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In den Ketten der Katastrophe

von Racussa

Die Schlange

Als Thyatira aufwachte, wollte sie eine lästige Haarsträhne aus ihrem Gesicht wischen. Doch als sie ihren Arm Richtung Gesicht bewegen wollte, merkte sie, dass er sich nicht heben ließ.

Sie blickte an sich hinunter und merkte, dass sie die klassische Krankenstationstracht der Sternenflotte trug, ein weißes Nachthemd, das hinten mit einer Klammer geschlossen war. Ihre Hände waren beide an die ergonomische Krankenliege gefesselt, über der ein Display verschiedene Vitalfunktionen anzeigte.

Das Design der Krankenstation verwirrte sie: Der grünliche Ton der Metallwände, die milchgläsernen Trennwände zu den Nachbarkojen und der grün-weiß karierte Vorhang, der ihre Nische abtrennte, waren keine Sternenflottenstandardausrüstung.

„Warum bin ich gefesselt?“, flüsterte Thyatira und bemerkte erst jetzt ihre trockene Kehle und pochende Kopfschmerzen.

„Hallo?“, versuchte sie mit lauterer Stimme zu sprechen, doch nichts geschah.

„Ich verlange eine Auskunft, wo ich bin!“ Ihre Stimme sollte kräftiger sein, doch die Kopfschmerzen ließen ihr Tränen in die Augen steigen.

‚Bin ich gefoltert worden? Entführt? Ich verstehe das nicht.‘
Thyatira verdrängte den Schmerz kurz und raffte sich auf.

„Der Intergalaktische Vertrag von Numen 3 gewährt Kriegsgefangenen das Recht auf Information.“

Als der Vorhang zur Seite geschoben wurde, konnte Thyatira einen Schrei nicht unterdrücken. In der weißen Krankendienstuniform mit dem überhängenden Mantel trat ein Wesen, dessen Schlangenkopf an eine Riesenkobra aus einem Alptraum erinnerte.

Die Selay fächerte kurz ihren Hals vor und zurück, um ihr Erstaunen auszudrücken, dann trat sie an das Krankenbett und flüsterte mit beschwichtigender Stimme: „Lieutenant, Sie sind immer noch auf der Krankenstation der Indagator. Sie hatten eine Gehirnerschütterung, aber alles wird gut. Schlafen Sie ein bisschen, damit ihr Großhirn sich erholen kann.“

Thyatira dämmerte langsam, dass dieses Ungeheuer keine feindliche Spezies war, sondern eine Selay, auf Krankenpflege spezialisierte Alethinophidia.

„Mein Name ist Sa und ich bin die diensthabende Pflegerin. Wenn Ihnen etwas fehlt, brauchen Sie nur den Knopf neben ihrer linken Hand zu betätigen, dann bringe ich es Ihnen.“

Thyatira hörte die Stimme der Schlangenartigen wie durch eine Wattewolke hindurch.

„Warum bin ich gefesselt?“, fragte sie mit heiserer Stimme.

Die Selay blickte über ihre Schultern. Dann zuckte sie mit den kaum erkennbaren Schultern. „Nun, Sie haben, als Sie das letzte Mal aufgewacht waren, unseren cardassianischen Pfleger Boori geschlagen und ihm einen Schulterrippel gebrochen. Danach hat der Oberarzt Ihnen ein Sedativum verabreicht, um Ihre Heilung zu fördern. Bis Sie völlig gesund sind, bleiben Sie so geschützt. Es ist zu Ihrem eigenen Wohl. Nahrung und Flüssigkeit bekommen Sie intravenös, aber wenn es Ihnen gefällt, reiche ich Ihnen Schlangenkraut-Tee zum Befeuchten des Gaumens. Er ist sehr lecker und bekömmlich.“

Thyatira schüttelte den Kopf. „Ich bin der Captain dieses Schiffes. Jetzt fällt mir alles wieder ein. Binden Sie mich sofort los!“

Sa zuckte erneut mit den kaum merklichen Schultern. „Das soll Ihnen jemand anderes erklären, Lieutenant. Ich bin nur eine Pflegekraft.“ Die Selay nickte freundlich und ging dann wieder zum Vorhang, den sie von außen schloss.

„Ich bin der Captain und will hier raus!“, schrie Thyatira mit aller verbliebenen Kraft, doch niemand reagierte auf ihren Ruf. Sie spürte einen Schwall lauwarmer Injektion durch die angehängte Infusionsnadel auf ihrem rechten Unterarm. Neben die brennenden Kopfschmerzen trat nun ein unbeschreibliches Glücksgefühl, das ihr zugleich die Augen zufallen ließ.

Ein hauchendes Flüstern: „Lasst mich raus!“, war alles, was sie vor dem Einschlafen noch herausbrachte.
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