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PTSD

von uena

Kapitel 1

Posttraumatisches Schmuse Syndrom



Nach der ersten Woche hat Leonard das Gefühl, er verliert den Verstand.

Er sitzt an Jims Seite im Krankenhauszimmer, sieht ihm beim Atmen zu und versucht, das Gefühl der Leere, das hohle Kratzen in seinem Innern zu ignorieren.

Auf rein wissenschaftlicher Ebene weiß er, dass Jim wieder aufwachen wird. Er hat gesehen, was Khans Blut an einem toten Tribble ausrichten konnte; hat Jims Werte vorliegen – er sieht, dass es ihm von Tag zu Tag besser geht.

Aber Jim wacht nicht auf.

Er liegt im Bett, still und ruhig, und so reglos, als habe Leonard gerade erst den Leichensack geöffnet, als sei es keine drei Sekunden her, dass er die sterblichen Überreste seines besten Freundes in einem verdammten Beutel ausgehändigt bekommen hat.

Das fahle, kränkliche Schimmern mag größtenteils aus Jims Haut gewichen sein, aber solange er nicht die Augen aufschlägt, solange er nicht spricht, sich nicht bewegt, wird Leonard das Gefühl nicht los, dass es sich hier um reines Wunschdenken handelt. Solange Jim nicht aufwacht, kann er einfach nicht sicher sein, dass seine Behandlungsmethode Erfolg gehabt hat.

Leonard nimmt einen tiefen Atemzug und versucht zu ignorieren, dass seine Hände zittern, während er den Sitz von Jims Venenkatheter überprüft. Es sollte Routine für ihn sein, Jim so zu sehen – nicht nur nach diesen sieben Tagen, sondern vor allem nach all den anderen Gelegenheiten, die sich im Laufe der Jahre ergeben haben.

Denn völlig egal, was Leonard auch versucht und wie oft er ihm Vorhaltungen macht: Jim bringt sich immer wieder in Gefahr, wird verletzt, muss zusammengeflickt werden. Es ist praktisch die Basis ihrer Beziehung.

Nur war Jim bisher noch nie tot.

Tot. Jim war tot.

Er ist gestorben, qualvoll und elend, und Leonard sollte vermutlich dankbar dafür sein, dass Jim in diesem Moment nicht allein war. Dass er Menschen um sich hatte, die er liebt und denen er vertraut – dass er endlich diese vermaledeite Angelegenheit mit Spock aus der Welt schaffen konnte, und wenn es mit seinem letzten Atemzug war.

Aber Leonard ist verdammt noch mal nicht nur Jims bester Freund, er ist außerdem sein Arzt; und er wird es Scotty vermutlich nie vergeben, dass er Spock von der Brücke in den Maschinenraum hat kommen lassen, um Jim in dessen letzten Momenten beizustehen, aber nicht ihn – dass er es nicht für nötig gehalten hat, die Krankenstation zu informieren.

Leonard wird sich nie von dem Schock erholen, als sie es ihm gesagt haben, wird nie das Gefühl vergessen, als hätten sie ihm einen Großteil seiner Innereien weggerissen. Nicht unbedingt die lebenswichtigen Organe, aber ganz bestimmt die, die sein Dasein lebenswert gemacht haben.

Ihm wird schlecht, als er daran zurückdenkt; und er muss sich setzen, vergräbt seinen Kopf in seinen Händen und schließt die Augen.

„Doktor McCoy?“

Es ist Spocks Stimme. Wenn es jemanden gibt, den er in diesem Moment ganz sicherlich nicht sehen will, dann ist es Spock. Er kommt jeden Tag, um nach Jim zu sehen und sich nach seinem gesundheitlichen Werdegang zu erkundigen, und mit jedem Tag geht er Leonard ein wenig mehr auf die Nerven.

„Fühlen Sie sich nicht wohl, Doktor? Wünschen Sie, dass ich Schwester Chapel informiere?“

Leonard kann ein leises Schnauben nicht unterdrücken. Sie hat sich freiwillig gemeldet, ihm bei Jims Pflege zu assistieren, und er wird den Verdacht nicht los, dass sie es hauptsächlich getan hat, um Jim mit spitzen Gegenständen traktieren zu können, während er bewusstlos ist.

Leonard wird sich dafür einsetzen, sie auf die Enterprise versetzen zu lassen, wenn er die Gelegenheit bekommt.

„Nicht nötig, Spock“, sagt er in seine Hände hinein, ehe er den Kopf anhebt und die Schultern gerade macht. „Ich bin nur ein wenig erschöpft.“

Als er Spock den Blick zuwendet, betrachtet der Vulkanier ihn aus nachdenklichen, durchdringenden Augen, und Leonard beißt die Zähne zusammen und steht auf. „Kann ich etwas für Sie tun?“

Spock neigt leicht den Kopf – eine Geste der Verneinung, mit der Leonard inzwischen viel zu vertraut ist.

