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Aufbrausendes Temperament

von Jana

Kapitel 1

Kathryn Janeway wurde abrupt aus ihren Gedanken gerissen, als der Türmelder erklang. Eigentlich war dies objektiv gesehen gar nicht möglich, denn der Türmelder klang immer gleich. Dennoch hatte sie den Eindruck, daß etwas Aggressives in den Tönen mitschwang. 
Neugierig über den späten Besuch senkte sie das Padd, "Herein!"
Eine wütende Halbklingonin rannte in ihr Quartier und ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Janeway befürchtete jeden Augenblick, daß ihre Chefingenieurin irgendetwas zerwerfen würde und für einen kurzen Moment sah es sogar danach aus. B'Elanna riß sich jedoch zusammen und begann stattdessen klingonische Ausdrücke herauszupressen. Kathryn beherrschte nicht viel klingonisch, aber ohne jeden Zweifel handelte es sich um Schimpfworte und nicht gerade welche von der milden Sorte. 
Der Captain der Voyager beobachtete das Treiben ohne jeglichen Ausdruck von Emotion und wartete darauf, daß sich das erhitzte Gemüt wieder abkühlen würde. 
Nach einer Weile hatte sich B'Elanna wieder gefangen, aber man konnte deutlich sehen, wie in ihr die Wut schwelte, nur ein wenig mehr Druck und sie würde erneut explodieren. 
"Was liegt Ihnen auf dem Herzen B'Elanna?"
B'Elanna klappte der Unterkiefer herunter, sie zeigte Richtung Ausgang und meinte mit einer unüberhörbar vorwurfsvollen Stimme: "Sie fragen mich , was los ist?! Ich glaube es nicht! Sie fragt mich, was los ist!"
So aufgebracht hatte Kathryn ihre Chefingenieurin noch nie erlebt. Vor allen Dingen hatte sie das Gefühl, daß sich dieser Zorn gegen sie richtete. 
"Erzählen Sie mir doch einfach was vorgefallen ist, B'Elanna", meinte sie ruhig. 
"Oh ja, ich erzähle Ihnen, was geschehen ist. Sie sitzen hier seelenruhig und lesen irgendwelche nichtssagenden Berichte und Chakotay sitzt in seinem Quartier und weint sich die Augen aus."
Bisher hatte Kathryn emotionalen Abstand gehalten, aber bei der Erwähnung seines Names regte sich etwas in ihr. Unwillkürlich versteifte sich ihre Körperhaltung. 
"Er kann es nicht mehr ertragen, zurückgewiesen zu werden." B'Elanna stampfte im Quartier auf und ab. 
Kathryn konnte nichts erwidern, vor ihrem geistigen Auge formte sich ein Bild eines niedergeschlagenen Chakotays. Schuld überkam sie, machte objektives Denken und Handeln unmöglich. 
"Sie! Sie sind Schuld an seinem Zustand! Er liebt Sie über alle Maßen, opfert sich auf für Sie. Und Sie? Sie geben ihm nichts!" 
Durch die Anschuldigungen schreckte Kathryn aus ihrer Lethargie. Doch sie sah sich außerstande, sich in irgendeiner Weise zu verteidigen, denn B'Elanna hatte nur ausgesprochen, was bisher niemand auszusprechen gewagt hatte. - Die Wahrheit. 
"Er stellt keinerlei Ansprüche, hat niemals etwas erwartet. Er würde es niemals zugeben, denn er glaubt sein Gesicht dadurch zu verlieren. Aber er braucht genauso wie jeder andere von uns Liebe und Zuneigung ..."
"Sie können dies so einfach sagen, B'Elanna. Aber es ist für mich unmöglich ...", wollte Kathryn einen Versuch unternehmen ihr Verhalten zu rechtfertigen. Doch B'Elanna war erregt und aggressiv, sie schnitt ihrem Captain sofort wieder das Wort ab.
"Sie sagen, daß ich es mir leicht mache?! Wer bitte zieht sich denn immer wieder zurück, läßt niemanden an sich heran und schiebt Sternenflottenprotokolle vor?!"
*Ich*, dachte Kathryn, *Aber es ist alles andere als leicht, sich selbst und seine Gefühle zu verleugnen.*
"Es fiel ihm schon immer schwer, seine innersten Gefühle zu offenbahren. Wie könnte er es dann erst einem vorgesetzten Offizier gegenüber? Sie geben ihm kein Zeichen, machen ihm keinerlei Hoffnung."
"Hoffnung? Worauf Hoffnung machen? Auf etwas, das niemals geschehen wird, weil es verboten ist? Wäre es nicht viel grausamer von mir, wenn ich falsche Hoffnungen in ihm wecken würde?"
"P'taq!"
Kathryn zuckte zusammen, als eine Vase tösend an der Wand zerschmetterte.
"Alles Ausreden und Ausflüchte! Sie! Sie verdienen ihn nicht! Er verdient etwas Besseres!" 
"Kein Grund meine Einrichtung zu zerstören", gab Janeway von sich, aber in einer Lautstärke, so daß B'Elanna es vermutlich nicht wahrnahm. 
Die wirbelte plötzlich herum, " Ich werde ihm geben, was er braucht. Ich habe schon immer mehr für ihn empfunden. Sie hatten Ihre Chance."
Entgeistert starrte Kathryn ihre Chefingenieurin an, mit zitternden Beinen erhob sie sich, "Aber er ... er liebt Sie nicht."
"Wenn er merkt, welche Gefühle ich für ihn habe, wird er sie vielleicht irgendwann erwidern."
"Bitte B'Elanna ...", Kathryn streckte die Hand nach der Halbklingonin aus, die sich zum Gehen gewandt hatte, "Tun Sie mir das nicht an. Bitte nehmen Sie ihn mir nicht weg. - Er ist alles, was ich noch habe. Bitte ...", sie war verzweifelt, verängstigt, denn sie wußte, sie könnte ihn verlieren auf eine Weise, wie sie es nicht verkraften könnte, "Bitte ... Ich liebe ihn."
B'Elanna, von dem überraschenden Geständnis völlig verblüfft, hielt inne und wurde plötzlich ganz still und friedlich, "Dann sagen Sie es ihm und nicht mir."
Auf einmal war ihr Verhalten vollkommen rational und logisch, kein Anzeichen mehr, daß sie jemals erzürnt war. Kathryn gewann beinah den Eindruck, als habe B'Elanna dies geplant, um sie endlich zur Vernunft zu bringen. Doch dafür gab es keinerlei Beweise. Verwirrt und völlig aufgewühlt blieb Kathryn allein zurück. 

