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Temporal Prime Directive

von Kathryn J

Kapitel 1

From the transcript of the episode “Shattered”

[Bridge]

JANEWAY: What is it?
KIM: I don't know. Main power's being re-routed to the deflector dish.
JANEWAY: Who gave that order? (energy blast) Damage?
KIM: The deflector's been burned out, but we're okay.

JANEWAY: Do you mind telling me why B'Elanna burned out the deflector dish?
CHAKOTAY: Actually, I ordered her to do it.
JANEWAY: Why?
CHAKOTAY: Trust me. it was better than the alternative.
JANEWAY: Which was what, exactly?
CHAKOTAY: I can't tell you.
JANEWAY: Why Not?
CHAKOTAY: The Temporal Prime Directive. B'Elanna's already got a team working on repairs. What do you say we finish our dinner?



[Janeway's quarters]

JANEWAY: Forget particle fountains and subspace inversions, there isn't an anomaly scarier than a thunderstorm on the plains, especially when you're six years old. I remember watching a bolt of lightning split an oak tree in my grandfather's yard. I climbed it just a few hours before.
CHAKOTAY: Good timing.
JANEWAY: So what would've happened if you hadn't turned our deflector dish into a lightning rod?
CHAKOTAY: We've been down this road before.
JANEWAY: Have we?
CHAKOTAY: You wanting answers to questions you shouldn't ask.
JANEWAY: But something did happen, outside the normal space-time continuum. It's strange thinking there's a piece of your life you don't know anything about.
CHAKOTAY: Sounds a lot like the future.
JANEWAY: Any predictions?
CHAKOTAY: Only that in a few minutes this bottle will be empty.
JANEWAY: Then maybe you should go to the Cargo Bay and grab another one.
CHAKOTAY: How do you know that's where I keep it?
JANEWAY: Oh, I can't tell you.
CHAKOTAY: Why not?
JANEWAY: Temporal Prime Directive.


Sie lachten und tranken noch ein Glas Cider. Janeway lehnte sich zurück und grinste Chakotay herausfordernd an. „Ich befürchte zu wissen, was in deinem Kopf vor sich geht“, sagte Chakotay, und die Grübchen vertieften sich in seinen Wangen.

„Bist du zwischenzeitlich auch noch zum Telepathen geworden?“

„Dafür brauche ich kein Telepath zu sein, weil ich dich mittlerweile nur zu gut kenne. Du willst einen Deal machen.“

„So?“ Chakotays Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.

„Du hoffst, ich erzähle dir, was außerhalb des Zeitkontinuums geschehen ist und dafür willst du mir verraten, woher du von dem Cider im Frachtraum weißt.“

„Und was sagst du zu dem Deal?“

Sie zog ihr Lächeln schief und hob dazu eine Augenbraue. „In der Tat, sehr verlockend.“

Sie lachten wieder. Chakotay schenkte den letzten Rest Cider aus der Flasche in ihre Gläser. Sie stießen an, nippten daran und musterten sich erneut über die Glasränder hinweg wie zwei Gladiatoren, jeder seine Taktik abwägend. Chakotay verglich vor seinem inneren Auge die Kathryn Janeway, der er unlängst in der Anomalie begegnet war mit der, die jetzt vor ihm saß.

Ihr Gesicht war strenger geworden. Ein ursprünglicher Rest jugendlichen Ungestüms war aus ihren Augen verschwunden. Aber der neugierig- fordernde Blick der unbeschreiblich blauen Augen war derselbe geblieben. Diese Augen! Auch die jüngere Kathryn hatte ihn sofort damit in ihren Bann gezogen. Aber auch ihrerseits schien bei ihrer Begegnung gleich ein Funken übergesprungen zu sein. Spirits, wie damals, als er das erste Mal auf der Brücke der Voyager stand!

Ein Lächeln überflog kurz sein Gesicht. Und genau die gleiche Hartnäckigkeit! Feine Linien hatten sich inzwischen um Augen und Mund eingegraben als Zeugen der schweren Last, die auf ihren Schultern ruhte, die sie sich allein auf ihre Schultern geladen hatte, verbesserte er sich in Gedanken. …und durch die Verluste, die sie entlang ihres Weges erleiden musste. Er bewunderte sie, mit wie viel Mut und Geschick sie diese einstmals so heterogene Crew anführte.