„Ich bin lediglich hier, um mich der fortschreitenden Genesung des Captains zu versichern, Doktor.“

„Natürlich“, gibt Leonard zurück, und er bemüht sich, seine Stimme ruhig und freundlich zu halten, er bemüht sich wirklich, aber Spock ist einfach so –

„Ich kann nicht umhin, zu bemerken, dass Sie sich nicht wohl fühlen, Doktor“, sagt Spock leise. „Sind Sie sicher, dass ich niemanden zu Ihrer Assistenz anfordern soll?“

Leonard schluckt trocken, weiß einen Moment nicht, was er dazu sagen soll, ehe er sich leise räuspert. „Sehe ich wirklich so schrecklich aus?“

„Gegen Ihr optisches Auftreten ist nicht das Geringste einzuwenden“, erwidert Spock.

Leonard zieht die linke Augenbraue in die Höhe. „Ach nein?“

„Nicht das Geringste“, bekräftigt Spock. Leonard starrt ihn an.

„Es ist Ihr emotionales Wohlbefinden, das mir Sorgen bereitet“, fährt Spock fort. Leonard starrt ihn noch immer an, mehr oder weniger fassungslos.

„Mein emotionales Wohlbefinden bereitet Ihnen Sorgen“, wiederholt er, langsam und gedehnt. Es hilft nicht. Der Gedanke allein ist völlig absurd.

„Es war“, beginnt Spock und verschränkt die Hände hinter seinem Rücken, „schmerzhaft und traumatisch für mich, den Captain zu verlieren. Da Sie schon so viel länger mit ihm befreundet sind, kann ich nur annehmen, dass die Situation für Sie noch wesentlich unangenehmer war.“

Leonard hat das Gefühl, keine Luft zu bekommen. „Wesentlich unangenehmer?“

Es hört sich an wie ein Krächzen.

Spock nickt. „Wesentlich“, wiederholt er.

Leonard starrt ihn noch ein bisschen an, dann hat er eine Epiphanie. „Sie machen sich Sorgen um mich.“

Spock neigt erneut den Kopf, diesmal in die andere Richtung. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das gesagt habe.“

„Ja, aber Sie meinen es auch so!“, entfährt es Leonard, ehe er sich stoppen kann.

Einen Moment lang kehrt Stille ein. Spock blickt ihn an, seine braunen Augen noch immer schrecklich ruhig und durchdringend. Dann tritt er vor, macht einen Schritt auf Leonard zu, streckt die Hand aus und legt sie ihm auf die Schulter.

„Ich bin mir bewusst, dass die Admiralität Sie bereits für Ihre Leistungen in dieser Krise ausgezeichnet hat, Doktor McCoy. Ich bin dennoch der Ansicht, dass ich Ihnen zusätzlich auch meinen eigenen Dank aussprechen muss.“

Leonard blinzelt, runzelt leicht die Stirn. Das Gewicht von Spocks Hand auf seiner Schulter fühlt sich ungewohnt an, ein wenig zu warm, und er muss sich zwingen, nicht den Kopf zu drehen und sie anzustarren.

„Ich habe nur meinen Job gemacht“, sagt er müde.

Spock drückt seine Schulter, ehe er seine Hand von ihm zurückzieht. „Wir hätten Jim verloren, hätten Sie es nicht getan.“




Spock geht, lässt Leonard wieder mit seinem Patienten allein, und Leonard kann diesen Zustand etwa zwanzig Minuten lang genießen, ehe Scotty über ihn herfällt. Auch er kommt täglich vorbei, um nach Jim zu sehen, und wie jeden Tag zuvor setzt Leonard auch diesmal dazu an, das Zimmer zu verlassen und sich anderweitig zu beschäftigen, bis der Chefingenieur wieder verschwindet.

Diesmal greift Scotty nach seinem Ellenbogen, als er sich an ihm vorbei schieben will. „Doktor.“

Leonard muss den plötzlichen, brennenden Impuls unterdrücken, dem Mann ein blaues Auge zu verpassen. „Mister Scott, wenn ich Sie darum bitten dürfte -“

„Ich werde das Gefühl nicht los, dass Sie mir ausweichen“, unterbricht Scotty ihn – atemlos und hektisch, und seine Augen sind derartig flehend auf ihn fixiert, dass Leonard nicht anders kann, als an Ort und Stelle zu verharren. Scotty muss diesen Schachzug von Chekov gelernt haben, eine andere Erklärung gibt es nicht.

Leonard verschränkt abwehrend die Arme vor der Brust. „Möglich. Und?“

Scotty sieht aus, als habe er ihn geohrfeigt. „Ich ... Ich weiß, dass es meine Schuld war, und ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen.“

Leonard blinzelt ihn an und runzelt die Stirn. „Ihre Schuld.“

Er hat definitiv zu wenig geschlafen für mehr als ein derartiges Gespräch an einem Tag.

