"Captain, haben Sie kurz Zeit für mich?" Gleich nachdem Janeway das Casino betreten hatte, war Neelix schon da. Er hatte ja auch auf sie gewartet. Schließlich hatte er ihr einen Vorschlag zu unterbreiten.
*Ohje – Neelix. Was er wohl schon wieder von mir möchte?!*
Eigentlich war Kathrny nur ins Casino gekommen, um sich ein Frühstück und ihren ersten alltäglichen Kaffee zu holen. Sie hatte ja nicht ahnen können, dass sie bereits von dem Talaxianer erwartet worden war.
"Ja bitte Neelix? Was möchten Sie denn?"
"Captain ich habe mich gefragt, ob man den Talenteabend nicht ausbauen kann. Ich finde, dass wäre eine gute Idee."
*Den Talenteabend ausbauen?! Warum denn eigentlich nicht? Er hat bis jetzt immer sehr viel Spaß gemacht – besonders als Chakotay aufgetreten war!* Ein Lächeln zierte ihr Gesicht, als sie an die Darbietung des Ersten Offizieres denken musste.
"Sie haben Recht Neelix, das ist wirklich ein guter Vorschlag, haben Sie schon eine Idee?"
Natürlich hatte er eine, dass sah sie ihm schon an seinem Gesichtsausdruck an.
"Ich habe mir gedacht, man könnte ein Theaterstück spielen."
Ein Theaterstück? "Naja, Neelix – jeder kann sich ein Theaterstück auf dem Holodeck ansehen, wenn er möchte. Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist."
Es würden bestimmt nicht viele Leute kommen schätze der Captain.
"Sie haben mich falsch verstanden. Ich meinte nicht, dass wir uns ein Theaterstück ansehen. Naja, eigentlich doch, aber ich wollte sagen, dass ein Teil der Crew selbst die Rollen übernehmen wird."
Das würde bestimmt unterhaltsam werden. "Ja, dass können Sie machen Neelix. Haben Sie schon Ihre Schauspieler für die erste Aufführung?"
"Zur Zeit habe ich erst die Zusage des Doktors und Lieutenant Paris. Ich habe bis jetzt inoffiziell gefragt. Aber ich bin der Meinung, dass die Meisten zu schüchtern sind, bei einem Stück vor Publikum mitzuwirken. Allerdings, wenn Sie vielleicht beim ersten Mal mitspielen würden ...."
"Oh nein! Neelix, dass werde ich ganz bestimmt nicht machen. Ich hätte auch gar keine Zeit."
"Aber Captian, es würde Ihnen bestimmt großen Spaß machen!"
*Das würde es bestimmt. Erinnere dich, wie sehr du Schulaufführungen geliebt hast.*
"Nun ja, okay Sie haben mich überredet, ich werde mitmachen. Und das die Crew von Ihrem neuen Programmpunkt überzeugt wird, werde ich die gesamte Führungscrew einladen, bei Ihrem ersten Stück mit zuspielen. "
"Das wäre wirklich nett von Ihnen Captain. Ich habe mir auch große Mühe gegeben, ein interessantes Stück auszuwählen. Ich habe mich für eines von der Erde entschieden. Es klingt sehr faszinierend, der Titel ist Romeo und Julia, kennen Sie es?"
"Ja, es ist mir bekannt." Es war Pflichtlektüre an der Schule gewesen. Und obwohl sie zu Anfang gedacht hatte, dass es schon zu veraltet wäre, genoss sie es zu lesen. "Ich habe in einem Theaterstück sogar schon einmal die Julia gespielt."
"Wenn Sie es schon kenne, können Sie gern den Part der Julia übernehmen, Captain."
Sie wurden sich also einig; es würde ein Theaterstück für den Ausbau des Talenteabend geben und Kathryn würde die Hauptrolle spielen. Jetzt brauchte sie nur noch alle anderen Charaktere und ihren Romeo. Sie wußte bereits, wenn sie für diese Rolle fragen würde.
"Auf keinen Fall! Auf keinen Fall werde ich noch ein zweites Mal vor der Crew auftreten!" Chakotay war von Neelix’s Idee nicht begeistert, dachte sich Janeway.
