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Little white lies

von Emony, Steffi Raatz

Men's Talk

Jonathan Archer und T'Pol verließen schweigend das Raumschiff der Ferengi. Er wusste, sie nahm ihm das immer noch ein wenig übel, dass er sie gegenüber des einen Ferengis in Misskredit gebracht hatte. Umso erleichterter war er, als sein Chefingenieur Tucker im entgegen kam und auf die Schulter klopfte. "Trinken wir etwas auf den Schrecken?"

T'Pol sah die beiden Männer mit hochgezogener Augenbraue an, erwiderte jedoch nichts und setzte ihren Weg zur Brücke fort. Seufzend sah Archer ihr hinterher und nickte dann Tucker zu.

Die Lounge war bis auf zwei weitere Crewmitglieder leer. Archer und Tucker setzten sich nahe einem der großen Fenster. Trip organisierte ihnen etwas zu trinken, während Jon in sich gekehrt aus dem Fenster blickte und die Sterne vorbeiziehen sah.

Sein Freund stellte ihm einen heißen Kaffee vor die Nase, während er ein großes Glas kalte Milch vor sich hinstellte. Dann schwiegen sie beide und sahen aus dem Fenster.

"Dir liegt was an Hoshi, hab ich recht?"

Trip blinzelte kurz und reagierte erst sehr spät auf Jons plötzliche Frage. "Wie kommst du darauf?"

"Du hast sie als deine Frau ausgegeben", lächelte Jon und nahm einen Schluck von dem Kaffee. Er schmeckte köstlich.

Trip machte sich gerade und sah seinen Freund an. "Hätte ich T'Pol gewählt, hätte ich doch mit dir Ärger bekommen."

"Wie?" Jon verschluckte sich und blinzelte Trip an. Den Hustkrampf konnte er gerade noch abwehren.

"Du verstehst mich schon sehr gut, Jon", grinste Trip und wischte sich seinen Milchbart ab.

"Nein, ich verstehe dich durchaus nicht", erklärte Jon ein wenig gereizt.

"Du brauchst dich nicht zu verstellen. Ich weiß, dass dir etwas an T'Pol liegt. Sonst hättest du sie wohl nicht so vehement schlecht geredet, als der Ferengi sie wollte."

Jon Archer sah seinen Freund mit zusammen gekniffenen Augen an. "Dafür hab ich auch mein Fett wegbekommen. Sie wollte mir meine Handschellen nicht aufschließen."

Trip lachte auf und lenkte kurz die Blicke der zwei anderen Crewmitglieder auf sich.

"Was ist daran so komisch, Trip?" Jon stellte seine Tasse ab. "Ich wollte sie schützen und wie dankt sie es mir?"

"T'Pol zeigt Gefühle. Ist dir das schon mal aufgefallen?"

"Unsere Vulkanierin? Nicht, dass ich wüsste...", versuchte Jon zu erwidern, wurde jedoch von Trip unterbrochen.

"Huh ... stopp, du willst mir doch nicht sagen, dass du es nicht bemerkt hättest?!"

"Nein, ich habe nicht..."

Trip klopfte mit dem Finger auf den Tisch. "Als du mit ihr unter eine Decke geschlüpft bist auf P'Jem. Da hat sie sich entgegen ihrer vulkanischen Abstammung nicht geweigert. Als du dann jedoch etwas gesagt hast, frag mich nicht mehr, was es war, aber es war scheinbar was Falsches, hat sie dir beleidigt den Rücken zugedreht."

"Dummer Zufall", brummte Jon und rührte sinnlos mit seinem Löffeln im Kaffee herum.

"Als du mit ihr gefangen genommen wurdest, erinnerst du dich? Als sie zurück nach Vulkan sollte ... du hast sie zum Bleiben überredet. Sie hat dir nicht widersprochen." Trip sah seinen Freund ungeduldig an.

"Das hat doch nichts damit zu tun, sie ... sie ..."

"Jaaaa?", unterbrach Trip ihn erneut. "Und nachdem du sie ins schlechte Licht gerückt hast, hat sie da nicht verärgert ... gekränkt reagiert?"

"Na ja, auf eine gewisse Weise. Aber ich weiß nicht, was das mit mir zu tun haben soll?" Jon ließ den Löffel klirrend auf den Unterteller fallen.

"Selbst ein Blinder sieht, dass es zwischen dir und T'Pol knistert. Wie du sie ansiehst, wie du sie verteidigst, wenn ein anderer Mann ..." Diesmal kam Trip nicht zum Ende.

"Wann soll es so einen Moment schon mal gegeben haben?" Jon schob die Tasse von sich weg.

"Oh mein Gott, soll ich dir das wirklich alles aufzählen?" Trip sah seinen Captain an und seufzte. "Sieht so aus, als müsste ich das tatsächlich."

"Du musst gar nichts, weil da nichts ist ..."

"Nein? Du hast sie mehr als nur einmal in Schutz genommen oder um sie gekämpft. Als die Vulkanier sie dir nehmen wollten, hast du dich gegen sie gestellt. Als Tolaris, dieser Vulkanier mit Gefühlen, sie wollte, hast du dich vor sie gestellt und ihn vertrieben. Und jetzt dieser Ferengi. Du hättest dich selbst hören sollen. Jon, ich weiß es ist nicht einfach hier an Bord, aber es bringt auch nichts, wenn du deine Gefühle vor dir selbst verleugnest." Trip legte ihm seine Hand auf die Schulter.

"Mal angenommen du hättest recht, nur mal angenommen, wie, Herrgott, wie sollte das funktionieren? Sie ist eine Vulkanierin, mein Wissenschaftsoffizier und nicht ... nicht irgendeine ..."

