Captain Jonathan Archer streichelte seinen Hund Portos.

In Wahrheit war er aber nicht bei der Sache.

Er dachte daran, dass er gleich mit einer der faszinierendsten Persönlichkeiten speisen würde, welche er je kennen gelernt hatte und er hatte fast ein wenig Angst davor. Natürlich war es nicht das erste Mal, dass sie zusammen aßen, aber sie waren das erste Mal allein dabei. Er wurde einfach nicht schlau, aus der Vulkanierin. Ihr Wesen war zwar unverändert geblieben, allerdings hatte sich ihr Verhalten drastisch gewandelt und im Stillen hoffte er, dass das nicht nur aufgrund der Mission und der verschiedenen Begebenheiten in denen sie von den Menschen gelernt hatte passiert war, sondern auch ein wenig mit ihm selbst zusammen hing.

Archer ging in sein Bad. Er kam gerade vom Training und beschloss eine Dusche zu nehmen. Er betrachtete sich kurz im Spiegel. Er war groß, muskulös und durchaus attraktiv. Wobei er seine Nase zu groß fand und sein Haaransatz etw. zurück ging. Aber alles in Allem konnte er mit sich zufrieden sein.

Wieder dachte er an T’Pol. Wie alt mochte sie wohl sein?

Dieser Gedanke beschäftigte ihn seit jener Geschichte über ihre Ahnin, welche sie ihm und Trip damals erzählt hatte. Natürlich wäre es ein leichtes für ihn gewesen, in ihrer Akte nachzusehen, aber das hielt er nicht für integer. Ebenso würde ihn interessierten, wie sie mit Vornahmen heißt, obwohl er ihn wahrscheinlich sowieso nicht aussprechen könnte.

Ich könnte Hoshi fragen... sofort verwarf er seine Gedanken amüsiert wieder. Was sich wohl sein Ensign denken würde, wenn er sie nach dem Vornamen seines ersten Offiziers fragen würde...

Archer duschte und begann sich danach zu rasieren. Mitten drin schoss ihm wieder ein Gedanke durch den Kopf: Was wäre, wenn ich ein Vulkanier sein könnte? Würde sie mich als potentiellen Partner sehen?

Seine rechte Hand zuckte unkontrolliert bei dem Gedanken und er schnitt sich.

Einen Fluch murmelnd zog er die Hand zurück und wusch sich das Gesicht. Der Rasierschaum brannte höllisch in der kleinen Schnittwunde.

Trip würde ihn auslachen, wenn er das wüsste. Archer bevorzugte immer noch diese altertümliche Art der Rasur.

Er betrachtete aufmerksam sein Gesicht im Spiegel. Die Wunde war minimal, es würde sich kaum lohnen, den Doktor aufzusuchen um sie zu entfernen. Morgen würde davon schon nichts mehr zu sehen sein.

Er schalt sich einen Narren. Werde ich raumkrank? dachte er zweifelnd.

Archer hatte ein paar Dinge über vulkanische Partnerschaften und Eheschließungen gelesen. Die Eltern arrangierten die Ehen ihrer Kinder meistens schon in deren Kindheit. Mit Romantik hatte dies nichts zu tun. Es gab auf Vulkan eigentlich nur wenig Möglichkeiten für ein Paar, aus dieser „Falle“ wieder rauszukommen. Meistens aber waren es vollkommen Fremde welche da heirateten. Sicher, Vertrauen und Liebe konnten mit den Jahren daraus entstehen, aber es war schon ein großer Zufall, wenn dies wirklich in so einer Ehe passierte.

Über die sexuellen Praktiken der Vulkanier gab es wenig Aufzeichnungen. Was er über „Pon Far“ gehört und gelesen hatte erschien ihm recht unverständlich und äußerst gefährlich. Er hatte selbst schon erlebt, was aus Vulkaniern wird, welche freiwillig oder unfreiwillig auf Emotionskontrolle verzichteten.

Will ich so etwas wirklich erleben? Will ich sie so erleben?

Schluss! Energisch straffte er sich, spülte das Abwasser weg und damit symbolisch all diese Gedanken.

Müßige, unproduktive Gedanken solange er nicht wusste, ob sie in ihm etwas Anderes sah, als den Captain, einen Vertrauten.

Er zog sich eine frische Uniform an, versorgte seinen Hund und verließ sein Quartier.