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George Kirk erwachte. Und diese Tatsache allein kam für ihn schon einer echten Sensation gleich. In Anbetracht dessen, dass er zuletzt hilflos, unter einem schweren Kartentisch eingeklemmt, am Boden gelegen und ein Klingone ihm den Lauf seiner Disruptor-Pistole ins Gesicht gehalten hatte, fand er es erstaunlich, dass er noch in der Lage war zu erwachen. Mit dem Erwachen kamen aber auch Schmerz und Erinnerung zurück. Sein Hinterkopf tat dort, wo er auflag, höllisch weh. Erst jetzt kam ihm wieder in den Sinn, dass der höhnisch lachende Klingone schließlich die Pistole umgedreht, sie am Lauf gepackt und mit dem Pistolengriff zugeschlagen hatte.
Kirk wollte mit seiner Hand nach der schmerzenden Stelle greifen, doch er brachte sie nicht hoch. Er öffnete die Augen und sah an sich herab. Dicke Lederriemen spannten sich über seinen Brustkorb sowie über seine Hand- und Fußgelenke. Er lag auf etwas, das wie ein Biobett auf einer Krankenstation aussah. Monitore links und rechts von ihm erinnerten an entsprechende medizinische Geräte auf der Kelvin, waren aber mit klingonischen Schriftzeichen versehen.
Überrascht stellte Kirk fest, dass er sich nicht mehr auf einem Raumschiff befand. Die Wände waren aus Ziegeln, der Boden aus rotem Marmor und die Decke mit braunem Holz verkleidet. Das einzige Licht kam von einer schwenkbaren Lampe, wie man sie bei Operationen verwendete. Kirk hatte ein mulmiges Gefühl bei diesem Anblick. Und das Gefühl verstärkte sich noch, als er sah, dass sich das harte Licht der Operationslampe auf einem Set Skalpelle spiegelte, das auf einem Tablett neben dem Biobett fein säuberlich und außer Reichweite von Kirk aufgereiht lag. Nicht vorhanden waren allerdings Spritzen, Hyposprays oder Gasflaschen. Also nichts, was den Operierten betäuben könnte. Und angesichts seiner Position, so festgeschnallt auf dem Bett, beschlich ihn der Gedanke, dass er derjenige sein würde, der operiert werden sollte.
„Also falls mich jemand hört“, rief er in den leeren Operationsraum. „Mir geht’s gut, aber danke dass ihr euch um meine Gesundheit sorgt. Ich brauche wirklich keine OP.“
Kirk schrak zusammen, als sich in diesem Moment die Türen öffneten. Es waren Schwingtüren, wie man sie auch in Spitälern auf der Erde sah. Doch herein kam kein Mann im weißen Kittel, sondern ein Klingone in Uniform, den Kirk bereits kannte.
„Hallo, Captain Kor“, grüßte Kirk beiläufig.
Kor schlüpfte aus seinem langen, braun-grauen Mantel und warf ihn wie beiläufig quer über Kirks gefesselte Gestalt, als ob der Mensch gar nicht da wäre. Dann zog er sich einen Hocker herbei setzte sich ans Kopfende des Biobetts.
„Wie gefällt Ihnen Kronos?“, fragte Kor und klang dabei wie ein Fremdenführer.
„Bin nicht beeindruckt. Vor allem die Unterbringung ist beschissen“, erwiderte Kirk und zog plakativ an den Riemen, die ihn an Ort und Stelle hielten.
„Da sehen Sie einmal, wie gut es Ihnen an Bord meines Schiffes gegangen ist, Kirk“, sagte der Klingone. Kirk wunderte sich noch immer, wie jemand der noch jünger zu sein schien als er selbst schon der Captain eines Raumschiffs sein konnte. „Hier in diesem Labor …“
„Labor?“, fragte Kirk. „Also kein Krankenhaus?“
Kor lachte lauthals auf. Es dauerte eine ganze Minute, bis er sich wieder im Griff hatte: „Nein, nein. Sie befinden sich im biologischen Labor von Ratsherr Kaitan. Und er hat nicht vor, Ihnen den Wurmfortsatz zu entfernen.“
„Was wird mit mir geschehen?“, fragte Kirk und versuchte gefasst auf das zu reagieren, was auch immer Kor ihm jetzt sagen mochte. Es fiel ihm schwer.
„Erinnern Sie sich noch an unsere Schmerzstöcke?“
Kirk nickte.
„Sie wissen, wie schmerzhaft es ist, wenn einem diese Drähte gegen die Haut gedrückt werden. Jetzt stellen Sie sich einfach vor, dass diese Drähte gegen Ihr offengelegtes Gehirn gepresst werden.“ Das diabolische Grinsen auf Kors Gesicht wurde immer breiter und widerwärtiger. Er konnte ihn gar nicht mehr ansehen und drehte sich so weit es ging zur Seite. Die Demonstration gespielten Desinteresses hatte aber keine Wirkung auf Kor. Er sprach einfach weiter:
„Schließlich wird Kaitan irgendwann mal mit diesen Experimenten aufhören und das untersuchen, was von Ihrem Gehirn noch übrig ist und hier und da noch etwas wegschnippeln.“
Kirk hörte, wie das Tablett klapperte, zweifellos spielte Kor mit einem der Skalpelle herum. Er zuckte zusammen, als er den kalten Stahl an seinem Hals fühlte.