Wenige Minuten später fand sie sich vor Chakotay's Quartier wieder und betätigte erneut den Türmelder. Und erneut erfolgte keine Reaktion, was ihre Gedanken und bösen Vorahnungen zum Rasen brachte. Das Schlimmste befürchtend gab sie ihren Überbrückungscode ein. 
Sein Quartier war in Dunkelheit getaucht. Es gab kein Anzeichen dafür, daß er da war, dennoch konnte sie spüren, daß er hier irgendwo war. 
Dann erblickte sie ihn. Das Licht der Sterne ließ seine Silhouette erkennen. Er kauerte mit gesenktem Kopf vor dem Fenster. 
"Chakotay", flüsterte sie, als sie sich ihm vorsichtig näherte. Er reagierte nicht, auch nicht jetzt, wo sie direkt vor ihm stand. Er saß einfach so da, in sich zusammengefallen und die Augen geschlossen. Sie war kurz davor, den Doctor zu verständigen, als sie einen Gegenstand in seinen Händen entdeckte. Schnell identifizierte sie ihn. - Chakotay benutzte ihn, um sich in einen meditativen Zustand zu versetzen. 
Leise setzte sie sich vor ihn und beobachtete sein Gesicht. Er schien erschöpft zu sein, wirkte müde, dunkle Ringe unter seinen Augen. Auch wenn sie nicht sagen konnte, wieviel von B'Elannas Auftritt echt war, es stimmte, daß Chakotay geweint hatte. Ihre Hand näherte sich seinem Gesicht, wollte die Stellen berühren, an denen seine Tränen getrocknet waren. Doch verlegen zuckte sie zurück. Beschämt senkte sie den Blick. 
"B'Elanna hatte Recht ... Ich bin ein Feigling. Nicht einmal jetzt, nicht einmal, wenn du mich nicht hören kannst, kann ich dir sagen, daß ich die liebe."
Sie umschloß seine Hände als Ausdruck des Bedauerns und Bitte um Vergebung. 

