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The Maquis

von Brigitte

Kapitel 1 - Die Ankunft

Kapitel 1 - Die Ankunft

Captain Kathryn Janeway starrte auf den Hauptbildschirm der Brücke. Sie konnte die Worte, die sie eben von Admiral Hancord, dem neuen Oberbefehlshaber der Sternenflotte vernommen hatte nicht glauben. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, sie blickte kurz zu Tuvok und Chakotay, die jedoch nur starr geradeaus sahen.
"Admiral, bitte wiederholen Sie noch einmal, was Sie eben gesagt haben, ich glaube, ich habe mich verhört." Sie hatte ihre Worte betont freundlich gewählt, jedoch war aus der Schärfe ihrer Stimme zu entnehmen, dass sie mehr als entsetzt war.
"Captain, Sie haben mich schon richtig verstanden. Wir werden sofort ein bewaffnetes Sicherheitskommando an Bord der Voyager bringen, um alle Mitglieder des Maquis zu arrestieren. Diese Leute werden für ihre Verbrechen, die sie vor Ihrem Aufenthalt im Deltaquadrant begangen haben, unter Anklage gestellt." Der Admiral hatte sachlich, aber bestimmt Antwort gegeben. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort.
"Außerdem werden die beiden Borg-Drohnen, die Sie an Bord haben, sofort zu Untersuchungen ins Medizinische Hauptlabor gebracht. Ihre verbliebenen Implantate müssen entfernt und analysiert werden. Die Daten, die wir hier erwarten, werden uns bei weiteren Konflikten mit den Borg sehr nützlich sein. Ihr Medizinisches Notfallhologramm ist ebenfalls umgehend zu deaktivieren, es wird auf die Jupiterstation zu Doctor Zimmerman zur Neuprogrammierung transferiert. Außerdem muss dieser Mobile Emitter zerlegt und analysiert werden. Wir brauchen Kenntnisse, um ihn nachbauen zu können. Ihr Steuermann, Mr. Paris, den Sie eigenmächtigerweise zum Lieutenant ernannt haben, wird ebenfalls sofort arrestiert, er kommt zurück in die Strafkolonie auf New Zealand. Er hat seine Zeit dort nicht fertig abgesessen, sie wurde nur unterbrochen."
Admiral Hancord war ein stämmiger Mann Mitte Fünfzig mit einem ausgesprochen arrogant wirkenden Gesichtsausdruck. Seine kurzgeschorenen blonden Haare schienen im krassen Gegensatz zu seiner grau-braunen Hautfarbe zu stehen. Er hatte seine ganzen Ausführungen in einer Art von sich gegeben, die Janeway zur Weißglut brachte. Sieben Jahre hatten sie, Sternenflotte und Maquis, als herausragende Crew zusammen agiert, sie hatten so viele Gefahren überwunden, Seite an Seite gekämpft und auch sehr viel Freude an Bord der Voyager gehabt. Endlich waren sie nach so langer Zeit zurück auf die Erde gekommen. Mit vielem hatte sie gerechnet, nur damit nicht. Irgendwie hatte sie die wahnwitzige Vorstellung, sie würden als Helden gefeiert werden. Auch der Maquis war nie mehr ein Problem für sie gewesen, sie waren von Anfang an zu einer Crew zusammengewachsen. Sie empfand es jetzt als Glück, dass Neelix die Voyager frühzeitig verlassen hatte, obwohl ihr der Abschied von ihrem Moraloffizier sehr schwer gefallen war. Nicht vorzustellen, was die Föderation mit ihm vorgehabt hätte.
Kathryn konnte sich nur mehr mühsam beherrschen, sie blickte zu Chakotay, der wie immer neben ihr saß. Ihr erster Offizier deutete ihr mit einem beruhigenden Lächeln an, dass sie sich den Anweisungen des Admirals fügen solle. Sie hatte im Moment wirklich keine andere Wahl. Die Voyager war auf der Erde gelandet und in einen Hinterhalt gelaufen. Allerdings wollte Janeway noch einen letzten Versuch starten.
