TrekNation

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XIII Eine Reifeprüfung

von Racussa

Strandhütte

Der risanische Moderator, der die Gruppe auf seinem Luftkissenboot zu der Insel gebracht hatte, plapperte in einem fort, als er Beverly über den schmalen Steg auf die hölzerne Landungsbrücke half:

„Und hier, dieses Holz ist mit feinem Tigerlilienbalsam poliert, damit Sie, wenn Sie später zum Nacktbaden über den Steg laufen, sich keinen Schiefer einziehen können.“

Beverly bemühte sich nicht mehr, ein freundliches Nicken zu simulieren.

„Bitte, Herr Panuk, zeigen Sie uns nur noch die Strandhütte, die Counselor Troi für uns gebucht hat, und lassen Sie uns dann etwas allein. Die Reise war sehr anstrengend.“

Panuks Gesicht ließ nicht von dem unbeschreiblichen Lächeln ab: „Natürlich, Beverly, Risa erfüllt alle Ihre Wünsche. Und Deanna hat für Sie und Ihre Begleiter die Top Deluxe Einsamkeitshütte gebucht. Auf dieser Insel werden Sie völlig allein sein, unerreichbar von aller Zivilisation außerhalb, weil ein Störsensor alle technische Kommunikation von Ihnen fernhält. Ich werde in drei Tagen mit Deanna herüberkommen, aber bis dahin werden Sie ganz auf sich allein gestellt sein in unserer kleinen, bescheidenen Unterkunft.“

Bei diesen Worten deutete er auf die ‚Strandhütte‘. Selbst Beverly konnte nicht anders als staunend den Mund zu öffnen.

Genüsslich registrierte Panuk das erwartete Staunen. „Um Mücken und andere ungebeten Gäste abzuhalten, ist die Hütte mit Nanonetzen geschützt. Aber am Haupttor und an den Terrassentoren gibt es jeweils Retinascans, die sie ganz leicht eintreten lassen. Ein Quantenmodulator entfernt dann auch Sand und anderen Unrat von Ihnen, damit es drinnen stets sauber bleibt.“

Panuk öffnete die Türe und ließ die Gruppe eintreten. „Das ist der untere Raum! Hier in der Ecke finden sie die kleine Küchenzeile, wenn Sie einmal nicht draußen auf der Terrasse grillen wollen, dahinter ist eine bis zum Rand gefüllte Vorratskammer. Hier ist der Esstisch, dort die Liegeecke mit risanischen Polsterhaufen, gefüllt mit duftenden Blütenblättern. Die Tür dort hinten führt zum Badezimmer, natürlich mit Schalldusche, Badewanne und Polaronreiniger. Wir wollen ja auf keinen Genuss der Zivilisation verzichten, oder? Kommen Sie hierher! Das ist die Bar, die Ihnen alle erlaubten und einige unerlaubte Alkoholika in nicht replizierter Fassung zur Verfügung stellt. Hier ist das Eis.“ Er deutete auf einen kleinen Eiswürfelreplikator. Dann zog er Beverly zum Kühlschrank mit Sichtfront weiter: „Und wenn Sie draußen keine Kokosnüsse selbst abschlagen wollen, finden Sie hier eine Auswahl von exotischem Obst für die Cocktails – oder als Vitamingabe für die gemütlichen Runden hier in der Kuschelecke. Und da…“ Panuk betätigte einen Schalter, der die ganze Rückwand der Hütte transparent werden ließ und einen atemberaubenden Blick auf das Meer frei gab, auf einen Balkon mit Griller und Essecke und eigener Rutsche ins Wasser. „…ist auch schon das Meer. Wie ich bereits erzählte, sind Sie ganz allein auf der Insel. Es ist also das Vernünftigste, wenn Sie nackt baden, dann müssen Sie auch nicht ständig neue Kleidung replizieren, wenn diese durch das Balkonnanonetz gehen.“ Er kicherte verschwörerisch.