"Aber es ist dieses Mal etwas anderes Chakotay. Sie müssen sich nichts einfallen lassen, sondern brauchen nur Ihren Text aufsagen."
*Naja, dass wäre gar nicht so schlimm; aber vor der gesamten Crew?!*
"Nein, es war letztes Mal peinlich genug, ich werde nicht mitmachen."
Sie saßen in Kathryn’s Bereitschaftsraum und redeten über das Theaterstück.
"Ach bitte Chakotay! Ich habe Neelix versprochen, dass die Führungsoffiziere das erste Stück aufführen werden. Bitte überlegen Sie es sich noch einmal!"
Es war schwer nein zu sagen, wenn Kathryn so nett darum bat und ihn mit diesem Blick ansah. Er wollte stark sein, doch er war schwach und konnte ihr nicht widerstehen.
"Also gut. Ich werde mitmachen. Aber nur noch dieses eine Mal!"
Warum hatte er nur das Gefühl, seine Seele dem Teufel verschrieben zu haben? Wie hatte er sich auf diese Aktion einlassen können? Warum nur? Er wusste den Grund, noch bevor die Frage ausgeklungen war. Es war Sie.
"Ich danke Ihnen vielmals Commander. Das Stück in dem Sie mitspielen werden heißt Romeo und Julia und ist von William Shakespeare. Ich spiele die Rolle der Julia."
Er kannte das Stück und hoffentlich musst er nicht Romeo mimen. *Warum eigentlich nicht, ich würde es genießen?!*
"Also dann ist es abgemacht. Sie kommen morgen zur ersten Probe auf das Holodeck. Ich freue mich schon darauf Sie dort zu sehen."
*Was hat das denn zu bedeuten?* Er überlegte lange, aber kam nicht zu einer Erklärung für ihre Worte. *Nun ja es wird sich morgen zeigen.*
"So sind alle anwesend? Wie ich sehe ja, dann kann ich ja anfangen." Neelix war in seinem Element, vorbereiten und arrangieren, es würde wunderbar werden.
"Captain Janeway hat mir die Erlaubnis gegeben, ein Theaterstück für den Talenteabend einzustudieren. Es freut mich sehr, dass Sie alle bei der ersten Aufführung auf der Bühne stehen werden. Ich werde die Regie für das Stück übernehmen und ich habe mir die Freiheit genommen, bereits die Rollen zu vergeben. Ich habe dies nach den Charakteren Ihrer Person gemacht und diese den jeweiligen Figuren zugeteilt. Allerdings hat Romeo und Julia zu viel Handlung, dass ich mich entschlossen habe, nur die Schlüsselszenen aufzuführen. Ich werde Ihnen jetzt ihre Rolle zuweisen.
B’Elanna wird das Bühnenbild machen und da der Captain bereits einmal die Julia gespielt hat, übernimmt sie diesen Part. Die weiteren Rollen werden wie folgt verteilt: Mr. Tuvok, Sie spielen Bruder Lorenzo. Sie haben die Aufgabe Romeo und Julia zu verheiraten. Mr Kim, sie werden der Bote sein, welcher die Nachricht überbringt und Tybalt. Er wird erstochen. Mr. Paris, Sie spielen Mercutio und sind ein enger Freund Romeos. Doktor, Sie werden den Apotheker spielen."
Neelix wollte fortfahren, doch der holographische Arzt unterbrach ihn. "Weshalb spiele ich den Apotheker? Kann ich keine größere Rolle bekommen?"
"Ich bin der Ansicht, dass Sie eine ausgezeichneten Apotheker darstellen werden. Und bedenken Sie, er ist eine der wichtigsten Rollen, schließlich ist er es, der Romeo das Gift gibt!"
Mit diesen Worten war das MHN-Programm wohl befriedigt und ihm kam seine Rolle nicht mehr so klein und unbedeutend vor.
So sprach Neelix "Also weiter! Die zweite Hauptrolle neben Captain Janeway wird Commander Chakotay übernehmen. Er wird den Romeo darstellen."
