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Familientraditionen

von Jimaine

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Langsam bewegte sich Jonathan Archer den Gartenweg entlang und biß die Zähne zusammen. Nur noch ein paar Schritte... Für die fünfhundert Meter vom 602 Club bis hierher hatten sie eine gute Dreiviertelstunde gebraucht - eine Dreiviertelstunde, in der allein *er* etwas geleistet hatte. Wer solche Freunde hatte, wer brauchte da noch Feinde? Trip hätte besser vor fünf Bieren aufhören sollen, spätestens nach dem achten Tequila. Aber Ruby hatte weiter die Gläser gebracht und sich nicht als große Unterstützung erwiesen, als er versuchte, Trip zum Gehen zu bewegen. Vonwegen trinkfest... An der letzten Straßenecke hatte der Ingenieur seinen Mageninhalt unter einem Azaleenbusch abgeladen, war dadurch aber keineswegs leichter zu schleppen. Nur etwas munterer war er geworden. Leider. Dank des Alkohols klangen die schief gesungenen Seemannslieder doppelt so scheußlich. Gottseidank hatte Trip aber von selbst aufgehört, bevor die Gesetzeshüter anrückten, um den Störenfried festzunehmen, der kurz nach drei Uhr früh die Einwohner des Städtchens um ihren Schlaf brachte. Was Trip jetzt brauchte, war medizinische Hilfe. Es würde sich nicht gut machen, bei dem Meeting heute mittag mit einer halben Alkoholvergiftung aufzutauchen.

Er machte eine Hand frei und drückte auf die Klingel. Und nach ein paar Minuten noch einmal. Schließlich öffnete eine junge, leicht verschlafen aussehende Frau im Bademantel. "Ja? Oh...ist er verletzt?" reagierte sie umgehend auf Trips schlechten Zustand und trat vor, um Archer zu helfen, den anderen Mann zu stützen.

"Guten Abend, Ma'am. Entschuldigen Sie die Störung, aber....nun, mein Freund und ich, wir haben etwas zuviel gefeiert - er zumindest - und laut Aushang an der Apotheke haben Sie heute Notdienst..." Er musterte sie eingehender. "Sie sind doch Ärztin?!"

Sie nickte und bedeutete ihnen, einzutreten. "Laut meinem Diplom, ja...ist eine Familientradition. In jeder Generation gibt's mindestens einen Arzt."

"Tolle Tradition." Vorsichtig bugsierte er Trip über die Schwelle und in den Hausflur.

"Nicht wahr? Nun, es war entweder Mediziner oder Golfprofi." Nun war es an ihr, die Männer genauer anzusehen. "Und Sie sind bei der Sternenflotte?"

"Ja. Wir sind bestimmt nicht Ihre ersten Patienten dieser Art."

"Gewiß nicht. Durch den 602 habe ich gute Laufkundschaft. Ich hatte manchmal schon daran gedacht, sie an meinen Einnahmen zu beteiligen. Ach", seufzte sie, ein Gähnen unterdrückend, "der Weltraum. Mir würde es ja schon reichen, aus diesem Nest rauszukommen."

Jon ahnte es. "Auch Teil der Familientradition, was?"

"Bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Wir gehören zu Mill Valley wie die Kirche. Mit einem Dr. vor dem Namen bist du zum Bleiben verdammt...aber ich beschwere mich nicht. Traditionen haben auch etwas Gutes." Lächelnd zeigte sie auf die Tür am Ende des Ganges. "Zur Praxis geht's nach hinten durch. Ich bin gleich bei Ihnen. Legen Sie ihn aufs Bett in Behandlungszimmer 1 und sagen Sie ihm, daß er überleben wird."

"Danke, Doktor."

Ende
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