Ihr fantastisches langes Haar hatte sie inzwischen abgeschnitten. Er bedauerte das sehr, hatte aber nie von ihr den wahren Grund dafür erfahren. Chakotay fühlte unwillkürlich, wie er diese rotgoldenen seidigen Strähnen einst hatte durch seine Finger gleiten lassen. Er hielt unbewusst die Luft an, als er diesen Moment noch einmal in sein Gedächtnis rief. Ihre Wärme unter seinen Händen… Ganz langsam war sie aufgestanden und hatte sich zögernd und mit großen Augen zu ihm umgewandt. Es hätte nur eines winzigen Schrittes nach vorn von ihm bedurft, um sie zu küssen. Hatte sie darauf gehofft? Dann die Tränen in ihren Augen, als er ihr seine Legende vom ruhelosen Krieger erzählt hatte. Ihre vereinten Hände. Eine heiße Woge schoss durch ihn hindurch, als er an diesen Abend dachte. Er hatte die größte Chance seines Lebens verschenkt, hatte die Frau, die er liebte, nicht einfach in seinen Arm genommen. Schlimmer noch. Er hatte sie gehen lassen. Und sie hatte sich dann immer mehr vor ihm zurückgezogen. Nur noch selten hatten sie so unbeschwert beieinander gesessen wie heute. Es war das erste Mal überhaupt seit der verdammten Maquis - Rebellion vor einigen Wochen, die er diesem Teero zu verdanken hatte. Er hatte, nachdem Tuvok diesen Alptraum beenden konnte, nicht einmal ein Wort des Bedauerns ihr gegenüber geäußert. Vor seinem inneren Auge sah er noch ihre schreckgeweiteten Augen, als er Tuvok aufforderte, sie zu erschießen. Er fühlte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich, als er das realisierte.

„Chakotay?“ Kathryn legte eine Hand auf seinen Arm und sah ihm besorgt in die Augen. „Ist etwas nicht in Ordnung?“

Er brauchte eine Sekunde, um wieder ins Hier und Jetzt zurückzukehren. Hatte er etwas laut gesagt von seinen Gedanken? Hatte sie etwas gesagt? „Entschuldige, ich war nur… in Gedanken…“, entgegnete er.

„Erste Temporale Direktive?“

„Ja… das heißt nein… Nur zum Teil.“

„Was ist nun mit dem Cider, der in meinem Frachtraum die Zeiten überdauert hat? Holst du noch eine Flasche für uns?“

„Du wirst einen Schwips bekommen, Kathryn. Das ist kein Synthehol.“

„Ich denke, was du mir noch gleich erzählen wirst, werde ich vermutlich so besser verkraften!“

„Du bist unverbesserlich…“ Chakotay seufzte und erhob sich.

***

Auf dem Weg zum Frachtraum dachte Chakotay über ihren Deal nach. Eigentlich fand er es selbst verlockend, Kathryn von seinen Erlebnissen in der temporalen Anomalie zu erzählen. Er schmunzelte, als er an die zwischen Neugier, Verwirrung und ungläubigem Staunen wechselnden Gesichter der jüngeren Kathryn dachte, als sie auf die verschiedenen Zeitlinien trafen. Das würde er ihr zu gern erzählen! Obwohl ihr Verhältnis zwischenzeitlich merklich abgekühlt war, hatten sie nie offensichtliche Geheimnisse voreinander gehabt. Obendrein betrafen die allermeisten seiner Erlebnisse die bereits gemeinsam durchlebte Vergangenheit. Nur die Begegnung mit Naomi und Icheb fand zu einem späten zukünftigen Zeitpunkt statt, und der hatte in seiner Diffusität kaum Relevanz für ihre zukünftigen Entscheidungen.

