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Urlaubsbekanntschaften

von Gabi

Kapitel 1

Persönliches Logbuch, Kira Nerys:

In Ordnung, ich gebe mich geschlagen. Meine liebe Freundin Jadzia hatte es sich in den Kopf gesetzt, ihren Kurzurlaub mit mir zusammen zu verbringen. Sie hält es für eine gute Idee, um mich von meiner Trauer um Bareil abzulenken - ungeachtet der Tatsache, dass ich ihr mehrmals versichert habe, dass ich nicht mehr trauere. Sie war so begeistert von der Idee, dass ich es nicht über das Herz bringen konnte, ihre Bitte abzuschlagen. Nun ja, in einer gewissen Weise hat sie ihr Ziel erreicht. Ich komme überhaupt nicht dazu, mir über irgendetwas Gedanken zu machen, weil ich damit beschäftigt bin, mich über die eitlen Leute hier und die ständigen Annäherungsversuche aufzuregen. Jadzias Vorstellung von einer 'guten Zeit' habe ich noch nie verstanden.


Mit einer unwirschen Bewegung rückte Kira ihren Liegestuhl von dem Nachbarstuhl ab, in welchem eben ein junger Terraner Platz genommen hatte. Schon der freundliche Blick, den dieser der Bajoranerin geschenkt hatte, ging ihr auf die Nerven. Kira war heute Morgen früh aufgestanden, um etwas Zeit für sich alleine in der Morgensonne von Risa zu haben. Aber sie musste feststellen, dass diese Idee nicht nur ihr gekommen war. Etliche Hotelbesucher hatten sich schon in der großen Anlage eingefunden, um mit einem frühen Bad den Tag zu begrüßen. Die Bajoranerin hatte ihren Liegestuhl betont abseits der anderen aufgestellt.

Nicht betont genug, wie es schien.

Der höflichen Frage ihres Nachbarn, ob er ihr etwas zum Frühstück besorgen könnte, begegnete sie mit einem giftigen Blick, der immerhin die gewünschte Wirkung zeigte. Erschrocken rückte der Mann nun seinerseits mit entschuldigendem Gemurmel von Kira ab.

Kira seufzte. Urlaub und Entspannung - ein Konzept, an das sie sich erst noch gewöhnen musste. Sie hatte niemals Urlaub gehabt. Die wenigen Jahre seit der Befreiung waren angefüllt mit Arbeit und Aufgaben für ihr Bajor gewesen. Abwechslung von der Arbeit waren für sie ausschließlich die meditativen Momente im Kloster gewesen, welches sie wegen Bareil besucht hatte. Hier herumsitzen, die Sonne genießen und sich dämlich anquatschen lassen, war nicht das, was ihr vorschwebte.

Dax hingegen schien äußerst großen Gefallen daran zu finden, ihre Weiblichkeit auszuprobieren. Kira hatte schon aufgehört zu zählen, wie viele Männer die Trill im Lauf der letzten drei Tage schon in ihrer Gesellschaft gehabt hatte. Und sie blühte merklich auf. Die ernste, nachdenkliche Art, welche die Wissenschaftsoffizierin auf der Ops an den Tag legte, hatte gänzlich ihrer unbeschwerten Lebensfreude Platz gemacht. Kira gönnte es ihrer Freundin ja, aber sie wünschte sich trotzdem, dass Dax sie dabei aus dem Spiel gelassen hätte. Es lag in der Natur der Dinge, dass sich keine Bajoraner auf Risa befanden. Viele der Besucher waren Terraner, und Kira hatte sich immer noch nicht ganz an die langweilig glatten Nasen und die schmucklosen Ohren dieser Männer gewöhnt, um sich auf den ersten Blick von jemandem anziehen zu lassen. In ihren Augen fehlte den meisten terranischen Männern eindeutig jede sexuelle Ausstrahlung.

Auf der anderen Seite des Pools sah sie Dax in die Morgensonne treten. Die Trill blickte sich kurz um und erkannte dann Kira. In den Händen hielt sie zwei Tabletts mit Frühstück.

Kira winkte ihr zu. Sie musste immer noch grinsen, wenn sie Dax sah. Alles, was normalerweise von ihrem Overall verdeckt wurde, kam hier auf Risa überdeutlich zu Tage. Die Trill trug eine knappe Bikinihose und ein T-Shirt, dessen Form deutlich machte, dass das dazu gehörende Bikini-Oberteil nicht anwesend war. Dax hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, oben ohne zu schwimmen. Als ob sie nicht auch so genügend Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Kira musste neidlos zugeben, was für eine Schönheit ihre Freundin war. Die langen dunklen Haare trug Dax die meiste Zeit offen, und ihre spärliche Kleidung gab den Blick auf ihre delikate Zeichnung frei, welche von den Schläfen bis zu den Fußspitzen lief und ihre Brüste unaufdringlich betonte.

Die Bajoranerin hingegen zog es vor, einen unauffälligen Badeanzug zu tragen, der nicht mehr von ihrer Figur freigab als nötig. Kira war sich sehr wohl bewusst, dass ihre Figur nicht ohne Wirkung auf Männer blieb, und so versuchte sie, nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen.

„Guten Morgen, Nerys“, Dax stellte die Tabletts ab und zog sich einen freien Liegestuhl neben Kira. „Ich habe überhaupt nicht mitbekommen, dass du aufgestanden bist. Fauchst du schon lange Männer an?“

Kira grinste. „Bisher habe ich erst zwei zu Stein erstarren lassen. Du hast also nicht viel verpasst.“

Dax grinste zurück. Sie baute die Tabletts zwischen ihren beiden Liegestühlen auf, lehnte sich dann zurück und zog ihr T-Shirt aus. Die noch kühle Morgenluft ließ ihre Brustwarzen sofort steif werden. Während Dax sich wohlig räkelte, konnte Kira den Stielaugenblick des jungen Mannes auf ihrer anderen Seite regelrecht spüren. Sie konnte es ihm aber auch nicht verübeln. Die Bajoranerin genoss es selbst, den Körper ihrer Freundin zu betrachten. Dax’ Brüste waren kleiner als ihre eigenen, fester, und die Trill trug sie mit einer äußerst anziehenden Selbstverständlichkeit zur Schau.