Irritiert blickte sie um sich. Eben noch hatte sie sich in Chakotay's Quartier befunden, jetzt stand sie inmitten eines tropischen Regenwaldes. 
"Willkommen Captain."
Kathryn wirbelte herum und erblickte einen alten Mann mit längeren grauen Haaren, der die Worte gesprochen hatte. 
"Wo bin ich? Und woher wissen Sie, wer ich bin?"
Nun schien der Mann verwirrt, "Sie wissen nicht, wo Sie sind? Wie konnte Sie dann hierher gelangen?"
"Wo ist 'hier'?"
"Oh", der Mann machte eine entschuldigende Geste, "Bitte verzeihen Sie mir. Dies hier ist der Ort, den Chakotay sich im Geiste erschafft, um sich zur Meditation zurückzuziehen. Ich dachte, Sie wüßten davon. Wie hätten Sie sonst hierher kommen können?"
"Ich ... ich habe seine Hände berührt."
Die Miene des Mannes hellte sich auf, als ob er eine wichtige Erkenntnis erlangt hatte, "Sie sind nicht nur der Captain, sondern auch die Frau deretwegen er mich in letzter Zeit immer wieder aufsucht."
Befangenheit befiel Kathryn und ihr wurden einige Dinge klar, "Sie sind sein Vater."
Der Mann zeigte nur ein weises Lächeln, "Freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich wollte schon immer die Frau kennenlernen, die es schafft, Chakotay derartig aus dem Gleichgewicht zu bringen."
Peinlich berührt rieb sie sich die Stirn und strich über ihre Uniform, "Kann ich zu ihm?"
"Immer den Schleifgeräuschen nach", wies Chakotay's Vater in eine Richtung. 

Er konnte sie nicht sehen, da sie sich ihm von hinten näherte. Zaghaft strich sie mit beiden Händen über seinen Rücken und schloß sie letztendlich vor seiner Brust zusammen, um sich ganz eng an ihn zu schmiegen. Sie wußte es handelte sich nur um eine mentale Projektion von Chakotay und dennoch kam ihr alles unglaublich real vor. 

Fast augenblicklich, als sie ihn berührte, wurde er vor Schreck aus seiner Meditation gerissen. Und da er die Umgebung erzeugt hatte, endeten die Projektionen auch für sie. 
Jetzt saßen sie in seinem dunklen Quartier, die Hände immer noch ineinander gefaltet und starrten sich an. 
Sie war schließlich diejenige, die näher an ihn heranrutschte. Ihr Blick sprang abwechselnd von seinen braunen Augen zu seinen Lippen. Letztendlich verweilten ihre Augen ganz bei seinen Lippen, wodurch es erschien, als ob sie die Augen schloß. 
Jegliches Denken setzte in ihm aus, als sie ihn hingebungsvoll küßte. Wenige Momente später fand er sich auf dem Rücken liegend auf dem Boden wieder. Einige Male rollten sie sich herum, bevor er den Kuß atemberaubt löste. Langsam ließ er seinen Blick über ihr Gesicht gleiten und strich durch ihr mittlererweile zerzaustes Haar, "Warum heute?"
"Ganz einfach: Weil eine aufgebrachte Halbklingonin ansonsten mein Quartier auseinander genommen hätte", sie schmunzelte verschmitzt. 
Er hob die Augenbrauen, denn diese Antwort entsprach so gar nicht dem, was er erwartet oder erhofft hatte. 
"Und weil ich dich liebe!"
Er lächelte. - Das hatte er hören wollen. 

-Ende- 

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