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Abriachan Teil I - Am Scheideweg

von Gabi

Kapitel 5

Die Explosion hatte die Steuerung der Mologia so schwer beschädigt, dass an eine vorschriftsmäßige Landung nicht zu denken war. Sie traten mit zu hoher Geschwindigkeit und viel zu weit südlich von ihrer ursprünglichen Route in die Atmosphäre von Abriachan ein.

Kira übernahm die Navigation von Fähnrich Mondal und ließ sich von Suidhe nach dem Atmosphäreneintritt einweisen. Die Wissenschaftlerin bedeutete ihr eine Ebene, die offen und weit genug war, um den Landeanflug zu wagen. Dass auf dieser Seite des Planeten die Nacht schon eingesetzt hatte, erschwerte die Landung zwar, doch das Gelände war offen genug, dass die Bajoranerin keine größeren Schwierigkeiten hatte.

„Okay, alle festhalten!“ Sie setzte auf, zog wieder hoch, setzte wieder auf, und verhinderte so, dass sich die Nase des Kreuzers in den Boden bohrte. Nach ein paar sanften, weiten Sprüngen, kam die Mologia zur Ruhe.

Die Bajoranerin erhob sich von der Navigation, nachdem das Zittern des Schiffs aufgehört hatte. „Sind alle in Ordnung?“

Die anderen ließen die Halterungen los, an denen sie sich festgehalten hatten. „Das war beinahe druckreif“, seufzte Bashir. „Ich frage mich, wozu Schiffe überhaupt Dämpfer haben, wenn man sie auch so landen kann.“

Kira ging an ihm vorbei auf die Brückentür zu und versetzte ihm dabei einen spielerischen Stoß mit dem Ellenbogen. „Bitte etwas mehr Respekt, Herr Doktor.“

„Aye, Sir!“ Er folgte ihr schmunzelnd. Die anderen schlossen sich ihnen an.

Draußen begrüßte sie eine warme Nachtluft. Kein Licht trübte den Ausblick auf den sternenverhangenen Himmel. Es roch angenehm nach Abendblumen und dem Harz der Bäume. Kira streckte sich ein wenig. „Das ist, was ich auf der Station am meisten vermisse.“

Chailleach sprang neben ihr aus der Ausstiegsluke. „Wenn Ihr wollt, können wir hier draußen übernachten. Es wird einige Zeit dauern, bis unsere Leute alles, was benötigt wird, zusammengestellt haben. Wenn Ihr wünscht, brauchen sie uns vorher nicht abzuholen.“

Sie wandte sich überrascht um. Es war das erste Mal, dass der junge Mann sie angesprochen hatte. Er blickte ebenfalls zum Nachthimmel empor. Sein langes Haar wirkte wie Sternenlicht. Es lag eine Traurigkeit um ihn, die Kiras ablehnende Haltung ihm gegenüber auf der Stelle milderte. „Es tut mir leid, was mit Ihren Leuten geschehen ist“, bemerkte sie leise.

„Ich weiß.“ Er wandte sich an seinen Kommandanten, der wie alle anderen auch das Schiff verlassen hatte. „Admair, sollen wir hier draußen übernachten? Ich glaube, Colonel Kira würde sich darüber freuen.“

Kira sah zu dem großen Abriachaner hinüber. „Wie sieht es mit wilden Tieren aus?“

Admair schüttelte den Kopf. „Das sollte kein Problem sein. Wenn wir ein Feuer entzünden, wird das die meisten abhalten. Zur Sicherheit stellen wir zwei Wachen auf. Ich habe auch nichts dagegen, endlich wieder frische Luft zu atmen.“

„Einverstanden.“ Colonel Kira hob ihre Stimme etwas an. „Haben Sie das alle mitbekommen? Hier ist der Vorschlag aufgekommen, draußen zu übernachten, bis Hilfe kommt. Hat jemand Einwände?“

Niemand hatte Einwände. Nach dem Schrecken über den Verlust der anderen und des Schiffes zog jeder die Aussicht auf die relative Intimität einer Übernachtung am Lagerfeuer den einsamen Schiffskabinen vor. Die Nacht war warm und der Boden trocken.

