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I. Hoshi: Lügen

von Steffi Raatz

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Manchmal frage ich mich, ob du mich wirklich für so naiv hältst.

Es ist zur Gewohnheit geworden, dass wir bei gleichen Schichten das Abendessen gemeinsam einnehmen. Dass wir gemeinsam lachen und den Tag Revue passieren lassen. Eine vertraute Geste hier, eine vertraute Geste dort. Anfangs noch scheu, mittlerweile jedoch wie selbstverständlich. Ich möchte fast sagen, es hat sich eine tiefe Freundschaft zwischen uns entwickelt. Eine Freundschaft, die an manchen Tagen fast über das Ziel hinausschießt.

Tage, an denen Frust oder Ärger uns durchfluten. Tage, an denen wir das dringende Bedürfnis verspüren diese Gefühle an jemandem oder etwas auszulassen.

Wenn wir dann einander gegenüberstehen, mit funkelnden Augen den anderen fixieren und die Spannung zwischen uns so unerträglich wird, dass ich manchmal glaube, es würde nicht viel fehlen, damit Funken sprühen.

Es sind diese Momente, in denen ich glaube, dass wir, wenn auch nur einer von uns kurz die Kontrolle verliert, den berauschensten Sex miteinander haben könnten. Fast schon warte ich mit einem schmerzlichen Ziehen auf diesen Tag, doch er kommt nicht und vermutlich wird er nie kommen. Nicht mehr.

Nicht mehr, seit du jeden Abend regelmäßig in ihrem Quartier verschwindest.

Ich frage mich wirklich, ob du geglaubt hast, ich würde es nicht merken. Ich würde die Zeichen nicht sehen. Dass du dich plötzlich abends schneller von mir verabschiedest als üblich. Dass du Entschuldigungen für vergessene Treffen suchst, dass dein Verhalten mir gegenüber sich vollkommen verändert hat? Glaubst du, ich würde es nicht merken? Glaubst du ernsthaft, ich bin so naiv?

Vielleicht habe ich zuviel in unsere Treffen hinein interpretiert. Ich möchte nicht behaupten, dass du Gefühle für mich empfunden hast, aber diese Spannung, die zwischen uns herrschte, war nicht eingebildet. Niemand kann mir erzählen, dass der Blick, mit dem du mich immer in solchen Momenten bedachtest, rein freundschaftlich gewesen sei. So sieht man keine Freundin an. Nicht so.

Vielleicht siehst du sie in diesem Augenblick mit demselben Blick an. Und ich hoffe, dass du an ihrer kalten Unnahbarkeit scheiterst. Dass du gegen eine Wand aus undurchdringbarem Eis prallst und elendig versagst. Du ach so großer Verführer.

Mir ist bewusst, dass man mir nicht zutrauen würde, Intrigen zu spinnen oder Rache zu üben. Und genau das ist mein Vorteil.

Versuch dein Glück ruhig bei unserer unnahbaren Vulkanierin, aber glaube nicht, du würdest nach deinem Fall wieder bei mir willkommen sein. Ich lege keinen Wert mehr auf deine Freundschaft. Eine Freundschaft, die du wegwirfst, um einem Eisblock zu gefallen.

Nenn es Eifersucht, die sich meiner bemächtigt hat. Nenn es Rachsucht, doch ich werde mich nicht mehr an dich verschwenden.

Und ich werde dir heimzahlen, was du mir antust.

Glaubst du, ich wäre dazu nicht fähig? Falsch gedacht.

Ich weiß wie ich dich am schmerzlichsten treffen kann und ich werde diesen Trumpf nicht einfach vergeben, weil ich plötzlich Skrupel bekomme oder mein Gewissen etwas von Richtlinien und Ehre faselt. Das hier ziehe ich eiskalt durch.

Während du dich bei ihr vergnügst und um ihre Gunst buhlst, stehe ich im Quartier des Captains und trage nicht mehr als einen Morgenmantel.