"Admiral, wenn Sie unsere Logbücher und Crewberichte lesen würden, könnten Sie feststellen, dass es sich bei den Leuten, die Sie verhaften wollen, um hervorragende Offiziere handelt. Sie haben mir und einigen anderen mehr als einmal das Leben gerettet. Ohne sie wäre die Voyager nie mehr zurück in den Alphaquadrant gekommen. Sie können sie doch jetzt nicht für ihre Leistungen in den Arrest bringen und anklagen." Janeway hatte beschwörend auf den Admiral eingesprochen. Ihre Worte verhallten jedoch ungehört, der Mann wollte sich anscheinend profilieren, Argumente zählten für ihn nicht.
"Ich habe die Berichte, die wir von Ihnen erhalten haben, alle genau studiert. Die Leistungen der Maquis werden selbstverständlich bei der Anklage berücksichtigt. Aber trotzdem sind sie alle Straftäter, die vor Gericht gebracht werden müssen. Captain, ich verlange von Ihnen absolute Kooperation. Die Sicherheitsteams kommen jetzt sofort an Bord. Wir sprechen uns später. Und - willkommen zu Hause." Mit diesen Worten deaktivierte Admiral Hancord den Bildschirm.
"Willkommen zu Hause", wiederholte Kathryn bitter.
*Bei der Anklage berücksichtigen*, dachte der Janeway ironisch, *das bedeutet vielleicht ein paar Jahre weniger Gefängnis, aber das Leben all dieser Leute ist ruiniert.* Sie kannte das harte Strafmaß, das für Mitglieder des Maquis ausgesprochen wurde. *Verdammt, die ganzen Schiffe, die uns zur Erde eskortiert haben, sind noch in der Umlaufbahn. Ich würde die Voyager am liebsten gleich wieder starten, aber ich traue dem Admiral zu, dass er sofort auf uns feuern ließe. Gegen diese Übermacht hätten wir keine Chance.*
Chakotay hatte sich als erster wieder gefasst. "Captain, wir mussten damit rechnen, das so etwas passieren könnte. Erst vor einigen Monaten wollte die Sternenflotte über den genauen Status des Maquis Bescheid wissen. Wir können uns jetzt nur in das Unvermeidliche fügen. Machen Sie sich um uns keine Sorgen, wir kommen schon zurecht."
Kathryn sah traurig zu Chakotay und über die Schulter zu Lieutenant Ayala, ein weiterer Maquis, der immer noch entsetzt auf den erloschenen Bildschirm starrte.
"Das habe ich nicht gewollt. Lieber wäre ich im Deltaquadrant geblieben, als Sie hier diesen ... Bluthunden auszuliefern." Kathryns Stimme hatte einen brüchigen Klang angenommen, sie war aufgestanden und rieb sich mit der Hand an der Stirn, verzweifelt nach einer Lösung suchend.
Ihr Erster Offizier, der sich ebenfalls aus seinem Sessel erhoben hatte, legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter, wie er es schon so oft getan hatte. "Es war immer unser aller Ziel, auf die Erde zurückzukehren. Wir alle kannten die Risiken. Wir werden sehen, was jetzt passiert." Er blickte ihr ein letztes Mal in die Augen, die sich langsam mit Tränen füllten.
"Leben Sie wohl Kathryn. Wir werden uns bestimmt wiedersehen."
Kathryn Janeway konnte nicht anders, sie schlang die Arme um ihren Ersten Offizier und drückte ihn fest an sich. Chakotay erwiderte die Umarmung und streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Kurz darauf löste er sich von ihr und bedeutete Ayala mit einem Kopfnicken ihm zu folgen, beide gingen zum Turbolift, ohne sich noch einmal umzusehen. Der Abschied war schwer genug, er wollte ihn nicht noch unnötig in die Länge ziehen.
"Chakotay, Ayala, ich werde Sie alle da wieder rausholen. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue." Beinahe verzweifelt und mit tränenerstickter Stimme hatte Kathryn den beiden diese Worte zum Abschied nachgerufen, bevor sich die Tür des Liftes schloss.
Tom Paris, der das Ganze von seiner Station bisher schweigend verfolgt hatte, erhob sich aus seinem Stuhl. "Captain, kann ich noch kurz zu B'Elanna gehen, ich möchte mich von ihr und unserer Tochter verabschieden, bevor wir alle mitgenommen werden." Der Lieutenant sah sehr gefasst aus, jedoch die Blässe in seinem Gesicht und die pochende Halsschlagader ließen vermuten, was wirklich in ihm vorging.