***

Als er zurück kam, öffnete sich die Tür zu Kathryns Quartier, bevor er den Türmelder betätigen konnte. Kathryn hatte seine Schritte schon auf dem Flur gehört. Sie hatte die Reste vom Dinner recycelt, ihre Gläser und die Kerze auf den Couchtisch hinüber gestellt.

Sie saß auf dem Sofa und hatte den Kopf auf einen Arm gestützt, der auf der Rückenlehne auflag und sah den vorbeiziehenden Sternen vor dem Fenster zu.

Sie setzte sich auf und wandte sich ihm zu, als er sich zu ihr auf die Couch setzte. „Nun, Chakotay, wie stehst du zu unserem Deal?“, fragte sie gespannt, während er die Flasche entkorkte und die Gläser füllte.

Chakotay legte seinen Arm bequem auf die Rückenlehne und begann zu erzählen, wie alles anfing und wie er wenig später plötzlich auf der Brücke der Voyager stand, die kurz vor ihrem Flug in die Badlands war. „Ich hatte dich unvorsichtigerweise mit deinem Vornamen angesprochen, und du wolltest mich dafür sofort in die Arrestzelle sperren.“ Chakotays Grinsen ließ seine Grübchen erscheinen.

Kathryn kicherte: „Meinst du nicht, dass das schon Grund genug dafür war?“

„Ich konnte dich nur halbwegs unter Preisgabe sehr privater Informationen über dich davon überzeugen, dass ich aus deiner Zukunft kam und wir dort befreundet sind.“ Chakotay zählte sein Beweismaterial auf.

Kathryn spürte, wie Tränen der Rührung in ihre Augen stiegen. „Das alles hast du dir gemerkt? Wann habe ich dir das bloß alles erzählt?“

Er sah ihr direkt in die Augen und hielt ihren Blick fest. „Du hast mir immer sehr viel bedeutet, Kathryn. Ich habe mir jede Einzelheit gemerkt von dem, was du mir jemals erzählt hast, und was wir zusammen erlebt haben.“

Janeway lief ein Kribbeln die Wirbelsäule hinunter. „Wirklich?“, entgegnete sie leise mit dunkler rauer Stimme.

„Aber letztendlich wolltest du mir doch nicht ganz glauben. Ich musste dich entführen und dir eine Chronotronpartikel-Infusion verpassen, damit auch du genauso wie ich in allen Zeitlinien existent bliebst, und wir gemeinsam versuchen konnten, das richtige Zeitkontinuum wiederherzustellen. Allein hätte ich es nie geschafft. Wir mussten an diversen Stellen des Schiffes, die aber alle unterschiedlichen Zeitebenen entsprachen, die bioneuralen Gelpacks ebenso impfen, bevor ich dann durch einen Warp-Impuls das gesamte Schiff wieder in die richtige Zeit zurückbringen konnte. Danach musste ich die Hauptdeflektorschüssel als eine Art Blitzableiter verwenden, um damit die Chronotron- und Neutrinoemissionen der vor uns aufgetauchten Anomalie zu absorbieren und so das Schiff vor einem erneuten Zerfall in verschiedene Zeitebenen zu bewahren.“

„Sehr interessant, schade dass ich mich nicht daran erinnere …“

„Du hättest dein Gesicht sehen sollen, als wir auf dem Holodeck die Gelpacks impfen wollten und dich erstmal Toms Doktor Chaotica gefangen nahm! Du musstest als Königin Arachnia eine Weile mitspielen, bis er uns an die Steuerkonsole ließ!“

Janeway griff sich stöhnend an die Stirn und ließ sich zurücksinken. „Erinnere mich nicht an Doktor Chaotica!“

„Du hast dich gewundert, womit dein Pilot seine Freizeit verbringt. Ach ja, ich sollte dich in der richtigen Zeitlinie daran erinnern, seine Holodeckprivilegien zu streichen!“

Janeway schüttelte amüsiert den Kopf. „Dass Tom Paris so ein Unikum ist, wer hätte das von uns damals gedacht! Aber was haben wir ihm für schöne Stunden zu verdanken! Er hat so oft die Stimmung auf dem Schiff gerettet. Er müsste eher noch mehr Privilegien bekommen!“

