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In Deinen Augen

von Gabi

Kapitel 1

Es ist jedes Jahr um diese Zeit dasselbe! Dass ein Krieg vor der Tür steht, scheint der Hektik, die immer wieder in diesen Tagen bei manchen Terranern vorherrscht, keinen Abbruch zu tun.

Ich sitze an meinem bevorzugten Tisch auf der oberen Galerie, von dem aus ich alles sehen kann, selbst jedoch nicht unbedingt wahrgenommen werde. In den guten alten Zeiten hätte Dr. Bashir mir Gesellschaft geleistet, doch neuerdings zieht er Kinderspiele in der Holosuite mit unserem Chief vor.

Momentan wirkt der gute Chief allerdings nicht sehr in Zerstreuungslaune. Ich beobachte ihn nun fast die gesamte Woche, wie er immer wieder zu Quark stürmt. Jeden Tag wirkt seine Miene verbissener, sein Schritt hektischer. Und jedes Mal sehe ich, wie der Ferengi den Kopf schüttelt.

Wenn mein Padd mir die richtige Auskunft erteilt hat – und ich wüsste nicht, warum dies nicht der Fall sein sollte – dann ist nach terranischer Zeitrechnung heute der 24. Dezember. Ich schätze, wenn Quark heute Abend erneut den Kopf schüttelt, braucht Mr. O’Brien nicht mehr vorbei zu kommen.

Ich bin im Grunde meines Herzens kein gehässiger Mann, doch ich muss gestehen, dass ich mich ein wenig darauf freue, wenn er gleich wieder hereingeschossen kommt. Ich kenne niemanden, der eine ähnlich große Nervosität ausstrahlen kann wie der gute Chief. Wahrscheinlich liegt das am Zusammenleben mit seiner Frau. Dr. Bashir – als er sich noch herabließ mit mir zu speisen – hat einmal etwas davon erwähnt, dass sie wohl nicht so glücklich hier auf der Station sei. Eine Aussage, die ich ihr beim besten Willen nicht verübeln kann.

Ah! Da kommt meine abendliche Unterhaltung! Ich lehne mich ein wenig auf die Balustrade, um eine bessere Sicht auf den Tresen zu haben.

Wenn ich mich nicht irre, dann stehen ihm bereits die Schweißperlen auf der Stirn. Es scheint so, dass der Chief ebenfalls seine Datumsanzeige überprüft hat.

Wünsche ich mir, dass Quark in letzter Sekunde das Gewünschte organisieren konnte und den guten Mann aus seiner Pein erlöst, oder möchte ich den Zusammenbruch erleben, der auf einen weiteren negativen Bescheid unweigerlich folgen wird? Schwer zu sagen. Ich bin mir unschlüssig …

Ein Gefühl leichten Bedauerns macht sich in mir breit, als der Ferengi dieses Mal eine armlange Schachtel unter dem Tresen hervor zieht. Nun, es ist gleichgültig, morgen wäre dieses kleine Vergnügen aufgrund des Datums ohnehin vorbei gewesen. Allerdings erhalte ich doch noch eine Zugabe, als der Chief vor lauter Erleichterung über die Theke reicht und den völlig verdutzten Ferengi auf den blanken Kopf küsst. Das Gelächter der anderen Gäste und das peinlich verlegene Gesicht Quarks entschädigen mich beinahe für den ausgefallenen Nervenzusammenbruch.

„Oh wie schön, er hat es noch rechtzeitig erhalten.“ Die liebreizende Stimme frei von jedem Sarkasmus lässt mich herum fahren. Ich habe nicht bemerkt, dass sie sich genähert hat. Das wäre mir früher nie passiert. Diese Station lullt meine Wachsamkeit ein. Das ist nicht gut, gar nicht gut.

Doch diese Überlegungen gehen mir nur kurzzeitig durch den Sinn. Viel zu sehr freue ich mich über den Anblick des neuen Gastes. Ich erhebe mich rasch, um ihr den Stuhl zurechtzurücken.

„Bitte setz dich doch zu mir, meine liebe Ziyal.“ Ich merke, wie der Rhythmus meines Herzens rascher wird, wie die Angst einsetzt, dass sie lediglich im Vorbeigehen begriffen ist, und keine Zeit – oder grausamer gar, keine Lust – hat, eine Weile bei mir zu verbringen.