Kira beugte sich hinüber.

„Jadzia, wenn du nicht mit dem Strecken aufhörst, werde ich wohl ein Sauerstoffgerät für den Typ da drüben besorgen müssen.“ Sie deutete mit dem Daumen über ihre Schulter.

„Oh.“ Dax setzte sich auf, so dass sie an Kira vorbei sehen konnte. Sie schenkte dem jungen Mann ein freundliches Lächeln, welches diesem die Röte in die Ohren schießen ließ und ihn veranlasste, sich sofort umzudrehen und mit wachsender Faszination den Bodenbelag neben sich zu betrachten.

Kira grinste breit, während sie sich einen Melonenschnitz in den Mund schob.

„Ich habe uns beide nachher für eine Massage angemeldet.“

Kiras Grinsen verschwand.

„Oh nein“, sie schüttelte energisch den Kopf. „Lass mich da raus. Ich verspüre keinerlei Lust, mich von einem dieser Typen begrabschen zu lassen.“

„Hey“, Dax stieß sie freundschaftlich an. „Das ist unheimlich entspannend. Gib dir einen Ruck. Außerdem“, sie verzog ihr Gesicht spöttisch, „bin ich ja da. Ich werde dich vor jeder Handgreiflichkeit retten...“

Die Melonenschale verfehlte ihr Ohr nur knapp.

„Nicht jeder ist so exhibitionistisch veranlagt wie du, Jadzia“, murrte sie.

„Ich habe uns nicht zu einer Strip-Show angemeldet, sondern zu einer Massage. Was hat das bitteschön mit Exhibitionismus zu tun?“

„Ich habe einfach keinerlei Verlangen danach, dass fremde Leute meinen Körper berühren. Ist das so undenkbar?“

Dax nahm einen Schluck exotischen Saftes. „Nerys, glaub mir, eine richtige Massage wird dir verdammt gut tun.“

„Nein, da bekommst du mich nicht hin. Das ist mein letztes Wort.“

* * *


Kira lag nackt auf dem Bauch. Ihr Gesicht hatte den entschlossenen Ausdruck einer Person, die unter gar keinen Umständen irgendwelche Freude an der Angelegenheit finden wollte. Auf dem Massagetisch neben ihr befand sich Dax und hatte zufrieden die Augen geschlossen. Beide Frauen waren mit wohlriechenden Ölen eingerieben worden, deren Duft den gesamten Raum erfüllte. Leise Musik ertönte, um die entspannte Atmosphäre zu vervollständigen. Natürlich musste Kira zugeben, dass die gesamte Prozedur recht angenehm war. Die Handgriffe des Masseurs waren geschickt und bisher keineswegs aufdringlich. Trotzdem war der Bajoranerin nicht allzu wohl bei dem Gedanken, hier so wehrlos zu liegen.

Um sich abzulenken, ließ sie ihren Blick ein wenig umherwandern. Die einzelnen Kabinen waren unvollständig durch Vorhänge voneinander abgetrennt, die je nach Wunsch der Kunden mehr oder weniger zugezogen waren. Dax hatte natürlich darauf bestanden, dass ihre Kabine nicht völlig abgeschirmt wurde. Die Trill wollte sich von Zeit zu Zeit einen Blick auf das Treiben umher gönnen. Kira hatte murrend zugestimmt, dafür aber den Tisch gewählt, welcher weiter an der hinteren Wand stand. Sollte Dax doch im Blickfeld liegen, wenn ihr so viel daran lag.

Um diese Uhrzeit war der Salon recht gut besucht. Kira konnte viele unterschiedliche Rassen in den Kabinen ausmachen, bei denen meist der Kopf zu sehen war. Jeder schien einen gewissen Ausblick haben zu wollen.

Plötzlich stockte Kiras Blick. Unwillkürlich verkrampfte sie sich, was ihren Masseur zu einem ärgerlichen Brummen veranlasste und der Bajoranerin einen Klaps auf den Hintern einhandelte. Unter gewöhnlichen Umständen hätte diese Behandlung dem Mann mindestens ein blaues Auge eingebracht, aber dieses Mal schien Kira es nicht einmal zu bemerken.

„Jadzia!“ zischte sie ihrer Freundin zu. „Schau mal unauffällig dort hinüber!“

„Hmm?“ Dax hob überrascht den Kopf.

„Nein, nicht dort... mehr links...“

„Wow!“ Die Trill pfiff leise durch die Zähne. „Du meinst nicht zufällig diesen Typ in dem dunkelroten String-Tanga?“

Kira nickte.

Dax starrte den Rücken des Mannes an, der augenscheinlich gerade dem Masseur seine Wünsche mitteilte.

„Guter Körper“, stellte sie fachfrauisch fest. „Er kommt mir irgendwie bekannt vor...“

„Das ist Gul Dukat“, raunte Kira.

„Was?“ Ein anzügliches Grinsen huschte über das Gesicht der Trill. „Du hast recht, Nerys. Dukat hier auf Risa - ich fasse es nicht!“

„Wenn er dieses Ding auszieht, schreie ich“, stellte die Bajoranerin fest.

„Ich auch“, seufzte Dax.

In der anderen Kabine waren der Cardassianer und sein Masseur anscheinend zu einer Vereinbarung gelangt. Kira fragte sich, ob Dukat wohl den Vorhang zuziehen ließ, aber es sah nicht danach aus. Natürlich! Der Typ war so arrogant, dass er es wahrscheinlich als Gnade gegenüber den anderen Besuchern der Massage-Einrichtung ansah, wenn sie ihn betrachten durften. Ohne jede Eile machte der Gul sich daran, den spärlichen Rest seiner Bekleidung abzulegen. Kira schielte zu Dax hinüber. Diese sah dem Cardassianer interessiert zu. Kurz bevor er es sich auf dem Massagetisch bequem machte, hob die Trill ihre rechte Hand zum Mund. Der anzügliche Pfiff, der nun folgte, veranlasste Kira dazu, ihren Kopf so tief es nur ging in den Armen zu vergraben und sich sehnlichst einen persönlichen Tarnschild zu wünschen. Sie hoffte, dass sie in dieser Stellung nicht weiter auffiel.