Aber Scotty nickt, schuldbewusst und elend, und lässt die Schultern hängen. „Ich hätte wissen müssen, was er vorhat – dass er das tun würde. Aber er hat ... er hat mich einfach überrascht.“ Er starrt zu Boden, auf einen Punkt irgendwo zwischen ihren Füßen. „Als ich zu mir gekommen bin, war schon alles zu spät, und ich konnte ... ich wollte Sie nicht ... die Krankenstation war voll belegt, und ...“

Leonard hat seinen offiziellen Bericht gelesen, bis er ihn auswendig konnte. Dementsprechend kommen Scottys Worte nicht sonderlich überraschend. Aber es besteht ein Unterschied dazwischen, einen nüchtern verfassten Text zu lesen und erzählt zu bekommen, was vorgefallen ist.

Scottys Stimme allein reicht aus, Leonard seine Gefühle in diesem Moment klar zu machen.

„Ich habe Spock dazu geholt, weil er der Erste Offizier ist. Sie hatten so viel zu tun auf der Krankenstation, und ich wusste – ich wusste, dass ihm nichts mehr helfen konnte ... Ich hab nicht eine Sekunde daran gedacht, dass Sie ... “

Er stockt und unterbricht sich, und Bones fühlt sich plötzlich unglaublich erschöpft. „Es war nicht Ihre Schuld, Scotty.“

Scotty schüttelt den Kopf. „Natürlich war es meine Schuld.“

„Jim hat schon immer getan, was er wollte. Er war schon immer selbstzerstörerisch und leichtsinnig, und ich untersage Ihnen hiermit, sich die Schuld an seinem Verhalten zu geben – denn glauben Sie mir, ich spreche aus Erfahrung, wenn ich sage, dass Sie auf diesem Weg nur Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung erwarten.“

„Ich hätte Sie dazu holen müssen. Sie sind sein Freund.“ Scotty klingt fürchterlich, während er die Worte ausspricht, seine Stimme bricht beinahe über dem Letzten, und Leonard findet tatsächlich die Kraft in sich, dem Mann zu vergeben.

„Beim nächsten Mal“, sagt er mit einem Anflug schwarzen Humors, der sich einfach nicht unterdrücken lässt.

Scotty hebt den Kopf und starrt ihn fassungslos an. Leonard starrt zurück.

Einen Moment lang verharren sie so, regungslos. Dann geht ein Ruck durch Scottys Körper, und er umarmt Leonard, und das mit Entschlossenheit.

Leonard lässt ihn, weil er schlicht nicht weiß, was er sonst tun soll. Als Scotty sich wieder von ihm löst, begleitet er es mit einem unbeholfenen Schulterklopfen und peinlich berührtem Grinsen.

Leonard schnauft verständnisvoll und lässt es ihm durchgehen.

Scotty räuspert sich und wendet sich Jims Krankenlager zu. „Wie lange noch?“

Leonard seufzt. „Etwa eine Woche, schätze ich.“

Scotty nickt und wirft Leonard einen Blick aus dem Augenwinkel zu. „Er wird unerträglich sein, wenn er wieder aufwacht, richtig?“

Leonard seufzt ein weiteres Mal. „Ist er das nicht immer?“




Aber Jim ist nicht unerträglich, als er aufwacht. Er hält sich weder für unsterblich, noch macht er eine einzige humoristische Bemerkung über Zombies.

Er ist still und blass und unglaublich erschöpft, also lässt Leonard ihn in Ruhe, zieht sich mit Spock von seinem Krankenlager zurück, und lässt ihn wieder einschlafen.

Leonard hofft, dass Spock nicht bemerkt hat, wie sehr seine Hände zittern.

„Doktor.“

Eine zum Scheitern verurteilte Hoffnung.

„Ja, Spock?“

Leonard hat sich mit seiner Anwesenheit abgefunden, in den vergangenen sieben Tagen. Hat mit dem Vulkanier Schach gespielt, und einmal sogar mit ihm und Uhura zu Abend gegessen – an Jims Krankenbett und zum sichtlichen Missvergnügen Schwester Chapels.

„Sie scheinen übergebührlich aus der Fassung gebracht“, sagt Spock mit diesem gewissen Unterton, der entweder Herablassung oder Besorgnis ist; Leonard war bisher nicht dazu in der Lage, ihn endgültig zu klassifizieren. „Soweit mir bekannt, ist der Zustand des Captains nicht weiter besorgniserregend. Seine Werte sind stabil. Liege ich falsch?“

Leonard seufzt. „Tun Sie nicht. Es geht ihm vergleichsweise gut.“

Spock blinzelt ihn an. „Dann begreife ich nicht -“

„Und ich habe keine Ahnung, wie ich es Ihnen erklären soll“, unterbricht Leonard ihn, ein wenig schärfer als beabsichtigt. Er könnte Spock dazu auffordern, sich vorzustellen, wie er sich fühlen würde, wenn seine Mutter plötzlich von den Toten auferstünde – wenn es Uhura gewesen wäre, die sich geopfert hätte.

