TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Das Fest der Liebe und Versöhnung…

von MariaMagdalena

Original

Lieutenant Malcolm Reed schlich den Korridor entlang. In der Linken trug er einen Teller mit kitschigem Weihnachtsdekor, der mit frischen Plätzchen aus der Messe gefüllt und mit einigen Ilex-Zweigen aus Plastik dekoriert war. Die Rechte schmerzte ihn immer noch so, dass er mit ihr nicht richtig zupacken konnte. Sein Gesicht glich einem Schlachtfeld, und bei jedem einzelnen Schritt hätte er zusammenzucken können. Am ärgsten aber war sein Stolz in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem – zugegebenermaßen nicht gerade sehr reif wirkenden – Kampf mit Major Hayes hatte ihn die Gardinenpredigt des Captains hart getroffen. Aber Archer hatte Recht. Inzwischen sah Malcolm das ein. Der Hass auf den MACO hatte sich verflüchtigt, irgendwo zwischen dem klingonischen Würgegriff und der koreanischen Nierenschraube. Er musste besser mit seinem Rivalen zusammenarbeiten, musste seinen Männern ein besseres Vorbild sein. Nachdem sie ihre Probleme auf diese Weise ausdiskutiert hatten, konnten sie womöglich tatsächlich etwas wie Kollegen werden. Aber lieber Himmel, hatte das gut getan, diesen Mann zu schlagen! Er hatte es verdient.

Trotzdem war Malcolm sich bewusst, dass eine Versöhnung angebracht war. Einer von ihnen musste den ersten Schritt wagen. Da er zuletzt im Kampf die Oberhand gehabt hatte, hielt er es für angebracht, von sich aus auf den Untergebenen zuzugehen. Große Worte waren seine Sache nicht. Zum Glück aber hatte er diesen sehr aparten Weihnachtsteller in der Messe abgreifen können, der seine versöhnende Wirkung gewiss nicht verfehlen würde.

Er erreichte die Tür zu Hayes’ Quartier. Sein Befinden besserte sich ein wenig, als sein Körper nicht mehr durch das Gehen erschüttert wurde. Wie schön, wenn man sich an solch simplen Tatsachen erfreuen konnte… Mutiger, als er sich fühlte, betätigte Malcolm den Summer.

Die Tür öffnete sich und Hayes stand vor ihm.

„Lieutenant Reed“, grüßte er steif und nicht wenig überrascht.

Der Major bot einen ähnlichen Anblick wie sein Kollege. In seinem Gesicht hatte sich auf etlichen Wunden Schorf gebildet, der in farblichem Kontrast zu den bläulichen Verfärbungen rings um sein linkes Auge stand. Seine Körperhaltung verriet ähnliche Schmerzen, wie Malcolm sie selbst verspürte.

„Ich möchte mich bei Ihnen für mein Verhalten entschuldigen“, begann Malcolm förmlich. „Es war dumm von mir, Sie tätlich anzugreifen.“

Der MACO grinste, bevor sein Gesicht wieder einen gequälten Ausdruck annahm. „Und es war dumm von mir, darauf einzugehen.“

„Sie akzeptieren meine Entschuldigung?“, fragte Malcolm, obwohl er das Gefühl hatte, damit ein bisschen zu viel Boden preiszugeben.

Hayes antwortete jedoch formvollendet: „Wenn Sie meine akzeptieren?“

Sie reichten sich die Hände. Obwohl er den anderen Mann bereits schweißglänzend im Schwitzkasten gehalten hatte, war Malcolm diese körperliche Nähe auf einmal unangenehm. So schnell wie möglich löste er die Berührung.

„Ich haben Ihnen etwas mitgebracht“, sagte er schroff.

Hayes wagte erneut ein Lächeln. „Wie nett von Ihnen. Selbstgebacken?“

„Natürlich nicht“, antwortete Malcolm verärgert. Machte der Soldat sich etwa über ihn lustig? Kam diese Geste womöglich anders an, als er beabsichtigte?

„Kommen Sie doch rein!“, bat Hayes, und es klang fast aufrichtig.

Da Malcolm nicht weiterhin dumm im Flur stehen und nicht die Aufmerksamkeit eventuell vorbeikommender Crewleute erregen wollte, kam er der Aufforderung nach.