Dukat drehte sich verwundert um. Einen Augenblick schien er nicht zu wissen, wohin mit der Reaktion, dann begriffen seine Augen, wo er die junge schlanke Frau, die ihm zuwinkte, einordnen sollte.

„Lieutenant Dax!“ seine Stimme klang freudig überrascht.

„Gul Dukat. Schön, Sie hier zu sehen.“

Kira versuchte, noch ein wenig weiter in ihre Arme zu rutschen. Wie konnte Dax bloß behaupten, dass es schön sei, den Cardassianer zu sehen? Gedämpft hörte sie, wie die beiden noch ein paar belanglose Nettigkeiten austauschten, bevor es wieder ruhiger wurde.

„Hey, Nerys.... hallo, Nerys!“ Dax streckte ihren Arm aus, um Kira an der Schulter zu berühren.

Ein Auge der Bajoranerin erschien über ihrem Oberarm. Das Grinsen der Trill begrüßte sie.

„Hat er mich bemerkt?“

Dax schüttelte den Kopf. „So wie du dich den Konturen dieses Tisches angepasst hast, glaube ich das kaum.“

„Warum muss er denn hier sein? Hat er nichts anderes zu tun?“ Sie lockerte ihre Haltung wieder ein wenig. „Ich glaube, hiermit kürze ich den Urlaub ab.“

„Hey, tu mir das nicht an! Was soll ich denn ohne dich hier machen?“

„Ohne mich?“ Kira starrte die Trill an. „Du bist doch hier unsere Alleinunterhalterin...“

Ein Räuspern neben ihr ließ Kira ihre Aufmerksamkeit ihrem Masseur zuwenden.

„Madame, wenn ich mit der Massage fortfahren soll, dann müssen Sie sich endlich wieder entspannen...“

„Ach, halten Sie doch die Klappe!“ Widerwillig lockerte Kira ihre Muskeln.

* * *


Schließlich hatte Dax ihre Freundin eingeholt.

„Nerys! Jetzt hat Dukat dich sicherlich bemerkt.“

Kira wandte sich schnaubend um, ihre Haut roch noch nach dem Massageöl, ihr Hemd war achtlos übergeworfen.

„Das ist keine Massage, sondern eine Frechheit!“ wütete die Bajoranerin. „Seine Hand hatte DORT überhaupt nichts zu suchen!“

Dax hob beschwichtigend die Arme. „Das ist eine Ganzkörpermassage. Es gehörte dazu - du hättest den Masseur deswegen nicht schlagen dürfen“, sie grinste schief. „Die Schadensforderung wirst du sicherlich auf deiner Rechnung vorfinden.“

„Und wenn schon. Das soll ihm eine Lehre sein.“

„... Und ich musste wegen dir meine schöne Massage vorzeitig abbrechen!“

„Wieso?“ Kira sah sie herausfordernd an. „Niemand hat von dir verlangt, dass du mir nachläufst.“

„Jemand muss doch dafür sorgen, dass du in deiner Laune nicht noch ein paar Unschuldigen die Beine brichst... Na komm“, sie hakte sich bei der schmollenden Kira unter. „Was können wir denn unternehmen, was dir Spaß machen würde?“

Ein hoffnungsvoller Schimmer huschte über das Gesicht der Bajoranerin. „Zurückfliegen?“

Dax knuffte sie in die Seite. „Diese Option steht nicht zur Debatte. Ich will, dass du dich entspannst.“

„Um jeden Preis?“

„Richtig“, bestätigte die Trill. „Um jeden Preis.“

Sie beschlossen, für den Anfang ein paar Runden im Pool zu schwimmen. Er war riesig, umschloss fast die gesamte Hotelfläche, und es waren in liebevoller Kleinarbeit zahllose Seitenbecken und Nischen mit Wasserfällen, leichten Strudeln oder unterirdischen Quellen angelegt worden, die zu erkunden alleine schon einen guten Tag in Anspruch nahm. Als sie sich einige Zeit später von einer Unterwasserdüse herumwirbeln ließ, hatte sich Kiras Laune wieder um ein Wesentliches gebessert. Sie genoss die Gesellschaft der immer fröhlichen Dax. Es war einfach ein Ding der Unmöglichkeit, in Gegenwart der Trill längere Zeit zu schmollen. Tief in ihrem pagh beneidete sie die Fähigkeit ihrer Freundin, mit dem Leben so positiv umzugehen. Und sie dankte den Propheten, dass sie ihr das Geschenk ihrer Freundschaft gemacht hatten.

Dax hatte sich nicht weit von ihr entfernt an einem überhängenden Ast festgehalten und ließ ihren Körper in einer künstlich erzeugten Strömung schweben. Von Zeit zu Zeit kicherte sie, wenn die Strömung so stark wurde, dass sie Gefahr lief, auch noch ihre Bikinihose zu verlieren.

„Hey, Nerys!“

Kira sah von ihrer Beschäftigung des Hin- und Hergeworfenwerdens auf. „Hm?“

„Heute Abend ist Tanz bei uns im Hotel. Könntest du dir dich vielleicht dort vorstellen?“

„Sehr vorsichtig ausgedrückt“, grinste die Bajoranerin.

Dax grinste zurück. „Man tut, was man kann.“

Kira schwamm von der Düse fort an den Beckenrand, um sich dort ruhig hinzusetzen. „Ich muss gestehen, dass ich niemals getanzt habe. Ich glaube nicht, dass das etwas für mich ist.“

Dax ließ ebenfalls ihren Ast los, was sie im ersten Impuls einige Meter an Kira vorbeitreiben ließ, bevor sie sich aus der Strömung befreien konnte. Dann hängte sie sich neben ihre Freundin an den Beckenrand. „Ich besitze ein Repertoire aus ein paar Jahrhunderten und von ein paar Planeten. Kein Problem, dir etwas beizubringen!“

„Das habe ich befürchtet.“

Die Trill stupfte sie in die Seite. „Die Antwort ist also ‘ja’?“

„Habe ich eine Wahl?“

Das schien Dax für einige Sekunden nachdenken zu lassen, bis sie schließlich mit vollständig ernsthafter Miene versicherte: „Nein.“

* * *


„Wow!“

„Danke für die selbstlose Reaktion.“

Dax hatte sich lasziv im Türrahmen zum Bad aufgebaut. Ihre offenen, in leichte Wellen gelegten Haare umspielten das dezent geschminkte Gesicht. Der Ausschnitt des bodenlangen dunkelgrün irisierenden Kleides betonte geschickt die Flecken-Zeichnung. Auf der rechten Seite war der Rock bis zur Hüfte geschlitzt und gab den Blick auf ein langes mit einer Fleckennaht versehenes Bein frei. Die Schultern schmückte ein Umhang aus leichtem Stoff, dessen Enden mit Schleifen an Dax’ Handgelenken befestigt waren, so dass er jede ihrer Bewegungen wie ein lebendig gewordener Schatten umhüllte.