Er könnte Spock bitten, sich ein derartiges Szenario vor Augen zu führen, sich vorzustellen, wie es sich anfühlen würde, den geliebten Menschen zu verlieren, zu wissen, dass man ihn verloren hat ... seine sterblichen Überreste vor Augen zu haben – und dann damit fertig zu werden, dass man ihn zurück bekommt. Dass der Schmerz umsonst war.

Er tut es nicht. Er hat nie zur Grausamkeit geneigt. Spock mag Jim genau so verloren haben wie er; aber er ist nicht derjenige, der ihm in den letzten Jahren seine Wehwehchen versorgt hat, der ihn gefüttert und gepäppelt und sich um ihn gekümmert hat.

Leonard gibt es nur ungern zu, aber Jim ist einer der zwei wichtigsten Menschen in seinem Leben. Beinahe jeder Moment in Leonards Alltag dreht sich um ihn, involviert ihn in irgendeiner Form. Es war beileibe nicht immer so, und Leonard hat sich dagegen gewehrt so gut er konnte, aber Jim ist ihm schlicht so lange auf die Nerven gegangen, bis er nicht mehr wegzudenken war.

Leonard bezweifelt nicht, dass Spock zumindest diesen Aspekt der ganzen vertrackten Situation problemlos nachvollziehen könnte. Er seufzt.

Spock betrachtet ihn suchend von der Seite, aber er fragt nicht, wendet schließlich den Blick ab und dreht sich dem Fenster zu. Das Krankenhaus steht am Rande der Kraterlandschaft, die Khans abstürzendes Raumschiff hinterlassen hat, und Leonard stellt sich neben ihn, Schulter an Schulter.

„Ich nehme an, Sie werden den Zustand des Captains auch weiterhin überwachen?“, fragt Spock nach ein paar Minuten der Stille.

Leonard lächelt in sich hinein. „Das werde ich. Sie können sich beruhigt zurückziehen.“

Spock nickt ihm zu und geht, und Leonard geht zurück zu Jim.




Es ist kurz nach Mitternacht, als Jim ein zweites Mal aufwacht. Sein Schlaf wird unruhig, Leonard hört ihn stöhnen, sieht ihn die Augen hinter seinen geschlossenen Lidern hin und her rollen – und dann schnellt Jims Oberkörper von der Matratze, er schnappt keuchend nach Luft, hat die Augen so weit aufgerissen, dass das Weiße in ihnen im Halblicht des Zimmers zu leuchten scheint.

Leonard beugt sich über ihn, will ihn beruhigend an den Schultern fassen. In dem Moment, als Jim ihn erkennt, weicht der Ausdruck der Panik auf seinem Gesicht dem grenzenloser Erleichterung. „Bones!“

Ehe Leonard weiß, wie ihm geschieht, hat Jim sich an ihn gedrängt, hat beide Arme um ihn geschlungen, sich an ihn geklammert. „Du bist gekommen.“

Leonard muss die Augen schließen, erwidert Jims Umarmung ganz selbstverständlich. „Natürlich bin ich gekommen.“

Jim versucht, sich noch ein wenig fester an ihn zu drücken, aber er hat nicht die Kraft, und Leonard glaubt, dass er ihn schluchzen hört.

„Es war nur ein Traum“, hört er sich selbst sagen. „Es ist ok. Du bist gesund, Jim.“

Er kann sich gerade noch zusammenreißen nicht „Es wird alles wieder gut“ zu sagen. Jims Finger krallen sich in sein Uniformoberteil, kratzen über seinen Rücken. Leonard kneift die Augen zu. „Ich hab dich, Jim.“

Er hört Jim einen flatternden Atemzug nehmen, spürt die panische Starre aus seinem Körper weichen. Seine Hände fangen wie von selbst an, über Jims Rücken zu reiben.

„Ich hab dich“, wiederholt er leise.

Jim löst sich von ihm, gerade so weit, dass sie einander in die Augen sehen können.

„Du warst nicht da“, sagt er heiser.

Leonard erwidert seinen Blick voll aufrichtigen Bedauerns. „Ich hab es nicht gewusst.“

Einen Moment lang sieht Jim ihn einfach nur an, und Leonard sieht eine Folge so intensiver Emotionen über sein Gesicht ziehen, dass es ihm Gänsehaut verursacht; Angst und Begreifen und Dankbarkeit, Erleichterung – und dann derartig hoffnungslose Verzweiflung, dass es ihm die Luft abschnürt.

„Jim“, beginnt er heiser – und Jim beugt sich vor und küsst ihn.

Jims Lippen sind rau und gleichzeitig weich, und Leonard entkommt ein hilfloses Grollen, als sie sich unter seinen öffnen. Er kann nicht anders, als die Einladung annehmen, kann nicht anders, als seine Zunge in Jims wartenden Mund gleiten zu lassen, und sich zu nehmen, was ihm angeboten wird.

