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Die Quadratur des Kreises

von Martina Strobelt

Kapitel 2

* * *


Quark schritt unruhig in der Bar auf und ab. Was für ein Narr war er gewesen, sich dazu hinreißen zu lassen, die Situation auszunutzen. Nicht etwa, dass er es wirklich bereute - aber was immer Major Kira dazu gebracht hatte, sich ihm an den Hals zu werfen, Julian Bashir würde einen Weg finden, es zu neutralisieren ...

... und dann würde sein Leben keinen Streifen - ach was Streifen, kein Stäubchen Latinum mehr wert sein ...

Vielleicht sollte er das Kasino für ein Weilchen seinem Bruder überlassen und einen längeren Urlaub machen, vielleicht auf dem Mond seines Cousins - andererseits, sein Cousin würde ihm seinen Reichtum unter die Nase reiben, widerlich. Spätestens nach einigen Stunden schon würde er sich wie der jämmerlichste - und was noch viel schlimmer war - wie der ärmste Ferengi dieses Universums vorkommen - und bei Roms Talent fürs Geschäft könnte es glatt passieren, dass er nach seiner Rückkehr feststellen müsste, dass dieses unangenehme Gefühl ihn nicht einmal getrogen hatte ...

Nein, ein Urlaub kam nicht in Frage, das käme einem finanziellen Ruin gleich - andererseits, was nützte all das schöne Latinum, wenn man tot war ...? Nein, egal wie er es drehte und wendete, er steckte in Schwierigkeiten - und zwar ganz gewaltig ...

„Aber, aber, warum so pessimistisch? Hat Ihnen noch niemand gesagt, dass ein leidender Gesichtsausdruck bei Humanoiden auf Dauer hässliche Falten verursacht? Nicht etwa, dass das in Ihrem Fall noch etwas ausmachen würde, aber trotzdem ...“

„Oh nein“, stöhnte der Ferengi und warf Q, der begleitet von einem Blitz aus dem Nichts aufgetaucht war und nun mit gekreuzten Armen an der Wand der Bar lehnte, einen giftigen Blick zu. „Sie schon wieder! Was wollen Sie denn noch von mir, reicht es Ihnen nicht, die Schuld an meinem frühzeitigen Ende zu tragen?“

„Mir scheint, dass Sie etwas übertreiben, auf mich wirken Sie noch recht lebendig.“

„Noch“, jammerte Quark. „Noch - aber das wird sich ändern, sobald Major Kira das nächste Mal durch meine Tür tritt! - Und das ist ganz allein Ihre Schuld!“

„Bravo.“ Q klatschte in die Hände. „Eine ganz ausgezeichnete Vorstellung. Ihr Hang zum Pathos ist wirklich bemerkenswert. Mindestens genauso bemerkenswert wie Ihre Dummheit, die in diesem unseren Universum wohl Ihresgleichen suchen dürfte.“

„Was meinen Sie damit?!“ begehrte Quark empört auf. „Ich bin ein Ferengi, Ferengis sind niemals dumm. Wir sind für unsere Gerissenheit bekannt, unseren Geschäftssinn, unsere ...“

„Zugegeben, Ihr Volk entbehrt nicht einer gewissen Raffiniertheit - für humanoide Maßstäbe zumindest, aber zu meinem Bedauern trifft das auf Sie anscheinend nicht zu. Ein Jammer, ich hätte mir jemanden Würdigeres für mein Geschenk suchen sollen.“

„Geschenk ...?!“ echote der Ferengi.

Bei allen Göttern des Handels, Q hatte recht, er war ein Narr, wahrscheinlich der größte, den das Reich der Ferengis jemals hervorgebracht hatte ...

„Die Quadratur des Kreise“, ächzte er.

Vor lauter Angst hatte er Q’s Talisman völlig vergessen ... und nun hatte Odo ihn in seinen Händen, genaugenommen ja Kira, aber da der Sicherheitschef sie mitgenommen hatte, lief es im Ergebnis auf dasselbe hinaus ... und das, bevor er überhaupt die Gelegenheit gehabt hatte, herauszufinden, was es damit eigentlich auf sich hatte ... oder hatte er das vielleicht längst ...