„Ich habe dich gesucht, Elim.“ Mit ihren Worten nimmt sie mir meine Sorge. Ich muss mich bemühen, einen neutralen Gesichtsausdruck zu wahren. Wie gut, dass ich hinter ihr stehe, während sie sich setzt. Erst als ich wieder meine joviale Maske trage kehre ich an meinen Platz ihr gegenüber zurück.

Ziyal lehnt sich nun ebenfalls auf die Balustrade. Sie blickt hinunter, wo ein paar Streifen Latinum den Besitzer wechseln, was einen zufriedenen Chief davoneilen und einen zufrieden Quark zurück lässt.

„Das ist eine spezielle Orchideenart, die er unbedingt für seine Frau zu Weihnachten haben wollte“, erklärt Ziyal, so als ob sie davon ausgeht, dass mich dieser Umstand interessieren könnte.

Es fasziniert mich immer wieder wie gut Ziyal informiert ist. Ich rühme mich damit, dass ich stets Bescheid weiß, was an Wichtigem auf der Station vor sich geht, weil ich meine Quellen und meine Methoden habe, Fakten zu sammeln. Die dazugehörigen Personen sind mir eher gleichgültig. Ziyal jedoch erfährt auch die unwichtigen Dinge alleine dadurch, dass sie sich für andere interessiert. In ihrer Methode eine wesentlich weniger verlässliche Art der Informationsbeschaffung. In ihrem Ausgang jedoch offensichtlich diejenige mit dem größeren Effekt.

„Ich bin sicher, Mrs. O’Brien wird sich sehr freuen.“ Und dabei wirkt Ziyal so, als ob ihr dieser Umstand wirklich wichtig ist. Meines Wissens kennt sie die O’Briens überhaupt nicht näher. Diese Sympathie für Personen, die ihr fremd sind, muss eindeutig von Seiten ihrer Mutter stammen. Eine cardassianische Eigenschaft ist es mit Sicherheit nicht.

Ich versuche meinen etwas abgeklärteren Standpunkt zu dieser terranischen Hektik ins Spiel zu bringen. „Das geht nun schon jedes Jahr so, seit die Sternenflotte das Protektorat übernommen hat. Dr. Bashir erklärte mir, dieses Weihnachten sei ein Fest der Besinnlichkeit und Ruhe, welches innerhalb von Familienverbänden gefeiert wird. An sich ein sinnvoller Gedanke, denn ich erhalte doch von Zeit zu Zeit den Eindruck, dass die Familie außerhalb von Cardassia nicht so wichtig genommen wird.“ Ich deute wieder zur Theke hinunter. Ziyals Blick folgt meinem Arm. Zwei weitere Terraner sprechen mit Quark. In ihrer Gestik liegt die gleiche Hektik wie ich sie die letzten Tage bei Chief O’Brien beobachtet habe. Einer von ihnen erhält ebenfalls ein Päckchen, wenn auch ein kleineres als bei dem Chief, der andere jedoch lediglich ein Kopfschütteln. So komme ich doch noch zu einem Nervenzusammenbruch.

„… Ich kann nur nichts Besinnliches in der Praxis feststellen“, beende ich meine Ausführung.

„Elim“, Ziyal schenkt mir einen rügenden Blick. „So weit weg von Zuhause ist es schwierig, an die richtigen Dinge heranzukommen.“

Ich sehe sie von unten herauf an, denn ich weiß, dass sie dann sofort wieder lächelt. Sie enttäuscht mich nicht. Es ist unwahrscheinlich wie sehr sich mein gesamtes Wohlbefinden durch diese kleine Mimik ändert. „Dann sollte man doch meinen, dass sich die Leute rechtzeitig um die Bestellungen kümmern. Wenn ich es richtig verstanden habe, fällt dieses Fest jedes Jahr auf das gleiche Datum – es kann also nicht überraschend kommen.“

Sie schlägt kurzzeitig die Augen nieder, wie um ihrer kleinen Rüge die Härte zu nehmen. Ich liebe es, wenn sie das tut. Sie ist an Jahren so viel jünger als ich und doch erhalte ich manches Mal den Eindruck, als ob sie an Weisheit mir voraus sei.

