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Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte

von Inessa Janeway

Der 1. Geist

Der Führungsstab der Voyager saß im Konferenzraum um die Tagesordnung zu besprechen.
„Das war es für heute“, sagte Kathryn Janeway, die Kommandantin der Voyager.
„Ähm, Captain, ich hätte da noch ein kleines Anliegen.“, gluckste Neelix, der kleine quirlige Talaxianer.
„Was gibt es denn noch?“, wollte Janeway wissen.
Neelix schaute hilfesuchend zu Tom Paris, dem Navigator.
„Ja Captain, Neelix und ich haben in der Datenbank etwas interessantes gefunden“, erklärte der blonde junge Mann.
„Mister Paris, Mister Neelix bitte“, meinte sie leicht genervt.
„Wir haben ja bald Anfang Dezember und auf der Erde würden Sie die Vorweihnachtszeit feiern“, erklärte Neelix geradewegs heraus.
„Und was hat das mit der Voyager zu tun?“, hakte die Kommandantin nach.
„Wir dachten uns, dass wir die vier Sonntage Adventsfeiern im Casino oder auf dem Holodeck feiern könnten“, erklärte Tom.
„Wann ist der erste Advent?“, wollte Commander Chakotay wissen.
„In drei Tagen“, antworten die beiden, wie aus einem Mund.
„Es wäre doch schön, etwas Weihnachtsstimmung an Bord zu haben“, meinte Chakotay.
Alle anderen Offiziere, ausgenommen Tuvok und Seven, nickten zustimmend.
„Na schön, aber ihr Dienst darf unter den Vorbereitungen nicht leiden“, sagte sie scharf.
„Danke Captain“, lachte Neelix glücklich.
„Dann wegtreten, Commander Chakotay, Sie bleiben bitte noch“, befahl sie.
Die Offiziere standen auf und verließen eilig den Raum.
Chakotay stand auf um sich hinter seinen Stuhl zu stellen. Er wartete darauf, dass Kathryn das Wort ergriff.
„Commander, warum sind Sie mir in den Rücken gefallen?“, fragte sie mit einem Hauch schärfe in der Stimme.
„Sie meinen?“, fragte er verwirrt.
„Adventsfeier, Weihnachten, dass wurde noch nie an Bord gefeiert“, erklärte sie ernst.
„Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Familie, ich dachte die Crew wäre eine Familie“, erwiderte er freundlich.
„Die Crew ist in den Jahren zu einer Familie zusammengewachsen, da haben sie Recht. Sollte Weihnachten aber nicht mit der eigenen Familie gefeiert werden“, wollte sie wissen.
„Captain, es ist doch noch etwas anderes oder?“, hakte er vorsichtig nach.
Sie schaute ihn aus kalten blauen Augen an, „Wegtreten“, war das einisgste, was sie sagte.
Chakotay musterte sie noch einmal, bevor er den Raum verließ. Kathryn stellte sich ans Fenster und beobachtete die vorbeiziehenden Sterne.


***


„Ich würde sagen, wir feiern den ersten Advent auf dem Holodeck“, erklärte Tom.
„Das Casino reicht doch auch“, protestierte Neelix.
„Neelix, Weihnachten wird im Dezember gefeiert, denn dann ist die Adventszeit, da sollte Schnee liegen, und können Sie im Casino Schnee replizieren?“, konterte der Pilot.
„Nein, natürlich kann ich das nicht“, gab der Talaxianer niedergeschlagen zu. „Nun gut, dann gehen wir auf das Holodeck“, antwortete er schließlich bemüht seine Enttäuschung zu verbergen.
Tom gab mit Neelix‘s Hilfe einige Daten ein. Es dauerte den ganzen Nachmittag, bis sie damit fertig waren. Da ihnen zwischendurch immer wieder einige Verbesserungen einfielen, dauerte es bis in die späten Nachtstunden, bevor die Männer mit ihrer Arbeit endlich zufrieden waren.
Die drei Tagen gingen wie im Flug vorbei. Die Nachricht über die Adventsfeier verbreitet sich mit Warpgeschwindigkeit auf dem ganzen Schiff.
Chakotay stand vor dem Quartier seines Captains und betätigte den Türsummer.
„Herein“, kam es von der anderen Seite der Tür.
Der Erste Offizier betrat das Quartier, welches im dunklen lag.
„Kathryn“, fragte er vorsichtig, während sich die Tür mit einem leichten Zischen hinter ihm schloss.
„Es tut mir Leid, Commander, aber ich werde nicht mitkommen“, erklang Kathryns Stimme aus dem undurchschaubarem Dunkel.
Er versuchte auszumachen von wo ihre Stimme kam, doch es dauerte einen Moment, bevor er sie endlich am Panoramafenster ausmachen konnte.
„Die Crew würde sich gewiss über ihre Anwesenheit freuen“, sagte er vorsichtig.
„Dann sagen sie der Crew, der Captain lässt Sie Grüßen und das sich alle Amüsieren sollen“, meinte sie.
„Kathryn“, sagte er.
„Nein, Commander, ich werde nicht mitkommen“, zischte sie unmissverständlich und drehte sich in Chakotays Richtung, um auf ihn zu zugehen.
Er erschrak als er die Bitterkeit in ihren Augen sah.
„Was ist los mit Ihnen?“, versuchte er es noch einmal.
„Ich muss mich vor Ihnen nicht rechtfertigen, und jetzt wegtreten“, befahl sie hart.
Chakotay rührte sich nicht, „Ich werde erst gehen, wenn Sie mir gesagt haben, was mit Ihnen los ist“, meinte er ernst.
„Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?“, zischte sie.
„Ihr Freund, Kathryn“, antwortete er knapp.
„Gehen Sie, oder ich werde Tuvok informieren und dafür sorgen, dass Sie von einem Sicherheitsteam abgeführt werden“, knurrte sie.
„Ich werde gehen, aber eines Tages werden Sie mir sagen, was mit Ihnen los ist“, antwortete er.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte er sich um und verließ den Raum.