„Commander, können Sie bitte zusammenstellen, was wir für die Reparatur benötigen, damit Suidhe abklären kann, ob sie die Teile besitzen?“

Benteens Kopf erschien hinter dem Schiffsrumpf. Sie schwenkte ein Padd. „Ich bin schon dabei, Colonel.“

„Gut.“ Kira nickte. „Wir anderen haben also die Aufgabe, uns einen Platz für die Nacht zu suchen und etwas zu Essen zuzubereiten.“

Eine geeignete Stelle war rasch gefunden. Nicht weit von der Mologia entfernt legten sie ihre Decken aus und schichteten Holz auf, welches Kira mit ihrem Phaser zu einem Feuer entzündete. Aus den Schiffs-Vorräten suchten sie diejenigen Nahrungsmittel aus, die sich zum Grillen eigneten.

Nachdem Suidhe Kontakt mit ihren Leuten aufgenommen und ihre Lage sowie die Ersatzteilbestellung Benteens durchgegeben hatte, setzten sie sich um das Feuer. Sie sprachen über belanglose Dinge, während sie ihr Abendessen in die Flammen hielten. Jeder vermied die Erwähnung des Zwischenfalls im All.

„Zu einem Lagerfeuer gehört eigentlich auch ein ordentliches Lied“, ließ sich Bashir vernehmen. Mehrere verständnislose Blicke trafen ihn. Als er sich in der Runde umsah, wurde ihm klar, dass Terraner eindeutig unterrepräsentiert waren. „Commander“, wandte er sich an seine Mit-Terranerin. „Sie sind doch sicher auch meiner Meinung.“ Doch noch während er ihr die Frage stellte, war er sich sicher, dass Benteen eine der letzten Personen war, die er sich singend vorstellen konnte. Der Blick, den sie ihm zuwarf, bestätigte seine Vermutung aufs allerdeutlichste. Er grinste ihr zu. „War nur so ein Gedanke.“

„Wenn Sie Musik lieben, dann werden Sie sich bei uns wohl fühlen, Doktor“, bemerkte Suidhe von der anderen Seite des Feuers. „Wenn Sie außerhalb Ihres Seminars noch ein wenig Zeit erübrigen können, würde ich mich freuen, Ihnen die kulturellen Reichtümer meiner Einheit vorstellen zu dürfen. Ich kann mit Stolz sagen, dass mein Gut das Heim für äußerst begabte Künstlerinnen geworden ist.“

Bashir tauschte einen Blick mit Kira aus. „Ich würde mich freuen, und ich bin sicher, dass wir dafür Zeit finden werden. Wir sind nicht den langen Weg hierher gekommen, um dann nichts über Ihre Kultur zu lernen.“

Suidhe lächelte. „Es wird ihnen bestimmt gefallen.“

Später legten sie ihre Decken in der Nähe des Feuers zurecht. Kira und Admair übernahmen die erste Wache. Sie zogen sich auf einen schmalen Erdwall zurück, der den Lagerplatz nach Norden abschloss.

Um das Feuer herum erstarb das Rascheln allmählich und es kehrte Ruhe ein.

Die beiden Kommandanten saßen auf dem Hügel und betrachteten die ihnen Anvertrauten. Lange Zeit sprachen sie nicht. Als sich im Lager nichts mehr regte, wandten sie wie auf ein inneres Kommando ihren Blick nach Norden auf die Ebene hinaus.

„Wir sollten beide Seiten im Blick behalten“, bemerkte Kira leise. „Ich werde am Südende Stellung beziehen.“

„Ihr habt recht“, stimmte Admair ihr zu. „Ich denke nicht, dass sich jemand anschleichen wird, doch niemandem ist mit Sorglosigkeit gedient.“

Kira erhob sich. Bevor sie ihre Stellung wechselte, beugte sie sich noch einmal zu Admair hinunter. „Ich möchte Ihnen danken. Das Schwerttraining Ihrer Männer war wertvoll. Wie Sie sicherlich bemerkt haben, ist die Loyalität in unserer Kommandostruktur nicht so ausschließlich wie bei Ihnen. Ich denke, ich habe es Ihnen zu verdanken, dass mein erster Offizier allmählich auftaut. Die Tage auf der Mologia haben uns allen gut getan.“

Admair lächelte. „Es freut mich, dass auch wir Euch etwas geben konnten, nach allem, was Ihr für uns tut.“

„Ich wollte Ihnen das noch heute Nacht sagen, da ich nicht weiß, was morgen auf uns wartet.“

Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht des Mannes. „Warum sagt Ihr das, Colonel?“

„Nennen Sie es einfach eine Ahnung.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln, dann verließ sie den Beobachtungsplatz.