„Sie hielten die unbegrenzte Macht in Ihren Händen“, flüsterte Q’s Stimme einer höhnischen Bestätigung dieser Überlegung gleich in seinen Gedanken. „Doch Sie waren zu dumm, es zu erkennen - und noch dümmer, diese Macht nicht zu behalten. Ein kleiner mieser Gauner, der sein Leben mit Schmuggelgeschäften fristet, der nach Reichtum strebt, den er nie erlangen wird - kein Wunder, dass Sie es in all den Jahren nur zu dieser schäbigen Bar gebracht haben, dass Sie Latinum-Streifen hinterherjagen, wo andere ganze Monde ihr eigen nennen. Ein Versager, das sind Sie, ein Schandfleck für die ganze Ferengi-Gesellschaft ...“

„Seien Sie still!“ heulte Quark.

„Dürfte ich erfahren, mit wem Sie gerade sprechen?!“

Der Ferengi fuhr herum. „Odo!“

Wenn er das hier überleben sollte, würde er sich bei Captain Sisko beschweren. Es konnte schließlich nicht angehen, dass der Formwandler verschlossene Türen immer und immer wieder ignorierte - besonders wenn es sich um die Tür zu seinem Kasino handelte - schließlich gab es ja noch so was wie eine Privatsphäre ... aber das hatte Zeit, fürs Erste war es wichtiger, jegliches Misstrauen seines ungebetenen Gastes zu zerstreuen ..

„Mit wem haben Sie gesprochen?“ wiederholte Odo eine Spur schärfer.

„Mit wem schon ...“, es gelang Quark mühelos, die Miene eines Mannes aufzusetzen, dem man im Begriff war, bitteres Unrecht anzutun. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Q verschwunden war. „ ... mit Rom natürlich.“

Der Sicherheitschef imitierte ein menschliches Stirnrunzeln, was ihn noch bedrohlicher erscheinen ließ. „Tatsächlich? Und wo bitte haben Sie Ihren Bruder so schnell versteckt?“

„Aber Odo, ich würde doch niemals etwas vor Ihnen verstecken, wie könnte ich - Rom ... nun ... also Rom ist in seinem Quartier, ich habe über meinen ....“, der Ferengi klopfte auf einen unauffälligen Anstecker am Revers seiner Jacke, „ ... Kommunikator mit ihm gesprochen.“

„Das ist ja hoch interessant ...“, Odos linke Hand schoss vor und pflückte den Anstecker ab, noch ehe Quark mit einem empörten Quieken zurückspringen konnte. „Seit wann besitzen Sie denn einen Kommunikator?“

„Das geht Sie gar nichts an. Ich habe ihn legal erworben - und soweit mir bekannt ist, gibt es kein Gesetz, das die Benutzung eines Kommunikators verbietet, wenn ich Sie also bitten darf ...“

Ohne eine Miene zu verziehen legte der Sicherheitschef den kleinen Anstecker in die auffordernd ausgestreckte Hand des Ferengis. Doch als Quark seinen Arm nun zurückziehen wollte, wurde er durch einen Tentakel daran gehindert, der sich aus Odo Schulter formte und sich blitzschnell um das Handgelenk des Ferengis wickelte.

„Ich glaube, ich habe hier noch etwas, das Ihnen gehört.“

Quark versuchte erst gar nicht, sich aus Odos Griff zu befreien. Niemand konnte es in Punkto Kraft und Geschicklichkeit mit einem Wandler aufnehmen. Daher beschränkte er sich darauf, jeglichen verräterischen Ausdruck von Gier aus seinen Zügen zu verbannen, als der Sicherheitschef ihm nun jenes funkelnde Gebilde unter die Nase hielt, das Q mitgebracht hatte.

„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, ich habe das da noch nie zuvor gesehen.“

„Wirklich nicht? - Sind Sie da ganz sicher?“ Der Sicherheitschef verstärkte den Druck seines Tentakels, bis ein Schmerzenslaut des Ferengis ihm ins Bewusstsein rief, dass er gerade dabei war, sich jener Verhörmethode zu bedienen, die er bei den Cardassianern stets so verabscheut hatte. Seine Sorge um Kira hatte ihn für einen winzigen Moment vergessen lassen, dass es auch dem schlimmsten Verbrecher gegenüber Grenzen gab, die man einhalten musste - jedenfalls dann, wenn man den Anspruch erhob, ein zivilisiertes Wesen zu sein. Er ließ den Ferengi los, als hätte er sich verbrannt.

