TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Wiedersehen

von VGer

Wiedersehen

Missing Scene aus Ex Astris – Badlands sind überall, kurz nach den ersten Bomben.
Admiral Antònia Font erläuterte die Strategie ruhig und bestimmt, der Führungsstab beider Raumschiffe lauschte aufmerksam und machte sich Notizen. Die Captains saßen einander gegenüber und hatten ihre Blicke so konzentriert wie irgend möglich auf die Vorgesetzte und deren Vortrag gerichtet, doch irgendwann schweiften auch sie für einen kurzen Moment ab. Ihre Blicke trafen sich wie zufällig, blieben magnetisch aneinander hängen, und sie lächelten still und unmerklich bevor sie sich wieder in ihre Notizen vertieften. Die Situation war angespannt.



Als das Singen des Transporters, der den Admiral zurück auf die Planetenoberfläche gebracht hatte, verklungen war, blieb greifbare Stille im Transporterraum zurück. In dem Moment, in dem Captain Janeway einen Schritt nach vorn auf die Plattform zu machte, räusperte sich der Chief umständlich.

„Ich glaube, ich werde im Maschinenraum gebraucht.“, sagte er hastig, doch ohne zu erröten. „Sie kommen zurecht, Captain?“
„Gehen Sie schon, Opin.“, knurrte Captain Kim energisch.

Beide Captains machten sich eine mentale Notiz, dem Chief später für seine geschickt improvisierte Lüge zum genau richtigen Zeitpunkt zu danken. Sein triumphal verschmitztes Grinsen, als er den Transporterraum verließ, entging ihnen beiden.

Sie standen einander gegenüber, abwartend und unsicher wie wahre, heroische Sternenflottencaptains es laut Lehrbuch niemals sein sollten, maßen sich mit Blicken und mit Schritten. Einst hatten sie sich blind vertraut und einander wortlos verstanden, doch das war lange her und nichts davon schien übrig zu sein.

„Wenn Fonts Analysen zutreffen, dann sind wir jetzt wohl länger hier und müssen eng zusammenarbeiten.“, sagte Maggie Janeway schließlich, die Stimme so neutral wie möglich, doch ihr Lächeln war gekünstelt und aufgesetzt. „Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, aber ich würde es gerne von dir hören: schaffen wir es, alle persönlichen Animositäten beiseite zu lassen und professionell zu kooperieren wie zivilisierte erwachsene Menschen?“

Harry Kims Schultern sackten in sich zusammen und für einen kurzen Moment wirkte er so, als hätte er einen heftigen Schlag in die Magengrube kassiert. Maggie Janeway runzelte die Brauen, als sie seine Reaktion genau studierte.

„Wirklich, Maggie?“, fragte er, doch die Schärfe in seiner Stimme konnte den Anflug von Traurigkeit kaum verbergen und er wusste, dass sie ihn immer noch viel zu gut kannte um das nicht zu bemerken. „Animositäten? Professionalität? Das ist alles, was du mir zu sagen hast?“

Sie erinnerten sich beide nur zu gut an böse Worte, verletzte Gefühle und enttäuschte Tränen. Sie wussten, dass sie Fehler gemacht hatten und auch, dass es unvermeidlich gewesen war, denn sie waren beide viel zu stolz und viel zu stur um sich das einzugestehen.

„Ja. Nicht alles, aber ich setzte Prioritäten.“, nickte sie ohne ihn anzusehen. „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos.“

Sie standen einander hilflos gegenüber und taxierten sich vorsichtig mit Blicken.

„Prioritäten! Um Himmels Willen, Maggie ... wir haben uns jetzt seit einem Jahr nicht mehr gesehen und nur selten gesprochen.“, sagte Harry schließlich, tapfer und aufrichtig schob er sein unumstößliches Pflichtbewusstsein einmal wieder beiseite. „Du hast mir gefehlt.“

„Wirklich, Harry?“, fragte sie tonlos.

Er nickte. Sie seufzte.

„Können wir das vergessen, bitte? Ich weiß gar nicht mehr warum wir zuletzt gestritten haben, und um ehrlich zu sein, es ist mir auch egal.“, gestand sie zerknirscht. „Ich habe mich über dich geärgert, und ich habe dich vermisst, und dann habe ich mich über mich selbst geärgert, weil ich dich vermisst habe.“

Harry brach in donnerndes Gelächter aus und schloss Maggie ohne weitere Umschweife in seine Arme. Sie legte den Kopf an seine Schulter, sog seinen vertrauten Duft in sich auf und spürte die warmen Konturen seines Körpers an ihrem. Für einen Moment schien alles still zu stehen.

