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Ungleiche Schwestern

von Harald Latus

Kapitel 18

Kapitel 18

Admiral Theo Parker hatte einen langen Arbeitstag hinter sich, bei dem er fast überall auf der Sternenbasis 491 war, nur nicht in seinem eigenen Büro. Verschiedene Aufgaben, von Besprechungen bis hin zu Schiffsprüfungen die er abzunehmen hatte. Darunter einige Schiffe, die gerade aus dem Raumdock in die Pilzstation überführt worden waren, um die letzten Feinheiten zu richten, bevor sie ihren ersten Captain erwarteten. Recht müde ging er durch den langen Flur zu seinem Büro. Er war eigentlich viel zu fertig, um noch etwas arbeiten zu können, aber er wollte zumindest noch prüfen was für den nächsten Tag anstand.

Seine Erschöpfung war in seinen Gesichtszügen deutlich abzulesen und nachdem er sein Büro erreicht hatte, schloss er die Tür und ließ sich einfach in seinen Stuhl sinken. Er stopfte sich eine Pfeife und entzündete sie. Paffte ein paar Mal den blauen Dunst heraus und schmeckte das Aroma auf der Zunge. Auf dem Tischdisplay blinkten mehrere Nachrichten, die nachhaltig seine Aufmerksamkeit forderten. Er öffnete die Nachricht von Captain Rick Sanders, der eine Textnachricht abgestellt hatte und ihn mit wenigen Worten aber dennoch herzlich zu einer Abschiedsparty einlud. Theo Parkers blick fiel auf den Kalender. War es tatsächlich schon soweit, dass die Crew des Captains auf andere Schiffe versetzt wurde. Er hatte seinem Kollegen und Stationsleiter Admiral Wilbur Jameson mitgeteilt, dass sich Rick Sanders nichts sehnlicher wünschte als sein Schiff wieder im Dienst zu sehen. Aber die Kommission für die Prüfung der Schäden hatte abgelehnt mit der Begründung, dass an dem Schiff der Miranda Klasse zu umfangreiche Schäden entstanden seien.

Theo Parker überlegte. Er könnte sich ein wenig frisch machen und dem Captain wenigstens diese letzte Ehre erweisen, wenn er schon für lange Zeit an den Schreibtisch gefesselt sein würde. Er deaktivierte das Display und machte sich auf den Weg. In Captain Sanders Nachricht hatte er gelesen, dass er sich für diesen besonderen Anlass die Aussichtslounge hatte reservieren lassen, in der man die allerbeste Aussicht auf die Schiffe im Dock hatte. Eine Stunde später erschien Admiral Parker in der Aussichtslounge der Sternenbasis 491. Captain Sanders kam auf ihn zu und begrüßte ihn.

„Schön dass Sie kommen konnten Admiral. Es bedeutet mir viel, dass Sie diesen Moment mit uns teilen wollen.“, erklärte Rick und schüttelte seinem derzeitigen Vorgesetzten die Hand. Gleichzeitig wies er dem Admiral den Weg an die Fensterfront, wo sich einige Crewmitglieder in den Sesseln niedergelassen hatten.

„Nun, ich kann Ihnen diese Bitte schlecht abschlagen, wenn ich daran denke, was Sie in den letzten Monaten alles mitmachen mussten.“ Theo Parker gab seine Bestellung bei der Bediensteten der Aussichtslounge auf, die sofort loseilte, um das gewünschte Getränk zu holen. Gemeinsam mit Rick Sanders nahm der Admiral Platz und konnte sich nun auf dem Tisch auch eine weitere Pfeife vorbereiten. Während Captain Sanders ihm erklärte, dass sich die Mühe auf jeden Fall gelohnt habe und er froh war diesen Job ausfüllen zu können.

„Jetzt übertreiben Sie aber Captain. Ich kenne niemanden, nicht einen Captain, der sich an einem Schreibtisch wohl fühlen würde. Das wird bei Ihnen sicherlich nicht anders sein. Das können Sie mir nicht erzählen und wenn, würde ich es Ihnen sicherlich nicht glauben.“ Rick Sanders musste lächeln und setzte sein Glas ab.