Das einzige, was nicht recht in die Erscheinung passen wollte, war das breite Grinsen, das sich nun ins Gesicht der Trill schlich.

„Du meinst also, es sieht gut aus?“ fragte sie unschuldig.

„Gut? Das kommt ganz darauf an, was du damit vorhast“, konterte Kira.

„Na, für den Anfang hätte ich gerne, dass alle Männer sich zu meinen Füßen hinwerfen“, sie wehrte lachend ab. „Nein, im Ernst, Nerys. Ich habe schon lange davon geträumt, mich mal so richtig herauszuputzen. Dafür gibt es auf unserer Station leider so gut wie keine Möglichkeit. Hier möchte ich sie gerne ausnützen“, sie zwinkerte, „manchmal kommt meine weibliche Eitelkeit einfach doch noch durch...“

Die Bajoranerin schüttelte den Kopf. „Weißt du, dass ich noch überhaupt nie ein Kleid angehabt habe? Ich habe mir mal das Zeug hier angesehen.“ Sie deutete auf einen beachtlichen Kleiderberg auf dem Bett. „Aber ich fühle mich in allem reichlich fehl am Platz...“

„Hey, keinen Rückzieher, Nerys.“ Dax löste sich aus dem Türrahmen. „Wenn du erlaubst, dann bestimme ich, in was du gut aussiehst, okay?“

Kira zuckte nur mit den Schultern. Nach einigen kleineren Machtkämpfen waren sowohl sie selbst als auch Dax einigermaßen zufrieden mit dem Bild, welches der Spiegel ihnen zeigte. Kira trug nun eine weite schwarze Hose und darüber eine taillierte Jackenbluse, welche bis knapp unter die Brust geknöpft war, sich danach in Glockenform bis auf die Oberschenkel erweiterte und den nackten Oberbauch der Bajoranerin vorwitzig durchblitzen ließ.

„Ja“, stellte Dax zufrieden fest. „Das bist noch du. Es ist nicht zu auffällig und hat trotzdem das gewisse Etwas. Ich denke, wir können uns in die Schlacht wagen.“

* * *


Es waren nicht wenige Blicke, welche die beiden Frauen auf sich zogen. Kira musste gestehen, dass sie die Aufmerksamkeit doch ein wenig genoss. Sie bemühte sich auch, ihren ausholenden Gang etwas zurückzuschrauben. Es war ein neues Gefühl, sich einmal nur auf seine weibliche Ausstrahlung zu verlassen. Dax hatte ihr während der ‘Tanzstunden’ Vorträge darüber gehalten, wie wichtig es war, auch mal diesen Aspekt hervorzukehren und einfach die Soldatin zu vergessen. Nun gut, Dax wollte, dass sie sich um jeden Preis amüsierte, also wollte sie sich wenigstens anstrengen, um ihrer Freundin diesen Gefallen zu tun. So unterdrückte sie den ersten Impuls, als der junge Mann vom Morgen vor sie trat und sie um einen Tanz bat. Statt eines „Schwirr ab“, welches ihr auf der Zunge gelegen hatte, nickte sie mit so etwas wie einem freundlichen Lächeln und schickte ein Stoßgebet zu den Propheten, dass die Füße ihres Gegenübers diese Übung überleben mochten.

Die Füße erwiesen sich als das kleinere Problem, aber mit Fortschreiten der Musik wurde der Kampf um die Führung immer deutlicher. Für Kira war das Konzept des ‘Geführtwerdens’ etwas völlig neues, und nicht gerade etwas, das sich mit ihrer Weltanschauung leicht vereinbaren ließ. Der junge Terraner seinerseits hatte von dem unglücklichen Zusammentreffen am Morgen her schon einen ziemlichen Respekt, so dass er es nicht wagte, mit Autorität die Führung zu übernehmen. Schließlich mussten die beiden aus puren Koordinationsproblemen heraus die Gewaltübung abbrechen.

Kira unterdrückte einen erleichterten Seufzer, als sich der junge Mann wortreich entschuldigte und sich dann eiligst zu einer weniger komplizierten ‘Beute’ aufmachte. Ihre Blicke suchten den Raum nach Dax ab. Auf der anderen Seite konnte Kira sie tanzen sehen. Die Trill amüsierte sich offensichtlich sehr. Mit ihrem Partner, einem hochgewachsenen Klingonen, versuchte sie sich gerade an ein paar Bewegungen, die Kira alleine schon vom Zusehen den Rücken schmerzen ließen. Der flatternde Umhang machte sich dabei außerordentlich gut, und die Bajoranerin konnte sehen, dass einige der Hotelgäste augenscheinlich das Gleiche dachten.

„Wer hätte das Lieutenant Dax zugetraut?“

Die Stimme war so unerwartet, so dicht an ihrem Ohr und besaß ein so rauchiges Timbre, dass Kira unwillkürlich Schauder über den Rücken liefen. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wem diese Stimme gehörte. Ihr erster Impuls war eine gefauchte Antwort, aber gerechterweise musste sie eingestehen, dass Dukat nichts gesagt hatte, was eine Abfuhr berechtigte - außer vielleicht der einfachen Tatsache, dass es eben Dukat war.

Also nahm sie sich zusammen und drehte sich um. Dukat stand dicht hinter ihr, sie konnte deutlich sein Eau de Toilette riechen. Anstelle seiner gewohnten Uniform trug der Cardassianer eine schwarze Hose mit passendem Hemd, was von einer umhangähnlichen unterschenkellangen Jacke ergänzt wurde, deren dunkelrotes Innenfutter einen angenehmen Kontrast zum sonstigen Schwarz bildete.