Jeder Schritt, den ich mache, ist berechnet, jeder Augenaufschlag. Und ich weiß, dass ich ihn verführen werde, dass er mir nicht widerstehen kann. Weil er ein Mann ist. Weil er sich genau wie alle anderen Männer und Frauen an Bord danach sehnt, wieder mit einem Partner zusammen zu sein. Und weil ich ihm den heißesten Sex verspreche, den er sich vorstellen kann.

So ist sein Zögern auch nur ein kurzes: "Das hier ist nicht richtig", dann fällt mein Morgenmantel und seine Lippen pressen sich hungrig und fordernd auf meine.

Ich spüre seine warmen Hände, die über meinen Rücken streichen und auf meinem Hintern zum Stillstand kommen. Den Besitzergreifenden Druck, der mich noch enger an ihn presst, der mich jede Faser seiner Erregung spüren lässt.

Meine Finger ziehen sein Hemd fast selbstständig über seinen Kopf, gleiten über seinen nackten muskulösen Oberkörper, der unter meiner Berührung erbebt.

Schneller als schnell entledigt er sich seiner Boxershorts und hebt mich mit einer Selbstverständlichkeit in die Höhe, die ich begrüße.

Ausgehungert nach langer Abstinenz sehne ich mich danach, endlich das zu bekommen, was mir von anderer Seite versprochen, jedoch nicht gewährt wurde.

Noch einmal zögert er und gibt mir die Möglichkeit dem Ganzen noch ein Ende zu machen, doch dazu ist es sowieso zu spät. Ich will, dass er mich nimmt. Hier und auf der Stelle. Ich habe es satt, Anstand zu wahren, Rücksicht auf Gefühle zu nehmen. Auf mich hat auch niemand Rücksicht genommen. Am allerwenigstens du. Und wegen dir will ich erst Recht, dass das hier passiert.

Er braucht keine Antwort mehr von mir. Er weiß, was ich will. In dem Augenblick, als meine Lippen sich fordernd auf seine pressen, ist jede Antwort hinfällig.

Ich spüre wie wir gemeinsam gegen die Wand prallen und ein kurzer Schmerz durchzuckt meinen Rücken. Doch so schnell dieser Schmerz da war, wird er auch von einem anderen Gefühl abgelöst. Dem berauschenden Gefühl, als sein Schwanz in mich eindringt. Tief und pulsierend, so als ob er nur dafür geschaffen sei.

Doch dann sieht er mich an. Mit diesem Blick. Diesem Blick, den ich von dir kenne, der jedoch noch so viel tiefer geht, als alles, was ich kannte. Und plötzlich will ich das hier nicht mehr. Doch ich weiß, es ist zu spät, um damit aufzuhören. Viel zu spät.

Wir tun das hier, weil ich es so wollte. Und während er sich in mir bewegt, wird mir klar, dass ich es auch immer noch will.

Doch nicht so. Nicht auf diese Weise.

Auch wenn mit ihm.

Und mir wird klar, dass ich erst jetzt begreife, dass mir dieser Mann nicht egal ist.

Absolut nicht egal.

Bewusst darüber, dass nichts mehr in Zukunft so sein wird, wie bisher, lasse ich mich fallen und genieße den Ritt.

Sollst du doch in der Hölle schmoren. Soll sie dich doch erhören. Mir ist es egal.

Du bist mir egal.

So egal, wie du mir nur sein kannst.

Und während wir gemeinsam unseren Höhepunkt erreichen, schießen mir Tränen in die Augen, denn ich belüge mich selbst.

Du bist mir nicht egal. Er ist mir nicht egal.

Und ich weiß, vermutlich habe ich soeben alles zerstört.

Denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch er die Wahrheit erkennt.

Die Wahrheit, die mich hierher geführt hat.

Dass ich dich liebe.

Ende
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