„Und wenn Kaitan damit fertig ist, wird er Sie töten.“
Kirk gefiel die Reihenfolge gar nicht, doch zumindest gab es eine Galgenfrist. Kor beabsichtigte nicht, ihn gleich zu töten, sondern zog das Skalpell wieder zurück.
„Sie hätten kooperieren sollen, Kirk.“
Mit diesen Worten stand Kor auf, schob den Hocker wieder in die Ecke zurück und ging ohne ein weiteres Wort. Als er weg war, gestattete es sich George Kirk, eine Träne zu vergießen. Er weinte nicht besonders leicht, aber angesichts dessen, was ihm bevorstand und noch viel mehr dessen, was ihm nun nicht mehr bevorstehen würde – nämlich der Rest seines Lebens – verstand er ganz gut, warum sich eine Träne nach der anderen aus seinen Augenwinkeln löste. Alles war vorbei. Keine Rückkehr zur Kelvin, keine Rückkehr zu seiner Familie und seinen Freunden.
Nie mehr Winona Giles wiedersehen. Vielleicht der absurdeste Gedanke, aber diese Frau hatte etwas an sich, dass er sehnsüchtig vermisste. In den letzten Monaten hatte er sich so viel Mühe gegeben, nicht an sie zu denken, aber irgendwie schien immer dann, wenn er an nichts dachte, Winona Giles vor seinem geistigen Auge aufzutauchen, die wunderschöne Brünette. So attraktiv wie streitsüchtig. Tatsächlich musste er plötzlich lachen, als er sich an die erste Begegnung mit ihr in der Sporthalle der Kelvin zurückerinnerte.
Unglaublich, dachte er. Das ist eineinhalb Jahre her.
Die Tränen rannen ihm quer über das Gesicht und er drehte seinen Kopf wieder, so dass er zur Decke sah, seine Beule aber nicht die Biobettauflage berührte. Er schaffte es, indem er ganz vorsichtig den Kopf etwas nach unten und das Kinn zur Brust neigte.
Da bemerkte Kirk, dass Captain Kors Mantel noch immer auf ihm lag. Merkwürdig, dass der Klingone den Mantel vergessen haben sollte. Es war immerhin ein sehr schöner Mantel, ein besticktes klingonisches Muster zierte das lange Revers und mehrere goldene und silberne Abzeichen schmückten ihn. Zudem steckte ein Skalpell in der Innentasche.
Ein Skalpell?
Kirk glaubte seinen Augen nicht zu trauen, aber in die Innenseite des Mantels war eine Art Halfter eingenäht, ursprünglich zweifellos vorgesehen für einen klingonischen, zweischneidigen Dolch.
Für einen kurzen Moment hatte Kirk ein Déjà vu. Bevor er niedergeschlagen wurde, hatte er Zarials Hinweis vertraut und war in eine Falle gelaufen. Sollte er jetzt auch noch anfangen, Kor zu vertrauen? Es gab einfach keine andere Erklärung, als dass der Klingone seinen Mantel absichtlich hatte liegen lassen. Und schon gar nicht, warum er das Skalpell in die Innentasche stecken sollte.
Kirk dachte nicht länger darüber nach, griff nach einem Stoffzipfel und zog den Mantel in Richtung seiner rechten Hand, bis er das Operationsmesser an sich nehmen konnte. Er balancierte den Griff des langen Skalpells in seiner Hand und richtete die Schneide auf den Lederriemen an seinem Handgelenk. Dann begann er zu sägen. Die Klinge war so scharf geschliffen, dass sie durch das Leder so leicht hindurch ging wie durch Butter. Kirk schnitt sich, von der Schärfe des Messers überrascht, sogar ins Handgelenk. Aber es war nicht mehr als Kratzer.
Lieber das Handgelenk als mein Hirngewebe.
Wichtig war für ihn nur, dass seine Hand jetzt frei war. Sofort ließ er das Messer los und öffnete mit der freien Hand die Schnallen der übrigen Riemen.
Kirk nahm das Skalpell wieder an sich und stürmte zur Tür. Er stoppte abrupt, als ihm bewusst wurde, dass er noch immer sein Sträflings-Outfit trug. Die klingonische Gefängniskleidung ähnelte der tagusianischen sehr: graue Stoffhose, graues Wollhemd. Nur die aus groben Leder bestehenden Schuhe waren etwas besser als sie offenen tagusianischen Sandalen.
Aber er wäre in beiden Outfits aufgefallen, wenn er sich – wie Kor gesagt hatte – auf der klingonischen Heimatwelt Kronos befand. Wenn das hier tatsächlich das Labor eines Mitglieds des Hohen Rates war, befand er sich vielleicht sogar in der Hauptstadt des Imperiums.
Kirk eilte zurück zum Biobett und schlüpfte in den Mantel. Er stellte fest, dass dieser auch über eine Kapuze verfügte. Kirk zog sie sich tief ins Gesicht und schloss den Mantel und das Messer hielt er versteckt im rechten Ärmel.