„Und du hättest auch dein Gesicht sehen sollen, als der Maschinenraum vor Kazon wimmelte, die das Schiff übernommen hatten, und eine Borgdrohne dir zur Hilfe kam, als Seska dich umbringen wollte! … als du gesehen hast, dass Frachtraum 2 voller Borg-Alkoven war … davon, dass eine wütende B’Elanna Torres deine Chefingenieurin werden sollte, einmal ganz zu schweigen.“ Chakotay schilderte die Situationen so bildhaft, dass Janeway vor Lachen kaum Luft bekam. Es war ein gutes Gefühl, dass das alles Vergangenheit war.

„Ich konnte mir B’Elanna wirklich auch noch nicht als Sternenflottenoffizier vorstellen, selbst nachdem ich sie dazu gemacht hatte“, gab Kathryn zu. „Aber du hast mich wirklich immer ehrlich und gut beraten und auch bei Meinungsverschiedenheiten immer zu mir gestanden“, fügte sie ernst geworden hinzu. Sie legte sanft eine Hand auf Chakotays Knie. „Dafür habe ich dir noch nie gedankt.“

„Das brauchst du nicht, Kathryn. Das war immer schon mein innerstes Bedürfnis – seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe …“ Er kämpfte darum, seinen Atem trotz ihrer Berührung ruhig zu halten, während er seinen Arm streckte, der auf der Sofarückenlehne lag und seine Finger vorsichtig durch ihr Haar glitten. Janeway schloss für eine Sekunde die Augen und lehnte den Kopf an seine Hand.

„Wann haben wir uns denn nun kennen gelernt? Bevor wir in die Badlands flogen oder erst im Delta-Quadranten?“, flüsterte sie. Als Chakotay achselzuckend seufzte, fügte sie hinzu: „Aber als du im Delta-Quadranten auf mein Schiff kamst, wusste ich sofort, dass ich dir vertrauen konnte, als ob ich dich schon lange kennen würde.“

„Ich weiß, mir ging es ebenso.“

„Was wir zusammen erlebt haben, könnte für mehrere Leben reichen.“

„Hmm …“

Beide schwiegen und sahen sich in die Augen.

„Weißt du, was mich aber am meisten berührt hat?“, fragte Chakotay in die Stille hinein, „Im astrometrischen Labor, das du ja auch noch nicht kanntest, trafen wir Commander Icheb und Lieutenant Naomi Wildman, die inzwischen an Bord der Voyager dienten. Naomi erinnerte sich sogar, dass sie sich als Kind nichts mehr gewünscht hat, als Assistentin des Captains zu sein.“

„Wirklich?“, stieß Kathryn glücklich hervor, und sie wischte sich verstohlen über ihre Augen.

„Leider waren wir beide da in ihrer Zeitlinie schon siebzehn Jahre tot.“

„Was? Siebzehn Jahre … das bedeutet ja …“, stellte sie erschrocken fest. „Das hätte ich so gern erlebt!“, fügte sie bedauernd hinzu, „Naomi, Seven und Icheb sind für mich fast wie eigene Kinder.“

„Ich weiß“, entgegnete Chakotay sanft, „ich hätte es auch gern miterlebt. Näheres zu unserem Tod weiß ich aber leider nicht.“ Chakotay streichelte zärtlich ihre Wange. „Vielleicht ist unsere Zeit schneller vorbei, als wir denken.“

Janeway nickte stumm, und ein Schatten legte sich über ihr Gesicht. Sie sah auf ihre Hand, die noch auf seinem Knie lag. Dann legte sie zaghaft ihren Kopf an seine Schulter. Chakotay sah auf sie hinab und wagte nicht, sich zu bewegen. Er wollte nicht diesen unendlich kostbaren Moment zerstören. Kathryn fühlte seinen Atem auf ihrem Haar. Langsam hob sie ihre Hand und legte sie auf seine Brust. Sie spürte den schnellen Puls von Chakotays Herz unter ihren Fingern.

