TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Dreaming of a White Christmas

von Beverly

Kapitel 1

Grüne Weihnachten.

So wie es aussah, gab es dieses Jahr grüne Weihnachten.

Und wenn es etwas gab, dass Jolene Archer wirklich wirklich hasste, dann waren es grüne Weihnachten. Mit einem Seufzer zog die Neunjährige den Kopf wieder herein und schloss das Fenster. So wie sie Papa kannte, würde er einen halben Herzinfarkt kriegen, wenn er sah, dass sie es aufgemacht hatte. Ihre Väter würden bald aufwachen. Es war Samstag und zur Abwechslung hatten mal beide frei und keiner der beiden musste zu irgendeinem brandeiligen und extrem wichtigen Termin bei der Sternenflotte auftauchen. Sie konnte seinen Anschiss wegen dem offenen Fenster förmlich hören, vorgetragen mit diesem leicht britischen Akzent, den er trotz seiner vielen Jahre in Amerika nie so ganz abgelegt hatte.

Daddy fand es anziehend, die Lehrer in der Schule – alle weiblichen und auch ein paar der männlichen – fanden es ungeheuer attraktiv und ihre Mitschüler hänselten sie manchmal, wenn ihr ein typisch britischer Ausdruck rausrutschte.

Es war nicht böse gemeint, aber wenn man sie auf dem falschen Fuß erwischte, konnte sie das schon treffen. Und dann traf sie auch. Justin aus der Parallelklasse konnte ein Lied davon singen. Sein Veilchen hatte fast drei Wochen gebraucht, bis es wieder verblasst war.

Sie presste die Nase an das Fenster und seufzte noch einmal.

„So tiefe Seufzer?“ hörte sie eine Stimme hinter sich.

Ohne sich umzudrehen murmelte sie nur: „Morgen, Daddy.“

Sie spürte, wie er näher trat und dann mit einer Hand durch ihre dunklen Locken wuschelte. Mit einer unwirschen Bewegung zog sie den Kopf weg. „Lass das“, grummelte sie.

„Was ist los, Prinzesschen? Schlecht geschlafen?"

Sie deutete nach draußen. „DAS ist los!“ sagte sie anklagend und sah endlich ihren Vater an. Seine grünen Augen waren noch ein wenig verschlafen und auf seiner rechten Wange konnte sie den Abdruck des Kissens erkennen. Er folgte ihrem Fingerzeig und runzelte die Stirn. „Was ist denn da draußen?“

Jolene seufzte erneut. Gott, manchmal konnten Erwachsene so begriffsstutzig sein. „Nichts! Das ist es ja!“

Eine Stimme von der Tür ließ beide herumfahren. „Sie meint, dass es noch nicht geschneit hat, Love.“

Papa trat ein, im Arm Jolenes kleinen Bruder Michael, der sich mit geschlossenen Augen an ihn kuschelte, seinen Schmusebären fest umklammert. Papa stellte sich neben Daddy und gab ihm einen Kuss. Lächelnd wandte Jolene sich wieder dem Blick aus dem Fenster in den grünen Garten zu. Sie war diese Zärtlichkeiten zwischen ihren Vätern gewöhnt und auch wenn es ihr manchmal peinlich war, wenn sie es in der Öffentlichkeit machten, so war sie doch froh, dass es so war und nicht anders. Sie hatte genügend Klassenkameraden, deren Eltern entweder geschieden waren oder sich ständig stritten.

„Es ist schon Mitte Dezember und wir haben noch immer keinen Schnee“, sagte sie nun. Anscheinend brauchte Daddy ein wenig länger, um die Tragweite der Tragödie zu erkennen.

Papa gab ihr nun auch einen Kuss auf die Wange und murmelte: „Morgen, Kätzchen.“

„Morgen, Papa“, erwiderte sie, den Blick noch immer auf die Bäume im Garten geheftet. Die *grünen* Bäume. Sie lehnte die Stirn an die Fensterscheibe. „Meint ihr, dass es noch rechtzeitig schneit?“

Für einen Moment herrschte Stille hinter ihr, dann sagte Daddy: „Wer weiß, Süße? Der Wetterbericht sieht nicht allzu schlecht aus. Wenn wir Glück haben, dann kriegen wir noch unsere weißen Weihnachten.“

Michael tauchte auf einmal neben ihr auf. Papa hatte ihn abgesetzt und der Vierjährige stand nun neben ihr und sagte mit todernster Miene: „Grüne Weihnachten sind scheiße!“

Jolene lachte laut auf, während ihre Väter entrüstet ausriefen: „Michael! Das sagt man nicht!“

Jolene klopfte ihm nur auf die Schulter. „Wahre Worte, kleiner Bruder.“ Dann hüpfte sie von der Fensterbank runter. „Na ja ... egal. Ändern kann man eh nichts. Wann gibts Frühstück? Ich hab Hunger.“

Für den Moment schien das Thema erledigt zu sein und ihre Väter warfen sich erleichterte Blicke zu, während alle vier Richtung Küche aufbrachen.

