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Der Captain, der Commander und der Sicherheitschef

von Susan

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Chakotay's POV

Ich sehe auf von den Anzeigen meines Tricorders, um mich umzusehen. Ich habe hunderte Planeten gesehen und bin auf Dutzenden selbst gewesen. Unwirtliche Welten. Schöne Welten. Gefährliche Welten und einladende Welten. Allesamt unterschiedlich und neu; die meisten auf ihre eigene Art und Weise faszinierend.

Aber dieser Planet...

Ich kann es nicht in Worte fassen. Er hat etwas Besonderes an sich.

Bei unserer Ankunft hatte ich das Gefühl, er würde uns willkommen heißen. Absurd, ich weiß.

Die Landschaft an sich ist nicht das Besondere. Knöchelhohe, braune Pflanzen erinnern an Gras, erstrecken sich weit in alle Richtungen und bedecken dabei den Boden. Eine kleine Felsformation ist ca. 400 Meter von mir entfernt. Laut Tricorder: Sandsteinartiges Material. Seltsame lilafarbene Sträucher wachsen am Fuße der Formation. Dieser Ort strahlt Ruhe aus. Außer dem piepen der Tricorder ist nichts zu hören. Und dennoch hat dieser Planet etwas. Eine geradezu einlullende Wirkung. Ich schätze es ist das Klima. Es ist angenehm warm und es weht ein leichter Wind. Langsam sauge ich die warme Luft an. Sie riecht süßlich, das hatte ich sofort bemerkt.

Sie wirkt... betörend.

Gut, vielleicht übertreibe ich jetzt. Vielleicht bilde ich mir das alles nur ein, weil ich froh bin nach unglaublich langen sieben Monaten auf dem Schiff, endlich wieder Gelegenheit zu haben, die Voyager zu verlassen und echte Luft atmen zu können.

Ich fühle mich unbeschwert - und schiebe das auf den Planeten. Jedenfalls hatte ich an Bord der Voyager keinen expliziten Grund mich so zu fühlen.

Ich nehme Kathryn aus den Augenwinkeln wahr und drehe mich um, um sie vollständig sehen zu können. Sie steht einige Meter von mir entfernt und versucht sich auf ihren Tricorder zu konzentrieren. Der Wind spielt mit ihren Haaren und sie versucht verzweifelt die Strähnen aus ihrem Gesicht hinter ihre Ohren zu verbannen. Ich lächle, denn es gelingt ihr nicht. Schließlich gibt sie auf, klappt den Tricorder zu und steckt ihn an den Gürtel zurück.

Sie bleibt einfach stehen, verharrt in dieser Position und lässt den Wind durch ihre Haare fahren. Es scheint sie nicht zu kümmern. Vermutlich hat sie die Augen geschlossen.

Ich betrachte sie. Sie wirkt zierlich in der schwarzen Uniform. Und sie wirkt begehrenswert.

Ich weiß, ich sollte nicht so denken. Und mittlerweile kann ich diese Gefühle gut ignorieren. Aber heute ist es anders. Es ist mir egal, was ich sollte oder nicht sollte. Ich mache mir keine Sorgen, um das Protokoll. Ich fühle mich unbeschwert!

Ohne zu überlegen gehe ich auf sie zu. Ihr Rücken ist mir zugewandt. Sie bemerkt mich nicht, bis ich neben ihr stehe - und ihre Hand ergreife.

Das ist es. Nicht mehr und nicht weniger. Ich halte nur ihre Hand. Ich fühle mich dieser Frau verbunden, sie ist mein Freund. Und ja, ich finde sie attraktiv. Und ja, ich bedaure, dass sie mein Captain ist.

Aber im Moment möchte ich nur an ihrer Seite sein und ihre Hand halten. Ohne ein Wort zu sagen sehe ich sie an.

*

Kathryn's POV

Ich stecke meinen Tricorder an meinen Gürtel zurück. Beharrlich weht mir der Wind die Strähnen ins Gesicht und ich gebe auf dagegen anzukämpfen. Ich hebe meinen Kopf und recke meinen Hals ein wenig in die Luft und schließe die Augen. Der Wind ist sogar angenehm. Die Luft ist warm und süßlich. Ich atme sie tief ein. Es scheint, als hätte sie zudem eine entspannende Wirkung.

Wann war ich das letzte Mal so entspannt?

Muss schon eine Weile her sein. Beim letzten Prixin, das wir feierten? Neelix hatte fast das halbe Kasino in Brand gesteckt. Nein, sonderlich entspannt war ich da nicht. Beim letzten Landurlaub hatte ich bestimmt zwei oder drei Momente voller Entspannung, ganz ohne der Captain sein zu müssen. Ich weiß, wann ich mich das letzte Mal so gefühlt habe. In einer Zeit, in der ich nicht die Verantwortung für fast 140 Besatzungsmitglieder trug. In einer Zeit in der ich talaxianische Tomaten pflanzte.

Ich lächle, als ich mich daran erinnere. Plötzlich steht er neben mir. Seine große, warme Hand ergreift meine. Er sieht mich an, ohne ein Wort zu sagen. Er hält einfach meine Hand.