Kathryn Janeway ging auf ihren Steuermann zu und legte ihm die Hand auf den Arm. "Was auch passieren mag, Tom, Sie waren der beste Pilot, den ich je hatte. Ich werde nicht zulassen, dass man Sie zurück in die Strafkolonie schickt. Ich finde einen Ausweg. Vertrauen Sie mir." Der Captain blickte Tom Paris mit einem bemüht optimistischen Ausdruck an. "Nun gehen Sie schon zu B'Elanna. Raus mit Ihnen." Sie versuchte zu lächeln, was ihr jedoch nur sehr schwer gelang.



Kathryn Janeway setzte sich wieder, wahrscheinlich zum letzten Mal, in ihren Sessel. Sie stützte das Kinn in die rechte Hand, die zu einer Faust geballt war, und blickte ins Leere. Ihre Gedanken jedoch rasten. *Das kann doch nur ein Albtraum sein. Wir haben soviel durchgemacht und auf uns genommen, nur um zurück nach Hause zu gelangen. Ich muss einen Weg finden, diesen Leuten zu helfen. Sie sind alle meine Freunde geworden. Chakotay ... er ist mehr als ein Freund für mich. Auch wenn er jetzt mit Seven zusammen ist. Ich glaube nicht an Liebe bei den beiden. Das kann nicht sein, es darf einfach nicht sein. Warum habe ich nur so lange gewartet, es ihm zu sagen?* Ihre Gedanken wurden von Tuvok unterbrochen.
"Captain, Admiral Hancord wünscht noch einmal, Sie zu sprechen." Der Vulkanier hatte seine Meldung wie immer sachlich und emotionslos vorgetragen.
Kathryn wollte schon mit einem 'Ich bin nicht da' antworten, aber überstürzte emotionale Reaktionen brachten sie hier nicht weiter. Sie musste einen kühlen Kopf bewahren. Nur so konnte sie ihren Leuten helfen. Sie brauchte mehr Informationen darüber, was hier vorging. "Legen Sie das Gespräch auf den Bildschirm, Commander."
Der Vulkanier tat wie im geheißen und betätigte dazu einige Schaltflächen auf seiner Konsole, worauf sofort das Gesicht des Admirals vor ihr auf dem Hauptschirm erschien. Sarkastisch begrüßte sie ihn. "Was kann ich für Sie tun. Haben Sie jemand vergessen, den Sie noch verhaften wollen?"
Hancords Miene verriet keine Regung, als er ihr antwortete. Er ging auch nicht auf ihre Ironie ein. "Nein, Captain, ich wollte Sie bitten, Ihr Schiff in einer Stunde zu verlassen. Selbstverständlich werden Sie eskortiert. Begeben Sie sich dann in den großen Promenadensaal im Hauptquartier. Dort werden Sie alle von Ihren Angehörigen und vom gesamten Führungsstab der Sternenflotte, einschließlich mir, empfangen."
Janeway warf einen fragenden über ihre rechte Schulter zu Tuvok, der ihr kurz zunickte. Eine Stunde, diese Zeit blieb ihr also noch auf der Voyager, die sieben Jahre ihre Heimat gewesen war. Sie musste die Zeit nutzen, um mit ihrem taktischen Offizier ihre weitere Vorgehensweise bezüglich der Verhaftungen zu besprechen. Knapp und kurz antwortete sie dem Admiral. "Selbstverständlich, wir werden pünktlich sein." Mit der rechten Hand gab sie gleich darauf dem Vulkanier ein Zeichen, die Verbindung zu unterbrechen.
"Tuvok, ich möchte Sie sofort in meinem Bereitschaftsraum sprechen." Noch während sie sprach, hatte Kathryn sich bereits erhoben und ging mit energischen Schritten auf die Tür zu, die sich mit leisem Zischen öffnete. Noch bevor diese sich wieder schließen konnte, war der Sicherheitsoffizier ihr bereits gefolgt.