Chakotay wunderte sich über das eigenartige Verhalten seiner Vorgesetzten. Ohne Kathryn hatte er eigentlich keine richtige Lust auf die Adventsfeier zu gehen, doch als Erster Offizier musste wenigstens er anwesend sein.
Mit einem aufgesetzten Lächeln betrat er das Holodeck und blieb abrupt stehen. Er schaute nicht schlecht, als er sah, was Tom und Neelix auf die Beine gestellt hatten. 
Meter hoher Schnee hüllte die Landschaft ein. Ungefähr in der Mitte des Holodecks, stand eine große Holzhütte in der die Feier stattfand. Chakotay ging langsam zu der Holzhütte und auf seinem Weg ließ er die Eindrücke auf sich wirken. Der Weg war mit Fackeln bestückt, so dass er den Eindruck gewann, einem schmalen Pfad zu folgen, der ihn direkt zum Eingang führte. Die Hütte selber war mit bunten Lichterketten geschmückt. Auf dem Dach sah er die Silhouette zweier Rentieren die einen Schlitten zogen, in dem ein Weihnachtsmann saß.
Gerade als er die Hütte betreten wollte, ging die Tür auf und Naomi rannte heraus,  gefolgt von Icheb.
Naomi blieb sofort stehen, als sie den Commander sah, was dazu führte, dass Icheb in sie hinein lief.
Peinlich berührt schaute er von dem Mädchen zum Commander.
Chakotay konnte sich nur schwer ein Grinsen verkneifen.
„Hallo ihr beiden, wohin wollt ihr denn so schnell?“
„Ich wollte mit Icheb Schlittschuhlaufen gehen, Lieutenant Paris hat hinter der Hütte einen eingefrorenen See kreiert“, erklärte das Mädchen freundlich.
„Dann wünsche ich Euch viel Spaß“, lächelte der Indianer.
„Spaß wird das nicht machen, ich werde mir sämtliche Knochen brechen“, erklärte Icheb.
Nun musste Chakotay doch lachen. „Ich glaube Naomi kann Ihnen das Eislaufen beibringen“, versuchte er Icheb Mut zuzusprechen, wobei er ihm freundschaftlich auf die rechte Schulter schlug.
Trotz der Weigerung des Borgjungen, zog Naomi ihren Freund hinter sich her. Chakotay schaute den beiden noch nach, bevor er die Hütte betrat.
„Ich dachte schon Sie kommen gar nicht mehr“, strahlte Tom, bevor ihm Kathryns Abwesenheit auffiel. „Wo ist der Captain?“
„Der Captain lässt sich entschuldigen“, erklärte Chakotay knapp.
Resigniert schaute der Pilot Chakotay an, „Schade wir hätten Sie gerne dabei gehabt“.
„Vielleicht beim nächsten mal“, antwortete Chakotay, mit einem hoffnungsvollem Lächeln.
„Möchten Sie etwas von dem Eierpunsch?“, vernahm Chakotay Neelix‘s stimme hinter sich.
„Nein danke, Neelix“, lehnte er freundlich ab.
„Kommen Sie Chakotay, ich zeig Ihnen was wir hier noch so alles haben“, erklärte Tom.
Chakotay blieb nichts anderes übrig, als mit dem Piloten mitzugehen.