„Das erscheint mir nicht schlüssig, weil das Nanonetz an der Fronttüre ja auch nicht unsere Kleidung zersetzt hat, als wir eingetreten sind. Warum sollte das Netzt zur Balkontüre eine andere Konfiguration haben?“

Panuk drehte sich zu dem vorlauten Studenten um und sagte: „Wesley, das war ein Scherz! Natürlich desintegriert das Nanonetz keine Kleidungsstücke. Über diese Freitreppe kommt man in das Obergeschoß, ich habe dort das Zimmer mit Meerblick für Sie herrichten lassen, Beverly. Schließlich sollte das Alter auch gewisse Bequemlichkeiten mit sich bringen. Die jungen Herren werden sich das Zimmer mit Strandblick teilen. Bei jeweils hundert Quadratmetern pro Zimmer sollte das ausreichend sein. Die Möblierung ist risanisch einfach wie hier. Allerdings gibt es oben keine Replikatoren, elektronischen Beleuchtungen oder Geräte, damit man den Eindruck einer richtigen Strandhütte hat. Wie in der guten alten Zeit.“

„Nicht einmal in Russland hatten Strandhütten in der ’guten alten Zeit‘ zweihundert Quadratmeter Grundfläche.“

Beverly unterbrach ihn: „Danke, Duncan! Herr Panuk, bitte lassen Sie mich jetzt mit den Freunden meines Sohnes allein! Ich freue mich schon sehr darauf, Sie erst in drei Tagen wieder zu sehen, wenn Sie Deanna zu uns herüberbringen.“

„Aber ich wollte Ihnen doch noch zeigen, wie sorgfältig wir Ihre Kleidung in den Schränken oben sortiert…“

„Danke!“ setzte Beverly mit Nachdruck hinzu und schüttelte verbindlich Pankus Hand. Obwohl das Lächeln in seinem Gesicht nicht verblasste, knirschte der leicht mit den Zähnen, deutete eine Verneigung an und ging zur Türe. Im Rahmen drehte er sich um: „Dann wünsche ich entspannende drei Tage, bis ich mit Deanna wiederkomme.“

Kaum war er draußen, verschloss Jono von innen die Holztüre.

Beverly seufzte tief. Dann nahm sie Wesley in die Arme und streichelte über seinen Kopf. „Ach Wesley, ob das so eine gute Idee war, hierher zu kommen?“

Wesley entwand sich ihrer Umarmung und blickte verlegen zu den drei anderen. „Mutter, ich komme dich gleich in deinem Zimmer besuchen, dann können wir allein darüber reden. Vorher möchte ich noch mit Duncan, Jono und Icheb unser Zimmer anschauen.“

Duncan blickte zur Bar: „Und danach könnte ich uns ein kleines Getränk zu bereiten, Ma’am. Mit risanischen Früchten, passend zum Strand?“

Icheb war schon näher bei dem Kühlschrank und betrachtete neugierig die verschiedenen Früchte durch die Glasscheibe. „Eine breite Auswahl risanischer, irdischer und tellaritischer Früchte. Ich bin sicher, dass die meisten dieser Früchte auch ohne die Zugabe alkoholischer Substanzen wohlschmeckend sein werden.“

Beverly blickte die Gruppe etwas unschlüssig an, dann sagte sie: „Duncan, Icheb, Jono, wir sind hier in einer Strandhütte. Ich bin euch dreien sehr dankbar, dass ihr mir und Wesley in dieser schweren Stunde beisteht. Ich weiß, dass ihr nicht allzu viel freie Zeit habt bei euren Studien, und wenn ihr dann die Zeit mit einem Kommilitonen und seiner verwitweten und frisch geschiedenen Mutter verbringt, dann ist euch das hoch anzurechnen. Ich habe nur eine Bitte: Nennt mich nicht 'Ma’am'. Ja, ich könnte eure Mutter sein oder auch eure Professorin oder Vorgesetzte, aber hier in der Hütte bin ich einfach Beverly.“

