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Der Pakt mit dem Teufel

von CAMIR

V

 

 

Er war ungeduldig. Wenn er eines hasste, dann warten zu müssen. Die Bildschirme vor ihm flackterten, zeigten ihm sein kleines Imperium. Dort war alles unter Kontrolle, alles so wie er es wünschte, alles so wie er es befahl… Aber da draußen, war er darauf angewiesen, dass andere die Drecksarbeit machten. Er wollte dieses Schiff, seit dem ersten Augenblick, als er es gesehen hatte. Und nun? Nun starrte ihn lediglich die endlose Weite des Weltraums an. Wie konnte das geschehen?

„Bericht!“ brüllte er, als sich einer seiner Untergebenen endlich traute, ihm unter die Augen zu treten.

„Wir haben noch keine Rückmeldung von der Patrouille.“

„Sie sind über der Zeit!“

„Ich weiß, aber ich kann sie nicht erreichen…“

„Irgend etwas Ungewöhnliches?“

Der Nichtsnutz schüttelte verängstigt den Kopf.

„Dann sucht weiter, ich will wissen, was los ist!“

Hektisches Kopfnicken. Dann rannte der Kerl.

Er hätte sie am liebsten alle bestraft. Wenn er eines hasste, war es Inkompetenz. Er regierte hier. Er alleine!

 

„Sie kommt zu sich.“

Die Stimme des Doktors, aber mit wem sprach er? Alles wirkte so fern und verschwommen. Kathryn Janeway wollte die Augen öffnen, aber irgend etwas hinderte sie daran. Es fiel ihr schwer, so schwer.

Es roch nach der Krankenstation und durch ihre geschlossenen Augenlider konnte sie die Helligkeit der Schiffsbeleuchtung wahrnehmen.

Sie war also noch auf der Voyager.

Langsam, ganz langsam kehrte die Erinnerung zurück. Wieso war sie noch auf der Voyager? Wieso war sie nicht tot? Oder war sie tot und das hier war das Jenseits?

Dagegen sprachen die klopfenden Schmerzen in ihrem Bein und ihrem Kopf.

Sie stöhnte leise, dann endlich öffnete sie die Augen.

Tatsächlich, sie lag auf einem Biobett auf der Krankenstation ihres Schiffs, der Doktor über sie gebeugt.

„Willkommen zurück unter den Lebenden.“

Er schien sehr zufrieden mit sich zu sein.

Janeway blinzelte einige Male und kniff die Augen dann wieder zu. Es war alles so hell. Sie stöhnte erneut. Ihr Kopf hatte sichtliche Schwierigkeiten all diese Eindrücke zu verarbeiten. Und gleichzeitig platzte sie vor Neugier.

Sie presste eine Hand an ihre Schläfe, in der Hoffnung, dass dies die Kopfschmerzen etwas linderte.

„Die Kopfschmerzen sind eine bedauerliche, aber notwendige Reaktion Ihres Körpers auf die Medikamente, die ich Ihnen zur Blutregeneration geben musste. Sie haben eine ganz schöne Menge verloren. Ohne medizinische Hilfe hätte ihr letztes Stündlein da draußen geschlagen…“

„Was ist geschehen?“ brachte sie schließlich hervor. Ihr Hals war trocken und ihre Stimme hörte sich verzerrt an.

„Bitte Captain, alles der Reihe nach. Sie sollten sich erst einmal ausruhen.“

Wie konnte er nur so ruhig bleiben?

„Die Eindringlinge?“

„Seien Sie unbesorgt, sie stellen vorerst keine Gefahr mehr für das Schiff oder Ihr Leben dar.“

Janeway zwang sich erneut, die Augen zu öffnen. Dann wollte sie sich aufsetzen, wurde aber sofort unter sanftem Zwang des Hologramms davon abgehalten.

„Strikte Bettruhe, Captain. Sie wären beinahe gestorben.“

Sie atmete hörbar aus und legte dann einen Arm auf den des Doktors.

„Einverstanden. Aber dafür möchte ich einen vollständigen Bericht.“ Als sie den Unwillen in seinem Gesicht sah, fügte sie mit Nachdruck hinzu: „Jetzt!“

Er schüttelte den Kopf und legte einige medizinische Utensilien zur Seite.

„Ich hätte es mir denken können. Sie ändern sich niemals. Na schön, ich erzähle Ihnen alles, wenn Sie nur liegen bleiben.“

„Wie lange war ich weggetreten?“

„Drei Tage.“

„Drei?!“

„Ich musste sie in ein künstliches Koma versetzen. Als wir Sie fanden, waren Sie beinahe verblutet.“

„Wir?“ Hoffnung machte sich in ihr breit. Die verschwundene Crew? Aber die Worte des Doktors machten diese Hoffnung sofort wieder zurnichte.