„Vielen Dank.“

Das Quartier des MACO-Chefs war ähnlich spartanisch eingerichtet wie sein eigenes. Keine Bilderrahmen, die auf eine Familie hinwiesen, keinerlei Dekorationsgegenstände.

„Und, wo werden Sie dieses Jahr den Weihnachtsbaum aufstellen?“, fragte Malcolm sarkastisch.

„Ich mache drei Kreuze, wenn der ganze Zauber vorbei ist“, grunzte Hayes. „Was nicht heißen soll, dass ich mich nicht über Ihre Kekse freue“, beeilte er sich hinzuzufügen.

„Sogar die Dekoration in der Messe finde ich akzeptabel“, sagte Malcolm im selben Tonfall. „Aber einige Crewmitglieder übertreiben. Haben sie Ensign Satos Lämpchen-Girlande auf ihrer Konsole gesehen?“

„Glücklicherweise ist mir dieser Anblick bisher erspart geblieben“, kommentierte Hayes.

Es war erstaunlich, wie locker die beiden Männer dieses Gespräch führen konnten – wenn man bedachte, dass sie sich 24 Stunden zuvor noch beinahe auf Leben und Tod geprügelt hatten. Malcolm kam es vor, als sähe er den Major heute zum ersten Mal. Nein, korrigierte er sich. Er sah nicht zum ersten Mal den Major. Er sah zum ersten Mal Jay Hayes.

„Setzen Sie sich doch!“, forderte dieser ihn nun auf. „Trinken Sie Scotch?“

„Warum nicht“, entschied Malcolm, während er auf der einzigen Sitzmöglichkeit Platz nahm – dem Bett.

„Wenn ich mich recht erinnere, habe ich Ihnen einen Zahn ausgeschlagen“, bemerkte Hayes und reichte dem Waffenoffizier ein gefülltes Glas. „Das hier desinfiziert.“

Malcolm schmunzelte und fühlte mit der Zunge über die Krone, die Phlox ihm implantiert hatte. Erstaunlicherweise konnte er dies seinem Erzfeind verzeihen. Ein Blick in dessen geschwollenes Gesicht genügte.

„Wenn das so ist, sollten Sie vielleicht darin baden“, schlug Malcolm vor, durch und durch zufrieden mit dem Schaden, den er bei seinem Gegenüber angerichtet hatte.

„Vielleicht sollten wir das beide“, gab Hayes zurück, während er seinerseits sein Werk begutachtete.

„Eine amüsante Vorstellung“, bemerkte Malcolm.

Der Major warf ihm einen taxierenden Blick zu, den er nicht einordnen konnte. Eine unangenehme Stille entstand.

„Vielleicht sollten wir doch lieber dem primären Verwendungszweck des Getränks nachkommen“, sagte Malcolm schließlich, um das Schweigen zu beenden.

„Richtig“, befand der andere mit einem kleinen Lachen und goss ihm großzügig nach.

Vielleicht wäre es das Beste, die Angelegenheit gänzlich auf die männliche Tour zu bereinigen, überlegte Malcolm. War das nicht die probateste Methode seit hunderten von Jahren, um Probleme unter Männern zu lösen? Schlag dich mit ihnen, dann betrink dich mit ihnen, und dann ist die Sache gegessen? Einen Versuch war es allemal wert. Der Scotch war gar nicht mal schlecht – für amerikanische Ware – und Hayes’ Gesellschaft war ihm gar nicht mal so unangenehm, wie er verblüfft feststellte.

Er kam wieder auf das einzige unverfängliche Thema zurück, das ihm einfiel. „Wie verbringen Sie Weihnachten normalerweise?“

Hayes gab einen missbilligenden Laut von sich. „Als meine Mutter noch lebte, kam ich um die obligatorische Familienfeier nicht drum herum. Vorletztes Jahr ist sie gestorben. Seitdem bleibe ich meistens auf der Militärbasis und arbeite den Papierkram auf. Sie?“

Malcolm seufzte. „Meine Mutter lebt noch“, sagte er.