***


Kathryn stand am Panoramafenster, um die Sterne zu beobachten. Sie dachte an die Weihnachtsfeiern ihrer Eltern, welche immer sehr groß gefeiert wurden. Ihre Familie und die besten Freunde waren stets Anwesend gewesen.
So sehr sie sich es auch wünschte, mit der Crew zu feiern, sie könnte ihre Captainsmaske nicht aufrecht erhalten, also hatte sie beschlossen, erst gar nicht hin zu gehen.
Sie war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie nicht merkte das hinter ihr ein grelles helles Licht erschien. 
„Hallo Goldvögelchen“, ertönte eine ihr bekannte Stimme im Raum.
Blitzartig drehte sie sich herum und betätigte intuitiv ihren Kommunikator. „Janeway an Sicherheit, Eindringlingsalarm“. 
„Die Kommunikation ist abgeschaltet, wir sind hier alleine“, erklärte der Mann in Admiralsuniform.
„Q“, zischte sie warnend.
„Nein Goldvögelchen, ich bin nicht Q. Ich bin dein Vater“, erklärte der Mann ruhig, wobei er nicht einmal wusste, wer dieser ominöse Q überhaupt sein sollte, von dem seine Tochter gerade gesprochen hatte.
Sie schaute ihn ungläubig an, um an ihren Schreibtisch zu gehen. Dort hatte sie einen Phaser für den Notfall parat liegen.
„Den brauchst Du nicht, ich werde dir nichts tun“, erklärte er einfühlsam.
„Mein Vater ist bereits vor Jahren gestorben, also, wer sind Sie?“, zischte sie.
„Ich wurde zu Dir geschickt, damit Du das Weihnachtsfest wieder genießen kannst, so wie du es als Kind einst geliebt hast. als das was es ist, dass Fest der Liebe“, erklärte er mit einem leichten Lächeln. Sie wich instinktiv zurück. „Sie wollen mir doch nicht etwa erzählen, dass Sie der Geist meines Vaters sind“, meinte sie spöttisch. 
„Ob du mich als Geist, eine paranormale Erscheinung oder als Phantom siehst, ist egal, ich bin hier“, erklärte er keines Wegs gekränkt.
„Na schön, sagen wir mal, Sie wären der Geist meines Vaters, was genau wollen Sie?“, fragte sie diplomatisch.
„Ich möchte das Du mit mir mitkommst. Ich möchte Dir etwas zeigen“, erklärte er, um ihr eine Hand zu reichen.
„Das ist ausgeschlossen. Ich werde nirgends mit Ihnen hingehen“, zischte Kathryn erneut.
„Goldvögelchen, Dir wird keine andere Wahl bleiben“, erklärte er vorsichtig schmunzelnd.
„Hören sie auf mich Goldvögelchen zu nennen, dass durfte nur mein Vater“, knurrte sie.
„Ich bin doch dein Vater“, erklärte er.
Kathryn verdrehte genervt die Augen. Sie hatte sich während des Gesprächs soweit an die Tür geschlichen, dass sie ihr Quartier verlassen konnte.
Zu Kathryns Verwunderung rührte sich nichts. Die Tür war und blieb geschlossen. „Du kannst nirgendwo hin, außer mit mir“, erklärte der vermeintliche Edward liebevoll.
Angst machte sich in der zierlichen Frau breit und sie betete, dass es ihr Besucher nicht bemerkte.
„Ich werde nicht mit Ihnen gehen“, knurrte sie verärgert.
„Dir wird nichts anderes übrig bleiben, Goldvögelchen.“
Edward machte einen überraschenden Schritt in ihre Richtung, sodass er direkt vor seiner Tochter zum stehen kam.
Kathryn schrie vor Schreck auf, doch bevor sie sich wehren konnte, verschwand sie, gemeinsam mit dem Mann, in einem hellen Licht.
Als sie wieder etwas erkennen konnte, stand sie in ihrem Elternhaus in Bloomington, Indiana.
Ein großer, wundervoll geschmückter Tannenbaum, der bis an die Decke ragte, stand mitten im Raum. Um den Baum herum fuhr ein kleiner Zug, der verschiedene Lieder spielte.
Der ganze Raum erstrahlte. Liebevoll geschmückte Fenster, hier und dort ein paar Weihnachtsfiguren. 
„Wo sind wir“, flüsterte sie.
„Kannst du dich nicht erinnern?“
Sie schaute ihn aus großen blauen Augen an. „Zuhause“, hauchte sie.
„Nicht ganz, wir sind lediglich in Deiner Vergangenheit“, erklärte er.