Admair sah ihr nachdenklich hinterher.

Nach zwei Stunden machten sie sich daran, die nächsten beiden Posten zu wecken. Admair ging zu Chailleachs Schlafplatz hinüber. Als er sah, dass Kira sich Benteen näherte, rief er ihr ein leises „Colonel“ zu. Kira blickte auf und sah, dass Admair ihr zuwinkte.

„Was ist?“ flüsterte sie, als sie zu ihm kam.

„Ich möchte Euch bitten, Fähnrich Mondal für die zweite Schicht einzuteilen.“

„Weswegen? Er braucht sich doch nicht die Nacht um die Ohren zu schlagen, wenn genügend erfahrene Offiziere da sind, die das machen können.“

„Habt Ihr bemerkt, wie anders Chailleach in Daviots Gegenwart ist? Er kann mit dem Jungen anders reden als er das mit uns tut. Chailleach war nie mit Gleichaltrigen zusammen, ich glaube, Euer Fähnrich tut ihm gut.“

Kira schüttelte den Kopf, lächelte dabei aber. „Sie sollten Wache stehen und sich nicht unterhalten. Aber“, fügte sie hinzu, als Admair erneut ansetzen wollte zu sprechen, „ich werde den Fähnrich wecken.“

So fanden sich kurz darauf Chailleach und Mondal auf dem nördlichen Erdwall wieder. Sie beobachteten, wie sich Kira und Admair schlafen legten. Die Bajoranerin suchte sich einen freien Platz bei Bashir und Dax und wickelte sich in ihre Decke ein. Sie schien mit der Situation vertraut zu sein, anders als ihr erster Offizier auf der anderen Seite des Feuers, die sich anfangs recht lange herumgedreht hatte, bis sie sich mit dem Schlafen unter freiem Himmel zurechtgefunden hatte.

Admair kniete sich zu seiner Herrin und begann, sein Hemd aufzuknöpfen. Er schob es über seiner breiten Brust auseinander und legte sich neben Suidhe nieder. Die Frau bewegte sich ein wenig, wachte nicht vollständig auf. Er zog ihren Körper eng an den seinen, bettete ihren Kopf an sein Schlüsselbein und zog die Decke um sie beide. Suidhes Hand rutschte nach oben und legte sich auf sein Herz.

Mondal beobachtete sie fasziniert. „Es wundert mich, dass er in der Öffentlichkeit so intim ist“, bemerkte er leise.

Chailleachs Augen ruhten ebenfalls auf seinem Kommandanten. „Er liebt sie. Da ist nichts, was er daran verbergen möchte. Wenn es nötig ist, wird er für sie sterben.“

Der Betazoide schüttelte leicht den Kopf. Sich für jemanden anderes zu opfern war fremd für ihn. Er hielt es für zu pathetisch. Natürlich gab es Personen in seinem Leben, die er liebte, doch er wusste nicht, ob er wirklich sein eigenes Leben aufgeben würde, um das eines anderen zu retten.

„Und für wen würdest du sterben?“ fragte er den Soldaten.

„Für Admair.“

Mondal versuchte aus den Zügen des anderen zu lesen, ob er es ernst meinte. Es wirkte so. „Was hat er getan, dass du ihm so treu ergeben bist?“ wollte er wissen. „Ich verstehe zwar, dass in eurer Kultur das Prinzip der bedingungslosen Treue denen gegenüber, denen ihr dient, besteht. Doch nimm es mir nicht übel, wenn ich das sage – du wirkst mir bisher nicht wie jemand, der sich einem Prinzip unterordnet.“