"Computer, lokalisiere B'Elanna Torres." Tom war im Turbolift, als ihm trotz des Schocks einfiel, wie er seine Frau am schnellsten finden konnte. "Lieutenant Torres befindet sich in ihrem Quartier." Die Auskunft kam wie erwartet unmittelbar nach seinem Befehl. Der Steuermann der Voyager gab die entsprechende Anweisung und der Lift setzte sich gleich darauf in Bewegung. Paris trommelte mit seinen Fingern an die Wand, die Fahrt erschien ihm viel zu langsam. Als sich die Türen endlich wieder öffneten, stürmte er hinaus und lief das letzte Stück zu ihrer Kabine. Als er eintrat, sah er sofort B'Elanna mit tränenüberströmtem Gesicht, ihr Baby im Arm, auf der Couch sitzen. Er rannte auf sie zu, setzte sich neben seine Frau und umarmte sie.
"Tom, was wird jetzt mit uns passieren? Ich muss ins Gefängnis, Du sollst zurück in die Strafkolonie. Was wird aus unserer Tochter. Sie ist doch noch so klein." Die Chefingenieurin konnte ein lautes Schluchzen nicht mehr unterdrücken.
"Scht... scht..." Paris versuchte, ein paar tröstende Worte hervorzubringen "Der Captain wird das nicht zulassen. Sie hat es zwar nicht direkt gesagt, aber ich habe ihren Gesichtsausdruck gehen. Sie ist wild entschlossen, uns zu helfen. Glaube mir, Liebling, alles wird gut." Ihm war selbst nicht wohl bei dem Gedanken an die Strafkolonie, aber er musste jetzt stark sein für seine Familie.
"Ich wünschte, wir wären noch im Deltaquadrant, wir hätten auf diesem Planeten bei den Siebenunddreißigern bleiben sollen. Uns wäre soviel erspart geblieben." B'Elanna konnte und wollte sich nicht beruhigen.
Tom Paris streichelte seiner Ehefrau sanft über den Rücken. "Es wird alles gut werden, bitte glaube mir, Liebling. Wir werden nicht lange getrennt sein. Komm, wir müssen jetzt gehen, das Sicherheitsteam der Sternenflotte erwartet uns bestimmt schon."
B'Elanna nickte ihm tapfer zu, sie wischte sich die Tränen ab und erhob sich mit ihrem Baby auf dem Arm. Tom stand ebenfalls auf, er legte den Arm wieder um sie und gemeinsam verließen sie die Kabine, die ihr Heim geworden war, um einer ungewissen Zukunft entgegenzugehen.



Der Captain der Voyager ging zum großen Panoramafenster des Bereitschaftsraumes um hinauszublicken. Das jahrelang gewohnte Bild der Sterne war verschwunden und hatte einem blauen Himmel mit vereinzelten Wolken Platz gemacht. Ferner sah man ein Panorama mit wundervollen Grünanlagen, er waren Gebäude zu erkennen und Shuttles, die starteten und landeten. Überall erkannte sie die Signatur der Föderation der vereinten Planeten. Kathryn Janeway konnte sich jedoch an diesem Anblick, den sie so viele Jahre herbeigesehnt hatte, nicht erfreuen. Sie drehte sich wieder um, stützte beide Hände an den Hüften ab und blickte Tuvok ernst und nachdenklich ins Gesicht.
"Wir müssen umgehend eine Strategie ausarbeiten, um unseren Leuten zu helfen." Der Vulkanier hatte ihre Gedanken bereits erraten. Janeway lächelte ihm gequält zu.
"Sie werden vor Gericht gestellt, aber das halte ich für eine Farce. Sie sind bereits im Vorfeld verurteilt. Dieser Admiral Hancord will ein Exempel statuieren. Aber das werde ich nicht zulassen. Wir müssen Sie vorher befreien." Der Captain hatte den Schock überwunden. Sie schob das Kinn vor und ihre Augen glitzerten angriffslustig. "Tuvok, Sie brauchen erst gar nicht versuchen, mir das auszureden. Ich habe allen meinen Leuten, auch den Maquis und Borg, versprochen, sie nach Hause, nicht aber ins Gefängnis zu bringen. An dieses Versprechen halte ich mich, selbst wenn es meine Karriere bei der Sternenflotte ruinieren würde." Sie war an Tuvok herangetreten und blickte ihm forschend in die Augen. "Werden Sie mir helfen?"