„Inspektor Sól’Dis von der Kitanischen Ordnung.“

Verwirrt runzelte Janeway die Stirn. Sie hatte eine Menge nicht mitbekommen. Und nun machte es ihr Schiffsarzt so spannend.

„Das bin ich…“

Eine tiefe Frauenstimme und kurz darauf Schritte. Dann trat eine weibliche Humanoide in Janeways Blickfeld. Nachdem der Doktor ihr verboten hatte, sich aufzusetzen, war sie über diesen Akt der Höflichkeit nicht undankbar. Ein weißer Haarschopf in der Mitte  des Kopfes der Frau stach besonders hervor, ansonsten schien es keinen Haarwuchs zu geben. Grüne Flecken waren an ihren Schläfen und an ihrem Hals und stachen auf ihrer bläulichen Haut besonders hervor. Sie war von derselben oder zumindest einer ähnlichen Spezies, wie die Plünderer, wie dem Captain jetzt auffiel. Im Eifer des Gefechts hatte sie nicht besonders auf deren Aussehen geachtet. Der einzige Unterschied war, dass sie keinerlei Implantate an sich hatte. Sie war in eine schwarze Uniform gekleidet und bis an die Zähne bewaffnet, soweit Janeway das aus ihrer liegenden Position heraus erkennen konnte.

Sie streckte der Fremden ihren Arm entgegen und lächelte gequält.

„Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.“

Wer immer sie auch war, sie hatte Janeway das Leben gerettet und dafür gesorgt, dass die Voyager nicht in die falschen Hände gefallen war. Den Rest würde sie vielleicht gleich erfahren.

Sól’Dis ergriff Janeways Hand und drückte sie.

„Ebenfalls. Ihr Doktor hat unermüdlich von Ihnen und Ihren Heldentaten erzählt. Sie sind sehr mutig, dass sie es alleine mit fünfzehn Daramor aufgenommen haben.“

„Daramor?“

Sól’Dis seufzte.

„Wie dumm von mir, ich habe vergessen, dass ich all das nur Ihrem Doktor erzählt habe. Die Daramor sind eine hier in diesem Raumsektor ansässige Gruppe von Plünderern. Sie sind zu weit außerhalb der Kitanischen Ordnung, als dass wir uns um sie kümmern könnten.“

„Und warum sind Sie dann hier, wenn ich mir die Frage erlauben darf?“

„Das hat Zeit!“ fuhr der Doktor ungeduldig dazwischen. „Captain, wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf, Sie sind bei weitem noch nicht gesund. Und von dem, was uns bevorsteht braucht die Voyager Sie auf der Höhe Ihrer Kräfte.“

Sól’Dis blickte vom Doktor zu Janeway, die das Gesicht verzog, sich aber geschlagen gab. Von der Hand zu weisen, waren die Argumente des Doktors nicht und tief in ihrem Inneren wusste sie das auch.

Die Kitani nickte zustimmend.

„Ihr Arzt hat recht. Sie brauchen Ruhe. Es ist überhaupt ein Wunder, dass Sie so lange durchhielten, ganz ohne Körperschilde. Wie dem auch sei. Ich werde Sie zu gegebener Zeit über alles informieren. Bis dahin sage ich Ihnen nur, dass ich eine Vermutung habe, wer hinter dem Verschwinden Ihrer Crew steckt. Um diese Vorfälle zu untersuchen, bin ich hergekommen und wenn alles gut geht, sollte es möglich sein, dafür zu sorgen, Ihre Mannschaft zu befreien.“

Janeway nickte knapp.

„Ich verstehe.“

Die Fremde drehte sich um und verschwand aus dem Sichtfeld des Captains. Sie ging in Richtung Tür. Bevor sie ganz draußen war, fügte der Captain noch etwas hinzu.

„Sól’Dis?“

„Ja?“

„Danke!“

Die Türen der Krankenstation schlossen sich und Janeway war wieder mit dem Doktor alleine. Dieser besah sich unbeirrt ihre Werte, schien aber soweit zufrieden zu sein.

Der Captain atmete hörbar aus und schloss dann ihre Augen. Sie fühlte sich tatsächlich noch ziemlich ausgelaugt, die Schmerzen taten ihr Übriges. Aber sie lebte. Das hätte sie niemals für möglich gehalten.

Vielleicht hielt die Kitani ihr Wort und konnte helfen, die Crew zu finden? Auf jeden Fall kannte sie sich in diesem Sektor aus. Und wenn es Janeway besser ging, konnte man die Lage weiter besprechen.

Mit diesen tröstenden Gedanken schlief sie ein.

 

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