„Natürlich Admiral. So ist das auch nicht gemeint. Da bin ich der gleichen Ansicht wie Sie, es ist schließlich ein hartes Los für einen Captain, wenn er sich selbst auf dem Trockendock wieder findet.“

Rick Sanders und Theo Parker unterhielten sich eine ganze Weile und so lernte Rick Sanders auch, dass der Admiral vor einigen Jahren selbst noch ein Captain war. Aber wie er sagte, war er seinen Vorgesetzten einmal zu viel aufgefallen. Man bemerkte, dass er ‚Ein äußerst glückliches Händchen für die technischen Dinge habe’, wie er sich ausdrückte und machte ihn zum technischen Leiter der Sternenbasis.

Während die Unterhaltung mit kleinen Anekdoten hin und her ging ließ Admiral Parker seine Blicke schweifen und entdeckte zwei Personen, die zwar nur in einer Ecke saßen und sich angeregt zu unterhalten schienen, die aber auf keinen Fall zu dieser Crew gehörten. 

„Sagen Sie Captain, was tun Commander van Dyke und Commander Jefferson eigentlich hier? Soweit ich weiß zählen sie nicht zu Ihrer Crew.“

Rick nickte höflich, während Theo Parker einen weiteren Zug an seiner Pfeife nahm.

„Das stimmt Admiral. Ich habe sie eingeladen, weil sie mir einen Gefallen erwiesen haben und ich wollte mich mit dieser Party dafür revanchieren.“, gab Rick Sanders zur Antwort.

„Soso, einen Gefallen. Lassen Sie mich überlegen, welchen Gefallen könnte Ihnen der erste Offizier und der Chefingenieur der Alexandria wohl erweisen?“

Aber bevor der Admiral weiter darüber nachdenken kann ertönte aus Ricks Kommunikator ein leises Zirpen.

„Captain, wir wären dann soweit!“, war die Stimme von Spike, dem Chefingenieur zu hören.

„Na dann hoch mit Ihr, Sie hat lange genug auf der faulen Haut gelegen!“, rief Captain Sanders so dass fast alle zu den Fenstern strömten um in den Hangar zu sehen. Dem Admiral schwante plötzlich Böses. Ihm wurde mit einem Mal klar, dass er nicht hier war um der Crew den verdienten Abschied zu gewähren, sondern diese Party wohl einen ganz anderen Anlass hatte.

Der Captain stand auf und nahm sein Glas mit, während der Admiral ihm folgte. Rick drehte sich zu seiner Mannschaft die am Fenster vor ihm stand und nun konnte Theo Parker auch erkennen, dass sich Roger van Dyke und Jaqueline Jefferson in die erste Reihe gemogelt hatten. Rick Sanders hob sein Glas an und sagte:

„Heute ist ein ganz besonderer Tag für mich und für meine Mannschaft. Nach Monaten der Ungewissheit, der harten Arbeit, nach vielen Entbehrungen und langen Nächten haben wir es endlich geschafft. Mit gemeinsamer Anstrengung haben wir es erreicht unserem Schiff wieder Leben einzuhauchen…“

Aus den Fenstern konnte man sehen, wie sich die Golden Gate im Dock erhob und nun direkt auf die Fenster zu schwebte.

Die Warpgondeln leuchteten blau und auch die Bussard Kollektoren hatten das übliche rote Glühen.

„…sie ist auferstanden wie der Phönix aus der Asche um uns weiter zu begleiten in all den Gefahren, denen wir möglicherweise noch begegnen werden. Sie war unser Schiff, sie ist es auch heute noch und wird es immer bleiben!“

In diesem Moment schwebte das Schiff der Miranda Klasse direkt vor ihnen und man konnte die Brücke direkt vor sich sehen. Die Scheinwerfer leuchteten wie aufs Stichwort auf und strahlten den neu erstellten Schriftzug U.S.S. GOLDEN GATE auf der Untertassensektion an.“

Sofort brandete tosender Applaus auf und Admiral Theo Parker, der die Situation so falsch eingeschätzt hatte stand etwas verwirrt und mit recht ungläubiger Mine neben Captain Sanders.