"Selbstverständlich, Captain. Auch ich habe mich an die Anwesenheit aller dieser Leute gewöhnt, auch wenn ich einige von ihnen nur tolerierte. Ich würde allerdings vorschlagen, dass wir trotz unserer Pläne nachher zu dem Festbankett gehen, wir dürfen nicht jetzt schon auffallen." Die kühle logische Art ihres Sicherheitschefs war im Moment dringend für Janeway von Nöten, sie musste gebremst werden. Eine unüberlegte, emotionale Handlung könnte alle Pläne zunichte machen.
"Natürlich gehen wir dorthin, Tuvok. Diese Festivität könnte nützlich für uns sein. Vielleicht erfahren wir so, wohin unsere Freunde gebracht wurden. Außerdem möchte ich trotz allem meine Familie wiedersehen, denn ich denke, dass dieses Wiedersehen gleichzeitig ein weiterer Abschied sein wird." Janeway nahm ein Padd von ihrem Arbeitstisch in die Hand um es jedoch gleich wieder zurückzulegen. "Es wird keine Aufzeichnungen, keine Interkom-Gespräche geben. Alle Absprachen zwischen uns werden mündlich getroffen. Die Sternenflotte hat ihre Ohren überall. Lassen Sie uns noch über einige Details reden."



Seven of Nine kam zusammen mit Icheb in die Krankenstation gestürmt. Als sie diese leer vorfanden, gab die ehemalige Borg den Befehl an den Computer, sofort das MHN zu aktivieren. Der Doctor erschien augenblicklich und als er Seven erblickte, wollte er sofort zu einer freundlichen Begrüßung ansetzen. Sie ließ ihn jedoch gar nicht erst zu Wort kommen. "Doctor, der Empfang auf der Erde ist nicht so ausgefallen, wie er von uns erwartet wurde. Alle Maquis werden arrestiert, Icheb und ich sollen im Medizinischen Hauptlabor untersucht werden, um besser gegen die Borg vorgehen zu können und Mr. Paris muss wieder zurück in die Strafkolonie auf New Zealand." Sie blickte den Arzt an, ihre kühle Arroganz war verschwunden, Nervosität und Angst hatten sich auf ihrem Gesicht breitgemacht.
Icheb, der bisher schweigend neben Seven gestanden hatte, ergänzte deren Ausführungen noch. "Auch Sie, Doctor, bleiben nicht verschont. Sie sollen zur Neuprogrammierung auf die Jupiter-Station transferiert werden."
Überraschung und Entsetzen machten sich auf dem Gesicht des MHNs breit, er überlegte kurz und fragte dann die beiden. "Was will der Captain dagegen unternehmen?" Er war sicher, dass Janeway dies nicht alles so hinnehmen würde.
"Wir wissen es nicht", antwortete Icheb, "wir haben nur die Anweisung erhalten, uns umgehend in Frachtraum Zwei einzufinden, dort sollen wir abgeholt werden. Den Rest haben wir von anderen Crewmitgliedern und aus den Durchsagen erfahren."
Der holographische Notarzt ging an eine Station und betätigte einige Felder auf der Schaltfläche. "Ich lade mein Programm in den mobilen Emitter. Bitte sorgen Sie irgendwie dafür, dass der Captain ihn bekommt. Wie, das überlasse ich Ihnen. Sie wird meine Hilfe benötigen. Außerdem verspüre ich kein Verlangen danach, umprogrammiert zu werden." Nachdem der Arzt die letzten Worte gesprochen hatte, verschwand er augenblicklich. Icheb nahm den Emitter aus der Ablage und ließ ihn in seiner Hosentasche verschwinden. Er wandte sich an Seven.
"Gehen wir." Beide verließen fast im Laufschritt die Krankenstation.
Im Korridor begegneten sie Harry Kim, der sofort stehen blieb, als er die beiden sah. "Kommen Sie aus der Krankenstation? Ich muss sofort mit dem Doctor sprechen." Icheb tauschte einen kurzen Blick mit Seven und entgegnete ihm. "Nicht mehr nötig." Er holte den Emitter aus seiner Tasche und drückte ihn Harry in die Hand. "Bitte bringen Sie das sofort zu Captain Janeway, ohne dass es jemand bemerkt."
"Was... was haben Sie vor?" Der Fähnrich war etwas perplex.
Seven lächelte von Icheb zu Harry. "Wir planen gar nichts. Wir haben nicht einmal die Möglichkeit dazu. Der Captain wird wissen, was sie damit machen muss." Die beiden gingen weiter und ließen Kim einfach stehen. Plötzlich erhellte sich dessen Gesicht, er schien etwas zu ahnen, kehrte um und machte sich auf dem schnellsten Weg auf zur Brücke.



