine Hände an ein Seil an die Decke gefesselt waren, machte die ganze Sache Furcht erregend.

Noch nie war er sich so hilflos vorgekommen, so allein.

Seit man ihn hier hergebracht hatte, war niemand mehr hier gewesen. Wann das war, konnte er nicht sagen, er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Eine Fackel warf zitterndes Licht, welches die Höhle erhellte, und lebende Schatten auf die Wände.

Stunden? Tage? Wo zum Teufel war Jonathan! Verdammt!

Es rauschte, es rauschte immerzu! Er musste irgendwo am Meer sein. Salzgeruch lag ihm in der Nase und es schien sich auf seine Haut nieder zu schlagen, so dass sie brannte. Zudem sammelte sich die Feuchtigkeit an der Decke und tropfte stetig herab. Stalagmiten und Stalaktiten aus Salz hatten sich überall gebildet und allmählich wünschte sich Trip einen Schluck klaren Wassers herbei. Das viele Salz war überall und schon seit Stunden schien es ihm, als hätte er einen Liter Salzwasser getrunken.

Er fragte sich, ob man ihn hier unten in dieser Höhle vergessen hatte. Er fühlte sich schwach und seine Kehle war rau. Doch schon lange hatte er es aufgegeben nach jemandem zu rufen.

Jonathan! In seinen Gedanken jedoch rief er noch immer nach seinem Freund. Warum kam er nicht, um ihn zu holen? War er bereits weiter geflogen? Konnten sie ihn hier, so weit unter dem Gestein, nicht orten? Hatten sie denn überhaupt keine Möglichkeit, an ihn heran zu kommen?

Tausend Fragen. Ohne Antwort. Sie kehrten wieder und wieder. Doch wie die Ebbe die Wellen mit sich nahm, so nahm die Verzweiflung und Schwäche seine Hoffnung.

Das Tropfen wurde unterbrochen von einem neuen Geräusch, welches er zuerst nicht erkannte. Gleichmäßig klackend, etwas schleifend. Schritte?

Er sah auf und ein Schatten lag an der Wand, der sich bewegte und größer wurde. Jemand bewegte sich in den steinernen Gängen und kam hier her.

Trips Puls fing an zu rasen. Wenn sie ihn nun töteten? Wenn man gekommen war, um ihn umzubringen?

Er spürte das Pochen in seinen Ohren und ihm lief es kalt den Rücken herunter.
Die Gestalt kam aus dem Gang und trat in die schwach erleuchtete Höhle. Trip spürte, wie ein Zentner schwerer Stein von ihm fiel. Im ersten Moment glaubte er, weinen zu müssen vor Erleichterung, solche Spannung fiel von ihm ab.

„Jon, Gott sei Dank …", brachte er zwischen trockenen Lippen heraus.

Jonathan Archer kam mäßig schnell auf ihn zu und sah sich kurz zum Eingang um. Dann fiel Trip auf, dass sein Captain einen Lederbeutel in der Hand hielt.

Wasser!

Plötzlich wurde Trip bewusst, wie sehr seine Arme schmerzten.

„Jon, meine Hände. Mach sie los."

Aber Jonathan zog zuerst den Korken aus der Beutelflasche und hielt seinem Chefingenieur die Öffnung an die Lippen.

Trip nahm einen kräftigen Schluck in der Erwartung des klaren Wassers. Den nächsten Schluck spuckte er keuchend aus. Salzwasser! Er schüttelte den Kopf und konnte sich das nicht erklären. Warum gab Jonathan ihm Salzwasser, wo er doch bereits jetzt dehydriert sein musste?

„Du musst es trinken, Trip!", wies Jonathan ihn an und hielt die Flasche weiterhin an Trips Mund, doch der Mann wehrte sich nun heftig.

„Jon, nein …"

„Trip! Vertrau mir!" Jonathan sah ihm nun genau in die Augen und er hielt ihn an den Schultern. „Du musst es trinken, Trip. Tu es!"

Erinnerungen durchfluteten Trips Gedächtnis. Die Wüste … die schwindende Atmosphäre … die unheimlichen Steinwesen … Was ging hier vor sich? War er wieder Gefangener irgendwelcher Wahnvorstellungen? Was hatte Jon vor? Er atmete schwer, sein Gesicht war Ausdruck ungeheurer Überwindung. Aber er nickte.

Jonathan gab ihm mehr von dem salzigen Wasser und Trip trank es gänzlich aus. Ihm wurde schlecht … Brechreiz übermannte ihn und er musste würgen. Er erbrach sich zwei Mal, wobei sein Magen nicht viel mehr als Salzwasser und Galle hergab, dann brach er geschwächt zusammen.

In einer Ecke seines Bewusstseins nahm er wahr, dass sich Schritte entfernten …

NXNXNX

„Verlassen Sie sofort den Orbit", befahl die merkwürdig vielfache Stimme.

Jonathan Archer stand auf seiner Brücke und bemühte sich, angesichts der Lage, die größtmögliche Überlegenheit auszustrahlen.