Als er an sich herabsah, fiel Kirk etwas Merkwürdiges an den Abzeichen an den Revers auf. Die kleinen Anstecker waren Pfeilförmig angeordnet. Sie zeigten nach oben. Kirk überlegte fieberhaft, ob dies etwas zu bedeuten hatte. Kirk hatte den klingonischen Captain auf dem Schlachtkreuzer nie einen Mantel tragen sehen. Aber manchmal war bei den Verhören ein anderer, älterer Klingone dabei gewesen, der einen ähnlichen Mantel getragen hatte.
Kirk schüttelte den Kopf. Er erinnerte sich einfach nicht, ob diese pfeilförmige Anordnung etwas bedeuten sollte, oder nur die klingonische Militäretikette darstellte.
Anstatt einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, atmete er tief durch und trat durch die Tür hinaus auf einen kurzen Korridor. Erleichtert stellte er fest, dass niemand hier war. Der Korridor war ähnlich gestaltet wie der Operationsraum: Marmorboden, unverputzte Ziegelwände und Holzvertäfelungen an der Decke. Und es gab auch weitere Türen und zwar drei Stück am Ende des Korridors. Und als Kirk die Markierungen auf den Türen sah, hatte er Gewissheit, dass Kor ihm in Form der Abzeichen einen Hinweis gab. Die mittlere Tür war nicht beschriftet. Aber die links davon wies einen großen, roten Pfeil auf, der nach unten zeigte. Und im Gegensatz dazu zeigte die Tür rechts einen Pfeil der nach oben zeigte.
Kirk musste schmunzeln: Die klingonische Kultur war so anders als die irdische und trotzdem schien es universell keinen leichter verständlichen Richtungshinweis zu geben, als ein Pfeilsymbol.
Kirk riss die Tür auf und sah wie erwartet eine Treppe dahinter. Sie war nicht Teil eines Treppenhauses, sondern führte nur steil nach oben zu einer Milchglastür. Er war sofort oben und öffnete auch diese Tür und genoss den Wind, der ihm entgegenwehte. Nach Monaten war er endlich wieder im Freien und atmete frische Luft. Bergluft, um genau zu sein. Kirk sah sich um und bemerkte, dass er auf dem flachen Dach des Gebäudes stand, in dem sich das Labor befand. Von hier aus hatte er einen tollen Ausblick auf ein atemberaubendes Gebirgspanorama. Er trat näher und blickte über den Rand des Daches. Vor dem hohen Gebäude befand sich einen großen Platz, auf dem Dutzende Klingonen standen, spazieren gingen oder das taten, was sie an einem ganz normalen Tag dort machten. An den Platz schlossen mehrere, uralt aussehende Gebäude an. Alle in die Höhe gebaut und tiefe Schatten auf den Platz werfend. Eine völlig andere Metropole als die Hauptstadt oder die Ahnenstadt auf Tagus III.
Auch die Lage war interessant. Die Stadt schien rundherum von schneebedeckten Berggipfeln umgeben zu sein und dort, wo man normalerweise erwartete, dass sich ein Fluss durch eine Stadt schlängelte, befand sich nur eine tiefe Schlucht, eine breite Felsspalte von teilweise mehreren hundert Metern Breite. Kirk beglückwünschte all jene Klingonen, die bei diesem konstanten Höhenwind den Weg über die Seilbrücken nahmen, die über den Abgrund gespannt waren. Diese primitiven und nicht gerade vertrauenswürdig aussehenden Übergänge waren ein seltsamer Anachronismus, so direkt in der Nachbarschaft zu mehreren modernen und stabiler wirkenden Brücken.
Kirk nahm noch einen tiefen Atemzug, ehe er sich von der beeindruckenden Aussicht abwendete. Kor hatte gewollt, dass er hier herauf kam. Warum? Sicher nicht, um das Panorama zu genießen.
Kirk ging um das kleine Häuschen herum, in den die Treppe hoch und aus dem die Milchglastür heraus geführt hatte und stellte überrascht fest, dass er nicht allein war. Das Gebäude musste ziemlich groß sein, denn das Dach zog sich weit in die Länge und wies mehrere Landeplattformen für Luftfahrzeuge wie auch für Shuttles auf. Im Hintergrund sah Kirk einige Klingonen an einer Raumfähre stehen. Sie waren zu sehr in ihr Gespräch vertieft und zu weit weg, um Kirk zu bemerken. Viel näher war ein anderes Shuttle, das eindeutig nicht klingonisch aussah. Es hatte eine bronzefarbige Außenhülle, eine dreieckige, an einen Keil erinnernde Form und drei stummelartige Antriebsaggregate an beiden Seiten und auf dem Dach. Die Heckklappe stand offen und ein vor sich hin pfeifender Außerirdischer kam heraus. Seine Haut hatte die Farbe einer sonderbaren Mischung aus grau und rosa und ein schmaler Spalt verlief von oben nach unten über sein Gesicht, was den Rest seiner Gesichtshaut in tiefe Falten legte. Kirk erkannte die Spezies: Es war ein Yridianer.