„Gul. Welche Überraschung, Sie hier zu sehen“, log Kira.

„Wirklich, Major?“ fragte Dukat amüsiert nach. „Wir hatten heute Mittag doch schon das Vergnügen.“

Kiras Gesicht lief Gefahr, sich in der Farbe Dukats Innenfutter anzugleichen.

Der Gul vollführte eine entschuldigende Handbewegung. „Ich konnte nicht anders als Zeuge Ihrer kleinen Auseinandersetzung zu werden.“ Er lächelte. „Ich bewundere Frauen, die nicht alles mit sich machen lassen.“ Wie einen Nachgedanken fügte er hinzu: „Sie haben eine ausgezeichnete Figur, wenn ich das bemerken darf, Major.“

Seine Reaktionsschnelligkeit führte dazu, dass Kiras Faust an seinem Unterarm abprallte, nicht an seinem Gesicht.

„Wir befinden uns auf neutralem Boden und haben einen Friedensvertrag. Also keine Notwendigkeit für Grobheiten, Major.“

„Halten Sie gefälligst Ihre Zunge im Zaum, dann bin ich nicht gezwungen zu reagieren“, konterte Kira schnippisch.

Dukat blickte sie erstaunt an, während er langsam seinen Arm wieder senkte. „Das war als Kompliment gedacht.“

„Ach?!“

„Hätten Sie Lust zu tanzen?“

„Mit Ih...?!“ Kira schloss den Mund. Sie hatte sich vorgenommen, heute Abend weiblicher zu sein - den Schwierigkeitsgrad dieser Übung würde sie in etwa mit navigationslosem Landen gleichsetzen. Also beschloss sie, höflich zu antworten: „Wenn es denn unbedingt sein muss.“

Der Gul legte einen Arm um ihre Schulter, dann zögerte er. „Können Sie überhaupt tanzen, Major?“

Sie schenkte ihm ein unhöfliches Lächeln. „Lieutenant Dax hat mir ein paar allgemein bekannte Tänze beigebracht, danke!“

Zu Kiras Erstaunen besaß der cardassianische Befehlshaber ein erstaunliches Repertoire an Tänzen, so dass sie tatsächlich einen gemeinsamen Nenner finden konnten. Die Bajoranerin versteifte sich in seinem Griff, doch sie schaffte es, dem Impuls, den Arm abzuschütteln, zu widerstehen. In den letzten Jahren hatte Kira begonnen, nicht mehr alle Cardassianer als Feinde zu sehen. Es war sogar der eine oder andere darunter gewesen, den sie beinahe gemocht hatte - aber Dukat gehörte absolut nicht in diese Kategorie. Sie wusste sehr gut, dass Bareils Traum eines beständigen Friedens nur dann verwirklicht werden konnte, wenn auch sie von ihrer Seite Eingeständnisse machte. Aber es war schwer, sehr schwer. So verkrampfte sich jede Faser in ihr, als der Gul sie dicht an seinen Körper zog. Kira starrte über seine Schulter hinweg die gegenüberliegende Wand an, und beschloss, die Zähne zusammenzubeißen.

Im Gegensatz zu ihrem vorherigen Tanzpartner war sich Dukat äußerst sicher, dass er führte. Nach den ersten Kontra-Bewegungen hatte Kira keine andere Wahl mehr, als sich führen zu lassen. Und zu ihrer Überraschung merkte sie, dass Tanzen plötzlich zu etwas Harmonischem wurde und weniger einem Kampfsport ähnelte. Wenn sie den Gedanken daran, mit wem sie eigentlich tanzte, beiseiteschob, konnte sie es sogar genießen.

Als die Musik verklang und Kira sich wieder von Dukat löste, vermisste sie fast den Kontakt seines Schenkels an ihrem.

„Mein Kompliment, Major, Sie tanzen gut.“

Kira kniff die Augen zusammen. Sie suchte nach dem Spott in Dukats Stimme, aber sein Gesicht verriet eigentlich keine Belustigung.

„Es war... einfach“, gestand sie deshalb vorsichtig. „Ich hätte übrigens auch nicht erwartet, dass Sie tanzen können, Dukat.“

Er lächelte. „Es scheint sehr vieles zu geben, was wir voneinander nicht wissen.“

„Oh ja - und das sollte auch so bleiben...“

„Nerys! Gul Dukat!“ Dax erschien neben den beiden. „Na, wenn das gerade kein ungewöhnliches Bild war.“ Die Trill balancierte ein Tablett mit Gläsern, welche sie den beiden anbot. „Das hätte man für die Nachwelt aufnehmen müssen.“

Kira schoss ihr einen giftigen Blick zu.

Dukat lächelte Dax zu. „Lieutenant, darf ich Ihnen sagen, wie gut Sie in diesem Kleid aussehen?“

„Natürlich dürfen Sie das.“ Sie gab das leere Tablett dem Nächstbesten in die Hand, der nach Hotelangestelltem aussah. „Deswegen habe ich das Kleid ja angezogen.“

Sie hob ihr Glas und prostete den beiden anderen zu. „Auf den Frieden zwischen Bajor und Cardassia.“

Diesem Prost konnte Kira sich nicht verschließen. „Auf den Frieden und auf Bareil, der ihn möglich gemacht hat.“

„Auf den Frieden und Vedek Bareil.“ Auch Dukat hob sein Glas.

Als sie getrunken hatten, wandte Dax sich wieder an den Gul. „Sind Sie alleine hier, Dukat? Oder begleitet Ihre Frau Sie?“

Jetzt war sein Lächeln deutlich anzüglich. Kira spürte wieder den Schauer von vorher. „Nein, ich bin alleine für ein paar Tage hier. Wir machen oft getrennt voneinander Urlaub.“

„Und was führt Sie nach Risa?“

„Ehrlich gesagt“, Dukat warf einen kurzen Blick auf Kira. „Abwechslung.“

Die Bajoranerin hatte diesen Blick in den letzten paar Tagen oft genug gesehen, um jetzt große Lust zu verspüren, den restlichen Inhalt ihres Glases über dem Kopf des Cardassianers auszuleeren.

„Aber nicht mit mir!“ knurrte sie.