Chailleach sah ihn an. Seine dunklen Augen wirkten traurig. „Das bin ich auch nicht. ... Ich kann dir nicht sagen, was Admair getan oder nicht getan hat, ich weiß es nicht genau. Er war immer da, wenn ich ihn brauchte, er hat mich alles gelehrt, was ich kann, und er liebt mich. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um ihn zu schützen.“

Mondal nickte. Chailleach hatte nicht mehr von gestern Nacht gesprochen, doch Mondal glaubte nun, dass seine Verwirrung mit Admair zu tun hatte. Der Fähnrich hatte gehört, welches Schicksal dem Kommandanten mit der Königin bevorstand. Er musterte den Soldaten. „Du möchtest dich statt seiner opfern“, stellte er dann fest.

Chailleach sah ihn überrascht an. „Wenn es sich anders nicht abwenden lässt ... ja, dann habe ich das vor.“

Mondal nickte erneut.

„Glaub nicht, dass mir das nicht gelingt“, kam der Soldat möglichen Einwänden zuvor. Seine Stimme klang verteidigend, als habe er Angst, dass der Betazoid ihn von seinem Vorhaben abbringen wollte. „Wenn ich es darauf anlege, dann widersteht mir niemand, auch keine Königin.“

Das glaubte Mondal ihm aufs Wort. Chailleach war ohne Zweifel arrogant, doch seine Arroganz beruhte auf einer soliden Basis. Er packte den Fähnrich an den Armen. „Wenn du davon auch nur irgendjemandem ein Wort sagst ...“

Leicht verärgert machte Mondal sich frei. „Du brauchst mir nicht zu drohen. Habe ich dich vielleicht bisher verraten?“

„Entschuldige.“ Chailleach streichelte über Mondals Arm, wo er ihn zuvor grob gepackt hatte. „Es tut mir leid, ich wollte nicht so auffahren. Es ist nur alles ...“

„Ich verstehe dich.“

Der Soldat betrachtete ihn nachdenklich. „Warum hast du vorhin auf dem Schiff eigentlich nichts gesagt?“

Mondal zuckte mit den Schultern. „Das ist wahrscheinlich dasselbe, wie Dein Einsatz für Admair – ich weiß es nicht. Aber davon abgesehen habe ich ohnehin nichts in den Gedanken anderer Leute zu suchen.“

„Du kannst also wirklich Gedanken lesen?“

Der Betazoid nickte.

„Was denke ich jetzt?“

„Wie bitte?“

Chailleach hatte ohne Vorwarnung von dem ernsten Gespräch auf sein jungenhaftes Grinsen umgeschaltet. Es war eine irritierende Eigenart des Mannes. „Nur zu, ich denke an nichts Dramatisches.“

„Also, gut.“ Es war zu verlockend, als dass sich Mondal auf das Spielchen nicht eingelassen hätte. Vorsichtig sondierte er den Geist des anderen – dann lief er rot an.

Chailleach beugte sich vor, um das Gesicht des anderen besser im Feuerschein zu sehen. „Und? ... In Ordnung.“ Er lachte leise. „Du kannst Gedanken lesen.“

„Wie machst du das nur?“ Mondal rammte ihm ärgerlich den Ellenbogen in die Seite. „Wie kannst du über so wichtige Dinge sprechen und dann wieder einen solchen Unsinn ...“ Sein Kopf fuhr auf. „Sie kommen!“

„Wer?“ Chailleach war schlagartig ernst. Seine rechte Hand lag über seiner Schulter am Heft seines Schwertes.

„Vielleicht eure Leute ...?“ Mondals große Augen suchten nervös in der Dunkelheit hinter ihnen. Die Ebene lag still da. Ein leichter Wind beugte die Grashalme, entfernt waren die Stimmen der Nacht zu vernehmen, ansonsten war alles ruhig. Einzig das Knacken der brennenden Holzscheite forderte von Zeit zu Zeit die Aufmerksamkeit eines Lauschers.

„Die schleichen sich nicht in der Dunkelheit an.“ Chailleach zog sein Schwert. „Bleib dicht bei mir. Sag mir, wo sie sind.“ Er schrie zum Lager hinunter: „Aufwachen! Wir sind nicht mehr allein!“

Die anderen sprangen auf. Müdigkeit und Überraschung lag auf ihren Gesichtern, bis sie Chailleach mit gezogenem Schwert auf der Anhöhe stehen sahen. Daraufhin waren sie schlagartig wach.