Er hielt ein ölverschmiertes Stück Metall in der Hand, das er mit einem Lappen abrubbelte. Als er hochsah und Kirk erblickte, sah er sofort zu seinem Revers und lächelte daraufhin breit: „Mister Kirk! Willkommen! Kommen Sie doch näher, nur zu!“, sagte er freundlich, aber für Kirks Geschmack etwas zu laut. Kirk trat an den Yridianer heran und fragte:
„Sie kennen mich?“
„Natürlich. Captain Kor hat mir Anweisungen gegeben, dass ich hier auf Sie warten soll. Wenn Sie bereit sind, können wir auch gleich losfliegen.“
„Wohin denn?“
„Wohin auch immer Sie wollen“, sagte der Yridianer freundlich, hob aber beschwichtigend die Arme: „Naja, nicht ganz. Ich kann Sie zu jeder Föderationswelt bringen, die in der Nähe des klingonischen Gebiets liegt. Natürlich sofern wir nicht quer durch den Laurentianischen Graben fliegen müssen.“
„Durch den was?“ fragte Kirk verwirrt. Als Erwiderung seufzte der Yridianer laut und führte Kirk ins Innere seines Shuttles.
„Wir finden für Sie schon das passende Reiseziel.“
Kirk setzte sich in den Co-Pilotensessel, während der Yridianer das ölverschmierte Stück Metall in eine Wandöffnung drückte und es mit einem Tritt fixierte. Stotternd fuhren die Maschinen des kleinen Schiffes hoch und flirrende, nicht deutbare Anzeigen erschienen auf den Bildschirmen im Cockpit.
„Meine Diebstahlsicherung“, erklärte er lächelnd. „Mein Name ist übrigens Thraak.“
„Hallo Thraak“, sagte Kirk abwesend, während sein Vertrauen in die Flugfähigkeit des Shuttles langsam schwand. „Warum helfen Sie mir eigentlich?“
„Ähm, also Captain Kor hat mir ein Angebot gemacht. Ich sitze schon eine ganze Weile hier auf Kronos fest, weil die Klingonen meine Ware beschlagnahmt …“, Thraak unterbrach sich kurz und formulierte dann neu: „Meine Ware steckt beim Zoll fest.“
So kann man es auch nennen, dachte Kirk. Thraak war also ein Schmuggler und Klingonen mochten Schmuggler nicht besonders, ganz egal welche Art von illegaler Ware sie bei sich hatten.
„Nun, Captain Kor hat dafür gesorgt, dass ich zumindest mein Schiffchen wiederbekommen habe. Als Gegenleistung verlangte er nur, dass ich hier auf Sie warte und den Chauffeur spiele. Was ich natürlich liebend gerne tue.“
Das nahm Kirk Thraak sogar ab. Hauptsache er bekam sein Schiff wieder zurück und damit die Grundlage seines „Berufs“.
Kirk versuchte nicht zu erstaunt zu wirken, als das yridianische Schiff eine Minute später sanft von der Start- und Landeplattform abhob und wenige Sekunden später im Weltall war.
„So, es wird Zeit Ihr Reiseziel zu bestimmten“, verkündete Thraak und tippte einige Tasten an, bis einer der Bildschirme eine Art Liste zeigte. Sie war natürlich auf Yridianisch verfasst, aber Thraak las ihm ein mögliches Ziel nach dem anderen vor.
Für Kirk war es einigermaßen egal, wo er abgesetzt wurde. Auf jeden Fall auf einer bewohnten Föderationswelt, von der er sofort Kontakt zur Sternenflotte aufnehmen konnte. Es war irgendwie amüsant, dachte Kirk, dass gerade Kor ihm zur Flucht verholfen hatte. Irgendwie konnte Kirk es sogar verstehen, denn während der Befragungen durch den klingonischen Captain hatte Kirk nie den Eindruck gewonnen, dass er mit übertriebener Grausamkeit oder mit Spaß am Foltern an die Sache herangegangen wäre.
Klingonen verfügten wohl doch über so etwas wie Mitleid.
Anderseits war sich George Kirk auch ganz sicher: Wenn Kor gewusst hätte, was Kirk in diesem einen Raum an Bord des Schlachtkreuzers gesehen hatte, hätte der Klingone die von ihm beschriebene Prozedur an seinem Gehirn höchstpersönlich vorgenommen. Kirk hatte verstanden, was er gesehen hatte: Die Klingonen planten einen Angriff, vielleicht sogar eine Invasion, auf die Föderation. Diese Information musste Kirk der Sternenflotte so schnell wie möglich überbringen.
Thraak hatte inzwischen mindestens zwanzig Planetennamen aufgezählt, als Kirk dazu ansetzte, ihn einfach aufzufordern, die nächste Sternenbasis anzufliegen. Doch da nannte Thraak den Namen eines ganz bestimmten Planeten und in Kirks Mundwinkel zuckte es kurz.
Warum nicht?
„Den nehme ich!“, sagte er bestimmt und lehnte sich zurück, um den Flug zu genießen.
