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Liebst du mich?

von Brigitte

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Nachdem Seven of Nine die Krankenstation verlassen hatte, trank Captain Kathryn Janeway ihren letzten Schluck Kaffee aus und wandte sich wieder dem Display vor ihr zu. Sie konnte sich allerdings nicht so auf die Daten vor ihr konzentrieren, wie sie eigentlich wollte.
Vom Bett nebenan drang leises Stimmengemurmel zu ihr herüber. Tom Paris stand bei B`Elanna Torres, er hielt ihre Hand und sprach leise zu ihr. Die beiden wirkten sehr glücklich. Kathryn drehte den Kopf in die andere Richtung. Dort wurde Tuvok, der immer noch ohne Bewusstsein war, vom Doctor versorgt.
Sie hatten es überstanden, der Kampf mit den Borg war zuende, für dieses Mal. Unimatrix Zero hatte zerstört werden müssen, es gab keine andere Möglichkeit. Aber die Ordnung, die im Kollektiv herrschte, war etwas durcheinandergebracht worden. Sie konnte eigentlich sehr zufrieden sein, mit dem was sie erreicht hatte, und doch fehlte ihr etwas.
Chakotay war bisher noch nicht zu ihr in die Krankenstation gekommen. Kathryn verstand natürlich, dass er im Moment noch auf der Brücke bleiben musste. Die Krise mit den Borg war zwar vorüber, aber es waren noch die verschiedensten Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, außerdem war das Schiff schwer beschädigt. Tuvok, Tom Paris und sie selbst waren auf der Krankenstation. Er konnte die Brücke noch gar nicht verlassen.
Trotz der Einsicht über diese Tatsachen machte sich doch eine herbe Enttäuschung in ihr breit. Als sie letztens von einer Außenmission mit dem Delta Flyer verletzt zurückgekommen war und in der Krankenstation aus der Bewusstlosigkeit erwachte, stand er an ihrem Bett. Kathryn vermisste ihren ersten Offizier.
Sie deaktivierte das Display vor ihr und schloss die Augen. Während sie sich in die Kissen ihres Bettes zurücklehnte, ließ sie ihren Gedanken freien Lauf.

*Damals auf New Earth dachte ich, Du hättest mir mit dieser Parabel über den zornigen Krieger Deine Liebe gestanden. Vielleicht interpretierte ich zuviel in Deine Worte hinein, aber für mich waren sie sehr eindeutig. Ich war glücklich und bedauerte es sehr, dass wir so schnell von der Voyager wieder abgeholt wurden. Wer weiß, was passiert wäre, hätte wir auf diesem Planeten bleiben müssen.
Als Q auf das Schiff kam und sich mit mir paaren wollte, warst Du eifersüchtig. Das konnte ich nicht falsch verstanden haben. Es war zu eindeutig, auch wenn Du nur sagtest, das Vorhaben Qs ärgere Dich über alle Maßen. Auch bist Du hier ein extremes Risiko für das Schiff und die Besatzung eingegangen, um mich aus dem Kontinuum zu befreien. Ich war schon fast dazu bereit, Dir meine Liebe zu gestehen, aber mir fehlte der Mut dazu.
Dann allerdings strandetest Du auf dem Planeten, der von den Borg, die aus dem Kollektiv befreit waren, bewohnt wurde. Du lerntest diese Frau kennen, die Dir das Leben rettete. Ich habe sofort bemerkt, dass es mehr als Dankbarkeit war, was Dich mit ihr verband. Was hast Du mir ihr dort unten erlebt? Eigentlich bin ich froh, wenn ich es nicht so genau weiß. Ich ließ mir zwar nichts anmerken, aber die Eifersucht nagte in mir. Ich empfand Befriedigung, als Du feststellen musstest, dass sie Dich nur für ihre Zwecke benutzt hatte.
Nur war ich mir ab diesem Zeitpunkt Deiner Liebe nicht mehr so sicher.

