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Wie der Chief seinen Seelenfrieden fand

von Lenar Fabien

Prolog / Das erste Gespräch

Prolog:

Bei der ersten Therapiestunde mit dem Councelor Ezri Dax fühlte Miles O’Brien sich nach seinem emotionalen Geständnis auf der Krankenstation irgendwie nervös. Aufgrund der Dringlichkeit bekam er gleich am Folgetag einen Termin bei ihr. Julian hatte das veranlasst, worüber er froh war, denn er selbst konnte es nicht. Nach Garaks Weggang von der Krankenstation musste Miles noch viel heftiger weinen, während Julian ihn einfach nur festhielt und ihm Halt gab. Zuerst hatte er noch ganz leise mit ihm gesprochen und äußerst vorsichtig seinen Rücken entlang gestreichelt, blieb dann jedoch dabei, Miles einfach nur zu umarmen.

Dieser weinte hemmungslos in dessen Uniformjacke. Er wollte sich dafür entschuldigen, schaffte es aber nicht, einen verständlichen Satz zu formulieren. „Nicht... es gibt nichts zu entschuldigen, Miles. Ihre Gefühle sind völlig legitim... ”, tröstete sein Freund ihn. Miles’ Körper zitterte hilflos.

Julian konnte in diesem Moment die eigenen Gefühle genauso wenig kontrollieren: er schluckte mehrmals einen Kloß im Hals hinunter, der sich den Weg nach oben bahnte, ehe er stumm zu Weinen begann und hierbei selbst zitterte. Nach einer Weile hörte es auf; Miles wurde selbst ruhiger.

Er löste sich aus der Umarmung und bemerkte die Tränen des Doktors. „Eben das wollte ich nicht in Ihnen auslösen. Sie sind doch mein Freund”, meinte der Chief. „Mein enger Freund.”

Er wischte Julian übers Gesicht. „Wie geht es nun weiter mit mir? Ich möchte mein Leben mit meiner Frau und den Kindern führen ohne für den Rest des Lebens unter Albträumen zu leiden und auf der Couch schlafen zu müssen.”

Julian erklärte ihm, dass er dahingehend eine Therapie zur Bewältigung seines Traumas machen müsste, in der er mithilfe eines Councelors über die verdrängten Dinge spricht. „Wie lange das dauert bzw. wie viele Sitzungen Sie benötigen und wie diese gestaltet werden, hängt von Ihnen und Ihrer Therapeutin ab. Sie wird wohl zunächst in einem Aufnahmegespräch ein Psychogramm von Ihnen erstellen. Darauf aufbauend in Zusammenarbeit mit Ihnen werden Sie beide die Sitzungen gestalten und daran arbeiten. ... Wie meinen Sie das mit der Couch?”

„Im Schlaf habe ich Keiko unbewusst öfter mit dem Ellenbogen angestoßen, sodass sie wohl jede Nacht davon wach wurde. Sie hat schon blaue Flecken bekommen. Ich will nicht, dass man nachher denkt, ich hätte meine Frau verprügelt...”

„Natürlich nicht. ... Ich rede gleich mit Ezri, dass Sie möglichst am besten morgen einen Termin bekommen, weil das nicht länger warten kann. Sie sagten anfangs, dass Sie nicht mit einer Frau darüber sprechen könnten − Ezri ist eine Frau und sie ist zwar erst 21 Jahre alt, aber infolge der Vereinigung mit dem Dax-Symbionten könnte man sagen, dass sie über mehrere Leben an Erfahrung zur Verfügung hat und als Trill schon Leben in beiden Geschlechtern geführt hat. Sicherlich wird sie auch darauf zurückgreifen. Würde es Sie trotzdem stören, mit ihr zu reden?”