„Nehmen Sie es bitte nicht krumm, aber es war Absicht Sie in diese Falle tappen zu lassen. Das war ich den Beiden dort drüben schuldig.“ erklärte der Captain, während er auf Roger van Dyke und Jaqueline Jefferson deutete. Theo Parkers Gesichtsausdruck wechselte in eine gespielt säuerliche Mine als er auf J.J. und van Dyke zutrat. „Das hätte ich wissen müssen, dass Sie Ihre Befehle nicht ernst nehmen. Sie hatten absolute Anweisung sich zu entspannen!“, schimpfte der Admiral mit erhobenem Zeigefinger gegenüber Commander Jefferson.

Sie trat nahe zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr:

„Ich habe mich seit langer Zeit nicht so wohl gefühlt, wie bei der Arbeit an diesem Schiff, außer vielleicht, als ich von Ihnen die Chance erhielt den Deltawing T164 wieder flott zu machen. So was nenne ich Entspannung“

Der Admiral lachte und reichte Roger van Dyke die Hand, den er auch bereits seit mehr als sechs Jahren persönlich kannte.

„Admiral, legen Sie sich niemals mit einem Captain an, der ein waidwundes Schiff hat, es ist wie ein Tier, es könnte immer noch beißen!“, sagte Roger scherzeshalber zum Admiral und zwinkerte ihm zu.

„Das werde ich mir wohl merken müssen.“, erwiderte Theo Parker und zog erneut an seiner Pfeife.

Nun gesellte sich auch Rick Sanders zu der kleinen Gruppe.

„Wie haben Sie es eigentlich geschafft dieses Schiff wieder flott zu machen und wie bitte in aller Welt kommen Sie auf die Idee, dass Sie mit Ihrer Crew einen neuen Auftrag bekommen werden?“, fragte Admiral Parker.

„…bekommen haben Admiral. Die Endung muss heißen: bekommen haben!

Nachdem die Golden Gate wieder fit für den Einsatz war, habe ich bei Admiral Wilbur Jameson vorgesprochen und ihm erklärt, dass ich ein weiteres Schiff bereitstellen könne, verbunden mit der Bitte uns wieder in den aktiven Dienst zu versetzen.

Ich habe dem Admiral erklärt, dass ich mein Schiff nie aufgegeben habe und so lange daran gearbeitet habe, bis es wieder einsatzfähig war. Natürlich hätte Admiral Jameson auch einfach das Schiff für andere dringend notwendige Aufgaben einsetzen können. Aber er hatte Respekt vor den Leistungen meiner Crew und vor dem Einsatz den sie in all den letzten Monaten gebracht hat. Daher wurden wir alle wieder auf die aktive Liste gesetzt. Hier ist unser erster Auftrag!“, erklärte Rick Sanders und hielt dem Admiral ein Padd entgegen.

Auf dem Datenspeicher waren die fertig gestellten Einbauten, die abgeschlossenen Tests, sowie die neue Konfiguration zu erkennen. Die Golden Gate war stärker und besser als je zuvor. Zweifache Schildgeneratoren mit ohnehin der doppelten Leistung, weil aus anderen Schiffen stammend. Höhere Phaserausbaustufen und Torpedowerfer mit schnellerer Nachladezeit. Außerdem einen Quantentorpedowerfer. Woher auch immer der stammte. Der Admiral wollte es gar nicht erst wissen. Das Highlight aber war der Warpantrieb der Stufe vier, den nur einer in dieses Schiff einbauen und lauffähig hatte machen können, Jaqueline Jefferson.

Der Admiral hatte nicht damit gerechnet, dass Rick und seine Mannschaft das Schiff wirklich wieder flott bekommen würden. Aber nun musste Theo Parker sein Versprechen einlösen und Rick ziehen lassen. Er hatte es ohnehin schon erreicht durch die Freigabe des Stationskommandanten.

 „Sie werden sich wohl jemanden anderen suchen müssen, der meine Stelle einnimmt.“

Theo Parker musste zugeben, dass er diesen Captain und seine Crew deutlich unterschätzt hatte. Nicht jeder war so zielstrebig und so direkt darauf konzentriert ein gewisses Ziel zu erreichen.

„Nun Captain, dann haben wir ja heute richtig was zu feiern. Am besten wir stoßen mit einem richtig guten Drink erst einmal auf die neue Mission an!“, erklärte der Admiral und ging mit der gesamten Gruppe zur Theke um die Bestellung für eine Lokalrunde loszuwerden.

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