Es dauerte nicht mehr lange, und wir hatten die erste große Auseinandersetzung mit den Borg, bei der wir auch mit Spezies 8472 konfrontiert wurden. Du sagtest zu mir, Du würdest immer hinter mir stehen und mich nie allein lassen. Ich sah Dir in die Augen und glaubte, Liebe darin zu erkennen. Ich wollte mit Dir darüber reden, aber es war der falsche Zeitpunkt. Kurz darauf, als ich verletzt auf der Krankenstation lag, hast Du mich allein gelassen. Du hast gegen meine Anordnungen gehandelt. Sicher, Du hattest Deine Gründe dafür, welche ich auch einsehe, aber ein ungutes Gefühl über Deine Handlung ist bis heute in mir.
Kurze Zeit darauf hatten wir zum ersten Mal, seit wir im Deltaquadranten gestrandet sind, Kontakt mit der Erde, über diese Relaisstation der Hirogen. Briefe von unseren Angehörigen trafen ein, auch der Brief von Mark, in dem er mir mitteilte, dass er geheiratet hat. Damals sagtest Du zu mir, dass ich in Deiner Sichtweise nicht allein bin und noch viel Zeit bleibt. Ich glaubte wieder Liebe in Deinen Augen zu sehen und in Deinen Worten zu hören. Ich war mir so sicher.
Anscheinend hatte ich mich auch hier getäuscht, denn Du lerntest in der Sternenflottensimulation von Spezies 8472 eine Frau kennen. Commander Valerie Archer, Du hast Dich mir ihr zu einem Rendezvous getroffen. Wieder war ich eifersüchtig, vielleicht war es ein Fehler, dass ich mir nichts anmerken ließ. Hast Du auf eine Reaktion von mir gewartet? Ich hatte nicht den Eindruck, denn als ich Dich zu eurem Treffen mit der Bemerkung losschickte, Du solltest vor Mitternacht zuhause sein, hast Du dies nur freundlich bejaht.
Als Kashyk an Bord kam, wollte ich Dich eifersüchtig machen. Es hat nicht funktioniert, Du warst genauso unverbindlich und freundlich wie immer zu mir. Oder bist Du auch ein Meister im Verbergen Deiner Gefühle, so wie ich? Auf jeden Fall bedeutete mir dieser Mann nichts, ich wollte nur herausbekommen, was er wirklich vorhatte. Und ich konnte ihn dadurch mit seinen eigenen Waffen schlagen. Ich hoffe, Du hast das bemerkt.
Einmal misstrauten wir uns sogar. Seven hatte Fehlfunktionen und die schlimmsten Theorien darüber aufgestellt, warum die Voyager im Deltaquadranten verbleiben musste. Beinahe hätte sie es geschafft, uns gegeneinander aufzubringen, aber wir kannten uns zu gut. Das gegenseitige Vertauen hat gesiegt. Ist das ein Zeichen für Liebe?
Am meisten war ich aber über Deine Reaktion zu meiner Beziehung mit Michael enttäuscht. Ich habe nicht die Spur von Eifersucht in Deinen Augen gesehen. Im Gegenteil, Du hast sogar angedeutet, dass Du bereits ähnliche Erfahrungen auf dem Holodeck gemacht hast. Ich verstand die Welt nicht mehr, ich dachte immer wieder, dass ich Dir mehr bedeutete, als nur Dein Captain und Deine Freundin zu sein. Habe ich mich so getäuscht? Alle unsere gemeinsamen Abendessen, haben die Dir nichts bedeutet?
Als wir von diesem riesigen Wesen manipuliert wurden, das uns suggerierte, wir hätten ein Wurmloch zur Erde gefunden, hast Du überraschenderweise erwähnt, dass Du langsam eifersüchtig wirst. Nur glaube ich, Du hast es mehr zum Spaß gesagt, als Du mir diesen angeblichen Brief von Mark brachtest. Trotzdem habe ich ihn betont uninteressiert zur Seite gelegt, es war mir in diesem Augenblick wirklich nicht wichtig. Ich war schon nahe dran, Dich nach dem Grund Deiner Äußerung zu fragen, aber wie immer wurden wir unterbrochen.
Heute, als ich die Brücke verließ, um auf diesen gefährlichen Einsatz gegen die Borg zu gehen, habe ich mich noch einmal zu Dir umgedreht. Du musst doch bemerkt haben, dass ich alle meine Gefühle in diesen Blick gelegt habe, den Dir zuwarf.