„Es ... es tut mir leid Quark“, sagte er ehrlich betroffen. „Ich ... ich wollte ... nicht ...“

„Polizeiliche Willkür!“ fiel ihm der Ferengi ins Wort. „Sie denken wohl, weil Sie eine Uniform tragen, könnten Sie sich alles erlauben. - Ich bin ein ehrbarer Geschäftsmann! Nicht nur, dass Sie mir ständig ohne Grund - und ohne jegliche Beweise - die schlimmsten Verstöße gegen das Gesetz unterstellen, obwohl ich all die Vorschriften der Sternenflotte als heilig betrachte, so als ob es die Ferengi-Erwerbsregeln wären! Und dabei bin ich nicht einmal ein Bürger der Föderation! Aber ich kenne meine Rechte! Captain Sisko wird sich sicher dafür interessieren, wie weit Sie Ihre Kompetenzen zu überschreiten pflegen, sobald er der Station den Rücken gekehrt hat. Oh ja, er wird sich sehr dafür interessieren. Ich werde ihn daran erinnern, dass es seine Pflicht ist, die Bewohner der Station zu schützen - und zwar alle!“

„Quark!“

„Oh, nein, Sie können sich Ihren Atem sparen, Sie ... Sie ... Wandler ... Sie! Seit Sie hier sind, haben Sie mich mit ihrem ewigen Misstrauen verfolgt ...“

... und mir dadurch so viele finanzielle Einbußen beschert, dass Morns Gewicht in Gold nicht ausreichen würde, um diesen Verlust aufzuwiegen ...

„... meine Privatsphäre durch jedes Glas, jede Flasche verletzt, in deren Form Sie mich hinterhältig bespitzelten ...“

... weswegen mir mehr als ein profitables Geschäft entgangen ist ...

„Bellissimo, mon ami“, erfüllte Q’s Stimme die Bar. „Dieser ach so achtbare Vertreter des Dominions ist in der Tat nicht nur äußerst langweilig, sondern auch mehr als lästig.“

Oh ja, dem konnte Quark aus tiefstem Herzen zustimmen.

„Wäre alles nicht viel einfacher, wenn dieser Wandler anstatt eines lauernden Sicherheitsoffiziers etwas anderes wäre“, flüsterte es hinter seiner Stirn. „Wie wäre es zum Beispiel mit einer attraktiver Gespielin, oder einem hübschen kleinen ...“

... Barren Latinum, unterbrach der Ferengi die Entität in Gedanken. Aber kein hübscher kleiner, sondern ein wunderschöner großer ...

Q’s Gelächter hallte leise verklingend von den Wänden wieder. „Nun, warum nicht auch das. Unser guter Odo hier kann sein, was immer Sie sich wünschen, Quark, sofern Sie es nur wirklich wollen, aber beeilen Sie sich, Quark! Was immer Sie wollen, Sie müssen es sich hier und jetzt wünschen - bevor seine Hand den Kreis der Macht verlässt, die Sie über ihn haben ...“

„Den Kreis der Macht ...?!“ echote der Ferengi laut, als die Erkenntnis mit der Wucht eines Schlages in sein Bewusstsein drang. „Die Quadratur des Kreises!“ stieß er hervor. „Aber natürlich, bei den Göttern des Handels, Sie hatten ganz recht, ich bin ein Idiot!“

„Was soll der Unsinn, Quark?“ Die stumme Zwiesprache zwischen Q und dem Ferengi hatte Odo Zeit gegeben, sich wieder zu fassen. „Versuchen Sie ja nicht, mir weiszumachen, den Verstand verloren zu haben, das hilft Ihnen auch nicht. Hier in dieser Bar ist etwas mit Major Kira geschehen - und ich will wissen, was das war! - Und ich ...“

„Ein Barren Latinum!“

„Wie bitte ...?!“

„Ein Barren Latinum“, wiederholte Quark. „Ich wünsche mir, dass Sie sich hier und jetzt in einen Barren goldgepresstes Latinum verwandeln!“

„Schluss mit diesem Spielchen!“

„Ich spiele niemals, wenn es um Gold geht, Odo“, erklärte der Ferengi ungerührt. „Ein Barren goldgepresstes Latinum, das ist es, was ich will - aber keinen hübschen kleinen, sondern einen wunderschönen großen, wenn ich bitten darf!“

„Das genügt! - Ich werde Sie jetzt ...“

Der Rest ging in einem undeutlichen Blubbern unter, als der Mund des Wandlers gemeinsam mit dem Rest seines Körpers seine humanoide Form verlor ...

„ ... sehr viel reicher machen“, beendete Quark stattdessen den Satz. Befriedigt blickte der Ferengi auf den großen Barren goldgepressten Latinum zu seinen Füßen - den größten, den er je gesehen hatte. Die Quadratur des Kreises lag unschuldig auf der glatt polierten Oberfläche des Barrens, die so glänzend war, so makellos und ...

... Odos Augen hatte!

