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Return to me

von Emony

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Kasidy blickte aus dem Fenster und sah, wie sich die ersten Sonnenstrahlen an diesem Morgen über dem Land ausbreiteten und langsam begannen, alles zu erwärmen. Es war ein langer Winter auf Bajor gewesen und sie hatte bereits angefangen, das Leben auf der Station zu vermissen, wo man unabhängig vom Wetter jederzeit einen Spaziergang machen und Freunde treffen konnte. Hier auf Bajor fühlte sie sich oftmals einsam, obgleich sie niemals allein war.

Liebevoll blickte sie auf das Baby in ihrem Arm hinab, dem sie vor wenigen Wochen das Leben geschenkt hatte. Ihre Tochter, Yasemine, hatte sehr viel von ihrem Vater. Und wieder einmal fragte sich Kasidy traurig, ob sie Ben jemals wieder sehen würde. Er hatte ihr versichert, dass er zurückkehren würde, nur wann genau hatte er nicht gesagt. Und es verging kein Tag, an dem sie ihren Mann nicht vermisste.

Innerhalb von sieben Monaten nach Ende des Krieges hatte Kasidy es mit Hilfe einiger bajoranischer Nachbarn geschafft, das Haus zu bauen, das Benjamin so liebevoll als Modell entworfen hatte. Sie hatte auf die Trennwand zwischen Wohnzimmer und Küche verzichtet, da es ihm so lieber gewesen war und sie hoffte, dass er es eines Tages sehen würde.

Erneut sah sie ihre Tochter an, die friedlich in ihren Armen schlief. Auf Bajor hielt man Yasemine für ein ganz besonderes Kind, da sie die Tochter des Abgesandten war, doch Kasidy sah einfach nur das Kind in ihr, das ohne Vater aufwachsen würde. Wie konnten die Propheten, wenn es denn welche waren, einen Vater davon abhalten, für sein Kind da zu sein, es aufwachsen zu sehen? Kasidy konnte nichts Göttliches in den Absichten der Propheten finden, auch wenn praktisch ganz Bajor ihr immer wieder versuchte weiszumachen, dass es so sein müsse, weil es dem Willen der Propheten entsprach.

Interessierte es niemand, was sie wollte? Oder damit, was Jake und Yasemine wollten? Sie waren seine Kinder und mussten ohne ihn aufwachsen. Nun ja, Jake war inzwischen ein junger Mann, aber nachdem er seine Mutter schon so früh verloren hatte, hatte sich ein sehr enges Band zwischen ihm und Ben entwickelt. Und obgleich Jake auf DS9 viel zu tun, viele Geschichten zu schreiben hatte, so sah sie ihm bei jedem Besuch an, dass er seinen Vater schmerzlich vermisste.

„Komm zurück zu mir. Zurück zu uns, Ben“, sagte sie und blickte aus dem Fenster hinauf in den Himmel. Von hier aus konnte sie das Wurmloch nicht sehen, aber sie wusste ungefähr, wo es lag. Sie hatte das Haus so bauen lassen, dass sie aus dem Wohnzimmerfenster praktisch auf das Wurmloch blicken konnte. „Komm zurück…“

„Kas…“, erklang plötzlich eine sanfte Stimme hinter ihr und sie erschrak ein wenig.

Kasidy schloss die Augen und wagte gar nicht, sich umzudrehen. Sie fürchtete, einer Halluzination zu unterliegen, da ihr Wunsch, ihn wieder zu sehen, von Tag zu Tag stärker geworden war.

Hände legten sich auf ihre Schultern und Tränen begannen, in ihren Augen zu brennen und wieder erklang die vertraute Stimme.

„Oh, Kasidy…“

„Bis du es wirklich?“, fragte sie mit zitternder Stimme.

Die Hände drehten sie langsam herum und sie öffnete schließlich die Augen. Sie sah in sein ernstes Gesicht. Sofort galt sein Blick dem kleinen Bündel in ihren Armen.

„War ich so lange fort?“

Sie nickte kaum merklich. „Ich habe sie nach meiner Mutter Yasemine benannt. Wir hatten uns ja noch keinen Namen ausgesucht.“ Behutsam übergab sie ihre Tochter und Bens Gesicht begann förmlich zu leuchten.

Zärtlich gab er dem schlafenden Baby einen Kuss auf die Stirn, dann sah er seine Frau lange und intensiv an, ehe er sich zu ihr lehnte, um sie innig zu küssen. Kasidy schlang die Arme um Ben und küsste ihn wieder und wieder, während Tränen ihre Wangen entlang rannen.

„Ich dachte, ich würde dich nie wieder sehen“, sagte sie und schloss ihn erneut in die Arme.

„Und mir war nicht annähernd bewusst, wie viel Zeit vergangen ist. Es tut mir so leid, dass ich nicht da war.“

„Sag’ mir, dass du jetzt bleibst. Dass du nicht wieder zu ihnen zurück musst. Dass du uns nicht wieder verlässt.“

„Ich bleibe, Kas. Ich bleibe bei euch“, erwiderte er lächelnd und küsste Kasidy erneut.

Es war der erste Morgen im Mai, fast vier Monate nach der Geburt seiner Tochter, als Benjamin Sisko endlich aus dem Himmelstempel der Propheten zu seiner Frau und den Kindern zurückkehrte, um sein Leben wieder fortzuführen.

~fin
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