George Kirk erwachte. Und diese Tatsache allein kam für ihn schon einer echten Sensation gleich. In Anbetracht dessen, dass er zuletzt hilflos, unter einem schweren Kartentisch eingeklemmt, am Boden gelegen und ein Klingone ihm den Lauf seiner Disruptor-Pistole ins Gesicht gehalten hatte, fand er es erstaunlich, dass er noch in der Lage war zu erwachen. Mit dem Erwachen kamen aber auch Schmerz und Erinnerung zurück. Sein Hinterkopf tat dort, wo er auflag, höllisch weh. Erst jetzt kam ihm wieder in den Sinn, dass der höhnisch lachende Klingone schließlich die Pistole umgedreht, sie am Lauf gepackt und mit dem Pistolengriff zugeschlagen hatte.
Kirk wollte mit seiner Hand nach der schmerzenden Stelle greifen, doch er brachte sie nicht hoch. Er öffnete die Augen und sah an sich herab. Dicke Lederriemen spannten sich über seinen Brustkorb sowie über seine Hand- und Fußgelenke. Er lag auf etwas, das wie ein Biobett auf einer Krankenstation aussah. Monitore links und rechts von ihm erinnerten an entsprechende medizinische Geräte auf der Kelvin, waren aber mit klingonischen Schriftzeichen versehen.
Überrascht stellte Kirk fest, dass er sich nicht mehr auf einem Raumschiff befand. Die Wände waren aus Ziegeln, der Boden aus rotem Marmor und die Decke mit braunem Holz verkleidet. Das einzige Licht kam von einer schwenkbaren Lampe, wie man sie bei Operationen verwendete. Kirk hatte ein mulmiges Gefühl bei diesem Anblick. Und das Gefühl verstärkte sich noch, als er sah, dass sich das harte Licht der Operationslampe auf einem Set Skalpelle spiegelte, das auf einem Tablett neben dem Biobett fein säuberlich und außer Reichweite von Kirk aufgereiht lag. Nicht vorhanden waren allerdings Spritzen, Hyposprays oder Gasflaschen. Also nichts, was den Operierten betäuben könnte. Und angesichts seiner Position, so festgeschnallt auf dem Bett, beschlich ihn der Gedanke, dass er derjenige sein würde, der operiert werden sollte.
„Also falls mich jemand hört“, rief er in den leeren Operationsraum. „Mir geht’s gut, aber danke dass ihr euch um meine Gesundheit sorgt. Ich brauche wirklich keine OP.“
Kirk schrak zusammen, als sich in diesem Moment die Türen öffneten. Es waren Schwingtüren, wie man sie auch in Spitälern auf der Erde sah. Doch herein kam kein Mann im weißen Kittel, sondern ein Klingone in Uniform, den Kirk bereits kannte.
„Hallo, Captain Kor“, grüßte Kirk beiläufig.
Kor schlüpfte aus seinem langen, braun-grauen Mantel und warf ihn wie beiläufig quer über Kirks gefesselte Gestalt, als ob der Mensch gar nicht da wäre. Dann zog er sich einen Hocker herbei setzte sich ans Kopfende des Biobetts.
„Wie gefällt Ihnen Kronos?“, fragte Kor und klang dabei wie ein Fremdenführer.
„Bin nicht beeindruckt. Vor allem die Unterbringung ist beschissen“, erwiderte Kirk und zog plakativ an den Riemen, die ihn an Ort und Stelle hielten.
„Da sehen Sie einmal, wie gut es Ihnen an Bord meines Schiffes gegangen ist, Kirk“, sagte der Klingone. Kirk wunderte sich noch immer, wie jemand der noch jünger zu sein schien als er selbst schon der Captain eines Raumschiffs sein konnte. „Hier in diesem Labor …“
„Labor?“, fragte Kirk. „Also kein Krankenhaus?“
Kor lachte lauthals auf. Es dauerte eine ganze Minute, bis er sich wieder im Griff hatte: „Nein, nein. Sie befinden sich im biologischen Labor von Ratsherr Kaitan. Und er hat nicht vor, Ihnen den Wurmfortsatz zu entfernen.“
„Was wird mit mir geschehen?“, fragte Kirk und versuchte gefasst auf das zu reagieren, was auch immer Kor ihm jetzt sagen mochte. Es fiel ihm schwer.
„Erinnern Sie sich noch an unsere Schmerzstöcke?“
Kirk nickte.
„Sie wissen, wie schmerzhaft es ist, wenn einem diese Drähte gegen die Haut gedrückt werden. Jetzt stellen Sie sich einfach vor, dass diese Drähte gegen Ihr offengelegtes Gehirn gepresst werden.“ Das diabolische Grinsen auf Kors Gesicht wurde immer breiter und widerwärtiger. Er konnte ihn gar nicht mehr ansehen und drehte sich so weit es ging zur Seite. Die Demonstration gespielten Desinteresses hatte aber keine Wirkung auf Kor. Er sprach einfach weiter:
„Schließlich wird Kaitan irgendwann mal mit diesen Experimenten aufhören und das untersuchen, was von Ihrem Gehirn noch übrig ist und hier und da noch etwas wegschnippeln.“
Kirk hörte, wie das Tablett klapperte, zweifellos spielte Kor mit einem der Skalpelle herum. Er zuckte zusammen, als er den kalten Stahl an seinem Hals fühlte.