Ohne eine Reaktion abzuwarten, ging sie zu Icheb und umarmte ihn so, wie sie zuvor Wesley umarmt hatte. Icheb sog tief Luft ein, ließ es aber geschehen. Duncan hingegen breitete schon überschwänglich die Arme aus, als Beverly zu ihm weiterging. Jono blickte verzweifelt zuerst auf Wesley, dann auf den Fußboden und zuletzt auf das Meer, doch als Beverly direkt vor ihm stand, sagte sie: „Jono, ich weiß, dass du die Berührung von Frauen nicht schätzt. Ich habe dich aber genauso ins Herz geschlossen wie die anderen beiden. Ich möchte nur, dass du das weißt.“

Jono nickte und deutete ein Lächeln an.

„So, jetzt werde ich erst einmal ein wenig ausruhen. Lasst euch aber nicht aufhalten, wenn ihr schon mal etwas trinken oder baden wollt. Abends koche ich gerne für euch, ich habe mir ein altes irisches Rezept vorgenommen, das sicher gut zu gegrillten Risafritten und der hier üblichen Krabbenpastete passt. Es wird Colcannone mit gegrilltem Lammrippchen und geschmorte Nierenscheiben geben.“

Beverly ließ die Gruppe in dem großen Wohnraum stehen und ging über die hölzerne Treppe nach oben.

„Deine Mutter ist sehr einfühlsam.“, meinte Jono, der erst jetzt näher von der Türe weg in die Mitte des Raumes kam. „Hoffentlich wird es ihr in den nächsten Tagen etwas besser gehen. Der Scheidungsstreit mit Guinan war ziemlich brutal.“

Icheb kam auch näher, während Duncan die ersten vier Gläser mit zwei Flüssigkeiten füllte, die er mit einem Stäbchen verrührte und an die anderen austeilte.

„Der Tod des Admirals hat uns alle getroffen, aber es war nicht leicht zu erkennen, dass er es war, der die Ehe zusammengehalten hat.“, meinte Duncan, „Aber wir sind jetzt nicht hier, um Wesley zuzutexten, dass wird Counselor Troi sicher machen, wenn sie in drei Tagen dazustößt. Ich denke, die kluge Psychologin hat uns nicht ganz unabsichtlich vorher diese Zeit allein auf der Insel organsiert. Wesley und Beverly sollen in angenehmer Atmosphäre ein bisschen ausspannen.“

Icheb betrachtete misstrauisch das Getränk. Dann sagte er Richtung Duncan: „Mobafruchtmark und Zitronenlimonade? Ich bin erstaunt, dass du auch nicht-alkoholische Getränke kennst.“

Duncan warf ihm einen rätselhaften Blick zu, den Icheb in seiner BORG-monotonen Art kommentierte: „Das war ein Scherz.“

Wesley hob bemüht das Glas, dessen Außenseite sich aufgrund der Kälte des Inhalts schon beschlagen hatte: „Auf die Tage in dieser Strandhütte. Danke, dass ihr mich nicht mit meiner Mutter hier allein gelassen habt!“

Alle tranken einen Schluck. „Ich werde jetzt zu ihr hochgehen und fragen, ob sie reden will. Geht ihr ruhig schon schwimmen! Und eines noch: Esst auf jeden Fall, was sie kocht, egal wie seltsam ihre irischen Spezialitäten riechen oder schmecken. Sie hat diese Rezepte von ihrer Großmutter und ist sehr verletzlich, was unfreundliche Kommentare angeht.“

Icheb zuckte mit den Schultern, während Jono sein Glas beobachtete: „Talarianer kommentieren Speisen im Normalfall nicht. Krieger müssen immer essen, was ihnen vorgesetzt wird.“

„Ja, ja! Ich werde die irischen Nieren kommentarlos und ohne Verweise auf Russland hinunterschlingen, wenn du mich gemeint hast.“, sagte Duncan mit einem Augenzwinkern zu Wesley. „Und wenn du jetzt oder nachher wen zum Reden brauchst, weißt du, dass du jeden von uns oder uns drei zusammen jederzeit zur Verfügung hast. Ja, Wes?“