„Du konntest natürlich auch nicht widerstehen, mich über deine Zukunft auszufragen beziehungsweise es zu versuchen“, unterbrach Chakotay nach einer ganzen Weile leise die Stille, um Kathryn aufzumuntern. Im selben Moment schoss ihm in den Sinn, dass er jetzt unvorsichtigerweise überaus gefährliches Terrain betreten hatte.

Natürlich hatte Kathryn seine Worte nicht überhört. „So?“

„Hmmm …“ Er nickte. Sie sah zu ihm empor. Er schluckte, obwohl Mund und Hals ihm plötzlich trocken geworden waren.

„Und?“ Sie bewegte sich nicht.

„Du wolltest wissen… weil wir uns beide als Feinde kennen gelernt hätten… aber uns später offensichtlich so sehr gut kannten … wie… nahe… wir uns gekommen sind…“ Chakotay wagte nicht zu atmen.

„Chakotay?“, murmelte sie an seiner Schulter.

„Ja?“

„Was hast du mir geantwortet?“ Er sah ihr in die Augen. „Dass wir… bestimmte… Barrieren… nicht überschritten hätten…“

Janeway hielt seinen Blick fest. Ihre Augen waren so dunkelblau, so tief. Sie bildeten einen wundervollen Kontrast zu ihrem rotblonden Haar und zu der leichten Röte, die ihre Wangen jetzt überflog. Chakotay legte seinen Arm sanft um ihre Schultern, während er die andere Hand zögernd zu ihrem Gesicht empor hob. Janeway versteifte sich leicht, aber wehrte sich nicht. Er umfasste ihr Kinn und senkte seinen Kopf zu ihr herab.

„Spirits, Kathryn…“, flüsterte er atemlos. Tastend streiften seine Lippen ihren Mund, und sie schlossen die Augen, als die Intensität des Gefühls sie überraschte. Chakotay spürte, wie Kathryn sich entspannte und eine heiße Welle des Verlangens sie erreichte. Sie öffnete ihre Lippen und streifte seinen Mund mit ihrer Zungenspitze. Ihre Hand streichelte über seine Brust bis zu seinem Gesicht. Er zog sie an sich, und sie küssten sich leidenschaftlich.

„Und wie ist deine Geschichte?“, stieß Chakotay hervor, als sie sich nach Atem ringend endlich trennten. „Woher weißt du von meinem Cider?“

„Weil ich im selben Frachtraum vor mehreren Jahren auch nach einem Versteck gesucht habe. Dabei bin ich auf den Cider gestoßen… und für den Tricorder war es eine Leichtigkeit, mir den Besitzer zu verraten.“

„Und was wolltest du dort verstecken?“

Kathryn richtete sich auf und befreite sich behutsam aus seinem Griff. Sie erhob sich langsam und trat an das Fenster. Sie rang nervös die Hände und stütze sich dann auf das Fensterbrett, wie um sie ruhig zu stellen. Lange Zeit sagte sie nichts. Chakotay sah, wie sie mit Mühe Tränen zurückdrängte. Er stand auf und trat hinter sie. Zärtlich umfasste er ihre Schultern. Er spürte, wie sie zitterte. Langsam drehte er sie zu sich herum und zog sie an sich. „Kathryn…“

„Meine Sachen von New Earth… und die Dinge, die du dort für mich gebastelt hast… den Traumfänger, das Sandbild, die Mini-Badewanne… ich konnte sie doch nicht jeden Tag ansehen! Ich konnte nicht jeden Tag von vorn anfangen, alles zu vergessen…” Schluchzend lehnte sie sich an seine Brust, und er streichelte beruhigend über ihre Haare, über ihren Rücken.

„Kathryn, das wusste ich nicht… ich dachte, du hättest längst alles vergessen…“

Sie schüttelte ihren Kopf gegen seine Brust. „Nie könnte ich das vergessen…“ Wärme breitete sich in seinem Körper aus, als er sie an sich drückte. „Ich auch nicht.“, murmelte er in ihr Haar. Sie sah zu ihm empor und umfasste ihn mit den Armen. Er wischte mit seiner Hand ihre Tränen fort und küsste sie.