Dann lachten sie beide. Der Major leerte sein Glas zum zweiten Mal mit einem Zug, drängte Malcolm, das gleiche zu tun und schenkte eifrig nach. Anscheinend verfolgte Hayes die gleichen Pläne wie er.

Malcolm spürte die Wärme, die vom Alkohol in seinem Magen aufstieg. Er musste vorsichtig sein. Wahrscheinlich vertrug sein älterer Kollege mehr. Er durfte sich jetzt bloß keine peinlichen Aktionen leisten, die seinem Rivalen Angriffsfläche für spätere Querelen gaben. Zwar hatte er ernsthaft vor, den Streit zu begraben, aber man wusste ja nie… Wenn Hayes weiterhin vorhaben sollte, die Sicherheit auf der Enterprise zu übernehmen…

Eine halbe Stunde später hatte sich der Füllstand der Flasche bereits bedrohlich gesenkt.

„Dann haben Sie selbst also auch keine Familie?“, fragte der Major.

Malcolm verneinte.

„Hat das einen bestimmten Grund?“

Er hatte das Gefühl, als wolle der andere auf etwas Bestimmtes hinaus. Da er das jedoch nicht genau benennen konnte, antwortete er mit der Wahrheit – oder zumindest mit dem, was er für die Wahrheit hielt: „Es ist sehr schwer, einen Beruf wie den meinen mit einem Privatleben zu verbinden.“

„Haben Sie es denn mal versucht?“, fragte sein Gegenüber weiter. Langsam kam er sich vor wie beim Kreuzverhör.

„Nein“, antwortete er kurz angebunden. „Sie?“

Hayes ächzte und streckte die Beine durch. „Ich bin kein Familienmensch. Von Natur aus nicht. Nehmen Sie noch einen Schluck?“

„Nur einen kleinen, bitte“, bat Malcolm.

„Aaach, Sie zieren sich ja wie’n Mädchen!“, kommentierte Hayes. „*Sind* Sie etwa’n Mädchen, Reed?“

Erleichtert stellte Malcolm fest, dass es um die Trinkfestigkeit des Majors offenbar nicht wesentlich besser bestellt war, als um seine eigene. Hayes’ Aussprache wurde bereits breit und schlurrig. Es machte ihm nicht allzu viel aus, auf diese Weise von ihm hochgenommen zu werden, wenn er auch fand, dass der Major es ein wenig an Förmlichkeit mangeln ließ.

„*Sir*, ich glaube nicht, dass es die Rechte eines Mädchens war, die Ihrem Auge diese hübsche Lilafärbung verpasst hat“, revanchierte er sich.

Hayes lachte. „Nee. Die Treffer waren gut gesetzt.“ Er tätschelte Malcolms Bein, das nicht weit von dem seinen entfernt war. Mit Mühe konnte Malcolm verhindern, dass er zusammenzuckte. Der unerwartete Körperkontakt löste ein eigenartiges Gefühl in ihm aus. Offensichtlich herrschten bei den MACOs andere Sitten, was den kameradschaftlichen Umgang betraf. Etwas Derartiges hätte er sich bei seinen Männern nie geleistet.

„Ein echter Mann ist mir sowieso lieber als ein Mädchen“, sagte Hayes jetzt und lachte rau. Er griff erneut zur Flasche und schien keine Antwort von dem taktischen Offizier zu erwarten.

Malcolm erlaubte sich einen scheuen Seitenblick zu dem Soldaten. Was hatte dieser Mann dort gerade gesagt?

„In welcher Beziehung, Sir?“, fragte er, ein wenig unsicher, ob er die Antwort hören wollte. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, sich mit dem Major zu betrinken.

„In jeder Beziehung, Sir“, gab Hayes freimütig zurück und lachte wieder. „Entschuldigung“, sagte er dann, ohne wirklich ernst zu werden. „Wenn ich trinke, erzähle ich schnell mehr, als gut für mich ist.“

„In der Tat“, murmelte Malcolm.

„Jetzt haben Sie mal keine Angst vor mir!“, wiegelte der MACO mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. „Ich verspreche Ihnen: Ich beiße nicht!“

Der Alkohol betäubte Malcolms anerzogene Ablehnung, und sein Interesse siegte. „Hatten Sie nie Probleme damit in der Army?“

Hayes gab ein missbilligendes Geräusch von sich. „Probleme kriegen nur Memmen. Ich kämpfe wie ein Mann, also bin ich auch ein Mann.“

„Allerdings“, bestätigte Malcolm und griff sich unbewusst an die schmerzende Augenbraue.