Mit einem entsetzten Keuchen sprang der Ferengi einige Schritte zurück.

„Was haben Sie denn, mon ami?“ fragte Q’s Stimme sanft. „Gefällt er Ihnen etwa nicht, Ihr wunderschöner großer Barren?“

„Er ... er ... sieht mich an!“

Begleitet von einem Blitz manifestierte sich die Stimme zu Q’s Gestalt. Die Entität trug jetzt die offizielle Amtstracht eines Beamten der Finanzbehörde des Ferengi-Reiches. Q beugte sich über den Barren, der ihn aus Odos Augen böse anfunkelte. „Nein sowas, tatsächlich! Er schaut mich richtig ungehalten an, jetzt runzelt er gar seine Stirn, pardon, seine Oberfläche, sehen Sie doch nur!“

„Danke, kein Bedarf! Ich mag es nicht, dass er mich derart anstarrt. Ich fühle mich ja richtig beobachtet! - Hören Sie, Odo“, sagte Quark in Richtung des Barrens. „Gold hat keine Augen, das ist nicht normal, das ist geradezu ekelhaft ... widernatürlich, dazu haben Sie kein Recht, verstanden! Also lassen Sie sie gefälligst verschwinden! - Sie sollen sie verschwinden lassen!“ wiederholte er.

Erneut ohne Reaktion. Die Augen blieben und wenn Blicke hätten töten können, wäre der Ferengi hier und jetzt auf dem Boden seiner Bar verendet.

„Q!“ wandte Quark sich anklagend an die Entität.

„Bedaure, pro Person ein Wunsch, mehr nicht. So will es die Regel.“

„Was für eine Regel?“

„Wie alles im Universum folgt auch die Quadratur des Kreises ihren eigenen Gesetzen.“

„Aber“, begehrte der Ferengi auf. „Ich habe mir einen ganz gewöhnlichen ...“

„ ...wunderschönen großen!“

„Einen großen, ja, aber ansonsten doch trotzdem ganz gewöhnlichen Barren Latinum gewünscht. Wieso also hat dieser hier Augen?!“

„Ihr Humanoiden und eure Begriffsstutzigkeit. Warum wohl hat ein Barren Latinum Augen, als Unterscheidungsmerkmal selbstverständlich.“

„Was ..?!“

„Nun, wie bitte sollten Sie sonst den guten Odo hier von all den anderen Barren in Ihrem Tresor unterscheiden können?“

„Aber das will ich doch gar nicht!“ ... welch gräßliche Vorstellung ausgerechnet Odos Augen in seinem Tresor zu haben, wo sie all die geheimen Schätze sehen konnten, die er bisher so erfolgreich vor ihnen verborgen hatte ... „Und selbst wenn, die anderen Barren sind alle viel kleiner als dieser hier, wie könnte ich sie also verwechseln?“

„Sie überraschen mich, Quark, für einen Ferengi denken Sie erstaunlich logisch, mein Kompliment. Nun gut, da die Augen offenbar überflüssig sind, mehr stören, denn nützen, nun dann sei’s drum, hinweg mit ihnen!“

„Sie sagen es, also könnten Sie von Ihrer Regel nicht einfach eine kleine Ausnahme ...“

„Warum so kompliziert Quark. Meißeln Sie sie doch raus!“

„Ich soll was ...?!“

Vier Augenpaare starrte die Entität in einer Mischung aus Entgeisterung und Entsetzen an.

„Aber ... aber Odo ist ein Wandler“, stammelte Quark schließlich. „Es ist nicht möglich, ein Stück von einem Wandler dauerhaft abzutrennen.“

„Aber ja doch, soll ich es Ihnen zeigen?“ Q hob seine Rechte leicht an.

„Nein, warten Sie!“ rief der Ferengi erschrocken. „Lassen Sie den Barren so wie er ist, bitte, ich ... ich werde mich schon daran gewöhnen.“

Q’s Hand senkte sich, seine Mundwinkel zuckten spöttisch. „So zimperlich? Sollten Sie etwa Skrupel haben? Wie interessant, ich entdecke da ja ganz neue Seiten an Ihnen. Sollte bei aller Habgier in Ihnen etwa doch ein kleiner Jean-Luc Picard stecken? Wie naiv, wie unprofitabel. Was wollen Sie mit einem so gewaltigen Barren Latinum anfangen? Er ist viel zu groß, um ihn auf einmal auszugeben. Kommen Sie schon, mon ami, vergessen Sie Ihre Ressentiments. Früher oder später werden Sie den guten Odo ohnehin in kleine Streifen zerteilen müssen, damit er, finanztechnisch ausgedrückt verkehrsfähig wird. Warum also nicht gleich hier und jetzt damit beginnen?“

„Ich ... ich habe gar nicht vor, Odo, ich meine den Barren, als Zahlungsmittel zu verwenden. Es genügt mir, ihn zu besitzen, mich an seinem Anblick zu erfreuen.“ ... zum ersten Mal seit wir uns kennen ... aber über seine Augen werde ich ein Tablett mit Gläsern stellen ... ein schweres ... und absolut undurchsichtig ...