„Elim, ist es dir noch nie passiert, dass du in all dem Trubel des Alltags einen Termin vergessen hast, obwohl er lange bekannt war?“

Ich betrachte sie verblüfft. Diese Frage ausgerechnet an mich kommt mir recht unpassend vor „Nein, meine Liebe, noch nie. Eine gute Organisation ist die Grundfeste, auf welcher ein produktives Leben errichtet ist.“

Sie schüttelt den Kopf, doch sie lächelt dabei. „Dann sieh ihnen einfach nach, dass sie keine Cardassianer sind“, billigt sie mir meinen Standpunkt schließlich zu.

Ich nicke. Ja, das kann ich tun. Niemand hat Einfluss darauf, in welches Volk er hineingeboren wird. Ziyal hat recht, ich muss nachsichtig mit den weniger Glücklichen sein.

Während ich noch darüber nachsinne, welch großes Herz dieses zauberhafte Wesen mir gegenüber besitzt, und welch unglaubliches Glück ich mein eigenen nennen darf, dass sie sich von allen Personen auf dieser Station ausgerechnet mit mir abgibt, beugt Ziyal sich zu der Tasche hinunter, die sie bei ihrer Ankunft über der Schulter getragen hat. Ich vermute, dass sie darin ihre Stifte und Blöcke aufbewahrt. Sie wandert manches Mal ziellos durch die Station und lässt sich von Alltagssituationen zu ihren Zeichnungen inspirieren.

Meine Verblüffung ist groß, als sie statt des erwarteten aktuellen Kunstwerks ein kleines Päckchen hervor holt. Es sieht in Verpackung und Verzierung verdächtig nach den Geschenken aus, mit denen manche Terraner zurzeit über die Promenade huschen.

Das erwartungsvolle Lächeln, das sie mir nun schenkt, lässt mich Schlimmes ahnen. Und wirklich, sie streckt mir das Päckchen entgegen. „Fröhliche Weihnachten, Elim.“

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Kein Zustand, in dem ich mich oft befinde. „Ziyal“, stammle ich, „Cardassianer feiern kein Weihnachten … und Bajoraner auch nicht“, füge ich rasch hinzu, um beide ihrer möglichen Herkünfte auszuschließen.

Doch sie lässt meinen Einwand nicht gelten. „Mir ist bewusst, dass ich dich damit in eine unangenehme Lage bringe. Du wirst nicht gerne überrascht und du bist noch sehr viel weniger gern in einer Position, in welcher du das Gefühl hast, jemandem anderen einen Gefallen zu schulden …“

Es ist unwahrscheinlich, wie gut sie mich doch kennt …

„… sagen wir einfach, ich habe mich ein wenig von der derzeit herrschenden Stimmung anstecken lassen. Nimm es mir zuliebe an. Mir hat das Aussuchen sicherlich eine größere Freude gemacht als dir das kleine Geschenk bereiten wird. Im Prinzip habe ich mich damit selbst beschenkt.“

Ihr Lächeln ist entwaffnend, ihre Logik bestechend. Ich kann gar nicht anders, als meine mentale Abwehr vor ihr niederzulegen. Nicht zum ersten Mal übermannt mich die Frage, wie eine solche Perfektion aus dem Schoß eines psychopathischen Emporkömmlings wie Skrain Dukat entstammen kann. Ihre Mutter muss für eine Bajoranerin außergewöhnlich gewesen sein.

Abermals nicke ich. Das Geschenk abzulehnen würde sie verletzen, und das ist das Letzte, was ich möchte. Wie sie mich so erwartungsvoll ansieht, strahlen ihre Augen, als ob sie selbst eine Gabe erhalten hätte. Ganz gleich, als was sich der Inhalt des Päckchens entpuppen wird, ich werde so tun, als ob es das kostbarste …

Meine Finger beginnen ein wenig zu zittern, als ich den Deckel abhebe.

… Jevonit.

Ich starre die kleine Figur an, ich hebe meinen Blick, ich starre Ziyal an. Ich habe vergessen, dass ich so tun wollte, als sei ich über alle Maßen erfreut.