„Und Sie?“, fragte Hayes.

„Ich?!“ Malcolm war schockiert. „Ich verstehe nicht. Wieso sollte *ich*… Denken Sie etwa, ich wäre…?!“

„Nicht?“ Der Major schien verlegen. „Nun, tut mir leid. Ich dachte, vielleicht. Ich war mir nicht sicher.“

„Nein!“, stellte Malcolm augenblicklich klar. „Nein, definitiv nicht. Auf gar keinen Fall. Nein.“ Die Antwort war schnell aus ihm herausgesprudelt. Aber über solch eine Angelegenheit musste er auch gar nicht nachdenken. Was der Major da andeutete, war undenkbar! Zumindest für ihn. Aber andere glaubten offenbar tatsächlich… Das war Besorgnis erregend.

„Wie… kamen Sie denn zu Ihrer Vermutung, Sir?“, fragte Malcolm unsicher. „Wirke ich etwa… Könnte man etwa denken, ich sei…“ Er brachte es nicht über sich, das böse Wort auszusprechen.

Hayes machte eine beruhigende Handbewegung. „Wenn man so lange dabei ist wie ich, bekommt man irgendwann einen Blick für… Männer mit denselben Vorlieben. Und auf mich wirken Sie tatsächlich wie jemand, der gerade an seinem Coming-out arbeitet.“

Malcolm war schockiert. Er und – allein schon die Vorstellung war absurd!

„Da muss ich Sie enttäuschen“, sagte er mit all der Lässigkeit, die er aufbringen konnte.

„Nichts liegt mir ferner.“

„Kommen Sie, Reed. Haben Sie nicht mal irgendwann darüber nachgedacht?“, versuchte Hayes ihn zu provozieren.

„Das habe ich nicht, Sir“, behauptete Malcolm. Tatsächlich drängte sich ihm in diesem Moment eine höchst unwillkommene Vorstellung auf. Was wäre, wenn Hayes ihn jetzt küssen würde? Würde er sich das gefallen lassen? Natürlich nicht. Aber wäre es so klug, ihn wieder zu schlagen? Er gestattete es sich nicht, eine andere Möglichkeit in Betracht zu ziehen.

Hayes machte keine Anstalten, ihn zu küssen. Aber er fragte: „Wenn Sie noch nie darüber nachgedacht haben, wieso sind Sie sich dann so sicher, dass es Ihnen nicht gefällt?“

„Ich muss mich auch nicht erschießen lassen, um zu wissen, dass mir das nicht gefällt“, konterte Malcolm. Ein eigenartiges Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. Er fühlte sich längst nicht so selbstsicher, wie er sich gab.

Hayes lachte. „Sie sind ein Feigling, Reed. Sie haben nur Angst, es könnte Ihnen gefallen.“

Möglicherweise hatte der Major damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Doch Malcolm verbot sich diesen Gedanken, noch ehe er ihm kam. „Ich bin ganz gewiss kein Feigling, wie Sie wissen“, sagte Malcolm drohend.

Den anderen beeindruckte das wenig. „Nicht?“, fragte er lauernd. „Dann beweisen Sie es doch! Küssen Sie mich!“

Das eigenartige Gefühl in Malcolms Magen wurde übermächtig. Was war nur in diesem Scotch gewesen? Zweifelsohne lag es am Alkohol. Es *musste* am Alkohol liegen! Wie lächerlich die Forderung des Majors war! Aber er konnte die Herausforderung schlecht ablehnen, ohne als Feigling dazustehen. Oder? Malcolm war zu betrunken, um wirklich analytisch zu denken. Fakt war, dass der MACO ihn herausgefordert hatte. Und Fakt war auch, dass ihre Gesichter inzwischen nur noch wenige Handbreit Luft voneinander trennte. Er sah das leicht spöttische Lächeln in Hayes’ Augen, das seltsamerweise ein Flirren in seinem Bauch verursachte. Malcolm schaltete sein Gehirn endgültig ab und rutschte zu dem anderen Mann herüber.