Admair rief Befehle, Kira nickte ihren Offizieren zu, als diese sie mit fragendem Blick ansahen. Dies hier war Admairs Terrain, für den Moment wollte sie sein Kommando akzeptieren.

„Wer ist da?“ hörten sie Chailleachs Stimme in die Dunkelheit rufen. „Wenn ihr euch nicht zu erkennen gebt, gehen wir von feindlichen Absichten aus.“

Er erhielt keine Antwort.

Admair hatte sein Schwert ebenfalls gezogen, er stand dicht neben Suidhe, die sich nicht erhoben hatte, sondern am Boden kauerte, um in Deckung zu bleiben. Bashir und Dax zogen ihre Phaser, Kira tat es ihnen gleich. Elgin hatte ebenfalls das Schwert in der Hand, und überrascht sah die Bajoranerin, wie Commander Benteen nach einem weiteren Schwert griff, das Elgin ihr zuwarf. Kira konnte nicht hören, was der Abriachaner der Frau zurief, sie befanden sich beide auf der anderen Seite des Feuers. Doch sie fragte sich, welchen Sinn es haben sollte, auf eine weitreichende und präzise Waffe wie einen Phaser zu verzichten, zu Gunsten einer Waffe, die lediglich gegenüber den Tarnschilden der Sklaven...

Die Soldaten wussten, wer sich ihnen näherte! Und sie wussten ebenfalls, dass Phaser nicht sonderlich wirksam waren ... Kira spürte Zorn in sich aufsteigen. Sie haben sich noch nie so nahe an unseren Planeten gewagt – es war eine Lüge! Die sogenannten Fremden kamen von innerhalb, und Admair und seine Leute hatten das die gesamte Zeit über gewusst. Die Bajoranerin versuchte, ihre Wut hinunterzuschlucken, um sich auf die Situation zu konzentrieren.

„Ezri, Tricorder!“ rief sie über ihre Schulter, während ihre Augen weiterhin die Nacht um sie herum absuchten.

Die Trill verstand. Mit nach außen gerichtetem Phaser ging sie in die Hocke und durchsuchte mit ihrer freien Hand ihre Umhängetasche. Schließlich zückte sie das Instrument. Mit dem Daumen veränderte sie ein paar Einstellungen, dann schwenkte sie den Tricorder, indem sie sich einmal um ihre eigene Achse drehte. Sie zeigte das Ergebnis Bashir.

„Es sind sechs Personen in unmittelbarer Nähe und es folgen noch mindestens zehn weitere“, rief sie Kira zu. „Alle mit der Signatur des Tarnschilds, dem wir auch auf DS9 begegnet sind.“

Die Bajoranerin war nicht verwundert. „In Ordnung. Stellt eure Phaser auf die Frequenz ein, die ich euch gebe, und bleibt auf Betäubung. Dieses Mal will ich Antworten. Wo sind sie?“

Dax richtete den Tricorder auf die Anhöhe am Nordende des Lagers. „Sie haben gleich Mondal und Chailleach erreicht.“

„Hinüber.“

Bashir und Dax folgten ihr zur Anhöhe hinauf. Elgin und Benteen erreichten ihre Position kurz darauf von der anderen Seite.

Kira wollte gerade den Befehl geben, die Waffen zu senken und es mit Reden zu versuchen, als Chailleach, von Mondal informiert, den ersten Schlag parierte.

Das blaue Züngeln der Energieentladungen auf dem Metall des Schwertes erhellte die Nacht. Auf der anderen Seite griff Elgin nun ebenfalls an.

Kira fluchte laut, doch sie konnte sich gegen den nun aufbrandenden Kampf kein Gehör verschaffen. Sie und Bashir hatten Dax in ihre Mitte genommen, die ihnen mit Hilfe des Tricorders Anweisungen gab, wohin sie zielen sollten.

Unter dem gemeinsamen Feuer begann der erste Tarnschild zu flackern.

„Keine so gute Idee!“ rief Admair, als er sich gegen die Sternenflottenoffiziere warf.