Dukat hob verwundert die Augenwülste. „Wer hat etwas von Ihnen gesagt, Major?“

„Ihr Blick, Gul.“ Wenn er glaubte, dass er sie hier in Verlegenheit bringen konnte, hatte er sich geschnitten. Zwei konnten dieses Spiel spielen. „Es ist ja wohl nicht das erste Mal, dass Sie etwas von mir wollen.“

„Ach?“ Dukat ließ sich ebenfalls nicht aus der Ruhe bringen. „Interpretieren Sie da nicht etwas hinein, was Sie selbst gerne hätten?“

„Schmeicheln Sie sich nicht. Ich hatte Vedek Bareil, was sollte ich da wohl mit Ihnen?“

„Nun, Sie haben es gerade selbst erklärt - Ihnen fehlt ein richtiger Mann...“

„Bareil war...!“

„Ähem!“ Dax trat einen demonstrativen Schritt zwischen die beiden. „Hatten wir nicht eben auf so etwas Ähnliches wie Frieden getrunken? Wo ich herkomme, werden Trinksprüche nicht einfach aus Spaß ausgebracht.“

Einen Moment funkelten sowohl Kira als auch Dukat die Trill an, besannen sich dann aber rasch, dass dies ja eine Übereinstimmung zwischen ihnen bedeutete.

„Du hast recht, Jadzia. Er ist es nicht wert...“

„Nerys“, Dax legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wir wollten uns doch amüsieren.“ Zu Dukat gewandt: „Sie doch auch, Gul, oder?“

Dieser verneigte sich ein wenig vor der Trill. „Ihrer Weisheit kann ich mich nur beugen, Lieutenant.“

Dax spürte unter ihrer Hand, dass Kira schon wieder loslegen wollte, aber sie verstärkte ihren Griff demonstrativ und schob die Bajoranerin in Richtung der Tanzfläche.

„Es war schön, Sie getroffen zu haben, Dukat. Wir werden uns bestimmt noch sehen.“

„An mir soll es nicht liegen, Lieutenant. Major.“

Als sie einigen Abstand zwischen sich und Dukat gebracht hatten, ließ Dax Kiras Schulter wieder los.

„Dieser Kerl ist die Pest!“ fluchte die Bajoranerin.

„Mag sein.“ Dax zuckte mit den Schultern. „Aber er sieht nicht übel aus, findest du nicht?“

Kira starrte sie mit offenem Mund an. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, Jadzia?“

„Doch“, bestätigte diese. „Gib es schon zu. Ganz gleichgültig ist er dir auch nicht...“

„Natürlich nicht, ich hasse ihn.“

„Das glaube ich noch nicht einmal. Du hättest euch vorhin wirklich tanzen sehen sollen, äußerst harmonisch...“

Die Trill duckte sich, als die Dekoration einer Pastetenplatte an ihr vorbeischoss.

„Kein Kommentar mehr, Jadzia“, warnte Kira halb im Spaß. „Am besten, wir gehen ihm die nächsten paar Tage aus dem Weg.“

* * *


Am nächsten Morgen war es Dax, welche als erste am Pool lag. Sie hatte sich schon einen Drink genehmigt, bis Kira schließlich eintraf. Unter dem T-Shirt der Bajoranerin bewegte es sich verdächtig, als diese sich dem freien Liegestuhl näherte. Dax drehte sich zur Seite, um Kira besser beobachten zu können, während diese ihr Shirt auszog.

„Na, was hat dich zu diesem Sinneswandel bewogen, Nerys? Dukats Gegenwart?“

Die Bajoranerin nagelte Dax mit ihrem Blick an den Liegestuhl fest. „Halt die Klappe, Jadzia. Du wolltest, dass ich so herumlaufe - also halt bloß die Klappe! Sonst ziehe ich mich sofort wieder an.“

„Nein, bleib so“, grinste Dax. „Du hast sehr schöne Brüste. Wird Zeit, dass ich dich auch einmal anstarren darf - nicht nur du mich.“

Kira griff nach dem Drink, den Dax schon für sie in einem Eisbehälter bereitgestellt hatte, und schnippte ein wenig von dem Eiswasser nach der Trill. Mit einem erschrockenen Ruf fuhr Dax aus ihrem Liegestuhl auf. Jetzt war es an Kira zu grinsen.

„Was ist, Jadzia? Zu viel Sonne?“

„Stell das Glas weg, damit ich dich ins Wasser werfen kann.“

„Wenn das so ist, werde ich mich für den Rest des Tages daran festhalten“, verkündete Kira.

Dax wollte noch etwas erwidern, aber ihre Aufmerksamkeit wurde von Dukat abgelenkt, der auf der anderen Seite des Pools auf die Veranda trat.

„Also dieser Tanga macht mich echt an“, stellte sie genießerisch fest.

Kira schüttelte den Kopf. „So kenne ich dich gar nicht, Jadzia.“

Die Trill hob die Schultern. „Ich fürchte, das ist der Curzon-Teil in mir, der manches Mal mit mir durchgeht.“

„Curzon stand auf Männer?“

„...?“ Dax blickte sich überrascht zu Kira um.

„Du willst mich missverstehen, Nerys?“ mutmaßte sie.

Die Bajoranerin grinste nur.

„Dukat geht ins Wasser.“

Kira schüttelte den Kopf über ihre Freundin. „Das sehe ich selbst... Jadzia, sei jetzt bitte mal ehrlich. Findest du wirklich etwas an ihm?“

Die Trill wandte ihren Blick vom Pool ab und blickte Kira an. „Ganz ehrlich? Irgendwie schon. Ich schätze, es liegt einfach an der Atmosphäre hier. Auf DS9 würde ich mich sicher nicht für ihn interessieren - aber auf DS9 würde ich sicherlich auch nicht so herumlaufen. Ich wäre einem kleinen sexuellen Abenteuer nicht abgeneigt... und du?“

„Ich?“ Kiras Blick war ehrlich entsetzt.