„Wenn Sie darauf bestehen“, brachte er hervor, doch er registrierte, dass seine Stimme zitterte. Dann berührte er sanft die geöffneten Lippen des Majors mit den seinen.

Der Kuss war gar nicht mal so anders als die, die er bisher erlebt hatte. Die Lippen des Mannes waren rauer als die, die er zuweilen zuvor geküsst hatte, und am Mundwinkel des anderen fühle er verheilenden Schorf. Malcolm wurde sich bewusst, dass es an der Zeit war, den Kuss zu beenden. Irgendetwas aber hielt ihn davon ab, die Wärme des anderen wieder preiszugeben. Sein Herz machte einen irrationalen Hüpfer, und er registrierte die Zunge des Majors, die den Weg zu der seinen gefunden hatte. War das nicht zu viel des Guten? Sollte er ihn nicht empört von sich stoßen? Sollte er nicht –

*-*

Malcolm erwachte mit bohrenden Kopfschmerzen. Als er sich an deren Quelle erinnerte, fuhr er schlagartig in die Höhe. Schon wünschte er, das nicht getan zu haben, denn der Schmerz intensivierte sich unangenehm. Hektisch sah er um sich. Er war in seinem Quartier. Allein. Er atmete auf. Einen Moment lang hatte er etwas anderes befürchtet. Die Kopfschmerzen bewiesen jedoch, dass seine Erinnerungen keinem Traum entsprangen. Fluchend quälte er sich in die Vertikale und humpelte unter die Dusche. Zwei Tage nach dem Kampf hatte nun auch der Muskelkater seinen Höhepunkt erreicht. Jedenfalls wollte er hoffen, dass das Ziehen daraus resultierte. Malcolm seufzte verzweifelt und schlug den Kopf gegen die Wand der Duschkabine. Er wünschte, der Schmerz könnte seine Erinnerungen löschen.

Zwei Stunden später betrat Hayes die Brücke und marschierte an ihm vorbei in den Bereitschaftsraum des Captains. Erleichtert nahm Malcolm die Professionalität zur Kenntnis, mit der ihn der Mann ignorierte.

„Wie entzückend, Ensign“, sagte Hayes, vor Ironie triefend, als er an Hoshi Satos Weihnachtskonsole vorbeiging. Dann verschwand er aus Malcolms Blickfeld.

In der Mittagspause begegneten sie sich in einem unbelebten Korridor hinter der Messe. Gerne wäre Malcolm wortlos an dem Major vorbeigegangen, doch Hayes stand unbewegt in der Mitte des Ganges. Das war wohl kein Zufall, vermutete Malcolm resigniert.

„Nun?“, fragte Hayes ohne weitere Vorreden.

„Gehen Sie mir aus dem Weg, *Sir*!“, forderte Malcolm schroff.

„In welcher Beziehung, *Sir*?“, fragte Hayes. Es klang – enttäuscht?

„In jeder Beziehung, Sir“, sagte Malcolm und verbot sich jede Gefühlsregung.

Scheinbar unbewegt zuckte Hayes die Schultern und trat zur Seite.

Malcolm wandte sich zum Gehen. Dann blieb er noch einmal stehen und flüsterte eindringlich: „Und noch etwas, Hayes: Nennen wir das gestern – eine Weihnachtsfeier. Es gelten die üblichen Regeln: Wir sprechen nie wieder darüber, was passiert ist, denn es *ist* niemals etwas passiert! Sollten Sie den Vorfall irgendwann irgendjemandem gegenüber erwähnen, werde ich einen Weg finden, Sie vors Kriegsgericht oder aus der nächsten Luftschleuse zu schaffen. Ist das klar?“

Der Major entspannte sich augenscheinlich und setzte ein herablassendes Grinsen auf. „Kristallklar, *Sir*.“

Malcolm ließ ihn stehen und versuchte schnellen Schrittes, so viel Platz wie möglich zwischen sich und den anderen Mann zu bringen.

„Lieutenant Reed!“ Hayes’ ungewohnt freundliche Stimme ließ ihn noch einmal herumfahren. „Frohe Weihnachten!“

ENDE
Rezensionen