Ihre Miene verrät mir, dass meine Fassungslosigkeit ihr weitaus besser gefällt als jede vorgetäuschte Begeisterung das vermocht hätte.

„Das ist aus Jevonit“, stammle ich.

Ziyal stößt einen vernehmbaren Seufzer aus und lässt sich in ihrem Stuhl zurücksinken. „Was für ein Glück! Ich war mir nicht sicher, ob mich der Händler nicht einfach nur täuschen wollte. Ich kenne mich damit gar nicht aus.“

„Das …“, ich berühre die glatte Oberfläche des golden-lila marmorierten Materials, das einzig in den Gräbern der ersten Hebitianer auf Cardassia Prime zu finden war. Die Figur aus ihrem Stoffbett zu nehmen, wage ich noch nicht. „… das …“

Ziyal sieht mich erwartungsvoll an. „Ich erinnere mich nicht daran, dich jemals sprachlos erlebt zu haben, Elim“, bemerkt sie leise.

„Das … ist eine Kostbarkeit!“, bringe ich endlich die Worte hervor, auch wenn sie mir ungenügend erscheinen. „Wo … wie …?“ Wahrscheinlich ist es besser, wenn ich mich schweigend sammle, bevor ich mich zum Narren mache.

„Du magst doch hebitianische Kunst?“, erkundigt sie sich.

„Woher weißt du das?“ Erleichtert höre ich, dass die Frage kohärent klingt. Ich rühme mich damit, nicht leicht aus der Fassung zu bringen zu sein. Es ist meine Aufgabe andere aus der Fassung zu bringen. Doch Ziyal hat es mit dieser federleichten, unschuldigen Geste geschafft, mich bis ins Mark zu erschüttern. Niemand weiß von der Faszination, die mein Ziehvater in mir für die hebitianische Kunst entfacht hat. Sicherlich niemand hier auf Deep Space Nine und eine verschwindend geringe Anzahl von Personen auf Cardassia. Ich kann mir nicht erklären, wie Ziyal an diese Information gelangt ist.

Doch von ihr werde ich es nicht erfahren. Das wissende, verschwiegene Lächeln, das sie mir nun schenkt, hätte auch meinem Gesicht gut gestanden.

„Diese kleine Statue ist immens kostbar.“ Meine Stimme hört sich beinahe entsetzt an. „Die Grabgaben sind alle geplündert oder zur Finanzierung der Rüstungskosten verkauft worden.“

Ziyal strahlt über ihr gesamtes hübsches Gesicht. Sie weiß, dass sie mitten ins Schwarze getroffen hat und sie genießt es sichtlich. Wahrscheinlich hat sie recht. So bedeutend diese Gabe für mich auch ist, die Genugtuung darüber, was Ziyal geleistet hat, um sie zu organisieren, wiegt für sie fast noch schwerer.

„So etwas habe ich gehört“, erklärt sie mit einem … habe ich das richtig gesehen? War das eben ein Augenzwinkern? Auch das muss ihrer Mutter geschuldet sein, Cardassianer zwinkern nicht. „Doch der Händler hat sie mir für einen fairen Preis überlassen, als ich erwähnte, wer mein Vater ist...“

Einen Vorteil muss ja auch ein psychopathischer Emporkömmling haben.

„…Gefällt sie dir?“

„Ob sie mir gefällt?“ Und wieder hat sie es geschafft, mich aus dem Konzept zu bringen. So unschuldig, so liebreizend so … ich bemerke das Glitzern in ihren Augenwinkeln … so berechnend. Dieses Mal erwidere ich ihre schalkhafte Mimik. „Das ist eines der wunderbarsten Geschenke, die ich jemals erhalten habe, meine liebe Ziyal. Und ich denke, du weißt das auch.“

Jetzt lacht sie offen. Ein wenig Erleichterung liegt in ihrem Ton, wie bei einem kleinen Mädchen, das zwar weiß, dass es eine Aufgabe gut erledigt hat, dennoch die Bestätigung ihres Mentors dafür braucht. „Ich hatte es gehofft. Und ich freue mich so, dass es dir gefällt, Elim.“ Sie betrachtet nun ebenfalls den golden-lila marmorierten Stein. „Mir hat die Idee dieses terranischen Konzepts gefallen“, gesteht sie. „Einfach nur jemandem eine Freude machen, weil man den anderen mag. Auf Cardassia haben wir so etwas nicht.“

Nein, auf Cardassia existieren keine sentimentalen Feste. Wir feiern Tage zur Ehre des Staates, zu Ehren verdienstvoller Frauen und Männer. Wenn wir feiern, dann muss es zum Wohle der Gemeinschaft sein.