„Und warum liegst du dann jetzt plötzlich oben ohne hier herum, wenn nicht, um ihm zu zeigen, was du hast?“

Ein weiterer Eiswürfel traf die Trill im Rücken. „Ich liege hier so herum, damit er sehen kann, was er NICHT bekommt. Klar?!“

Dax grinste schief und schauderte ein wenig wegen der Kälte des Eiswürfels. „Das kann ich dir erst noch abnehmen, Nerys.“

Dann war sie mit zwei Schritten am Beckenrand und köpfte ins Wasser. Kira sah ihr kopfschüttelnd nach, als sie auf den Cardassianer zu schwamm. Dabei versuchte sie nicht darüber nachzudenken, warum sie sich wirklich heute Morgen entschlossen hatte, nur in Bikinihose zu erscheinen. Wo Bareil nun auch immer weilen mochte, sie hoffte, dass er gerade etwas anderes zu tun hatte, als sie zu beobachten.



Dax hatte Dukat mit wenigen kräftigen Zügen erreicht.

„Guten Morgen.“

„In der Tat, Lieutenant. Bei Ihrem Anblick ist das wahrlich ein guter Morgen. So gefallen Sie mir fast noch besser als gestern Abend.“

Dax grinste. „Sie sind nicht zufällig sexistisch?“

„Ich?“ Dukat schenkte ihr einen seiner arroganten Blicke. „Nie!“

Sie lachte. „Aber ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich Ihren Tanga auch nicht ohne finde.“

„Wie sagten Sie gestern Abend so schön? ‘Deswegen habe ich ihn auch an’.“

„Dukat, Sie überraschen mich. Ich hatte ein völlig anderes Bild von Ihnen.“

„Ich von Ihnen ebenfalls, Lieutenant.“

Dax hob die Schultern. „Vielleicht sollten wir es einfach dem Urlaub zuschreiben, und uns nicht weiter darum kümmern.“ Sie lächelte aufmunternd. „Am liebsten würde ich Sie einladen, sich zu uns zu legen... aber ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob das nicht in bösem Blut enden wird.“

Dukat blickte über Dax’ Schulter zu Kira hinüber, welche die beiden im Wasser misstrauisch beobachtete.

„Major Kira entspricht allerdings genau dem Bild, das ich von ihr habe, zu dumm bei diesem Aussehen.“

„Dukat, die Wunden sind noch tief. Es würde viel helfen, wenn Sie auch von Ihrer Seite aus etwas zuvorkommender wären.“

Der Gul blickte sie überrascht an. „Aber ich bin zuvorkommend.“

Dax seufzte. „Dann sollten wir das Wort ‘zuvorkommend’ vielleicht einmal definieren.“



Kira legte ihren misstrauischen Blick nicht eine Sekunde ab. Sie hätte zu gerne gewusst, über was die beiden sich unterhielten. Schließlich wandte sich Dax um und kam - Dukat im Schlepptau - zu ihrer Seite des Pools zurück. Kira überlegte kurz, ob sie ihr Shirt wieder anziehen sollte, aber das kam ihr zu kindisch vor. Sollte Dukat sie sich doch gut ansehen, sie hatte sich nicht zu schämen.

Dax und Dukat schwangen sich auf den Beckenrand.

„Guten Morgen, Major.“

„Morgen“, brummte Kira.

Dax warf ihr ein aufmunterndes Lächeln zu, das in etwa bedeuten sollte: ‘Na komm, Nerys. Versuchen wir es noch einmal im Guten.’ Kira zuckte mit den Schultern.

Dukat zog sich einen freien Liegestuhl heran, sicherheitshalber auf die Seite von Dax. Um das Eis ein wenig zu brechen, fischte die Trill nach der Sonnenlotion und reichte sie dem Cardassianer.

„Wären Sie so nett, mich einzucremen?“

„Mit dem größten Vergnügen.“ Dukat erhob sich und kniete sich neben Dax’ Liegestuhl.

Widerwillig zogen die kreisenden Bewegungen seiner Hände auf Dax’ Rücken Kiras Blicke an. Sie beobachtete, wie ihre Freundin sich unter der Berührung räkelte, und malte sich im Geist aus, wie Dukats Hände sich wohl auf ihrer eigenen Haut anfühlten. Auch als die Trill sich umdrehte, konnte Kira den Blick nicht abwenden. Dax genoss es sichtlich, wie der Cardassianer ihre Brüste massierte. Kira war sich sicher, dass Dukat in diesem Moment den Neid der gesamten männlichen Hotelbesucher auf sich gezogen hatte - und sie musste vor sich eingestehen, dass Dax ein wenig ihren eigenen Neid auf sich zog. Dukat war wahrlich nicht der Mann, vom dem sie träumte. Aber es ging eine Faszination von ihm aus, der sich auch Kira nicht völlig verschließen konnte. Natürlich würde sie das nie zugeben.

Dukats Frage „Soll ich Sie auch einreiben, Major?“ riss sie unerwartet aus ihren Gedanken. Sofort blitzte sie den Cardassianer an. „Wenn Sie mich berühren, brauchen Sie einen verdammt guten Gesichtschirurgen!“

Ein knappes Lächeln huschte über die Züge des Gul. „Ich rate einmal, dass das ein ‘Nein’ war.“

„Richtig geraten.“

Während Dukat sich erhob und wieder zu seinem Liegestuhl hinüberging, schüttelte Dax lautlos lachend den Kopf und formte ein paar Worte mit ihren Lippen. Kira verstand zwar kein einziges davon, konnte sich aber lebhaft vorstellen, was die Trill ausdrücken wollte.

Dann drehte sich Dax zu Dukat um. „Soll ich Sie auch einreiben?“

Der Cardassianer schüttelte den Kopf. „Diese Einstrahlung hier ist noch nicht stark genug, dass ich einen Sonnenschutz bräuchte, danke, Lieutenant.“

Kira lehnte sich in ihrem Liegestuhl zurück und beschloss für den Rest des Vormittags zu ignorieren, dass Dax und Dukat sich freundlich unterhielten, wie gut sie sich verstanden, wie selbstverständlich die Trill ihm ihren Körper präsentierte und wie fest und muskulös der schlanke Körper des Cardassianers wirkte.

* * *


Kira blickte verwundert auf, als Dax in einem leichten Kleid vor ihr stand.

„Gehst du noch aus?“ fragte sie müde.