In dem Augenblick, in welchem der Tarnschild zusammenbrach, hatte der Angreifer sein Schwert gegen einen Phaser getauscht und schoss.

Dax schrie fluchend auf. Sie hielt sich ihren Oberarm und ließ den Tricorder fallen. Admair parierte den nächsten Schuss mit seinem Schwert, bevor Kira und Bashir den Angreifer betäuben konnten.

Doch nun verzichteten auch die anderen auf ihre Tarnung. Nicht mehr durch die Schildfrequenz behindert, konnten sie nun ihre Energiewaffen zum Einsatz bringen.

Es waren zu viele, als dass der Kampf ein fairer gewesen wäre.

Während Kira sich über die Schulter abrollte, um einem Schuss zu entkommen und dabei gleichzeitig einen Treffer zu landen, konnte sie nicht umhin zu bewundern, mit welcher Geschicklichkeit Suidhes Männer ihre konventionellen Waffen gegen die Strahler einsetzten. Funken stoben als Energiesalven auf Metall trafen und abgeleitet wurden. Doch lange würden die Soldaten dieses Tempo nicht durchhalten können. Sie versuchten sowohl sich als auch die Sternenflottenoffiziere zu schützen.

Als die Bajoranerin fürchtete, dass sie aufgeben mussten, ließ sich am Nachthimmel das Geräusch eines sich nähernden Gleiters vernehmen.

Für einen Augenblick überrascht von dieser Wendung stellten die Angreifer das Feuer ein und blickten sich um. Die Besatzung der Mologia nutzte diesen Moment, um sich aus der Schussbahn zurückzuziehen.

Der Gleiter setzte auf, und die Überraschung war gebrochen. Die Angreifer setzten ihnen nach und schossen erneut auf sie.

„Zum Schiff!“ Kira hörte Admairs Schrei über das Phaserfeuer hinweg. Sie konnte erkennen, wie der Kommandant Suidhe packte und zum Gleiter hinüberschob. Chailleach gab den beiden Feuerschutz. Mondal und Bashir an seiner Seite duckte er sich immer wieder unter den aufflammenden Energieentladungen hindurch.

Der Gleiter landete und die Tür glitt auf. Im Eingang erschienen Soldaten, die ihrerseits das Feuer auf die Angreifer in der Nacht eröffneten. Die Flüchtenden stellten das Feuer ein und konzentrierten sich nur noch darauf, den Schutz des Schiffs zu erreichen. Bashir stützte Dax, die mit zusammengebissenen Zähnen Schritt hielt.

Hände halfen ihnen hinauf, und sie stolperten in die Sicherheit des Gleiters.

„Elgin ist nicht hier!“ rief Chailleach über das Startgeräusch der Antriebe hinweg.

Kira blickte sich suchend um. „Benteen ebenfalls nicht – wir müssen noch einmal hinaus.“

Admair kniete am Eingang, während der Gleiter sich langsam erhob. Er starrte in die Nacht, es war ruhig geworden auf der Ebene. Die Angreifer zogen sich zurück. „Ich weiß nicht, wo sie sind.“ Er versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen, doch nirgends war ein Anzeichen eines weiteren Gefechts zu erkennen.

„Wir können nicht noch einmal dort hinaus.“ Bashir hielt mit der einen Hand den Tricorder, während er mit der anderen Dax stützte. „Die Ebene wimmelt von Soldaten. Ich kann die Lebenszeichen der beiden nicht daraus isolieren.“

Ein Soldat kam aus dem Cockpit und trat hinter Admair. „Wir müssen die Herrin in Sicherheit bringen, Kommandant.“

Der große Mann erhob sich von seinen Knien und nickte. Mit der Hand deutete er zum Cockpit zurück. „Fliegt los, wir können hier nichts mehr ausrichten, ohne uns alle in Gefahr zu bringen.“

Kira lehnte sich gegen die Wand. Sie berührte ihren Kommunikator. „Kira an Benteen. Bitte kommen. Benteen, wo stecken Sie?“

Sie erhielt keine Antwort. Nach mehreren Versuchen gab sie es auf. „Bei Tagesanbruch müssen wir hierher zurückkommen.“

Admair nickte. „Wir werden hierher zurückkehren.“ Er wandte sich seinen Leuten zu, um sich zu versichern, dass sie in Ordnung waren.