Jim winselt in seinen Mund hinein, krallt sich wieder fester an ihn und stöhnt. Ihr Kuss ist nichts als verzweifeltes Drängen, gierige Hitze und das Verlangen, sich gegenseitig ihrer Anwesenheit zu versichern.

Leonard lässt zu, dass Jim sich in seinen Mund hinein leckt, lässt ihn an seiner Zunge lutschen, und grollt zufrieden, als Jim ihm auf die Unterlippe beißt.

Aber dann wird ihm bewusst, was sie tun; ihm wird bewusst, dass Jim vermutlich unter Schock steht und aus reinem Instinkt heraus agiert – dass er es bereuen wird, wenn er wieder klar denken kann.

Also fasst er Jim bei den Schultern und drückt ihn von sich, sieht ihm in die Augen. „Nicht jetzt, Jim – und nicht hier.“

Jim leckt sich über die Lippen, unbewusst, ganz automatisch. Seine Brust hebt und senkt sich unter hektischen, aufgeregten Atemzügen, und Bones kann noch immer sehen, wie blau seine Augen sind – trotz des Halbdunkels im Zimmer.

„Ok“, sagt Jim dann – im Ausatmen, fürchterlich leise – und seine rechte Hand gleitet über Leonards Brust, greift nach dem Stoff seines Uniformoberteils, hält sich fest. „Ok.“

Leonard legt ganz automatisch seine eigene Hand über Jims, lässt seinen Daumen über Jims Handrücken streichen. „Versuch zu schlafen, Jim.“

Jim grinst ihm tatsächlich zu, Lachfältchen in den Augenwinkeln. „Ok.“

Es ist zu dunkel, als dass Leonard die kränkliche Blässe in seinen Wangen sehen könnte, und nur für einen kurzen Moment fällt das Gewicht der Situation von ihm ab, und hilflose Wärme breitet sich ihm aus.

Jim lehnt sich im Bett zurück, aber er lässt ihn nicht los, und Leonard muss sich vorbeugen, hat Jim einen kurzen, sanften Kuss aufgedrückt, ehe er sich stoppen kann. Er räuspert sich. „Ich bin hier, wenn du aufwachst.“

Jims Mund verzieht sich zu einem weiteren Grinsen, sanfter diesmal, schon beinahe liebevoll, und seine Lider sinken nach unten. „Ja, ich weiß.“

Leonard kann nicht mit Bestimmtheit sagen, was gerade passiert ist.




Der nächste Morgen kommt zu früh, und Leonard ist in einer derartig ungemütlichen Haltung an Jims Bett eingeschlafen, dass es sich anfühlt, als habe er sich beide Schultern ausgerenkt, als er sich gerade macht.

Zudem muss er feststellen, dass Jim schon wach ist, und aus unsicheren blauen Augen zu ihm aufblinzelt. „Hi, Bones.“

Er ist noch immer blass, sieht müde und abgekämpft aus, und Leonard streckt ganz automatisch seine Hand nach ihm aus, misst seinen Puls an seiner Halsschlagader. Jim schmiegt sich an seine Hand.

Leonard lässt seinen Daumen an Jims Kieferknochen hin und her streichen.

„Dein Puls geht ein wenig beschleunigt“, stellt er fest.

Jim sieht ihm direkt in die Augen. „Wundert dich das?“

Leonard zieht seine Hand von ihm zurück. „Jim …“

Jim zieht beide Augenbrauen in die Höhe, übt sich an einem unschuldigen Blick, den Leonard ihm nicht einmal abgenommen hätte, als er ihn noch nicht gekannt hat. „Ich hatte eine Nahtoderfahrung, Bones. Lass mich.“

Bisher war Leonard nicht wütend auf Jim, dass er sich so bereitwillig zum Wohle seiner Mannschaft geopfert hat – konnte nicht wütend auf ihn sein. Denn Jim wollte das Richtige tun, er hat das Richtige getan, selbst wenn es Leonard das Herz gebrochen hat.

Aber dass Jim diese Tat so leichtfertig abtut, von einer Nahtoterfahrung spricht, wenn es viel passender wäre, von einer Karambolage mit Totalschaden zu sprechen, das macht ihn wütend. Denn wenn Jim jetzt damit anfängt, es herunter zu spielen … wenn er seiner Bereitschaft sich zu opfern die volle Tragweite ihrer Bedeutung nimmt – dann kann Leonard nur annehmen, dass Jim noch immer nicht gelernt hat, Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen, im Guten wie im Schlechten.

Also atmet Leonard tief durch, versucht, das wütende Brennen in seinem Bauch zu ignorieren, und verschränkt die Arme vor der Brust. Aber er kann weder verhindern, dass sich seine linke Augenbraue steil in die Höhe zieht, noch kann er das Grollen in seiner Stimme unterdrücken. „Ich soll dich einfach machen lassen? Ist dir immer noch nicht klar, was dabei herauskommt, wenn ich dich einfach machen lasse?“

Jim schenkt ihm ein reuevolles Grinsen, das ihn nicht im Geringsten besänftigt, und Leonard wendet sich mit einem Schnauben ab. „Christine?“

Sie kommt ins Zimmer und tritt ans Bett heran, und aus dem Augenwinkel kann Bones sehen, wie Jim sie erkennt und in stille Panik ausbricht. Es erfüllt ihn mit völlig unangebrachter Befriedigung.