Miles schüttelte leicht den Kopf. „Nein. Damit würde ich klarkommen. Sie ist schließlich eine ausgebildete Therapeutin. Ich habe es ja sogar hingekriegt, in Garaks Gegenwart auszusprechen, dass ich von Cardassianern vergewaltigt wurde. Es musste mich keiner dazu zwingen oder drängen, das zu tun. Ich habe es einfach gemacht, weil ich gemerkt habe, dass Garak wirklich zu dieser neutralen Person geworden ist, mit der ich reden konnte. Wann ist er eigentlich gegangen?”

„Ich glaube, kurz nachdem ich zu Ihnen rüber bin und Sie umarmt habe, war er weg. Er hat Ihnen bei diesem schwierigen Gespräch geholfen und wurde nicht mehr gebraucht.”

„Julian, wenn Sie ihn das nächste Mal sehen, richten Sie ihm von mir bitte meinen Dank aus.”

„Ich treffe ihn morgen beim Essen und werd’s ihm sagen.” Der Chief tätschelte Julians Schulter.

„Danke, Julian, wirklich...”, sagte er leise. „Ich gehe jetzt zu meiner Frau. Ich möchte bei ihr sein und ich kann nicht an die Arbeit denken.”

„Das verstehe ich. Ich schreib Sie erstmal dienstunfähig. Miles, ich muss dem Captain zumindest mitteilen, dass Sie zurzeit aus psychologischen Gründen nicht arbeiten können. In Ordnung?”

„Sie können ihm den Grund ruhig mitteilen. Es gibt für mich keinen Grund ihm das vorzuenthalten. Ich muss mich deswegen nicht schämen.”


Das erste Gespräch

„Sind Sie danach zu Ihrer Frau gegangen?”, fragte Ezri Dax ihn.

„Das bin ich. Ich begegnete auch niemandem auf dem Weg. Als ich wieder in unserem Quartier war, wusste sie irgendwie, dass sich etwas verändert hat. Sie sah mich an und ich erzählte ihr von dem, was sich an diesem Tag ereignet hatte. Ich ließ nichts aus.”

„Das muss schwierig für Sie gewesen sein. Aber es ist gut, dass Sie das gemacht haben.”

„Keiko hat geweint, womit ich aber gerechnet habe. Ich musste selbst etwas weinen, aber nicht mehr so viel wie vorher. Später habe ich mich aufs Sofa hingelegt, um zu schlafen. ... Ezri, ich hatte ehrlich gesagt im Vorfeld ein wenig Angst vor dem ersten Gespräch, weil ich nicht wusste, was dabei passieren würde. Jetzt fühle ich mich wesentlich wohler als davor.”

„Für Ihr erstes Gespräch finde ich, haben Sie es ganz gut hinbekommen, Chief. Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass Sie schon darüber sprechen können. Deswegen hab ich Ihnen den Fragebogen, wo Sie Dinge und Gedanken aufschreiben konnten, gegeben.”

„Dann habe ich heute wohl einen guten Tag”, scherzte Miles halbernst. „Ich nehme an, dass es auch schlechte Tage geben wird?”

„Ja, die wird es sicherlich geben. Das ist aber nichts Schlimmes.”

„Das sind Tage, vor denen ich mich fürchte...”

„Warum fürchten Sie sich davor? Ist es Ihnen unangenehm, wenn Ihre Gefühle Sie überfordern?”

„In meiner Akte steht aus einem früheren Vorfall, dass ich mich in einem der Lagerräume auf Deep Space Nine umbringen wollte. Ich hatte damals ein anderes Problem.”

„Ich habe das gelesen. Falls es wirklich so schlimm werden sollte und Sie diese Gedanken verspüren, sagen Sie mir oder einer anderen Person bitte sofort Bescheid. Das kann auch der Doktor sein. Dann kann ich nämlich etwas für Sie tun, damit Ihnen nichts passiert.”

„Das werde ich tun. Danke, Ezri.”

„Nicht dafür. Das gehört zu meinem Beruf und ich helfe gerne Anderen.”

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