„Und wenn Kaitan damit fertig ist, wird er Sie töten.“
Kirk gefiel die Reihenfolge gar nicht, doch zumindest gab es eine Galgenfrist. Kor beabsichtigte nicht, ihn gleich zu töten, sondern zog das Skalpell wieder zurück.
„Sie hätten kooperieren sollen, Kirk.“
Mit diesen Worten stand Kor auf, schob den Hocker wieder in die Ecke zurück und ging ohne ein weiteres Wort. Als er weg war, gestattete es sich George Kirk, eine Träne zu vergießen. Er weinte nicht besonders leicht, aber angesichts dessen, was ihm bevorstand und noch viel mehr dessen, was ihm nun nicht mehr bevorstehen würde – nämlich der Rest seines Lebens – verstand er ganz gut, warum sich eine Träne nach der anderen aus seinen Augenwinkeln löste. Alles war vorbei. Keine Rückkehr zur Kelvin, keine Rückkehr zu seiner Familie und seinen Freunden.
Nie mehr Winona Giles wiedersehen. Vielleicht der absurdeste Gedanke, aber diese Frau hatte etwas an sich, dass er sehnsüchtig vermisste. In den letzten Monaten hatte er sich so viel Mühe gegeben, nicht an sie zu denken, aber irgendwie schien immer dann, wenn er an nichts dachte, Winona Giles vor seinem geistigen Auge aufzutauchen, die wunderschöne Brünette. So attraktiv wie streitsüchtig. Tatsächlich musste er plötzlich lachen, als er sich an die erste Begegnung mit ihr in der Sporthalle der Kelvin zurückerinnerte.
Unglaublich, dachte er. Das ist eineinhalb Jahre her.
Die Tränen rannen ihm quer über das Gesicht und er drehte seinen Kopf wieder, so dass er zur Decke sah, seine Beule aber nicht die Biobettauflage berührte. Er schaffte es, indem er ganz vorsichtig den Kopf etwas nach unten und das Kinn zur Brust neigte.
Da bemerkte Kirk, dass Captain Kors Mantel noch immer auf ihm lag. Merkwürdig, dass der Klingone den Mantel vergessen haben sollte. Es war immerhin ein sehr schöner Mantel, ein besticktes klingonisches Muster zierte das lange Revers und mehrere goldene und silberne Abzeichen schmückten ihn. Zudem steckte ein Skalpell in der Innentasche.
Ein Skalpell?
Kirk glaubte seinen Augen nicht zu trauen, aber in die Innenseite des Mantels war eine Art Halfter eingenäht, ursprünglich zweifellos vorgesehen für einen klingonischen, zweischneidigen Dolch.
Für einen kurzen Moment hatte Kirk ein Déjà vu. Bevor er niedergeschlagen wurde, hatte er Zarials Hinweis vertraut und war in eine Falle gelaufen. Sollte er jetzt auch noch anfangen, Kor zu vertrauen? Es gab einfach keine andere Erklärung, als dass der Klingone seinen Mantel absichtlich hatte liegen lassen. Und schon gar nicht, warum er das Skalpell in die Innentasche stecken sollte.
Kirk dachte nicht länger darüber nach, griff nach einem Stoffzipfel und zog den Mantel in Richtung seiner rechten Hand, bis er das Operationsmesser an sich nehmen konnte. Er balancierte den Griff des langen Skalpells in seiner Hand und richtete die Schneide auf den Lederriemen an seinem Handgelenk. Dann begann er zu sägen. Die Klinge war so scharf geschliffen, dass sie durch das Leder so leicht hindurch ging wie durch Butter. Kirk schnitt sich, von der Schärfe des Messers überrascht, sogar ins Handgelenk. Aber es war nicht mehr als Kratzer.
Lieber das Handgelenk als mein Hirngewebe.
Wichtig war für ihn nur, dass seine Hand jetzt frei war. Sofort ließ er das Messer los und öffnete mit der freien Hand die Schnallen der übrigen Riemen.
Kirk nahm das Skalpell wieder an sich und stürmte zur Tür. Er stoppte abrupt, als ihm bewusst wurde, dass er noch immer sein Sträflings-Outfit trug. Die klingonische Gefängniskleidung ähnelte der tagusianischen sehr: graue Stoffhose, graues Wollhemd. Nur die aus groben Leder bestehenden Schuhe waren etwas besser als sie offenen tagusianischen Sandalen.
Aber er wäre in beiden Outfits aufgefallen, wenn er sich – wie Kor gesagt hatte – auf der klingonischen Heimatwelt Kronos befand. Wenn das hier tatsächlich das Labor eines Mitglieds des Hohen Rates war, befand er sich vielleicht sogar in der Hauptstadt des Imperiums.
Kirk eilte zurück zum Biobett und schlüpfte in den Mantel. Er stellte fest, dass dieser auch über eine Kapuze verfügte. Kirk zog sie sich tief ins Gesicht und schloss den Mantel und das Messer hielt er versteckt im rechten Ärmel.