Die drei kleinen Schiffe, die sich ihnen genähert hatten, waren sicherlich nicht so stark wie die Enterprise, doch auf ein offenes Gefecht wollte er sich nur ungern einlassen.

„Ich werde nicht verschwinden bis ich meinen Chefingenieur wieder habe", sagte er fest, aber nicht aggressiv.

Der Außerirdische mit der blauen Schlangenhaut sah ihn mit seinen gelben Augen an. Diese Spezies hatte etwas Atemberaubendes an sich. Sie waren geheimnisvoll und wunderschön, bewegten sich sehr anmutig. Er war sofort fasziniert gewesen. Doch nun bedauerte er, dass der Regent der Nelach ihnen gestattet hatte, sich die Hauptstadt anzusehen. Nun sprach er höchstpersönlich mit dem Monarchen, der diese seltsame Ausstrahlung hatte. Jonathan ermahnte sich still, auf der Hut zu sein.

„Wir haben Sie angewiesen, die Kapuzen unter keinen Umständen abzunehmen. Sie haben dies missachtet, nun müssen Sie mit den Konsequenzen leben."

Jonathan presste seine Lippen zu schmalen Schlitzen zusammen. Er ertrank quasi vor Schuldgefühlen, dass er Trip ermuntert hatte, sich etwas vertrauensvoller anderen Spezies gegenüber zu verhalten.

„Ich verstehe nicht einmal, was passiert ist! Im einen Moment laufen wir in der Stadt umher, im nächsten Moment werden wir verfolgt und durch die halbe Stadt gehetzt!"

„Und dabei haben Sie einen Tempel entweiht und zwei heilige Statuen völlig zerstört. Nelach ist empört. Das Mindeste, was Sie tun können, ist uns Ihren Ingenieur zu überlassen. Er wird die Priesterinnen versöhnlich stimmen."

„Das ist keine Option!"

„Sie haben Recht. Es ist eine Tatsache."

Damit erschien auf dem Bildschirm wieder das All mit seinen Sternen. Jonathan spürte, wie ihn eine Welle der Schuld und Hilflosigkeit übermannte. Es gab nur einen, der ihnen jetzt helfen konnte.

Er wandte sich um.

Shran, Angehöriger der Imperialen Garde von Andoria stand im hinteren Teil der Brücke, ungewöhnlich anteilslos, die Arme verschränkt und das Gesicht gesenkt.

„Shran, was können Sie mir über die Nelach sagen? Was ist da unten passiert?"

Der Commander sah ihn an, seine Fühler auf dem Kopf bewegten sich alles erfassend. „Sie haben Ihre Kapuze abgenommen, Captain."

Jonathan warf die Arme in die Luft. „Sie trugen erst gar keine! Das war also in Ordnung?"

„Ja!", schrie ihn Shran nun an. „Das war vollkommen in Ordnung! Wir sind Andorianer und aus irgendeinem Grund, finden sie uns gar nicht so ungewöhnlich. Vielleicht liegt es an der blauen Haut, ich weiß es nicht. Aber Ihnen wurde ausdrücklich gesagt, dass Sie die Kapuzen tragen sollten! Verdammt, Archer!"

Jonathan stand irgendwie hilflos auf der Brücke. „In meinen Raum", fand er die Stimme wieder.

„Und jetzt erklären Sie mir, was da los war. Ganz langsam und in aller Ruhe", bat er, als sie sich von der Brücke entfernt hatten.

„Die Nelach sind ein sehr seltsames Volk. Und sie haben außergewöhnliche Verhaltensweisen, Regeln und Neigungen. Als Sie die Kapuze abgenommen haben, haben Sie sich als Mensch zu erkennen gegeben. Ihre Haut ist etwas sehr Ungewöhnliches für die Nelach."

„Warum sind die zuerst nur auf Trip losgegangen? Mich und Sie haben sie erst angegriffen, als wir mit ihm zusammen in den Tempel geflohen sind."

„Die Nelach – haben ein sehr empfindliches ästhetisches Gefühl. Sie verehren alles, was sie für die Einheit und Ausgewogenheit halten. Anscheinend passte Mr. Tucker genau in das Schema."

„Sie meinen …"

„Die Nelach fanden Tucker einfach schön."

„Deshalb haben sie ihn von uns weg gezogen?"

Shran nickte.

„Dann wäre gar nichts passiert, außer ein bisschen Verehrung und Bewunderung?" Jonathan konnte nicht glauben, wie dumm er doch war.

„Das habe ich nicht gesagt", widersprach Shran. „Im Gegenteil. Wir Andorianer hatten nur wenig Kontakt zu den Nelach, wir tauschen Ware gegen Informationen, meist die Vulkanier betreffend. Die Nelach sind immer außerordentlich gut informiert über alles, was auf Vulkan vor sich geht. Und wir wissen, dass sie einen sehr extremen Kult verfolgen."

