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Du, dem ich vertraute

von Thecookiepower

Kapitel 2

Wir kamen gerade noch rechtzeitig aus der Gefahrenzone, als die Enterprise explodierte.
Ich hielt Hoshi in meinen Armen, starrte ins All und zählte die Rettungskapseln.
Es waren ohne uns gerechnet 8 Stück von 29, es gab also, wenn keine der Kapseln die Maximalzahl von 3 Personen überstieg, 26 Überlebende.
Daniels hatte es nicht mehr in unsere Kapsel geschafft, die einstürzende Decke begrub ihn unter sich.
So saßen Hoshi und ich hier und trauerten unserem Leben auf der Enterprise und unseren Freunden nach. Die Worst-Case-Anzahl überstieg leider die der Happy Ends: Entweder kehren die Romulaner zurück, wir werden nicht rechtzeitig oder gar nicht gefunden oder ich hab tasächlich einmal in meinem jämmerlichen Leben Glück und wir werden gerettet. Und zwar lebend.
Leider war ich ein Realist und kein Optimist. Schade eigentlich. Sonst hätte ich Hoshi ein wenig trösten können.
Aber so hat es keinen Zweck. Sie würde gleich erkennen, dass ich es nur ihr zuliebe sage und das hasst sie.
Also schwieg ich, genauso wie sie.
Wenigstens war es ein schneller Tod für alle, die sich zur Zeit der Explosion noch an Bord befanden.
Aber alle zu verlieren, die man mochte, schmerzte sehr. Vorallem alle auf einmal. Es würde nicht leicht werden das zu verarbeiten. Vielleicht würde ich nicht darüber hinweg kommen.
Plötzlich fing Hoshi an zu schluchzen und ich drückte sie noch fester an mich.
Sie war in den Jahren auf der Enterprise so stark geworden. Hatte ihre größten Ängste überwunden und sich volkommen in den Dienst der Crew gestellt.
Nun war nur noch ein Häufchen Elend übrig.
Sie sah mich an. „Wie kannst du nur nicht darüber traurig sein, was passiert ist?“
Ihr Blick war schon fast anklagend.
„Es ist schrecklich, was passiert ist, aber Tränen sind für die Lebenden,“ ich hielt ihrem Blick stand.
„Was meinst du damit?“, sie rieb sich die Augen trocken. Vergebene Mühe. Ihr Blick war gleich wieder verschwommen.
„Wir weinen um uns selbst, nicht um die Toten. Weil wir in diesem Moment nicht wissen, wie es weitergehen soll, ohne die, die wir verloren haben. Dass ich nicht weine, bedeutet nicht, dass ich kein Bedauern über das empfinde, was passiert ist.“
Hoshi sah mir immer noch in die Augen. Ich konnte ihren Blick nicht deuten.
Ihre Antwort war Schweigen und schließlich sah sie zu Boden.
Nach 3 gottverdammten Tagen kam ein Funkspruch rein. Er kam von der Columbia. Das einzige Schiff der Sternenflotte, das einigermaßen mit der Enterprise Schritt halten konnte.
Sie hatten uns gefunden. In meinem Leben gab es also doch sowas wie Glück und Zufall.
Wir wurden an Bord gebracht und umsorgt, als wären wir das Wertvollste im Universum.
Aber ich glaube jeder von uns hätte diesen Vorzug sofort gegen einige verlorene Leben eingetauscht. Einigen fiel es immer noch schwer zu glauben, was vor 3 Tagen geschehen war.
Der Captain der Columbia, Erika Honduraz, rief mich zu sich in den Bereitschaftsraum. Ich war am überlegen, ob ich mir nicht vielleicht eine kreative Ausrede einfallen lassen sollte. Aber ich entschied mich dagegen.
Ich musste mich eh früher oder später dem stellen, was geschehen ist.
„Es tut mir so leid was passiert ist, Lieutenant“, Waren ihre ersten Worte als ich den Raum betrat.
„Mir auch. Nicht nur um meines selbst Willen, sondern um den Willen der gesamten Crew.“
Sie nickte und bot mir einen Platz an. Normalerweise hätte ich das Angebot abgelehnt, aber ich ahnte schon, dass dieses Gespräch mich emotional vom Hocker hauen würde. Also nahm ich auf einem der Stühle platz.
„Wie konnte es zu diesem Ereignis kommen?“, sie kam ohne weitere Umschweife zum Thema.
Eigentlich hatte ich mich auf diese Frage eingestellt, aber sie traf mich dennoch wie ein gezielter Schlag in den Magen. Autsch. Würde ich jetzt für immer mit diesem Schmerz leben müssen?
Ich seufzte. Wie war es dazu gekommen? Die Erinnerungen schwirrten durcheinander, bis ich nicht mehr wusste, was wann geschehen war.
Ich versuchte mich zu konzentrieren. Meine Gedanken zu ordnen. Die zeitliche Reihenfolge zu rekonstruieren.
Erst war da diese Besprechung, dann kam der Angriff, der Evakuierungsbefehl und schließlich der Warpkernbruch. Und diese verräterische Stille nistete sich ein.
Erika sah mich erwartungvoll, aber auch voller Mitgefühl an.
Ich entschied, dass es vielleicht doch das Beste war, einen Rückzieher zu machen. Ich würde es nicht schaffen ihr in ganzen Sätzen zu berichten, was passiert war. Auch wenn man dies nun von mir erwartete.
„Ich werde ihnen in den nächsten 24 Stunden einen vollständigen schriftlichen Bericht vorlegen. Tut mir leid, aber ich…“, ich verstummte. Brachte keinen weiteren Satz mehr heraus.
„Schon gut. Ruhen sie sich erstmal aus. Der Bericht ist nicht so wichtig, wir haben die Blackbox geborgen. Ich wollte es von jemandem persönlich berichtet haben. Die Lücken gefüllt haben, die die Blackbox nicht füllen kann.“
Sie sah traurig zu Boden. Ich glaubte mich zu erinnern, dass sie einmal mit Jon zusammen war. Wahrscheinlich hatte sie ihn immer noch geliebt.
Ich nickte und verließ schweigend den Bereitschaftsraum, in Richtung meines Gästequartiers.
Dort angekommen ließ ich mich aufs Bett fallen und hoffte im Stillen, dass ich diesen Biestern nochmal über den Weg laufe, um ihnen das zu geben was sie verdienten: Den Tod.
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