Dax hatte es geschafft, sie und Dukat für den Nachmittag zu einer gemeinsamen Besichtigung zu gewinnen. Da es sich um eine Gruppen-Führung handelte, ergaben sich keine großen Gelegenheiten, aneinander zu geraten. Und Kira empfand die kulturelle Besichtigung sogar als ausgesprochen interessant. Jetzt war sie allerdings reichlich müde und wunderte sich, warum Dax immer noch so munter war.

„Ja, ich gehe noch in die Bar hinunter“, erklärte die Trill. „Du musst aber nicht wegen mir wach bleiben.“

Kira winkte gähnend ab. „Keine Angst, das werde ich auch nicht.“

Doch trotz der Müdigkeit war es ihr nicht entgangen, dass Dax ihre Bikinihose mit in die Bar nahm.



Sie erwachte wieder, als Dax sich mit einem unüberhörbaren ‘Plumps’ auf das Bett fallen ließ. Nachdem der Moment der Desorientierung vergangen war, starrte Kira ihre Freundin an. Dax’ Haare waren feucht, sie wirkte erledigt, aber auf ihrem Gesicht lag ein zufriedenes Lächeln.

„Wow!“

Kira stützte sich auf dem Ellbogen auf. „Erzähl mir nicht, du hast es getan?“

„Doch“, Dax setzte sich auf. „Im Pool.“

Kira verkniff sich die Frage, die ihr vor allem auf der Zunge lag. Stattdessen versuchte sie relativ desinteressiert auszusehen. „Das ist unmoralisch...“

„Nerys! Komm mir nicht mit so etwas.“ Sie rollte sich auf den Bauch und beugte sich verschwörerisch zu Kira vor. „Soll ich dir etwas sagen? Ich verstehe, warum seine Frau sieben Kinder hat - bei ihm würde ich auch nicht ohne weiteres ‘Nein’ sagen.“

„Jadzia.“ Es hätte eigentlich empört klingen sollen, aber Kira konnte die Neugierde in ihrer Stimme nicht völlig zurückhalten.

„Er ist recht rücksichtsvoll“, stillte Dax ihr Interesse. „Ich hätte es mir nicht so erfüllend vorgestellt.“ Sie grinste. „Du solltest es auch einmal ausprobieren, Nerys.“

„Jadzia!“ Kira boxte die Trill in den Arm. „Du schwebst jetzt vielleicht auf Wolken, aber warte, bis er es gegen dich verwendet.“

Dax schüttelte den Kopf. „Hey, komm schon. Was soll er damit machen? Er bekäme mit seiner Frau wesentlich größeren Ärger als ich es mit irgendjemandem bekommen könnte.“ Sie grinste Kira geradezu auffordernd an. „Das ist kein Verhältnis oder so was, das ist Spaß!“

Die Bajoranerin legte sich wieder in die Kissen zurück. „So etwas könnte ich nie machen.“

* * *


Den nächsten Tag über beobachtete Kira unauffällig - wie sie hoffte -, ob sich in Dukats Benehmen Dax gegenüber etwas geändert hatte. Aber sie konnte keine Bosheit oder Hinterhältigkeit erkennen, so sehr sie sich auch anstrengte. Stattdessen hatte sie das Gefühl, dass der Cardassianer sie selbst des Öfteren mit einladenden Blicken bedachte, so als ob er glauben würde, dass Dax ihr gleich alles brühwarm erzählt hätte...

Es war der letzte Tag von Dax’ und Kiras Urlaub und sie beschlossen, ihn mit so viel Spaß wie möglich zu verbringen. Die Bajoranerin nahm sich vor, für den heutigen Tag alle Aversionen gegen Dukat abzulegen, doch sie vergaß nicht zu versichern, dass es nur aufgrund ihrer Freundschaft zu Dax geschähe.

Weswegen auch immer, das Ergebnis waren recht ausgelassene Stunden einer seltsam zusammengewürfelten Gesellschaft. In den Strudeln und Wasserfällen der Poolanlage erwies es sich, dass in jedem von ihnen irgendwo ein Kind steckte.



Als die Nacht sich über diese Seite des Planeten legte, verabschiedeten sich die beiden Frauen von Dukat, da ihr Transporter morgen recht früh ablegte. Beide Seiten versicherten, dass sie sich mit einem neuen Verständnis füreinander trennten - und beide Seiten wussten, dass sie sich draußen im All wieder mit den gleichen Feindseligkeiten begegnen würden. Risa war ein angenehmer Ort, aber er hielt meist der Realität nicht stand.

Schließlich lag Kira neben Dax in ihrem Bett. Sie war unruhig. Aus irgendeinem Grund schaffte sie es nicht einzuschlafen. Sie verhielt sich aber so ruhig wie möglich, um die Trill nicht zu stören. Eine Unruhe hatte sich in Kira gegen Abend breitgemacht, das Gefühl einer verpassten Gelegenheit, die sie später bereuen würde. Als sie Dax’ ruhigen gleichmäßigen Atem neben sich hörte, stand sie auf, ergriff ihre Bikinihose und verließ das Zimmer.

* * *


„Na?“ Dax nahm auf ihrem Sessel im Transportschiff Platz. „Gib doch zu, dass dir der Urlaub auch ein wenig Spaß gemacht hat, Nerys.“

Kira lachte gutmütig. „Ja, Jadzia, er war nicht so grässlich, wie ich ihn mir vorgestellt habe - das gebe ich zu.“ Sie fasste den Arm ihrer Freundin. „Danke, dass du mich mitgezogen hast. Mit dir macht es wirklich ziemlichen Spaß.“

Die Trill erwiderte das freundschaftliche Lachen. „Mir hat es auch mit dir großen Spaß gemacht. Wir sollten es mal wiederholen.“ Sie zwinkerte anzüglich, „vielleicht sollten wir auch Dukat wieder dazu einladen.“

Kira verdrehte in gespieltem Entsetzen die Augen.

„Nerys, du weißt nicht, was dir entgangen ist.“ Dax wandte sich zum Aussichtsfenster, um einen letzten Blick auf Risa zu werfen. „Er ist wirklich verdammt gut.“

Hätte sie in diesem Augenblick ihre Aufmerksamkeit nicht dem kleiner werdenden Planeten geschenkt, hätte die Trill vielleicht bemerkt, wie ein zufriedenes Lächeln über Kiras Züge huschte, während ihr Kopf ein Nicken andeutete.

ENDE

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