Jeder bekam ein Padd mit seinem Text und es wurde vereinbart, dass die Aufführung nächste Woche stattfinden sollte.
Das Holodeck war voll. Es standen sogar einige Besatzungsmitglieder, die zu spät gekommen waren und keinen Sitzplatz mehr hatten.
Neelix stellte das Stück und die Schauspieler vor und es wurde kräftig applaudiert. Der Theaterabend schien schon jetzt ein großer Erfolg zu werden.
Seven trat auf die Bühne und begann. Sie hatte sich dazu bereit erklärt, die Rolle des Erzählers zu übernehmen.
"Zwei Häuser in Verona, würdevoll, wohin als Szene unser Spiel euch bannt, erwecken neuen Streit aus altem Groll, und Bügerblut befleckt die Bürgerhand. Aus beiden Feinden unheilvollem Schoß entspringt ein Liebespaar, unsternbedroht, und es begräbt – ein jämmerliches los – der Väter langgehegter Streit ihr Tod. Wie diese Liebe nun dem Tod verfiel, der Eltern Wüten, immerfort erneut, erst in der Kinder Ende fand sein Ziel, das lehrt zwei Stunden euch die Bühne heute; wollt ihr geduldig euer Ohr dem leihen; wollen wir’s von Mängeln, wo’s noch Not, befrein"
Alle im Publikum sahen gespannt zu. Es war wirklich wundervoll wie Tuvok als Franziskanermönch, das Liebespaar heimlich traute, wie die beiden die nacht verbrachten, wie es zum Kampf kam und Tybalt getötet wurde und Romeo verbannt wurde.
Es war bereits die letzte Szene angebrochen. Julia, welche das Schlafmittel geschluckt hatte, lag in der Begräbnisstätte und erwachte. Romeo glaubte, dass sie tot wäre und nahm ebenfalls Gift um sich zu töten.
"Was ist das hier? Ein Becher, festgeklemmt in meines trauten Hand? – Gift, seh ich, war sein Ende vor der Zeit – O Böses! Alles zu trinken, keinen güt’gen Tropfen mir zu gönnen, der mich zu dir brächt‘? – Ich will dir deine Lippen küssen. Ach vielleicht hängt noch ein wenig Gift daran und lässt mich an deiner Labung sterben."
Julia alias Kathryn berührte sanft die Lippen von Chakotay oder Romeo.
"Sie sind warm."
Es war Lärm zu hören. Janeway durfte keine Zeit verlieren.
"Wie? Lärm? – dann schnell nur. –" Julia griff nach Romeos Dolch. "O willkommen Dolch. Dies werde deine Scheide." Sie sticht zu! "Roste da, und laß mich sterben!"
Wie tot fällt Kathryn auf den leblosen Körper von Chakotay und bleibt liegen.
Applaus und Jubelrufe brechen aus. Der Captain und der Commander stehen auf und verbeugen sich, auch die anderen Schauspieler kommen auf die Bühne und nehmen den Beifall entgegen.
Der Abend hatte sich wirklich ausgezahlt! Janeway unterhielt sich noch mit Neelix. Es würde noch weitere Theaterabende geben. Chakotay hatte in der Zwischenzeit das Holodeck verlassen, kam aber nach wenigen Augenblicken mit einem riesigen Blumenstrauß mit roten Rosen wieder. Zielstrebig ging er auf Kathryn zu. "Die sind für Sie, meine Julia!" Er lächelte sie an und gab ihr die Blumen. "Danke sehr! Sehen Sie Chakotay, es war doch gar nicht so schwer, nicht wahr!?" Sie lächelte zurück und im wurde warm ums Herz. "Sie haben Recht. Besonders die Proben haben mir gefallen. Und natürlich ein Teil der Schluss-Szene!" Sein Lächeln wurde noch breiter und er zwinkerte ihr zu.
*Ja die Proben und das Stück haben sich wirklich ausgezahlt – in vielerlei Hinsicht!* dachte Janeway.
Es wird sich zeigen, wie es weitergehen wird. Aber zu einem so tragischen Ende wie in Romeo und Julia würden die beiden es wirklich nicht kommen lassen!
Ende