Als er an sich herabsah, fiel Kirk etwas Merkwürdiges an den Abzeichen an den Revers auf. Die kleinen Anstecker waren Pfeilförmig angeordnet. Sie zeigten nach oben. Kirk überlegte fieberhaft, ob dies etwas zu bedeuten hatte. Kirk hatte den klingonischen Captain auf dem Schlachtkreuzer nie einen Mantel tragen sehen. Aber manchmal war bei den Verhören ein anderer, älterer Klingone dabei gewesen, der einen ähnlichen Mantel getragen hatte.
Kirk schüttelte den Kopf. Er erinnerte sich einfach nicht, ob diese pfeilförmige Anordnung etwas bedeuten sollte, oder nur die klingonische Militäretikette darstellte.
Anstatt einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, atmete er tief durch und trat durch die Tür hinaus auf einen kurzen Korridor. Erleichtert stellte er fest, dass niemand hier war. Der Korridor war ähnlich gestaltet wie der Operationsraum: Marmorboden, unverputzte Ziegelwände und Holzvertäfelungen an der Decke. Und es gab auch weitere Türen und zwar drei Stück am Ende des Korridors. Und als Kirk die Markierungen auf den Türen sah, hatte er Gewissheit, dass Kor ihm in Form der Abzeichen einen Hinweis gab. Die mittlere Tür war nicht beschriftet. Aber die links davon wies einen großen, roten Pfeil auf, der nach unten zeigte. Und im Gegensatz dazu zeigte die Tür rechts einen Pfeil der nach oben zeigte.
Kirk musste schmunzeln: Die klingonische Kultur war so anders als die irdische und trotzdem schien es universell keinen leichter verständlichen Richtungshinweis zu geben, als ein Pfeilsymbol.
Kirk riss die Tür auf und sah wie erwartet eine Treppe dahinter. Sie war nicht Teil eines Treppenhauses, sondern führte nur steil nach oben zu einer Milchglastür. Er war sofort oben und öffnete auch diese Tür und genoss den Wind, der ihm entgegenwehte. Nach Monaten war er endlich wieder im Freien und atmete frische Luft. Bergluft, um genau zu sein. Kirk sah sich um und bemerkte, dass er auf dem flachen Dach des Gebäudes stand, in dem sich das Labor befand. Von hier aus hatte er einen tollen Ausblick auf ein atemberaubendes Gebirgspanorama. Er trat näher und blickte über den Rand des Daches. Vor dem hohen Gebäude befand sich einen großen Platz, auf dem Dutzende Klingonen standen, spazieren gingen oder das taten, was sie an einem ganz normalen Tag dort machten. An den Platz schlossen mehrere, uralt aussehende Gebäude an. Alle in die Höhe gebaut und tiefe Schatten auf den Platz werfend. Eine völlig andere Metropole als die Hauptstadt oder die Ahnenstadt auf Tagus III.
Auch die Lage war interessant. Die Stadt schien rundherum von schneebedeckten Berggipfeln umgeben zu sein und dort, wo man normalerweise erwartete, dass sich ein Fluss durch eine Stadt schlängelte, befand sich nur eine tiefe Schlucht, eine breite Felsspalte von teilweise mehreren hundert Metern Breite. Kirk beglückwünschte all jene Klingonen, die bei diesem konstanten Höhenwind den Weg über die Seilbrücken nahmen, die über den Abgrund gespannt waren. Diese primitiven und nicht gerade vertrauenswürdig aussehenden Übergänge waren ein seltsamer Anachronismus, so direkt in der Nachbarschaft zu mehreren modernen und stabiler wirkenden Brücken.
Kirk nahm noch einen tiefen Atemzug, ehe er sich von der beeindruckenden Aussicht abwendete. Kor hatte gewollt, dass er hier herauf kam. Warum? Sicher nicht, um das Panorama zu genießen.
Kirk ging um das kleine Häuschen herum, in den die Treppe hoch und aus dem die Milchglastür heraus geführt hatte und stellte überrascht fest, dass er nicht allein war. Das Gebäude musste ziemlich groß sein, denn das Dach zog sich weit in die Länge und wies mehrere Landeplattformen für Luftfahrzeuge wie auch für Shuttles auf. Im Hintergrund sah Kirk einige Klingonen an einer Raumfähre stehen. Sie waren zu sehr in ihr Gespräch vertieft und zu weit weg, um Kirk zu bemerken. Viel näher war ein anderes Shuttle, das eindeutig nicht klingonisch aussah. Es hatte eine bronzefarbige Außenhülle, eine dreieckige, an einen Keil erinnernde Form und drei stummelartige Antriebsaggregate an beiden Seiten und auf dem Dach. Die Heckklappe stand offen und ein vor sich hin pfeifender Außerirdischer kam heraus. Seine Haut hatte die Farbe einer sonderbaren Mischung aus grau und rosa und ein schmaler Spalt verlief von oben nach unten über sein Gesicht, was den Rest seiner Gesichtshaut in tiefe Falten legte. Kirk erkannte die Spezies: Es war ein Yridianer.