„Wären Sie so gut, ihn zu bewachen, während ich duschen und mich umziehen gehe?“

Sie nickt. Ihre kühlen grauen Augen fixieren sich auf Jim, als wollten sie ihn auf die Matratze nageln. „Selbstverständlich, Doktor McCoy.“

Leonard spürt einen Teil der Spannung der letzten Tage aus seinem Körper weichen. „Vielen Dank, Christine. Lassen Sie ihn unter keinen Umständen aus dem Bett.“

Sie nickt ein weiteres Mal, lächelt ihm beruhigend zu. „Natürlich nicht, Doktor.“

Jim scheint hin und her gerissen zwischen Empörung und Angst um sein Leben. Er gibt kein Wort des Widerspruchs von sich, aber Leonard fühlt seine Augen auf sich, als er das Zimmer verlässt und die Tür hinter sich zuzieht.

Vielleicht ist es feige von ihm, einfach zu verschwinden, ehe sie darüber gesprochen haben. Aber er will nicht nur sich selbst, er will vor allem Jim die Zeit geben, darüber nachzudenken, was in der vergangenen Nacht zwischen ihnen vorgefallen ist.

Im Moment ist Leonard sich nur über zwei Tatsachen im Klaren: Er ist unfassbar erleichtert, dass ihm sein bester Freund erhalten geblieben ist – und es hat ihm gefallen, Jim zu küssen.




Jim schläft bereits wieder, als Leonard ins Zimmer zurück kommt. Schwester Chapel sitzt mit einem Sicherheitsabstand von zwei Metern auf dem Besucherstuhl neben dem Bett und studiert etwas auf ihrem PADD. Sie schaltet es aus und legt es beiseite, als sie sich Leonards Anwesenheit gewahr wird, erhebt sich von ihrem Stuhl.

„Es hat ihm nicht gefallen, dass Sie gegangen sind, Doktor“, sagt sie ohne jede Einleitung.

Leonard kann nicht sofort antworten. Er lässt seinen Blick über Jims stille Gestalt gleiten und muss sich selbst ein wenig zu nachdrücklich versichern, dass Jim lediglich schläft – dass alles in Ordnung ist.

Leonard räuspert sich. „Hat er sich benommen?“

Chapel nickt ihm zu. „Vorbildlich. Ich habe ihm allerdings versprechen müssen, dass ich ihn wecke, wenn Sie zurück sind.“

Leonard wendet ihr den Blick zu, sieht ihr in die Augen. „Ich entbinde Sie hiermit von diesem Versprechen, Schwester.“

Sie blickt ruhig zurück. „Es schien ihm wirklich wichtig zu sein.“

„Wichtig ist, dass er sich erholt“, wendet Leonard grollend ein, beißt die Zähne zusammen, als er sieht, wie sich ihre Stirn runzelt. Er reißt sich zusammen, atmet tief durch. Seine Sorge um Jim ist keine Entschuldigung dafür, sich der Frau gegenüber unpassend zu benehmen.

„Entschuldigen Sie, Christine.“

„Ist schon ok“, erwidert sie, und zum ersten Mal, seit er sie kennen gelernt hat, scheint sie den Mantel der respektablen Krankenschwester abzulegen, und sich ihm als Privatperson zu präsentieren. „Ich verstehe durchaus, was in Ihnen vorgeht.“

Leonard sieht sie zögern, dann strafft sie die Schultern, reckt ihr Kinn ein wenig in die Höhe und macht einen Schritt auf ihn zu. „Wenn ich etwas anmerken darf?“

Leonard reibt sich mit der Hand über die müden Augen. „Wenn Sie so reden, erinnern Sie mich an Spock.“

Er lässt die Hand wieder sinken, als sie nichts erwidert, und findet sich mit einem besorgten Blick konfrontiert.

„Er hatte Angst, dass Sie nicht zurückkommen.“ Sie sagt es ihm mit fester, gleichmäßiger Stimme, als trage sie ihm eine eindeutige Diagnose vor, und nicht Theorien über das emotionale Befinden seines besten Freundes.

Leonard blinzelt sie verblüfft an. „Wieso sollte er das?“

„Das dürfen Sie mich nicht fragen“, erwidert Chapel leise. „Ich habe es aufgegeben, diesen Mann verstehen zu wollen.“

Leonard beißt sich auf die Unterlippe und nickt, und seine Augen kehren ganz automatisch zu Jims regloser Gestalt zurück. „Wenn Sie wollen, können Sie sich jetzt zurückziehen. Ich übernehme die Nachtschicht.“

„Ich habe nicht eine Sekunde lang daran gezweifelt“, entgegnet sie leichthin – dann legt sie ihre Hand an seinen Ellenbogen und lässt sie für einen Moment dort verharren. Leonard blinzelt überrascht auf sie hinab. Aber sie erwidert seinen Blick nicht, sieht stattdessen Jim in seinem Bett an. Ihre Stimme scheint von unglaublich weit her zu kommen, als sie schließlich spricht.