„Wie Sie wollen.“ Q zuckte mit den Schultern. „Es ist Ihr Barren. Außerdem wird diese Diskussion langsam langweilig, und ich bin nicht hier, um mich zu langweilen. Also, bringen Sie den guten Odo in Ihren Tresor - oder wo auch immer Sie ihn aufbewahren wollen - und dann lassen Sie uns auf die Krankenstation gehen. Sofern ich mich nicht sehr täusche, befindet sich dort jemand, der es kaum erwarten kann, Ihnen jede Menge Oo-mox zu bescheren. - Das heißt, sofern Sie diesen zur Selbstüberschätzung neigenden Sternenflottenarzt, wie war doch gleich sein Name - ach richtig, Bashir, Julian Bashir - also sofern Sie Bashir dazu überreden können, ihr etwas zu geben, das die Wirkung des Sedativs aufhebt. Aber das dürfte Ihnen ja wohl keinerlei Schwierigkeiten bereiten, mon ami, oder?“

Quark nahm die Quadratur des Kreises vom Barren, wobei er es vermied, Odos Blick zu begegnen ... oh nein, kein Tablett, besser eine Kiste, eine schöne schwere ... so wie die mit dem Tarak-Wein, die er kürzlich von einem Schmuggler erworben hatte ... er würde natürlich aufpassen, dass Odo das Etikett nicht lesen konnte ... sicher war sicher ...

Während er noch überlegte, ob er es riskieren sollte, den Barren in seinen Tresor zu schaffen, ertönte plötzlich ein lautes Klopfen. Es hörte sich an, als wäre mindestens ein Klingone dabei, die Tür des Kasinos mit bloßen Fäusten einzuschlagen. Aber Worf befand sich mit Captain Sisko auf Riegel IV und infolge der Differenzen mit dem Imperium wurde die Station von klingonischen Schiffen gemieden. Wer also ...?

„Machen Sie auf, Quark!“ beantwortete die Stimme von Lieutenant Dax seine Frage. „Zum Teufel, ich weiß, dass Sie da drin sind, also lassen Sie mich rein, ich muss mit Ihnen reden!“

Der Ferengi zögerte. Die Trill klang verärgert, sehr verärgert sogar. Andererseits, sie war ohne Zweifel eine hinreißende Frau. Genau wie Kira. Aber Bashir war sicher schon misstrauisch genug, auch ohne dass er in der Krankenstation auftauchte. Die Wirkung des Sedativs würde auch von alleine vergehen und dann würde Kira ihn aus eigenem Antrieb aufsuchen. Warum also nicht noch ein wenig warten - und sich die Zeit inzwischen mit einer Frau vertreiben, die mindestens genauso entzückend und heißblütig wie die gute Major war?

„Quark!“

Der Ferengi straffte sich ...

... im Gegensatz zu Kira brachte die Trill durchaus Sympathie für ihn auf, auch wenn sie im Moment eher geneigt schien, ihm ein Bat’leth um die Ohren zu schlagen. Aber was machte das schon, die Quadratur des Kreises würde auch aus dieser Tigerin ein schnurrendes Kätzchen machen ...

... dann griff er hinter sich und betätigte einen verborgenen Knopf unter der Theke, wobei er unbewusst registrierte, dass erneut Q verschwunden war. Umso besser, es gab im Leben eines jeden Ferengis Zeiten, in denen er gut und gerne auf Publikum verzichten konnte ...

Mit einem Klicken sprang die Tür auf und gab den Blick auf Jadzia Dax frei, deren Gesicht vor Zorn so weiß war, dass ihre dunkle Fleckenzeichnung sich davon noch stärker als gewöhnlich abhob, was sie in Quarks Augen umso anziehender erscheinen ließ ... Bei allen Göttern des Handels, er liebte Frauen in Uniform, und wenn sie dann noch so raffinierte Flecken hatten ... er würde es genießen, sie zu zählen ... oh ja ...