„Jetzt komm schon Phoebe“, hörte sie die helle Stimme eines Kindes.
Kathryn drehte sich in Richtung der Tür, durch welche ein Mädchen, im Alter von ungefähr sechs Jahren ein trat. Sie hatte lange rote Haare und strahlend blauen Augen. Dicht gefolgt von einem zweiten Mädchen, welches ungefähr drei Jahre zählte und lange braune Haare hatte. Lediglich die strahlend blauen Augen besaßen beide Mädchen.
„Schau mal Phoebe, der Weihnachtsmann war da“, sagte die ältere.
„Ist da auch was für mich dabei, Kathy?“, fragt die kleinere.
„Ja, schau mal, hier ist eines mit deinem Namen drauf“, meinte Kathryn und reichte ihrer kleinen Schwester ein Päckchen.
Die erwachsene Kathryn schaute auf die beiden Mädchen, „Das kann nicht sein“.
„Doch, das bist Du und Phoebe“, erklärte ihr Vater.
„Goldvögelchen, wo bist Du denn?“, hörte sie plötzlich die Stimme ihres Vaters.
„Hier Daddy“, antwortete ihre jüngere Version.
Edward Janeway betrat in seinem Morgenmantel den Raum und Kathryn konnte sofort seine Autorität spüren.
„Dad“, sagte sie leise.
Der Mann ging an ihr vorbei und nahm die kleine Kathryn auf den Arm.
Phoebe kämpfte mit ihrem Geschenk und ließ sich nicht durch die Anwesenheit ihres Vaters ablenken.
„Schau mal, Goldvögelchen, was ich hier für Dich habe“, erklärte Edward und reichte ihr ein Päckchen.
Kathryns Augen strahlten, während sie vorsichtig das Geschenk öffnete.
Sie begutachtete den Inhalt, bevor sie das Gerät heraus nahm. Neugierig schaute sie es sich von allen Seiten an. Sie überlegte was das sein könnte. Bilder hatte sie von solch einem Objekt schon gesehen, aber sie kam einfach nicht mehr auf die Bezeichnung.
„Was ist das noch mal?“, fragte sie neugierig.
„Das ist eine Sextant.“
Kathryn nahm es heraus, „Was kann man damit machen?“, fragte sie weiter.
„Damit fanden Seefahrer vor Jahrhunderten ihren Weg nach Hause“, erklärte ihr Vater geduldig.
„Das heißt, wenn ich mal Captain bin, finde ich damit immer wieder zu Dir“, stellte sie fest.
„Genau, Goldvögelchen“, lachte er auf.
Janeway beobachtete das Geschehen. In ihren Augen sammelten sich Tränen, die sie gekonnt weg blinzelte.
„Was soll das?“, zischte sie.
„Ich wollte dir nur zeigen, wie glücklich Du an Weihnachten immer warst“, erklärte der Geist.
„Das ist die Vergangenheit, und nicht das hier und jetzt. Jetzt bin ich an Bord der Voyager“, stellte sie wütend richtig.
„Die Crew ist genau so eine Familie, wie wir es hier waren“, erklärte er.
„Das stimmt nicht, die Crew ist zwar eine Familie, aber es ist nicht das selbe“, stellte sie traurig fest.
„Oh Goldvögelchen, du hast es nicht verstanden“, sagte ihr Vater traurig. „Das macht aber nichts. Bald wirst Du es verstehen“.
„Wie meinen Sie das?“, hakte sie nach.
Sie bekam keine Antwort mehr. Wie zuvor wurde Kathryn von einem hellen Licht verhüllt, bevor sie wieder in ihrem Quartier stand. 
Verwirrt schaute sie sich um, doch der Mann, der ihr Vater gewesen sein wollte, war verschwunden.

„Computer hatte Captain Kathryn Janeway das Schiff verlassen?“, stellte sie die Frage, die sie im Moment am meisten Interessierte.
„Negativ“, kam die monotone Stimme des Computers.
„Waren Eindrillinge an Bord?“, forschte sie weiter.
„Negativ“, kam wieder die Antwort des Computers.
Kathryn rieb sich die Stirn. Vielleicht war es nur ein Traum, dachte sie.
Langsam ging sie ins Badezimmer, um sich Bettfertig zu machen. Ihr ging das Geschehene nicht mehr aus dem Kopf. Doch kaum lag sie unter ihrer decke, da fiel sie bereits in einen unruhigen Schlaf.

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