"Sprich dich aus Jon", lächelte Trip.

"Aber du!", platzte es mit einem Male aus Jon Archer heraus.

"Ich?" Nun war es an Trip Tucker Verwirrung zu zeigen.

"Ja, du. Du hast dich ganz gut aus der Affäre gezogen. Eigentlich hatten wir ja über dich und Hoshi gesprochen." Jon verschränkte die Arme vor der Brust.

"Mich und Hoshi?" Einen Augenblick herrschte Schweigen, dann sah Trip seinem Freund in die Augen. "Da gibt es nichts zu erzählen."

"Hättest du dann so lange dafür gebraucht, darüber nachzudenken?" Endlich war Jon in der Position seinen Freund an die Wand zu spielen.

"Ich habe nicht ..."

"Nein, nicht vorhin, als der Ferengi die Frauen versklaven wollte." Ein breites Grinsen stand in das Gesicht des Captains geschrieben.

"Was willst du damit sagen?" Trip stellte sein Glas ab.

"Dass du nicht eine Sekunde gezögert hast, als du einen Namen nennen solltest. Keiner der Ferengi hätte einen Namen gekannt, es wäre egal gewesen, aber du hast Hoshis Namen mit einer Inbrunst von dir gegeben ... Bemerkenswert." Jon lehnte sich zurück.

Einen Moment blieb Trip ruhig, dann richtete er seinen Blick wieder zu den Sternen. "Vielleicht hast du ja recht."

"Hab ich?" Jon war einen Augenblick lang überrascht, dass Trip ihm zustimmte.

"Keine Ahnung, mag sein, aber Hoshi hat mich noch nicht einmal registriert."

"Das wird sich auch nicht ändern, wenn du es ihr nicht sagst", erwiderte Jon und sah seinen Freund eindringlich an.

Dieser jedoch zog die Augenbrauen hoch und legte den Kopf schief. "Darf ich dich daran erinnern, dass das nicht nur bei mir der Fall ist."

"Aber bei mir und T'Pol ist das was anderes!", wehrte Jon verzweifelt ab.

"Was ist etwas anderes, Captain?"

Archer wirbelte auf seinem Stuhl herum und sah T'Pol hinter sich stehen. Eine leichte Röte stieg ihm ins Gesicht und als er sich zu Trip umdrehte, sah er wie dieser sich vor lauter Lachen Tränen von den Augen wischte.

"Nicht komisch, Trip!", zischte Jon und versuchte seinen Wissenschaftsoffizier zu ignorieren.

"Ist etwas an mir so komisch, dass man darüber in Lachen ausbrechen sollte?" T'Pols Augenbrauen zuckten.

"Nein, rein gar nichts", presste Jon hervor und versuchte sich zu beruhigen. "Wie viel haben Sie von unserem Gespräch mitbekommen, T'Pol?"

"Ich habe mitbekommen, dass Sie sagten, es wäre etwas anderes bei Ihnen und mir. Wie kann ich das deuten, Captain?" T'Pol erwartete eine Antwort, das konnte er sehen. Aber was sollte er ihr sagen?

"Tja." Trip grinste breit. "Ich fürchte, du musst ihr endlich die Wahrheit sagen."

"Welche Wahrheit? Sir?" T'Pol sah ihren Captain nun mit verschränkten Armen an. Und wäre die Vulkanierin zu einer Gefühlsregung fähig gewesen, wäre vermutlich Verwirrung in ihrem Gesicht zu lesen gewesen.

"Trip, ich werde dich irgendwo auf einem unbewohnten Planeten aussetzen, das verspreche ich dir!", zischte Jon und schielte zu seinem Wissenschaftsoffizier hoch.

"Captain Archer, ich glaube nicht, dass dies eine akzeptable …"

Jon hob die Hand und gebot ihr Einhalt. Dann atmete er einmal tief ein und aus. "T'Pol, das war nicht ernst gemeint."

Sie hob eine Augenbraue und erwartete, dass er weitersprach.

Jon seufzte. "Tucker hat recht, wir sollten dringend miteinander reden … ich sollte mit Ihnen reden."

Langsam erhob er sich vom Stuhl und deutete zur Tür. Vermutlich war es tatsächlich das einzig Richtige, sich mit T'Pol auszusprechen, um jegliche Missverständnisse aus dem Raum zu schaffen. Etwas Derartiges konnte das ganze Klima an Bord vergiften.

Er registrierte Trips selbstzufriedenen Blick, als er mit T'Pol den Raum verlassen wollte. Genau in diesem Augenblick betrat Hoshi Sato, sein Kommunikationsoffizier die Mannschaftsmesse. Nun legte sich ein leicht verschlagenes Lächeln um Jons Mundwinkel. Trip registrierte es und sprang von seinem Stuhl auf. Doch das war etwas, was Jon sich nicht verkneifen konnte.

"Hoshi." Er lächelte scheinheilig.

"Captain?" Sie sah ihn fragend an.

"Sie hätten mir doch gleich sagen können, dass Sie neuerdings Tucker heißen." Er schielte in dessen Richtung.

Trip legte den Kopf schief und sah seinen Captain und Freund verzweifelt an.

"Wie bitte?" Grenzenlose Verwirrung spiegelte sich auf Hoshis hübschem Gesicht wieder.

"Das sollte Ihnen vermutlich lieber Trip erklären." Jon grinste seinen Freund an und verließ mit T'Pol die Lounge.

Er wusste, dass er und T'Pol vermutlich niemals eine Chance hatten. Dazu waren sie zu unterschiedlich. Aber vielleicht gelang es Trip und Hoshi, einen gemeinsamen Weg an Bord der Enterprise zu finden.
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