Ich sehe ihn lange an. Ich bin überrascht, ziehe meine Hand aber nicht zurück, wie ich es als sein Captain tun sollte. Als seine Freundin - und in dem Bewußtsein, die Frau, die er liebt sein zu können, wären die Umstände anders - begrüße ich diese Geste. Ich drücke seine Hand kurz und lächle. Ich she ihn immer noch an. Langsam sollte es mir peinlich werden. Statt dessen höre ich mich plötzlich sagen: "Chakotay..." und halte sofort wieder inne. Was soll ich ihm sagen? Vielleicht "Kann ich bitte ein Hologramm nach dir gestalten und es zu meinem Liebhaber machen? Alles andere wäre zu kompliziert!" Ein absurder Gedanke. Ich lächle verlegen und schließe die Augen. "Schon gut!" sage ich und beuge damit seiner Frage vor. Dann sehe ich ihn wieder an. Ich hebe meine freie Hand und berühre wortlos seine Wange. Er hält meinen Blick fest.

"Captain!" Tuvok unterbricht uns und ich weiß nicht, ob ich ihn degradieren oder ihm danken soll.

*

Tuvok's POV

Die Analyse der chemischen Zusammensetzung der Luft bestätigte meine Annahme. Es gibt eine chemische Substanz in der Troposphäre dieses Planeten, die hemmungsabbauend auf den humanoiden Organismus wirkt. Eine endgültige Aussage über das eventuelle Vorhandensein aphrodisierender Substanzen, könnte nur eine genaue Untersuchung in einem entsprechend ausgestatteten Labor liefern.

Doch ich denke, die Daten sind von hinreichender Wichtigkeit, um den Captain darüber zu informieren. Ich beobachte den Commander, der 20,7 Meter von mir entfernt steht und ebenfalls die Aufgabe hat, die Umgebung zu sondieren. In meiner langjährigen Erfahrung mit Menschen habe ich gelernt, dass sie sich nicht immer an Befehle halten und ihre Handlungen von Zeit zu Zeit nicht vorauszusehen sind, da sie oft nicht bereit sind gemäß dem Konzept der Logik zu agieren. Diese Beobachtung bestätigt der Commander, als er plötzlich auf den Captain zugeht und ihre Hand ergreift.

Ich habe eine Augenbraue.

Captain Janeway hat nie explizit über ihre Beziehung zu Commander Chakotay mit mir gesprochen. Dennoch maße ich mir an, die Komplexität und Kompliziertheit dieser Beziehung gemäß meiner Beobachtungen und verschiedener Konversationen einiger Crewmitglieder, bewerten zu können.

Demnach ist dem Captain diese Situation unangenehm, da sie Gefühle der Verbundenheit und der sexuellen Anziehung für den Commander empfindet, die einem Captain und einem Commander unziemlich sind und problematisch auf die berufliche Zusammenarbeit wirken können.

Mit einer Wahrscheinlichkeit von 78,4 Prozent hat sie sich aus diesem Grund gegen eine Liebesbeziehung mit Chakotay entschieden.

Ich stelle mit Erstaunen fest, dass der Captain keine Gegenmaßnahmen ergreift und den Commander gewähren lässt. Dann hebt sie eine Hand und streicht ihm über seine rechte Wange. Ähnliche Bekundungen der Zuneigung habe ich schon bei den Offizieren Paris und Torres gesehen.

Da der Captain aber keine Liebesbeziehung zu dem Commander eingehen will, muss diese Reaktion auf die hemmungsabbauende Substanz zurückzuführen sein. Ich beschließe einzugreifen, ehe Captain Janeway sich durch ihr beeinträchtigtes Urteilsvermögen zu Handlungen verleiten lässt, die sie später bereuen könnte.

Die Distanz zu den beiden Führungsoffizieren habe ich schnell überwunden. Sie sehen sich an, ohne mich zu bemerken.

"Captain!"

Captain Janeway sieht mich überrascht an. Ich teile ihr die Ergebnisse meines Scans mit und erkläre die Auswirkungen der chemischen Substanz.

"Es scheint also, als beeinflusse die Atmosphäre dieses Planeten den Gemütszustand von Humanoiden auf eine ungebührliche Weise. Vielleicht sollten Sie diese Information zum Anlass nehmen, um zurück auf die Voyager zu beamen."

Entsprechend meiner Erwartungen wendet sich der Captain dem Commander zu. "Er hat recht!" sagt sie leise. Der Commander scheint von diesem Fakt nicht gänzlich überzeugt, begegnet ihrem Wunsch, auf das Schiff zurückzukehren jedoch mit Verständnis.

"Zu kompliziert!" sagt sie. Commander Chakotay nickt, um Zustimmung auszudrücken. Der Transporterstrahl erfasst den Captain. Ich bin zufrieden ihr in dieser unangenehmen Situation geholfen zu haben, ihren "moralischen Kompass" zu überprüfen.

Ich entferne mich von Commander Chakotay und greife nach meinem Tricorder. Während ich ihn aufklappe, muss ich plötzlich an meine Frau denken.

ENDE

Hat irgendjemand nicht "Das oberste Gesetz" gesehen? ("Zu Ihnen komme ich, um meinen moralischen Kompass zu überprüfen, Tuvok! Ich muß mich auf Sie verlassen können!")
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