Er hielt ein ölverschmiertes Stück Metall in der Hand, das er mit einem Lappen abrubbelte. Als er hochsah und Kirk erblickte, sah er sofort zu seinem Revers und lächelte daraufhin breit: „Mister Kirk! Willkommen! Kommen Sie doch näher, nur zu!“, sagte er freundlich, aber für Kirks Geschmack etwas zu laut. Kirk trat an den Yridianer heran und fragte:
„Sie kennen mich?“
„Natürlich. Captain Kor hat mir Anweisungen gegeben, dass ich hier auf Sie warten soll. Wenn Sie bereit sind, können wir auch gleich losfliegen.“
„Wohin denn?“
„Wohin auch immer Sie wollen“, sagte der Yridianer freundlich, hob aber beschwichtigend die Arme: „Naja, nicht ganz. Ich kann Sie zu jeder Föderationswelt bringen, die in der Nähe des klingonischen Gebiets liegt. Natürlich sofern wir nicht quer durch den Laurentianischen Graben fliegen müssen.“
„Durch den was?“ fragte Kirk verwirrt. Als Erwiderung seufzte der Yridianer laut und führte Kirk ins Innere seines Shuttles.
„Wir finden für Sie schon das passende Reiseziel.“
Kirk setzte sich in den Co-Pilotensessel, während der Yridianer das ölverschmierte Stück Metall in eine Wandöffnung drückte und es mit einem Tritt fixierte. Stotternd fuhren die Maschinen des kleinen Schiffes hoch und flirrende, nicht deutbare Anzeigen erschienen auf den Bildschirmen im Cockpit.
„Meine Diebstahlsicherung“, erklärte er lächelnd. „Mein Name ist übrigens Thraak.“
„Hallo Thraak“, sagte Kirk abwesend, während sein Vertrauen in die Flugfähigkeit des Shuttles langsam schwand. „Warum helfen Sie mir eigentlich?“
„Ähm, also Captain Kor hat mir ein Angebot gemacht. Ich sitze schon eine ganze Weile hier auf Kronos fest, weil die Klingonen meine Ware beschlagnahmt …“, Thraak unterbrach sich kurz und formulierte dann neu: „Meine Ware steckt beim Zoll fest.“
So kann man es auch nennen, dachte Kirk. Thraak war also ein Schmuggler und Klingonen mochten Schmuggler nicht besonders, ganz egal welche Art von illegaler Ware sie bei sich hatten.
„Nun, Captain Kor hat dafür gesorgt, dass ich zumindest mein Schiffchen wiederbekommen habe. Als Gegenleistung verlangte er nur, dass ich hier auf Sie warte und den Chauffeur spiele. Was ich natürlich liebend gerne tue.“
Das nahm Kirk Thraak sogar ab. Hauptsache er bekam sein Schiff wieder zurück und damit die Grundlage seines „Berufs“.
Kirk versuchte nicht zu erstaunt zu wirken, als das yridianische Schiff eine Minute später sanft von der Start- und Landeplattform abhob und wenige Sekunden später im Weltall war.
„So, es wird Zeit Ihr Reiseziel zu bestimmten“, verkündete Thraak und tippte einige Tasten an, bis einer der Bildschirme eine Art Liste zeigte. Sie war natürlich auf Yridianisch verfasst, aber Thraak las ihm ein mögliches Ziel nach dem anderen vor.
Für Kirk war es einigermaßen egal, wo er abgesetzt wurde. Auf jeden Fall auf einer bewohnten Föderationswelt, von der er sofort Kontakt zur Sternenflotte aufnehmen konnte. Es war irgendwie amüsant, dachte Kirk, dass gerade Kor ihm zur Flucht verholfen hatte. Irgendwie konnte Kirk es sogar verstehen, denn während der Befragungen durch den klingonischen Captain hatte Kirk nie den Eindruck gewonnen, dass er mit übertriebener Grausamkeit oder mit Spaß am Foltern an die Sache herangegangen wäre.
Klingonen verfügten wohl doch über so etwas wie Mitleid.
Anderseits war sich George Kirk auch ganz sicher: Wenn Kor gewusst hätte, was Kirk in diesem einen Raum an Bord des Schlachtkreuzers gesehen hatte, hätte der Klingone die von ihm beschriebene Prozedur an seinem Gehirn höchstpersönlich vorgenommen. Kirk hatte verstanden, was er gesehen hatte: Die Klingonen planten einen Angriff, vielleicht sogar eine Invasion, auf die Föderation. Diese Information musste Kirk der Sternenflotte so schnell wie möglich überbringen.
Thraak hatte inzwischen mindestens zwanzig Planetennamen aufgezählt, als Kirk dazu ansetzte, ihn einfach aufzufordern, die nächste Sternenbasis anzufliegen. Doch da nannte Thraak den Namen eines ganz bestimmten Planeten und in Kirks Mundwinkel zuckte es kurz.
Warum nicht?
„Den nehme ich!“, sagte er bestimmt und lehnte sich zurück, um den Flug zu genießen.
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