„Wehe du küsst mich jetzt.“ Ihr Flüstern war eine Drohung, ihr Gesicht so nah an seinem, dass sie seinen heißen Atem auf ihren trockenen Lippen spüren konnte.
„Und warum um Himmels Willen sollte ich nicht?“ Er hatte ihr Gesicht ganz zärtlich in beide Hände genommen, streichelte mit ebenso sehnsüchtigem wie begierigem Blick ihre Wangen, Nasenspitze an Nasenspitze.
„Wir sind im Dienst.“ Die Worte fielen ihr schwer, sie biss sich zögernd auf die Unterlippe um nicht die Kontrolle zu verlieren. „Wenn du mich jetzt küsst, dann kann ich nicht mehr aufhören dich zu küssen, und dann ...“
Harry schmunzelte vieldeutig, sein Gesichtsausdruck spiegelte ihren wider. Er wusste genau was sie meinte, also machte er einen Schritt zurück. Loszulassen tat fast körperlich weh.
„Ein paar Stunden mehr oder weniger machen jetzt auch keinen Unterschied mehr.“, sagte er dann, doch seine Stimme war verräterisch kratzig. „Heute Abend, Maggie. Komm nach Hause.“

Sie nickte vernünftig und wollte seine Hände doch nicht freigeben.

Von der Transporterplattform aus warf sie ihm einen verschmitzten Luftkuss zu. Er fing ihn theatralisch auf, küsste seine Fingerspitzen und legte die Hand auf sein Herz, bevor er widerwillig den Transporter aktivierte.



„Und?“, war das erste, was Commander Petrea Radosta, der Erste Offizier der Wayfarer, fragte als ihr Captain wieder die Brücke betrat. Es war ein langgezogenes, vieldeutiges uuund?, begleitet von einem frechen Grinsen. Sie kannten sich viel zu gut, waren schon seit der Akademie befreundet und hatten fast durchgehend zusammen gedient.
„Ich werde keine indiskreten Fragen beantworten, Radosta.“, sagte Maggie Janeway gutgelaunt zwinkernd. „Privileg des Captains.“
„Bin ich froh, dass der Captain seine indiskreten Privilegien zurückerhalten hat.“, feixte Petrea.
„Pez! Also wirklich!“, tadelte Maggie und platzte dann doch vor Lachen.
Die übrige Brückencrew schüttelte verwirrt die Köpfe.

„Und?“, war das erste, was Commander Rose Lickley, die Chefingenieurin und Zweiter Offizier der Enterprise, fragte als ihr Captain wieder die Brücke betrat.
„Schon mal was von Geheimhaltung gehört, Lickley?“, fragte Harry Kim gutgelaunt zurück, während er seinen angestammten Platz in der Mitte wieder einnahm. Mit guten Freunden zu dienen war oft ein Segen, aber manchmal ein Fluch.
„Gehört ... ja, gehört habe ich tatsächlich schon einmal davon.“, scherzte Rose unbeirrt. „Aber das ist die Enterprise, Sir. Hier bleibt nichts lange geheim.“
„Ich hatte es befürchtet.“, knurrte Harry gutmütig. „Darf ich vielleicht erfahren, wer die Wette gewonnen hat? Und sagen Sie jetzt nicht, es wäre nicht gewettet worden ... um Sie zu zitieren, hier bleibt nichts lange geheim, nicht einmal vor dem Captain.“
„Wenn ich richtig informiert bin, dann hat Chief Opin gewonnen.“, grinste Rose.
„Dann richten Sie dem Chief doch bitte aus, dass er die gewonnenen Credits gerne dazu verwenden darf, uns demnächst zum Abendessen einzuladen.“, grinste Harry zurück.
„Wäre Ihnen heute Abend recht?“, fragte Rose.
„Wäre Ihnen eine schriftliche Verwarnung recht?“, fragte Harry zurück. „Impertinenz und bodenlose Dummheit, ist das Grund genug?“
Rose lachte und verstand.



Neun Stunden später materialisierte Maggie Janeway wieder an Bord der Enterprise. Chief Derik Opin salutierte zum Gruß, so wie es sich gehörte.

„Willkommen zuhause.“, sagte er, während sie beschwingt von der Plattform hinunter stieg.
„Ich schulde dir was, Rik.“, sagte sie ohne Umschweife und umarmte den Chief. „Wegen heute Vormittag, du weißt schon ...“
„Nichts zu danken, das habe ich doch gern gemacht.“, lächelte der hochgewachsene Trill und erwiderte die Umarmung. „Außerdem habe ich zu danken, nur euretwegen habe ich einen ganzen Haufen Credits gewonnen.“
„Ihr habt also echt gewettet.“ Maggie schüttelte amüsiert den Kopf und hob einen scherzhaft tadelnden Zeigefinger. „Sei du nur froh, dass ich auf diesem Schiff nichts mehr zu sagen habe ...“
„Keine Sorge ... der Captain und Commander Lickley haben schon entschieden, dass mein Gewinn konfisziert wird und außerdem, dass wir ihn in einer Stadt namens Dubrovnik in Essen und Wein umwandeln werden.“, lachte Derik.
„Ausgezeichnete Idee, auch wenn ich keine Ahnung habe wo dieses Dubrovnik sein soll. Ich vertraue dem Captain und Lickley, dass sie wissen was gut ist, schließlich sind sie die Einheimischen auf diesem Planeten ... und außerdem verfressener als wir.“, grinste Maggie. „Aber nicht heute Abend.“
„Wie Sie wünschen, Ma’am. Wünschen Sie zum Quartier des Captains eskortiert zu werden, Ma’am?“, fragte Derik mit gespielter Dienstbeflissenheit, doch das Grinsen verließ für keinen Augenblick sein geflecktes Gesicht.
„Grüß’ Rosie von mir. Wir sehen uns dann in ein paar Tagen in Dubrovnik.“, lachte Maggie unbeirrt. „Oder habt ihr Deppen etwa auch eine Wette laufen, dass ich nach all den Jahren nicht mehr nach Hause finde?“