„Sentimentalität ist eine Charakterschwäche“, bemerke ich, um meine Prinzipien nicht sang- und klanglos in der seltsamen Stimmung dieses Abends untergehen zu lassen. Doch ich bemerke es recht leise.

Endlich greife ich in die Schachtel und nehme die kleine Figur heraus. Das Material schmiegt sich herrlich in meine Handfläche. Doch da ist noch mehr. Mir ist, als würde ich ein leichtes Vibrieren verspüren. Verdutzt sehe ich Ziyal an. Auf meinen Blick hin legt sie zwei ihrer Finger an das Jevonit. Sie kann es jetzt auch wahrnehmen.

„Das ist seltsam …“, haucht sie. Dann zieht sie rasch die Finger fort. Ein bläuliches Glühen entsteht auf der Oberfläche. Für einen kurzen Moment fühle ich mich an die Farben des sich öffnenden Wurmlochs erinnert. Es beginnt an meinen Fingern zu kribbeln.

Es steht außer Frage, dass ich die Statue erschrocken loslasse, doch ich lege sie respektvoll in ihre Schachtel zurück. Die kleine Entladung hat sich nun zusammengezogen und schwebt als bläuliches Licht eine Handbreit über unserem Tisch. Ich habe davon gehört, dass es im bajoranischen Raum Kunstgegenstände gibt, welche Essenzen der Wurmlochwesen enthalten. Aber eine cardassianische Antiquität …?

„Was ist das?“ Ich sehe dem kleinen Lichtpünktlein nach, das sich über unserem Tisch erhebt, sich einmal um sich selbst zu drehen scheint, so als ob es alles hier mit seinen nicht vorhandenen Sinnen aufnehmen wolle, und dann in Seelenruhe zu einem der großen Aussichtsfenster auf der Galerie schwebt, um im All dahinter zu verschwinden. Niemand außer uns scheint es wahrgenommen zu haben.

Was mich selbst überrascht, ist der Umstand, dass mich diese Erscheinung nicht in Alarmbereitschaft versetzt. Auf gewisse Weise fühlt es sich positiv an. Ein ausgesprochen seltsames und überaus ungewöhnliches Gefühl. Wann war es das letzte Mal, dass ich etwas Ähnliches wie Zufriedenheit verspürt habe? Ich kann mich nicht daran erinnern.

Ziyal sieht der Erscheinung hinterher. Ob ihre bajoranische Seite darin einen Miniatur-Gott erkennt? „Ein kleiner Stern, der sich aufmacht, die Welt zu erhellen.“

Jedem anderen Gesprächspartner hätte ich nun einen zynischen Vortrag über die Nutzlosigkeit von euphemistischen Metaphern in dieser harten Realität gehalten. Nicht jedoch Ziyal. Nicht ihr.

Wenn ich sie ansehe, dann kann ich mich des Gedankens nicht erwehren, dass sie außerhalb der Realität existiert. Dabei war ihre Kindheit um einiges härter und realer als diejenige der meisten von uns. Doch weder ihre Vergangenheit noch die Tatsache ihres fürchterlichen Vaters scheinen die geringste Spur auf ihrer wunderbaren Seele hinterlassen zu haben.

Ich kann nicht anders als sie anzulächeln. „Welch wunderschön poetische Worte, meine Liebe.“

Meine Hand tastet auf der Tischplatte zu ihr hinüber. Wie selbstverständlich legt sie die ihre darüber. Diese Berührung vermittelt mir mehr Wärme als ich in all meinen Jahren auf dieser verhassten Station erfahren habe.

Ich glaube, ich kann den kleinen Stern jetzt tatsächlich sehen.

Dort, in ihren Augen.
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