„Übernehmen Sie sich nicht, Doktor.“

Leonard muss kurz die Augen schließen. Er nickt. „Ich kann Ihnen nichts versprechen.“

Sie lässt ihn los und verlässt das Zimmer, und Leonard versucht, mit der Mehrdeutigkeit in ihren Worten fertig zu werden. Er zieht sich den Stuhl näher an Jims Bett heran, auf dem Chapel gesessen hat, und stellt sich auf eine lange Nacht ein.




Es ist ein atemloses Keuchen, das ihn weckt. Es geht in Husten über, den schmerzhaften Versuch, Sauerstoff in ein Paar unkooperativer Lungen zu bekommen – das panische Schnappen nach Luft des Hyperventilierens.

Leonard ist so schnell auf den Beinen und an Jims Seite, dass er nicht einmal registriert, wie sein Stuhl laut klappernd hintenüber fällt.

„Jim!“

Jim starrt zu ihm auf, panisch und aus weit aufgerissenen Augen, und einen Moment lang scheint er ihn nicht zu erkennen. Also packt Leonard seine Schultern, drückt sie, schüttelt Jim sanft. „Ich bin hier, Jim. Es ist alles ok. Du bist im Krankenhaus. Wir haben es überstanden.“

Jims Hände schießen in die Höhe und greifen nach seinen Schultern, gleiten über seine Oberarme, suchen nach Halt, während Jims ganzer Körper noch immer von Krämpfen geschüttelt wird.

Leonard folgt seinem ersten Instinkt, rutscht ins Bett und streckt sich neben Jim auf der Matratze aus, zieht Jim an sich heran, bis sie Brust an Brust liegen. „Ich hab dich, Jim“, sagt er wieder, schlingt seinen Arm um Jim und hält ihn an sich gedrückt, atmet betont langsam ein und wieder aus. „Ich hab dich.“

Jims Körper liegt warm und nachgiebig in seinen Armen, und er spürt, wie Jim seine Atmung anpasst, wie sie ruhiger und gleichmäßig wird. Er streichelt Jim über den Rücken. „So ist es gut.“

Einen Moment lang ist alles still, dann hebt Jim seinen Kopf und blickt Leonard durch die Dunkelheit an. „Hatte ich gerade eine Panikattacke?“

Er sagt es mit einem Grinsen und einem angedeuteten Zwinkern, und Leonard spürt das vertraute Grollen in sich aufsteigen.

„Ich fürchte schon“, knurrt er. Aber er macht sich nicht von Jim los, rutscht nicht aus dem Bett. Er bleibt liegen.

Jim schließt die Augen und drückt seinen Kopf an Leonards Brust. „Ich glaube, ich habe schlecht geträumt.“

Leonard senkt seinen Blick, starrt auf Jims wüstes Haar hinab, lässt seine Hand über Jims schweißnassen Rücken reiben. „Was du nicht sagst.“

Jim drückt sich noch ein wenig enger an ihn heran, obwohl das eigentlich kaum noch möglich ist. „Wann bist du zurückgekommen?“

Leonard hat jegliches Zeitgefühl verloren. Jim ist ihm zu nahe, er hat seit Tagen nicht vernünftig geschlafen, und das künstliche Licht im Zimmer lässt keinen Schluss zu.

„Vor ein paar Stunden“, antwortet er vage, seine Stimme rau und zu leise, aber Jim versteht ihn trotzdem.

„Christine sollte mich wecken.“ Er hebt leicht den Kopf, drückt sein Gesicht in Leonards Halsbeuge, und Leonard spürt ihn einen tiefen Atemzug nehmen.

„Ich habe es vorgezogen, dich schlafen zu lassen“, erwidert er grob. Eine Gänsehaut zieht sich über seinen kompletten Rücken.

„Mhm“, macht Jim und schiebt sein linkes Bein zwischen Leonards, bringt ihre Becken zusammen. „Aber wir wollten reden.“

Leonard hat das Gefühl, das ihm die Realität durch die Finger gleitet wie Mehl aus einer gerissenen Tüte – er weiß, dass der Riss da ist, weiß, was ihn verursacht hat; aber er hat keine Ahnung, wie er ihn flicken soll.

„Reden“, wiederholt er also, und seine Stimme klingt noch schlimmer als vorher. „Du willst reden.“

Er sagt es ohne jegliche Betonung, weil er sich nicht entscheiden kann, welches Wort er am meisten unterstreichen soll. Jim will reden. Jeder einzelne Bestandteil dieser Konstellation erscheint ihm gleichermaßen unwahrscheinlich.