„Ich komme gerade von der Krankenstation“, bemerkte die Trill fast beiläufig, während sie nun eintrat und langsam zwischen den Tischen umherschlenderte. „Raten Sie mal, wen ich da besucht habe ...“ Sie griff nach einem Stuhl, drehte ihn so herum, dass die Lehne in Richtung des Ferengis wies, schwang eines ihrer atemberaubend langen Beine über das Sitzpolster und nahm breitbeinig verkehrt herum Platz ...

... geradewegs auf Q’s Schoß, der just im selben Moment wieder aus dem Nichts auftauchte und es sich auf demselben Stuhl - im Gegensatz zu Dax jedoch richtig herum - bequem machte.

Die Trill stützte ihre Ellbogen auf die Lehne und legte ihr Kinn mitten durch Q’s Hals auf ihre verschränkten Hände, wobei sie ohne sich dessen bewußt zu sein ihre Brüste an Q’s Oberkörper rieb.

„Enchanté, Madame.“ Die Entität schnippte leicht mit den Fingern, worauf Jadzias Uniform sich in ... in ... Nichts ... verwandelte.

Mit glasigen Augen starrte Quark auf Dax, die lediglich noch mit ihrer Trillzeichnung bekleidet war, über die Q nun langsam seine Finger wandern ließ. „Entzückend, diese Flecken, wie viele haben Sie denn davon? - Eins - zwei - drei - ...“

Während die Entität weiterzählte, runzelte Jadzia die Stirn. „Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie aufhören würden, mich mit Ihren Blicken auszuziehen, Quark!“

Der Ferengi verkniff sich den Hinweis, dass dies gar nicht mehr nötig war, und zwang sich mit aller Kraft, Dax’ Nacktheit zu ignorieren, ebenso wie Q’s Gemurmel ...

... vierunddreißig ... fünfunddreißig ...

... und an etwas Unverfängliches zu denken, am besten an Rom, diesen Nichtsnutz ... oder nein, noch besser, an ... Morn ... es würde seine Pläne durchkreuzen, das Misstrauen der Trill noch mehr zu schüren ...

„Also“, nahm diese inzwischen den Faden wieder auf. „Ich war gerade auf der Krankenstation bei Nerys ...“ Sie machte eine Pause.

„Und?“ fragte Quark schließlich, als das Schweigen sich mehr und mehr ausdehnte. „Wie geht es Major Kira, ich hoffe doch sehr, dass ...“

„Doktor Bashir erwähnte, dass Odo sie aus der Bar gebracht hätte - aus Ihrer Bar, Quark!“

... sechunsfünfzig ... siebenundfünfzig ...

„Nerys hat ihn und auch Julian tätlich angegriffen, weil sie sie daran hinderten, zu Ihnen zurückzukehren ...“

„Sie hat eben einen guten Geschmack, wollen Sie ihr das etwa zum Vorwurf machen?“

... achtundsechzig ... neunundsechzig ...

„Nicht Nerys ist es, der hier etwas vorgeworfen wird, Quark - sondern Sie!...“

... einzndsiebzig ... zweiundsiebzig ...

„ ...Ich weiß zwar noch nicht, was Sie mit ihr gemacht haben, aber ich finde es schon ... - was um alles in der Welt ist denn das ...?“ unterbrach Dax sich selbst.

Hocherfreut darüber, dass sich die Aufmerksamkeit der Trill von alleine auf die Quadratur des Kreises gerichtet hatte, wollte der Ferengi gerade zu seiner sorgfältig zurechtgelegten Erklärung, dass es sich hierbei um einen seltenen Kunstgegenstand handelte, anheben, als ihm klar wurde, dass sie weder ihm, noch dem schimmernden Gebilde in seinen Händen ihre Beachtung schenkte, viel mehr an ihm vorbei auf die Theke starrte ... nein, nicht auf die Theke, sondern auf ...

... Odo!

Insgeheim verfluchte der Ferengi sich bitter dafür, den Barren nicht fortgeschafft zu haben, bevor er Dax hineinließ, aber nun war es zu spät.

Odos Augen schossen Blitze. Zum Glück war das Kasino nur schwach beleuchtet, aber trotzdem ...

Jadzia erhob sich ruckartig, wobei sie Q ihre rechtes Knie in die Rippen stieß. Einige Schritte nur, dann stand sie so dicht neben Quark, dass er den schwachen Duft eines garantiert sündhaft teuren Parfüms riechen konnte, der ihrer immer noch nackten Haut entströmte. Ihre unmittelbare Nähe nahm dem Ferengi fast den Atem ... Bei allen Göttern des Handels, diese Flecken ...