Kira kniete sich neben Dax nieder. „Ezri, wie geht es?“

Die Trill nickte, während sie das Gesicht verzog. „Wenn Julian ... autsch! ... etwas vorsichtiger wäre, dann ginge es ...“

Bashir zerriss den Stoff an ihrem Oberarm, um die Phaserverbrennung frei zu legen. Dann begann er die Wunde mit dem Hautregenerator zu behandeln. „Ich bin so vorsichtig, wie ich nur kann.“

„Ich weiß ... es geht schon wieder.“

Kira nickte, dann ging sie zu Mondal hinüber. Der Betazoide kauerte an der Bordwand, die Knie hatte er angezogen, die Arme darum geschlungen.

„Fähnrich, sind Sie in Ordnung?“

Er nickte tapfer. Der Schreck saß ihm sichtlich in den Knochen, doch er schien keine Verletzungen davongetragen zu haben. „Ja, Sir ... ich bin okay, Sir.“

Colonel Kira schüttelte seufzend den Kopf. Dann folgte sie ihrem Impuls und streckte die Hand aus, um dem jungen Mann aufmunternd das Haar zu zerzausen. Im Moment wirkte er so jung. „Lassen Sie das ‚Sir’ für den Moment, in Ordnung?“

Mondal nickte.

Sie blickte zur anderen Seite des Einstiegraums hinüber. Dort lehnte Chailleach an der Wand. Suidhe kniete neben ihm und verband den stark blutenden Schwertarm des jungen Mannes. Admair stand daneben, sein Blick schien in die Ferne zu gehen. Seine Gedanken ruhten eindeutig noch bei dem Kampf.

Und genau dort hatte Kira vor, ihn auch zu packen. Sie erhob sich. „Kommandant, auf ein Wort.“ Ihr Ton ließ keine Widerrede zu.

Admair blickte sich überrascht um. Er sah ihre dunklen Augen, in denen schlecht verhohlener Zorn schwelte, und er verstand.

Suidhe nickte ihm zu. Admair bewegte sich und trat mit Kira abseits in den Korridor.

„Sklavenhändler, richtig? Aus einem benachbarten System?“ Sie funkelte ihn an. „Sie haben uns angelogen, wieder und wieder, und jetzt erwarten Sie, dass wir den Preis dafür bezahlen?“

Er hielt ihrem Zorn stand. Seine stechenden Augen erwiderten ihren Blick mit gleicher Heftigkeit.

„Wir erwarten keinerlei Preis von Euch. Wir benötigen Eure Hilfe, das ist alles.“

„Wer sind diese Soldaten, an die ich meinen ersten Offizier verloren habe?“

„Diese Soldaten, die vielleicht Euren ersten Offizier und meinen Waffenmeister auf dem Gewissen haben, beschützen ein System, dessen Zeit abgelaufen ist.“

„Es sind ebenfalls Abriachaner, richtig?“

„Ja.“

Kira packte den Kommandanten am Kragen seines Hemdes. „Sie haben uns in einen verdammten Bürgerkrieg hineingezogen. Und Sie wissen zu gut, dass unsere oberste Direktive uns diese Art von Einmischung streng verbietet. Sie wussten, dass wir niemals mit Ihnen gekommen wären, wenn wir die Wahrheit gekannt hätten.“

Immer noch zuckte er nicht zurück. „Deswegen haben wir gehandelt wie wir es taten ...“

„Das ist ...!“

Chailleach wollte aufspringen, um seinem Kommandanten beizustehen. Doch Suidhe drückte ihn sanft, aber bestimmt gegen die Wand zurück. Ihr Handrücken strich ihm eine Strähne aus der Stirn. „Das ist meine Aufgabe.“

Sie erhob sich und trat zu den beiden Kommandanten in den Korridor.

„Lassen Sie ihn los, Colonel.“ Ihre Stimme klang befehlsgewohnt. „Was Sie zu sagen haben, sagen Sie mir. Ich trage die Verantwortung für dieses Unternehmen.“
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