Kathryn schob sich sanft von ihm fort und ließ ihre Arme sinken. „Chakotay, wir können das nicht tun.“ Er sah sie bestürzt an. „Ich bin der Captain…“

„…und bist du nicht mehr der Captain, wenn… du mit… jemanden… zusammen bist?“

„Es gibt Starfleet-Regeln, wenn wir nach Hause kommen…“

„Wann kommen wir nach Hause?“

„Ich weiß es nicht.“

„Kommen wir überhaupt nach Hause oder sterben wir vorher?“

„Ich weiß es nicht… Aber die Crew? Ich verlange auch, dass sie sich an die Regeln hält…“

„Hast du im Delta-Quadranten für die Crew nach gründlichem Abwägen nie Ausnahmen von den Regeln gestattet?“

„Doch.“

„Und wenn diese gründlich abgewogene Ausnahme dich betrifft, wird die Crew dem Captain nicht mehr folgen?“

„Ich weiß es nicht.“

„Hat es Unregelmäßigkeiten gegeben, seit B’Elanna mit Tom liiert ist?“

„Nein, aber das ist etwas anderes.“

„Warum sollte es bei dir anders sein?“

„Sie sind nicht einander unterstellt. Außerdem bin ich verantwortlich für die ganze Crew. Ich muss Vorbild sein. Ich könnte nicht mehr objektiv Entscheidungen treffen, und das würde Unfrieden in der Crew stiften.“

„Inwieweit?“

„Ich hätte Angst dich mit lebensgefährlichen Missionen zu betrauen. Ich hätte Angst dich zu verlieren.“ Ihre Stimme klang sonderbar dünn.

„Hattest du denn bis jetzt keine Angst davor?“

Janeway schlug die Augen nieder. „Doch“, sagte sie leise.

Chakotay ging langsam auf sie zu und berührte ihre Schultern. „Behandelst du mich deshalb bevorzugt vor anderen Crewmitgliedern?“ Sie schüttelte vehement den Kopf. „Und was wäre dann anders als bisher?“

„Nichts“, flüsterte sie kaum hörbar.

„Kathryn, du kannst doch nicht für ein Phantom dein ganzes Leben opfern! Du musst auch an dich selbst denken!“ Chakotay redete eindringlich auf sie ein, packte ihre Schultern fester, als wollte er sie wachrütteln. „Niemand in der Crew erwartet, dass du auf ein glückliches Privatleben verzichtest! …und ich höre ihre Gespräche oft genug nebenbei in der Messe. Du weißt, sie nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn sie sich unbeachtet fühlen. Niemand…“

„Geh bitte, Chakotay“, unterbrach ihn Janeway müde.

„Kathryn…“

„Bitte geh… Lass mich allein.“

Chakotay ließ langsam seine Arme sinken und wandte sich leise zum Gehen.

***

Als Chakotay gegangen war, brach Kathryn verzweifelt in Tränen aus. Sie ließ sich auf das Sofa sinken und zog eine Decke zu sich heran. Sie brauchte nicht ins Bett zu gehen, denn sie wusste schon jetzt, dass sie keinen Schlaf würde finden können. Sie legte den Kopf auf ihre Arme auf der Sofalehne und starrte auf die vorbei fliegenden Sterne. Dieser Anblick spendete ihr sonst immer Ruhe und Trost und half ihr beim Nachdenken. Sie dachte an ihren Abend mit Chakotay. An Naomi und Icheb. Janeway spürte, wie ihr Herz sich zusammenkrampfte, als sie die ihr möglicherweise nur noch verbleibende Zeit in deren Zeitlinie überschlug… Sie würde vielleicht bald sterben… War es das alles wirklich wert? Würde Chakotay vielleicht niemals von ihr erfahren, dass sie ihn liebte? Würde sie es überhaupt noch erleben, dass es Probleme gab, wenn es überhaupt welche gab, wenn sie… und er…? …und was wollte er ihr über die Crew sagen?

Sie fühlte noch seinen Kuss auf ihren Lippen und berührte sie unbewusst mit den Fingerspitzen. „Chakotay…“

Schluchzer schüttelten ihren zierlichen Körper.
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