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Goodbye

von Linnea

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Er steht am Fenster, starrt in die langgezogenen Streifenbahnen der Sterne nach draußen. Seine Arme sind verschränkt. Er sieht heute so anders aus. Er dreht sich nicht um als er mich bemerkt, macht keinen Versuch, etwas zu sagen. Ich wünschte, ich könnte jetzt etwas sagen, was die Stimmung ein wenig erhellen würde, aber sie ist so finster, wie das Dunkel um uns herum. Ein aufmunternder Satz, der ihm eine Lächeln entlocken könnte - er wäre Selbstbetrug gewesen. Ich hätte ihm sagen können, er solle nicht so deprimiert sein, das alles wieder 'werden' würde - es wäre eine Lüge. Nie wieder würde es so werden wie früher. Ich könnte ihm sagen, es sei alles nicht so schlimm - aber es ist schlimm. Entsetzlich, furchtbar, grauenhaft - das alles würde mein Leiden nicht annähernd beschreiben. Oder seines. Ich kenne seine Gedanken, denn sie sind auch meine: "Ich will dich nicht verlieren!!!"

Morgen werden wir ankommen. Die Erde. Heimat. Doch er wird nicht bleiben. Ich

würde ihn niemals bitten zu bleiben. Er wird eine erfolgreiche Zukunft haben. Was hält ihn schon auf der Erde... außer mir? Niemals hatte ich ihm gesagt, was ich empfinde. Ich habe es unterdrückt. Unsere Chancen verspielt. Mich hinter Regeln und Auflagen versteckt. Und uns somit beide seelisch hingerichtet.

Ich stelle mich vor ihn , blicke in seine Augen, lese Schmerz in ihnen und sehe noch etwas: Tränen. Für mich ist der Augenblick dieser Erkenntnis der schlimmste. Nie hätte ich gedacht, dass er - der mich immer zum Lachen brachte, selber immerzu lachte - weinen könnte. Dieser Irrglaube bröckelte tief in meinem Inneren darin und zerbrach dann in tausend kleine Teile, die es nicht mehr zu zusammenfügen gilt, sondern aufzukehren und für immer wegzuschmeißen.

Er hebt seine Hand, hoch zu meinem Gesicht. Sie streicht mir sanft über meine

Wange. Diese Geste möchte ich für immer an mich bannen.

"Weine nicht...", flüstert seine zitternde Stimme irgendwo weit, weit entfernt.

Weinen? Ich wollte nicht weinen. Ich durfte nicht weinen... Ich wollte stark sein, ihm zeigen, dass ich auch weiterhin stark sein konnte. Aber ich versagte. Ich weinte furchtbar, wie ein kleines Kind. Er weinte auch, aber er kam mir nicht klein vor. Es war ehrlich. Seine Hände drücken mich jetzt an ihn. Ich wünschte, ich könnte ihm durch diesen Kontakt etwas Ballast abnehmen. Für ein Lächeln von ihm. Sein Lächeln, das mir Mut machte, die ganzen Jahre lang. Nur ein kleines Lächeln - war dieser einzige Wunsch denn zuviel verlangt? Ich blicke wieder zu ihm hoch, streiche ihm eine Träne von der Wange.

Sein Lächeln. Ich werde ihn nie wieder Lächeln sehen! Es ist so - entgültig. Ein Leben ohne dieses Lächeln, das ich so liebe - unvorstellbar.

Warum? Warum musste ich dich kennen lernen, mich in dich verlieben, nur damit

du mit wieder genommen wirst, damit wir noch nicht einmal eine Chance hätten? Was wäre passiert, hätte ich dich nie getroffen? Wie wären diese Jahre verlaufen? Würde jetzt an deiner Stelle ein anderer in meinen Armen weinen?

Und wäre ich jetzt glücklicher ohne dich?

Niemals. Ich kann mir nicht vorstellen, ohne dich zu sein. Keinen Tag lang alleine. Dich an meiner Seite. Du hast mir gezeigt, wie es ist, glücklich zu sein. Denn nur du kannst so sein, wie du bist. Einzigartig. Kein Anderer. Unersetzlich...

Dies war unser letzter Tag, der jetzt geht, unsere letzte Nacht, die jetzt kommt, die letzten gemeinsamen Stunden, die jetzt ablaufen. Und ich liege nur in deinen Armen, weinend, und warte nur darauf, dass sie vergehen? Nein. Das wollte ich nicht. Ich erkenne die Ironie in meinen Gedanken. Nein, das bin nicht ich, die hier weint, das bist auch nicht du in meinen Armen. Ich blicke noch einmal in deine Augen. Dort glitzern nicht nur die Tränen, dort ist nicht nur der Schmerz des Verlustes. Dort leuchtet auch die Liebe der letzten Jahre. Und plötzlich bin ich glücklich. Glücklich, diese Jahre mit dir gehabt zu haben, auch wenn sie sich jetzt langsam zum Ende neigen. Und unsere Erinnerungen bleiben uns bis in die Ewigkeit. Ich lächle ihn an. In seinen Augen flammt es auf. Und dann spreche ich diesen Gedanken aus: "Ich bin so froh, dich kennen gelernt zu haben und - dich zu lieben..." In meiner Stimme ist ein Flehen zu vernehmen. Er nickt. Ich kann so etwas wie ein Lächeln auf seinen Lippen erahnen. Ich glaube, er hat verstanden.

Ende
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