Ich schaffe es einfach nicht, mir über Deine Gefühle klar zu werden. Manchmal bin ich mir sicher zu erkennen, dass Du mich liebst. Ich sehe Deinen Gesichtsausdruck, wenn Du Dich unbeobachtet fühlst, wie Du mich dann ansiehst. Dann bist Du wieder so unnahbar mir gegenüber. Vielleicht bin aber ich es nur, die ihre Gefühle zu sehr in ihrem Inneren verbirgt und Dir jede Möglichkeit nimmt, darauf zu reagieren. Oder liebst Du mich doch nicht?
Ich weiß es schon lange, dass ich Dich liebe. Spätestens nach unserem Aufenthalt auf New Earth habe ich es erkannt. Seit Jahren überlege ich nun schon, was ich tun soll. Ich bin der Captain, Du bist mein erster Offizier, könnte eine Beziehung zwischen uns funktionieren? Wie würde die Crew es sehen? Gelänge es uns wirklich, Dienst und Privatleben auseinanderhalten? Inzwischen bin ich mir sicher, dass wir all das schaffen könnten.
Ich will es Dir sagen, dass ich Dich liebe. Aber ich habe Angst vor Deiner Reaktion, wirst Du mich zurückweisen? Jemand hat einmal geschrieben, die Liebe wäre jedes Risiko wert. Ich glaube, ich bin bereit dieses Risiko einzugehen, aber ich muss mir Zeit dafür lassen. Hoffentlich warte ich nicht zu lange.*

Kathryn Janeways Gedankengänge wurde durch das leise Zischen der Türen unterbrochen. Sie öffnete die Augen und blickte hoffnungsvoll in die Richtung, aus der sie die Geräusche gehört hatte. Chakotay war eingetreten und kam mit einem Lächeln auf ihr Bett zu. Er nickte kurz Tom Paris zu, der sich daraufhin anschickte, sich von B´Elanna zu verabschieden.
"Wie geht es Ihnen? Ich habe vom Doctor erfahren, dass er die meisten Borg-Implantate bereits aus Ihrem Körper entfernen konnte." Der Commander hatte sich neben ihr Bett gestellt und stützte sich mit der rechten Hand in den Kissen neben ihrem Kopf ab. Dieser Ausdruck in seinen Augen - sie glaubte darin große Erleichterung und vielleicht sogar mehr zu sehen.
Kathryn konnte ein Aufstöhnen nicht unterdrücken, als sie versuchte sich aufzurichten. "Es ging mir schon besser." Sie lehnte sich wieder in die Kissen zurück. "Chakotay, wie ist der Status des Schiffes, sind noch Borgaktivitäten in Scannerreichweite zu verzeichnen?"
Der Erste Offizier musste lächeln. "Kathryn, Sie sind gerade mal knapp mit dem Leben davongekommen. Vergessen Sie das Schiff und die Borg doch für ein paar Stunden. Es gibt noch wichtigere Dinge."
"Sie haben Recht." Plötzlich blitzte der Schalk in ihren Augen. "Ich vermisse noch Ihren Bericht, haben Sie die Teppiche reinigen lassen?"
Ihr Erster Offizier ging auf das Spiel ein und erwiderte grinsend. "Selbstverständlich, Captain, alle Anordnungen wurden zu Ihrer Zufriedenheit ausgeführt."
"Und wo bleibt meine Überraschung? Sie erinnern sich doch?" Kathryn wollte ein wenig mit dem Feuer spielen und sie genoss es.
Chakotay sah sie schmunzelnd an und antwortete ihr. "Schließen Sie bitte die Augen."
Skeptisch blickte sie zu ihm hoch und sah ihn fragend an.
"Nun kommen Sie schon, Kathryn, es soll ja eine wirkliche Überraschung werden. Sie müssen Ihre Augen auch wirklich geschlossen halten. Bitte nicht blinzeln, sonst muss ich Sie enttäuschen." Er sah sie liebevoll lächelnd an.
Was hatte er nur vor? Sie beschloss, obwohl sie mehr als skeptisch war, seiner Bitte nachzukommen. Kathryn Janeway schloss ihre Augen ganz fest und wartete. Es kam ihr vor wie eine unendlich lange Zeit, plötzlich sie hatte das Gefühl, dass sein Gesicht sich dem ihren näherte. Vielleicht war das aber auch nur Wunschdenken. Dann spürte sie es - seine Lippen trafen ganz sacht ihren Mund. Obwohl sie darauf gehofft hatte, war Kathryn doch im ersten Moment leicht zusammengezuckt. Chakotay bemerkte es und wollte sich sofort zurückziehen, doch nun schlang sie ihre Arme um seinen Hals und zog ihn näher zu sich heran. Sie erwiderte den Kuss, der unendlich lange dauerte und immer leidenschaftlicher wurde.
Alle Zweifel in Kathryn Janeway waren ausgeräumt, sie spürte, dass sie ihm mehr bedeutete, als nur seine Freundin zu sein.

-Ende-
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