Maggie Janeway musste tief durchatmen, als sie endlich vor der Tür stand, dann zog sie den Finger über das Paneel und wartete. Auf eine seltsame Art und Weise fühlte sie sich erleichtert, als der Scanner ihren Fingerabdruck immer noch erkannte und die Türen sich zischend öffneten. Es war albern, aber fünf glückliche Jahre lang war dieses Quartier ihr Zuhause gewesen und anzuläuten wie ein Besucher, der sie ohne Frage war, wäre ihr bizarr vorgekommen.

Auf vorsichtigen Sohlen tapste sie in den Vorraum, dann weiter in den Salon. Einst war es Routine gewesen, sie hatte sich aus ihrer Uniformjacke geschält und sie irgendwo achtlos in die Ecke gepfeffert bevor sie sich auf die Couch fallen gelassen hatte – doch das war Vergangenheit. Sie sah sich um, rein gar nichts hatte sich in der Wohnung verändert, es war nur alles etwas weniger chaotisch als sie es gewohnt war, was vermutlich daran lag, dass sie nicht mehr hier lebte. Plötzlich fühlte sie sich wie ein Eindringling. Kurz fragte sie sich, ob sie ein schlechter Mensch sei, weil es die grausamen Terroranschläge auf der Erde waren, die sie wieder zusammengeführt hatten und ihnen alle nur erdenklichen Möglichkeiten eröffneten. Kurz überlegte sie sich wieder, ob es falsch war, in Anbetracht von so viel Tod und Leid wieder glücklich sein zu wollen. Sie war ein Captain und an Extremsituationen gewöhnt, keine Frage, doch diesmal betraf das nicht nur irgendwelche anonymen Leute auf weitentfernten fremden Planeten, sondern indirekt sogar ihre Familie. Sie schüttelte die trüben Gedanken schnell ab, sich darüber den Kopf zu zermartern hatte sie im Dienst genug Zeit, doch jetzt war sie außer Dienst, endlich außer Dienst.

Aus der Küche drangen die Klänge von altem irdischen Jazz und der Duft eines würzigen Currys. Auch das ganz normal, so als wäre sie niemals weg gewesen, so als wäre das ein weiterer normaler Tag in ihrem Leben als Erster Offizier der Enterprise, der sie schon seit drei Jahren nicht mehr war, und als Nummer Eins des Captains, die sie trotz Beförderung und Versetzung wohl immer geblieben war. Sie verharrte kurz und legte ihre Sachen auf der Couch ab, atmete tief durch bevor sie weiterging.

Harry stand mit dem Rücken zu ihr vor dem Herd und bemerkte sie nicht. Er kochte, die Melodie der Musik mitsummend, schließlich hatte er sie zum Abendessen eingeladen, und sie liebte sein Curry.

Sie räusperte sich verhalten, sagte seinen Namen.
Er ließ den Kochlöffel in den Wok fallen, das Curry spritzte, er wirbelte überrascht herum.

Er starrte sie an, atemlos und festgefroren, sprachlos.

„Ich bin zuhause.“, sagte sie leise, mit gesenktem Blick.

Er machte einen Satz auf sie zu, schlang seine Arme begierig um sie.

„Das bist du, schöne Frau.“, sagte er heiser. „Das bist du. Du bist wieder zuhause.“

Sie legte eine Hand in seinen Nacken, streichelte mit der anderen sein Gesicht und küsste ihn, lange und intensiv. Er umfing sie in einer atemberaubenden Umarmung, wirbelte sie übermütig herum, dann küsste er sie noch einmal, leidenschaftlich und liebevoll.

„Du hast keinen Hunger?“, fragte er, doch es war mehr eine Feststellung.
„Nicht auf Curry ...“, raunte sie vieldeutig. „So sehr ich dein Curry auch liebe ...“

Er vergrub sein Gesicht in ihren Locken während seine ausgehungerten Hände auf ihrem wohlgeformten Hintern zu ruhen kamen.

„Computer, Herd aus!“, befahl er schließlich.
Rezensionen