Statt etwas zu erwidern, hebt Jim sein Gesicht zu ihm an und küsst ihn erneut. Der Kuss ist lange nicht so verzweifelt wie beim letzten Mal, viel weniger hastig, und Leonard kann selbst nicht genau sagen, wieso er ihn erwidert.

Vielleicht, weil es ihm gefällt, Jim zu küssen.

Denn Jim ist ein guter Küsser; er weiß, was er tut, und lässt Leonard vergessen, dass er ihn verloren hatte. Er küsst Leonard außerdem mit einer Hingabe, die ihn überrascht, und die er Jim beim besten Willen nicht zugetraut hätte.

Leonard spürt Jims Hände über seinen Rücken streichen, ein wenig zu fest, als wollten sie ihn an einer Flucht hindern; und dann gleiten sie unter sein Uniformoberteil und über nackte Haut.

Einen Moment lang ist Leonard viel zu beeindruckt über diese plötzliche Kraft in Jims Händen, um der Berührung die angemessene Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

Jims Lippen dämpfen sein Stöhnen, als er endlich realisiert, was vor sich geht, und er küsst ihn nur noch inniger. Leonard hat das Gefühl zu fallen, und er fürchtet sich nicht einmal vor dem Aufprall.

Er löst den Kuss, lehnt seine Stirn an Jims und nimmt ein paar tiefe, beruhigende Atemzüge – lauscht mit geschlossenen Augen in sich hinein. Es fühlt sich so anders an, Jim zu küssen. Er hat keinerlei Anhaltspunkt für dieses Gefühl. Keine seiner Beziehungen lässt sich mit der zu Jim vergleichen, weder die romantischen noch die platonischen, und er weiß nicht –

„Bones.“ Jims Stimme klingt klein und unsicher, und er lässt seine Lippen über Leonards Wange und seinen Hals streichen. „Sag mir, dass wir ok sind.“

„Wir sind ok“, erwidert Leonard automatisch, und schlägt die Augen auf, als er feststellt, dass es die reine Wahrheit ist. Sie sind ok. Sie werden immer ok sein.

„Wir sind ok“, wiederholt er also mit Nachdruck, und einer Sicherheit und Ruhe in der Stimme, die ihn selbst überrascht. Jim blickt ihn durch die Dunkelheit hinweg an, Zweifel und Angst in den Augen, und Leonard legt ihm die Hand an die Wange.

„Ich hab dir doch gesagt, dass ich dich habe, oder nicht?“

Jims linker Mundwinkel wandert in die Höhe. „Das hast du. Wiederholt.“

Leonard blickt ihn ernst an. „Und du glaubst mir nicht?“

„Ich glaube dir“, stellt Jim sofort klar. „Immer.“

Leonard wird sich bewusst, dass Jims Hände noch immer auf seinem Rücken liegen – unter seiner Uniform, auf nackter Haut.

„Gut“, sagt er heiser, und macht Anstalten, sich von Jim zu lösen.

Jims Finger krallen sich in seinen Rücken. „Nicht.“

„Jim.“ Leonard muss sich räuspern. „Ich kann hier nicht schlafen.“

„Bitte“, sagt Jim leise. Der flehende Unterton in seiner Stimme ist Leonard völlig neu. „Bitte bleib einfach hier. Wenigstens heute Nacht.“

Leonard lässt es sich durch den Kopf gehen. Jim und er zusammen im Krankenhausbett. Was Chapel davon halten wird, wenn sie sie am nächsten Morgen vorfindet. Schlimmer noch, was Spock davon halten wird, sollte er derjenige sein.

Es kümmert ihn nicht wirklich.

„Ok“, sagt Leonard also. „Ich bleibe.“ Er gibt sich Mühe, einen strengen Blick aufzusetzen, trotz der Dunkelheit im Zimmer, und fixiert Jim unter zusammengezogenen Augenbrauen. „Aber nur, wenn du versprichst, dich zu benehmen.“

Jim zieht prompt seine Hände unter seiner Uniform heraus. „Pfadfinderehrenwort.“

Es gibt zahlreiche Einwände, die Leonard gegen solch einen Schwur vorbringen könnte. Allen voran die Bemerkung, dass Jim niemals ein Pfadfinder gewesen ist und nach spätestens zwei Wochen aus dem Camp geflogen wäre, wenn er versucht hätte, einer zu werden.

Stattdessen schließt Leonard seine Augen und nimmt einen tiefen, beruhigenden Atemzug. Ihm ist selbst nicht völlig klar, wen er hier zu beruhigen versucht. „Gute Nacht, Jim.“

Zur Antwort führt Jim ein Manöver aus, dass Leonard nur als Ankuscheln klassifizieren kann. „Nacht, Bones.“

Leonard glaubt nicht, dass er je wieder wird einschlafen können, und straft sich bereits nach fünf Minuten selbst Lügen.
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