TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Auf leisen Sohlen (dem Wahnsinn entgegen)

von VGer

Labyrinth (Maggie)

Dezent blinkte das PADD auf. Eine neue Nachricht. Sie lächelte still. Tief drin kribbelte es, erwartungsfroh und nervös.

Nervös – warum eigentlich nervös?

Inzwischen hatte sie es beinahe perfektioniert. Inzwischen war es so normal, dass es fast nicht mehr absurd war – aber nur fast. Sie las und löschte die Nachricht, kontrollierte es dreimal. Sie durften keine Spuren hinterlassen. Niemals. Keine sichtbaren.



„Ich geh’ noch trainieren. Magst du mitkommen?“

Kate, bäuchlings auf der Couch, zog widerwillig den Stöpsel aus den Ohren, fuchtelte abwehrend mit ihrem PADD.

„Lass mich in Ruhe, ich lese.“

Kate las immer. Kate hatte für Abenteuer nichts übrig. Umso besser.



Herzrasend durchatmen. Zum Schatten werden.

Den Korridor entlang als sei nichts dabei. Rico Kowalski und Julien King begegnen, zufällig. Nachbarn. Immer stur lächeln und winken. Mit dem Turbolift nach oben fahren, aber drei Decks zu weit unten aussteigen, und ganz auf der anderen Seite des Schiffs. Stille Ecke suchen, Wartungsschacht öffnen, in die Jefferiesröhre krabbeln. Luft anhalten und hoffen, dass der Alarm nicht losgeht. Keine Panik.

Leise Schritte, die sich im kalten Stahl verlaufen.

Krabbeln – achtzig Meter, vielleicht hundert, bäuchlings macht das keinen Unterschied.

Klettern – vier Decks hinauf, die Sprossen kalt und schmal und erschreckend haltlos.

Ein Balanceakt, die Kontrolle zu behalten.

Angst an jeder Kreuzung. Verstreute Techniker der Nachtschicht sind der unsichtbare, unhörbare, unberechenbare Feind. Niemand da. Unverschämtes Glück. Orientierung wiederfinden. Weiterkrabbeln. Sektionen zählen. Bloß nicht verzählen. Bloß nicht verirren.

Klopfen. Normale Menschen klopfen an Türen. Sie klopfte an Lüftungsschlitze. Sie hebelte Verkleidungen und Paneele aus den Angeln. Sie schlüpfte durch die Decke. Flink, gelenkig, katzenartig landete sie auf federnden Sohlen, zielsicher auf dem Tisch. Klappe zu.



Herzschlag für Herzschlag dem nackten Wahnsinn entgegen.



Triumphales Grinsen und Gänsehaut, aber kein Wort.



Harry rückte einen Stuhl zurecht und streckte ihr die Hand entgegen, ganz altmodischer Gentleman. Sie ergriff sie, stieg geschmeidig vom Tisch als sei es völlig normal, und dann stand sie vor ihm, errötend und kurzatmig.

Harry legte die Fingerspitzen auf Maggies Lippen, zeichnete ihre Konturen sanft nach, sie öffnete nur ganz leicht den Mund und atmete aus. Er erstarrte, als sie die Lippen spitzte und einen sachten Kuss auf die Kuppe seines Zeigefingers platzierte. Er schauderte, als ihre Hände auf seinen Hüften zu ruhen kamen. Sie zitterte, als er mit einer einzelnen Locke spielte, mit dem Handrücken an ihrem Hals und ihrem Ohr und schließlich besitzergreifend im Nacken und am Hinterkopf. Er verlor sich aufmerksam in ihrem düsteren Blick, zog sie zu sich, ganz absichtlich mit quälender Langsamkeit weil sie es immer viel zu eilig hatten.

Nasenspitze an Nasenspitze.

„Hey du.“, flüsterte er.
„Selber hey du.“, flüsterte sie zurück.

Als könnten sie sich mit gedämpften Stimmen besser verstecken.

Wovor verstecken, in Momenten in denen nichts anderes mehr zu existieren schien?

Harry fiel mit allen Sinnen über sie her. Die künstliche Finsternis der Bordnacht war ihr Refugium, in dem sie nicht mehr dazu verdammt waren sie selbst zu sein. Und im kalten Morgenlicht schlich sie zurück und jeder Schritt ließ sie bitterer werden.



Sie hinterließen doch Spuren.


Rezensionen