„Er sieht mich an!“ holte ihn Dax’ Stimme zurück ins hier und jetzt.

„Das ... das liegt nur an dem diffusen Licht“, sagte Quark schnell. „Glauben Sie mir...“ Er trat zwischen den Barren und die Trill. „Da ist nichts, das Ihr Interesse wert wäre.“ Er streckte seinen linken Fuß aus und schob Odo unter die Theke. „Ein ganz gewöhnlicher Barren Latinums, den ich vergessen habe, in meinen Tresor zu räumen, weiter nichts.“

„Ein Ferengi vergisst sein Gold niemals! – Genauso wenig wie ein Barren Latinum Augen hat!“

„Aber das sage ich ja, Sie haben sich geirrt, eine Sinnestäuschung, so etwas kann jedem passieren, Sie arbeiten zu viel und ...“

„Er hat mich angesehen, Quark! - Ich will jetzt sofort wissen, was hier gespielt wird!“

„Also schön“, änderte der Ferengi seine Taktik. „Sie haben recht, das dort ist kein gewöhnlicher Barren Latinum ... sondern ... sondern ein ... seltener Kunstgegenstand aus dem Gammaquadranten.“ Er hatte den Satz noch nicht ausgesprochen, als ihm bewusst wurde, dass er gerade zugegeben hatte, mit Schmuggelware zu handeln.

„Bravo, Quark!“ Begleitet von einem Blitz vertauschte Q seinen Platz auf dem Stuhl mit dem neben dem Ferengi. „Mal abgesehen von Ihrem äußerst abartigen Verständnis vom Begriff Kunst, haben Sie ein erstaunliches Talent darin, in ungeeigneten Momenten das Falsche zu sagen. Es grenzt schier an ein Wunder, dass Sie Gul Dukats Kommandantur überlebt haben. Andererseits, in Anbetracht der cardassianischen Intelligenz im Allgemeinen und die des guten Präfekten im Besonderen ... “

Wie könnte ein in der Blüte seiner Jahre stehender Ferengi-Mann ob so viel nackter weiblicher Ablenkung vor seiner Nase - und in der Nähe seiner Ohren - nicht zu unüberlegten Äußerungen neigen, dachte Quark böse.

„Oh, ich bitte um Verzeihung“, sagte Q seidenweich. „Es lag nicht in meiner Absicht, Sie und Ihre natürlichen Instinkte zu behindern - im Gegenteil. Aber von mir aus, da Sie darauf bestehen ...“ Ein lässiges Schnippen verhalf Dax wieder zu ihrer Uniform, änderte zu Quarks Bedauern jedoch nichts an dem Misstrauen in ihrem Blick.

„Ein Kunstgegenstand aus dem Gammaquadranten ...?“ Jadzias Tonfall bezichtigte den Ferengi der Lüge, doch es war zu spät, den eingeschlagenen Pfad zu verlassen, blieb nur noch die Flucht nach vorn.

„Den ich ganz legal erworben habe, Lieutenant“, versicherte Quark mit aller Überzeugung, deren er fähig war. Einer plötzlichen Eingebung folgend hielt er der Trill die Quadratur des Kreises entgegen. „Genau wie dieses seltene Stück hier.“

Zufrieden bemerkte er, wie der Ausdruck ihres Gesichtes von Ärger in Faszination wechselte, wie ihre Augen gebannt auf das schimmernde Gebilde in seinen Händen starrten.

„Wo haben Sie das her?“

„Wie ich bereits erwähnte, ich habe es von einem Händler aus dem Gammaquadranten erworben, alles ganz legal.“

„Was wollen Sie dafür haben?“

„Sie wollen es ... kaufen ...?!“ fragte der Ferengi von dieser unerwarteten Wendung der Dinge überrascht.

Jadzia nickte. „Ja, ich habe eine Schwäche für Kunst, wussten Sie das nicht?! Also nennen Sie mir Ihren Preis - ich zahle jede Summe.“

Sobald sie die Quadratur des Kreises berührte, würde sie sein, was immer er sich wünschte. Mit diesem Wissen konnte er es sich leisten, generös zu sein ...

Mit einer kleinen Verbeugung legte er das funkelnde Gebilde in ihre Hände. „Da es Ihnen so sehr gefällt, gehört es Ihnen.“

„Heißt das, Sie schenken es mir?“ vergewisserte sie sich mit einem strahlenden Lächeln, das ihn schwindeln ließ.