~*~

Sie verbrachten den Tag draußen, tobten durch den Garten, spielten Fußball und warteten auf Schnee. Doch obwohl die Wolken dunkelgrau waren und so tief hingen, dass Malcolm Archer das Gefühl hatte, er müsste sich nur ein wenig strecken, um sie berühren zu können, fiel keine einzige Flocke. Er sah seine Kinder an und diesmal seufzte er. Er hatte sich so gewünscht, dass es auch dieses Jahr weiße Weihnachten geben würde. Weiße Weihnachten hatte einfach etwas Magisches an sich. Etwas, das zu jeder Kindheit dazugehören sollte.

Als es zu dämmern begann und sie wieder ins Haus zurück gingen, warf er noch einen letzten Blick nach oben, als wolle er mit einem scharfen Blick die Wolken dazu bringen, ihre weiße Last abzuwerfen.

Vergeblich.

~*~

Jon erwachte langsam. Und früh. So wie jeden Sonntagmorgen genoss er das Gefühl, das niemand ihn drängte. Niemand störte ihn zu dieser Tageszeit. Er warf einen Blick auf die Uhr.

6:59.

Jolene war eine Langschläferin. Es würde noch mindestens zwei Stunden dauern, bis sie aus ihrem Zimmer kam. Michael wachte normalerweise so gegen acht auf. Das gab ihm noch eine knappe Stunde, um ...

„Morgen, Love.“

... sich mit seinem noch etwas verschlafenen, aber zum Glück schon wachen Ehemann zu befassen. Mit einem sanften Lächeln im Gesicht, drehte Jon sich zu ihm um, und gab ihm einen sanften Kuss.

„Morgen, Mal.“

Malcolm verzog schon lange nicht mehr das Gesicht, wenn Jon ihn so nannte. Er hatte sich daran gewöhnt und sah es inzwischen als das, was es war: als ein Zeichen von Jons Zuneigung.

Jon ließ seine Hand über Malcolms weiche Haut gleiten. Gott, er liebte diese frühen Morgenstunden, wenn es draußen noch dunkel war und es niemanden auf der Welt zu geben schien, außer seinem Geliebten und ihn.

Er lehnte sich ein wenig dichter zu Malcolm, vertiefte den Kuss und gab sich ganz den Gefühlen hin, die sein Engländer auch nach all den Jahren noch immer in ihm wecken konnte.

Jedoch gerade, als die Dinge interessant zu werden schienen, schubste Malcolm ihn sachte von sich, zeigte auf das Fenster und flüsterte: „Jon. Sieh nur.“

Jon wollte jetzt nichts anderes ansehen. Er wollte fühlen, spüren, wollte sich in Malcolm versenken und ihn mit sich reißen bis sie beide mit einem Schrei zum Höhepunkt kamen. Er kniff die Augen zusammen und biss Malcolm leicht in den Hals, als er sein hartes Glied an ihm rieb. „Nicht jetzt“, murmelte er und leckte sachte über den Biss.

Doch Malcolms Hände schoben ihn wieder von sich, etwas entschlossener dieses Mal. „Jon, bitte. Schau! Guck mal nach draußen.“

Mit einem tiefen Seufzer drehte Jon sich um in Richtung Fenster. Dann wurden seine Augen groß. „Malcolm. Hey!“

Dicke, weiche Flocken sanken lautlos vor ihrem Fenster nach unten, bedeckten die Welt und verwandelten sie in ein weißes Märchen. Stumm sah Jon dabei zu. Er lächelte, als er zwei Arme spürte, die sich von hinten um ihn legten, erschauerte ein wenig, als Malcolm ihm sanft einen Kuss zwischen die Schulterblätter drückte.

„Es gibt doch weiße Weihnachten, Love“, murmelte Malcolm an seiner Haut. Jon lächelte. Weihnachten würde perfekt sein.

Ende

Rezensionen