Wesley nickte, trank den Rest seines Getränkes aus, stellte das Glas auf die Bar und ging dann ebenfalls nach oben.“

Als er weg war, sagte Jono: „Die emotionale Bindung, die Ehepartner auf der Erde zueinander haben, kann sehr bedrückend sein, wenn einer der Partner stirbt oder man nach einem Streit sich scheiden lässt.“

Duncan nickte: „Dass Doktor Crusher und Admiral Picard zusammengehören, das konnte jeder sehen, aber solange sie auf dem gleichen Schiff dienten, haben beide sich nicht getraut. Irgendwie haben sie Sorge um Wes und seine Reaktion darauf gehabt. Dass auch Guinan in diese Beziehung eingestiegen ist, lag…ich weiß nicht, ob es Wes recht ist, wenn ich es erzähle…lag an einer alkoholisierten Nacht zu Dritt nach der Hochzeit von Legat Garak mit Doktor Bashir auf Cardassia Prima. Der Admiral meinte damals, es sei zur Wahrung von Guinans Ehre angemessen, zu heiraten. Er war eben doch ein alter Franzose. Ein russisches Sprichwort sagt, man muss nicht jede Kuh kaufen, die man gemolken hat, aber in Frankreich gibt es wahrscheinlich keine Kühe.“

Icheb schüttelte den Kopf: „Das ist nicht korrekt. Auch in Frankreich gibt…“

„Das war ein Scherz!“, winkte Duncan ab. „Aber genug Trübsal: Wer als Letzter im Wasser ist, ist eine Langnasenmanguste.“

Damit stürzte er das Getränk hinunter, stellte das Glas ab und begann, sich auszuziehen. Icheb und Jono schauten ihm erstaunt zu und konnten nur noch sehen, wie er durch das Nanonetz auf den Balkon lief und von dort in das smaragdgrüne Meer sprang.

„Ist das ein Wettbewerb?“, fragte Icheb, doch Jono war inzwischen auch dabei, sich auszuziehen.

Als er schon nur mehr das Hemd anhatte, lief er schon durch das Nanonetz und rief Icheb zu: „Ja, ist es. Und du hast verloren, du Langnasenmanguste.“

Icheb überlegte kurz, warf dann das Glas in die Polsterecke und sprintete zur Überraschung voll bekleidet durch das Nanonetz und sprang noch vor Jono, der verdutzt am Balkon stand, in das Wasser.

„Ich bin vielleicht kein Krieger.“, sagte Icheb, als er wieder auftauchte. „Und ich hoffe, dass meine Dermalimplantate nicht mit Salzwasser interagieren, aber ich bin auf keinen Fall eine Langnasenmanguste.“ Und für den Hauch einer Sekunde legte sich etwas wie ein Grinsen auf das Gesicht des Botanikers.

Auch Jono sprang nun ins Wasser. Er schwamm mit einigen Zügen zu Icheb und Duncan. Icheb erklärte: „Der Strand ist bis zur Tiefenkante hundertfünfzig Meter dort draußen mit synthetischen Smaragden belegt, damit sich nicht in herkömmlichem Silikatsand lästige Insekten ansammeln. Leider ist das auch für Algen oder andere Meerespflanzen nicht so angenehm.“

„Aber es macht ein herrlich grüne Farbe. Und da hinten stehen ja auch schon wieder Palmen.“, ätzte Duncan und zeigte auf das hintere Ende des Strandes.

Jono schwamm nun neben den beiden anderen Richtung offenes Meer. „Icheb, ist es nicht unangenehm mit voller Montur zu schwimmen?“

„Es gibt auf Risa nur wenige Seeschlangen oder gefährliche Meerestiere wie giftige Seeigel oder Koboldhaie, aber wenn wir auf solche stoßen, bin ich sicher besser geschützt als ihr.“

Duncan lachte los: „Dann hättest du in der Strandhütte bleiben sollen, den dort bist du am sichersten vor Meeresgetier.“
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