Hancord, der Oberbefehlshaber der Sternenflotte blickte überrascht von seinem Schreibtisch auf, als sich plötzlich die Türen zu seinem Büro öffneten. Es war absolut unüblich, dass jemand ohne Ankündigung seine Räume betrat. Nicht einmal seine Vorzimmerdame, die jeden seiner Besucher auf Termine überprüfen und ihm ankündigen musste, betrat dieses Zimmer unangemeldet. Admiral Owen Paris stürmte herein und blieb direkt vor seinem Arbeitstisch stehen, vor Zorn hochrot im Gesicht und die Hände in die Hüften gestemmt. Bevor er jedoch lospoltern konnte, kam Hancords Vorzimmerdame herein gelaufen, um sich für Paris´ Eindringen zu entschuldigen. "Es tut mir leid, Admiral, ich konnte ihn nicht aufhalten, er ist einfach..." Der Oberbefehlshaber unterbrach die Dame "Schon gut, ich werde mit Admiral Paris sprechen, Sie können gehen." Erleichtert zog sich die junge Frau wieder nach draußen in ihr eigenes Büro zurück. Sie war froh, keine Rüge erhalten zu haben, denn das passierte ihr bei diesem Vorgesetzten oft genug.
Hancord lehnte sich in seinem Sessel zurück und blickte erwartungsvoll zu Owen Paris. "Admiral, was kann ich für Sie tun?" Er sprach betont ruhig und freundlich, wusste er doch ganz genau, warum Paris in sein Büro gestürmt war.
"Sagen Sie mal, was denken Sie sich eigentlich dabei, Leute verhaften zu lassen, die sieben Jahre kein anderes Ziel hatten, als in die Heimat zurückzukehren. Glauben Sie nicht, dass sie schon genug für ihre sogenannten Verbrechen gebüßt haben." Paris machte eine kurze Pause, um durchzuatmen. "Sie haben nie ein Wort davon erwähnt, dass Sie dies beabsichtigen, die Leute sind voller Vertauen zurück zur Erde gekommen. Hat eigentlich irgendjemand im Hauptquartier davon gewusst." Paris schnaubte jetzt richtig vor Wut.
"Admiral, so beruhigen Sie sich doch...", begann Hancord, wurde aber sofort wieder unterbrochen.
"Ich denke gar nicht daran. Meinen Sohn, dem Straferlass nach dem Einsatz auf der Voyager zugesagt worden war, wollen Sie auch wieder in die Strafkolonie stecken. Was sind Sie nur für ein Mensch?"
"Also gut", begann der Oberbefehlshaber erneut, "jetzt hören Sie mir mal zu. Die ehemaligen Angehörigen des Maquis sind Verbrecher, sie müssen genauso wie die anderen Terroristen dieser Gruppe verurteilt werden. Ich kann hier keine Ausnahme machen. Das würde das gesamte Rechtssystem unterwandern. Das selbe gilt für Ihren Sohn, auch er muss für seine Verbrechen büßen, er war ebenfalls beim Maquis, als er vor über sieben Jahren verhaftet wurde. Dafür dass die Leute freiwillig zurückgekommen sind, kann ich nichts. Es wird aber bei der Bemessung der Strafe berücksichtigt werden, sie können alle mildernde Umstände erwarten. Aber Straffreiheit kommt nicht in Frage. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?" Hancord blickte Paris eiskalt ins Gesicht, kein Muskel regte sich, dann fuhr er fort. "Diese Aktion geschah auf meine alleinige Anweisung und unter absoluter Geheimhaltung, nur mein engster Führungsstab wusste davon und war damit einverstanden. Und damit das klar ist: Ich bin der Oberbefehlshaber der Sternenflotte und habe das Recht zu diesen Anordnungen."
Admiral Paris erkannte, dass er bei diesem Despoten mit Vernunft und Argumenten gar nichts erreichen konnte, er musste einen anderen Weg suchen, diesen Leuten und seinem Sohn samt Familie zu helfen. "Sie werden noch von mir hören." Mit diesen Worten verließ er, die Hände zu Fäusten geballt, Hancords Büro.
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