Bei Jonathan gingen die Alarmglocken bei dem kleinen Wörtchen „extrem" los.

„Wie extrem."

„Pervers extrem."

„Kommen Sie zur Sachen!", schrie Jonathan ihn an.

„Wenn die Nelach eine Verkörperung der Einheit finden, wird derjenige zu den Priesterinnen gebracht, welche sie dann bis zum Tod foltern! Sie ziehen Vergnügen daraus, zu sehen, wie sich etwas Schönes windet. Indem sie es töten, kommen sie selbst der Perfektion näher!"

Jonathan stockte der Atem.

NXNXNX

Ich werde das nicht überleben…

Nach Jonathans Besuch hatte er zunächst Hoffnung geschöpft und daran geglaubt, dass sein Freund ihn bald aus diesem Loch befreien würde. Aber als er erwacht war und die Zeit verging, ohne dass sich etwas tat, schwand sie wieder.
Seine Gedanken wurden träge, ihm war schwindelig und schlecht. Das Brennen in seinen Armen drang nun in die kalten Schultern und auch in seinen Rücken. Sein Mund war so trocken …

Trip konnte sich nicht erinnern, wann er jemals so durstig gewesen war. Als ihn die Verzweiflung übermannte, konnte er nicht einmal Tränen vergießen.

Ich komme hier nie mehr raus…

Wenn Verdursten doch nur eine schnellere Todesart wäre! Jeder Augenblick war so unglaublich lang und jeder Atemzug schmerzte. Wenn er doch nur endlich sterben würde!

Er hatte gar nicht wahrgenommen, dass jemand gekommen war. Jemand hob sein Kinn an und hielt ein Glas an seine Lippen.

Trip wollte nicht noch mehr Salzwasser trinken, doch die Kraft sich zu wehren fehlte ihm. So ließ er es einfach mit sich geschehen. Vielleicht würde es dann schneller gehen.

Aber es schmeckte nicht salzig. Trip war so überrascht, dass sein Kreislauf wieder etwas hoch kam. Es war Süßwasser!

Langsam öffnete er die Augen, langsam schluckend und das erste, was ihm auffiel, waren die beiden spitzen Augenbrauen. Danach diese unglaublichen Augen.

T’Pol stand vor ihm und hielt ihm das Glas an den Mund. Trip kam gar nicht in den Sinn, dass sie ihn nackt sah, dafür war er zu sehr auf den Geschmack des Wassers konzentriert. Und auf ihre Augen.

Es tat so gut! Trip fühlte sich, als würde er wahrhaftiges Leben trinken. Und die Enttäuschung war groß, als das Glas geleert war und T’Pol es nicht noch einmal füllte.

Stattdessen stellte sie es vor ihn auf den Boden und drehte sich um, gab jemandem im Schatten ein Zeichen. Jonathan kam herein. Etwas in seinem Gesichtsausdruck sagte ihm, dass was nicht stimmte. Jonathan war viel zu teilnahmslos, viel zu … nüchtern.

Da erst fiel Trip die Eisenstange in seiner Hand auf. Und Panik stieg in ihm auf, als er bemerkte, dass die Spitze glühte.

„Jon …" Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, so trocken war sein Hals.
Er fing an, sich zu winden. Natürlich kam er damit nicht weit, schließlich berührten seine nackten Füße ja nicht einmal den Boden.

Er hörte auf und wurde starr, als er die etwas kühlen Hände an seinen Hüften spürte. T’Pol hielt ihn fest, so dass er nicht hin und her schwingen konnte.

„Schulter?", fragte Jonathan und Trip fühlte sich, als wäre ein Stück Vieh.

Die Gleichgültigkeit mit der Jonathan ihn betrachtete und das glühende Eisen in seiner Hand machten ihm Angst. Noch einmal versuchte er, sich irgendwie zu bewegen, dem anscheinend sicheren Schmerz zu entkommen. T’Pol gab nicht nach.

„Hüfte", sagte TPol und strich mit ihren so zarten Fingern über Trips linken Rückenmuskel knapp über der Hüfte. „Hier."

Jonathan nickte. Trip hatte nicht mal eine Sekunde zum Protestieren, geschweige denn Flehen, als sich das heiße Eisen zischend in seine Seite brannte.

Sein rauer Schrei hallte durch die Höhle und wurde von den steinernen Wänden zurück geworfen.

Es dauerte. Es dauerte viel zu lange! Der Schmerz war so heiß, so beißend, Trip spürte, wie seine Haut Blasen warf und verbrannte, sich das Metall weiter in ihn sengte. Gerade als er dachte, seine Lungen würden platzen, ließ Jonathan wieder ab. Gemeinsam sahen er und TPol sich ihre Arbeit an.

„Das ist gut geworden. Seiner würdig", sagte sie schließlich und strich über die frische Wunde.

Trip konnte nicht einmal mehr zusammenzucken, so geschwächt war er.

„Er wird einen guten Sklaven abgeben", sagte Archer und nickte ihr zu.
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