„Aber ja“, bekräftigte er eifrig. „Und von nun an sollen Sie meine ergebene Sklavin sein, die mir jeden meiner Wünsche von den Augen abliest“, ergänzte er.

Jadzias Finger strichen fast zärtlich über das Gebilde. „Und was ist es, das Ihr Euch wünscht, oh mein Gebieter?“ hauchte sie verheißungsvoll.

„Fürs Erste hätte ich gerne Wein“, sagte Quark so herablassend, wie es seiner neuen Position gebührte ... und danach oo-mox ... jede Menge oo-mox ...

„Gerne, mein Herr und Gebieter.“ Die Art, wie Dax sich über die Theke beugte, die Quadratur des Kreise vorsichtig darauf platzierte, eine Flasche auswählte und einen Teil ihres Inhalts in ein langstieliges Glas füllte, war ein einziges Versprechen. - Genau wie der Blick ihrer Augen, als sie nun mit wiegenden Hüften auf ihn zuging, mit einer fließenden Bewegung vor ihm niederkniete, das Glas mit beiden Händen hochhob und ...

... ihm den Inhalt schwungvoll mitten in den Hosenschnitt kippte!

Verblüfft starrte der Ferengi auf die Trill hinab, deren volle Lippen sich nun zu einem spöttischen Lächeln verzogen.

„Bedaure, Quark - aber geschenkt ist geschenkt - so will es die Regel!“

* * *


Spätestens als Q’s lautes Gelächter durch die Bar brandete, begriff Quark, dass hier etwas schief gelaufen war - und zwar gründlich.

Dax hatte sich inzwischen erhoben und sah an dem Ferengi vorbei auf die Theke, auf der die Entität saß und die Beine baumeln ließ. Ihr nicht im geringsten überrascht klingendes „Sie! Nun, dass hätte ich mir ja denken können!“ verriet Quark, dass Q sein Inkognito gegenüber der Trill offenbar aufgegeben hatte.

„Exzellent! Mein Kompliment!“ Q sprang von der Theke. „Sie haben unseren kleinen habgierigen Freund hier mit seinen eigenen Waffen geschlagen. Das verdient meinen Respekt, meine Bewunderung. Ich verneige mich vor so viel Intelligenz - und ...“ Q verbeugte sich galant, ergriff Dax’ Rechte und küsste sie. „ ... so viel Schönheit.“

Die Trill schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Sie tun mir zu viel Ehre an.“

„Ehre wem Ehre gebührt. - Aber verraten Sie mir eines, woher kennen Sie die Quadratur des Kreises?“

„Nun“, erwiderte sie immer noch lächelnd. „Im Gegensatz zu Ihnen lebe ich zwar nicht ewig, aber doch immerhin schon fast drei Jahrhunderte. Zeit genug um einiges über das Universum zu lernen - und seine Geheimnisse.“

„Tatsächlich? Was würden Sie davon halten, noch mehr darüber zu erfahren? Eine Frau wie Sie sollte Ihre Talente und Ihren Geist nicht auf einer tristen langweiligen Raumstation, unter dem Kommando eines kümmerlichen Menschen und umgeben von unzivilisierten Wilden wie Garak und diesem Worf verschwenden. Sie hätten Besseres verdient. Begleiten Sie mich, Jadzia. Ich könnte Sie an Orte führen, die Sie in keinem Ihrer acht Leben gesehen haben, die Sie sich in Ihren kühnsten Phantasien nicht vorzustellen vermögen. Ich könnte all Ihre Träume wahr machen - selbst jene, von denen Sie selbst nicht einmal wissen, dass sie überhaupt existieren ...“

„Für den Moment würde es mir genügen, wenn Sie die Folgen von Quarks Missbrauch der ihm verliehenen Macht wieder rückgängig machen würden.“

„Sie und ich wissen, dass es für mich keine Möglichkeit gibt, dies zu tun. Auch meine Macht hat Grenzen. Hat die Quadratur des Kreises einmal einen Wunsch erfüllt, so ist dies für alle Zeiten bindend, selbst für mich, so will es die Regel.“

„Das ist zwar richtig“, stimmte Dax zu. „Aber wie es so schön heißt, Ausnahmen bestätigen die Regel. - Und genau für so eine Bestätigung werden Sie nun sorgen.“

„Nun, da bin ich aber gespannt, wie Sie das bewerkstelligen wollen.“

„Oh, nichts leichter als das ...“ Dax nahm die Quadratur des Kreises blitzschnell von der Theke und warf sie Q zu, der sie aus einem Reflex heraus auffing. „ ... ich brauche es mir nur zu wünschen ...“
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