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Projections

von Susan

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Bei seinem ersten Zug hatte er gehustet, als hätte er Giftgas eingeatmet. Und eigentlich war es genau das, was er tat. Aber an diesem Abend kümmerte es ihn nicht. Chakotay lag auf dem Rücken, die Zigarette, so nannte man das ja wohl, zwischen den Fingern und starrte in den Himmel.

Er konnte sie nicht erkennen, aber er wusste, dass die Voyager sich über ihm, im Orbit dieses Planeten befand. Er führte die Zigarette wieder zum Mund und dachte an den Lacosianer, der ihm dieses Zeug verkauft hatte. Seit zwei Stunden musste er nicht mehr husten.

"Ich fasse es nicht, dass Sie dieses Zeug rauchen, Chakotay!"

Chakotay blickte in die Richtung, aus der der Kommentar kam.

"Sie rauchen es auch, Lieutenant." Er wandte sich wieder ab.

"Ich habe auch nicht den Ruf des immer korrekten und gerechten Commanders, der immer alles unter Kontrolle hat und nie aus der Reserve zu locken ist."

"Sie haben keine Ahnung, Tom!"

"Was meinen Sie damit? Gut, Sie waren nie gerecht zu mir und das mit der Kontrolle..."

"Ich betrachte dieses Erlebnis als Erfahrung auf meiner spirituellen Reise, an deren Ende ich endlich zu Ruhe und Frieden finden werde."

"Schon gut. Ich habe nichts gesagt. Sparen Sie sich das. Ich nehme Ihnen das sowieso nicht ab."

Chakotay zuckte ungerührt mit den Schultern.

"Ich werde den Tag wohl nicht erleben, an dem ihr beide euch versteht." B'Elanna warf seufzend einen Zweig in die Glut des Feuers. Seit einer Stunde, spendete es keine Wärme mehr. Sie schloss kurz die Augen. Ihr Kopf ruhte auf Toms Schoß und er strich mit einer Beständigkeit und Sanftheit über ihr Haar, die sie langsam müde werden ließen.

"Oh, die Chancen standen gut, bis ich ihn auf der Brücke niedergestoßen habe - auf Befehl des Captains, wenn ich das anmerken darf."

"Sie waren damals schon skrupellos und erzählen Sie mir nicht, Sie hätten keinen Spaß dabei gehabt, Tom."

"Den hatte ich, Commander. Tatsächlich." Tom lächelte boshaft.

B'Elanna seufzte einmal mehr. "Halt die Klappe, Tom!"

...

"Außerdem... Sie haben ihn programmiert!", sagte Chakotay nach einer Weile und starrte weiterhin ungerührt in den Himmel.

Einen Moment lang war es still, bis Tom die Bemerkung verstand. Genervt verdrehte er die Augen. "Mein Gott, Chakotay. Ich weiß, dass Ihr Ego verletzt ist. Aber finden Sie sich verdammt nochmal damit ab. Und schieben Sie die Schuld nicht auf mich. Sie wissen, dass das irrational ist."

Chakotay verharrte in Schweigen und B'Elanna beobachtete müde den Rauch, der über ihm aufstieg.

"Sie... liebt ihn."

"Natürlich. Und die Welt wurde in sieben Tagen von Gott erschaffen. Sie vergnügt sich mit ihm."

...

"Ich weiß nicht, ob mir der Gedanke besser gefällt, Tom."

"Das tut er, glauben Sie mir."

...

"Ich hasse ihn."

"Das wissen wir."

"Ich hasse sie, dafür, dass sie das tut."

"Sie meinen, Ihnen das antut?"

Keine Antwort.

"Ach kommen Sie, Chakotay. Sie waren einfach zu langsam."

"Lassen wir das!"

"Na schön, aber erzählen Sie mir nicht, dass Sie noch nie etwas mit einem Hologramm hatten. Ich meine, es liegt doch auf der Hand, wozu Holodecks in erster Linie entwickelt wurden."

"Um Soldaten auf den Kampf vorzubereiten. Training."

"Das steht in den Geschichtsbüchern. Aber glauben Sie mir, mit der Möglichkeit, die Illusion von Raum, Geschehen und Personen zu erschaffen, wurde die holographische Prostitution geboren."

"Holographische Prostitution? Ich schätze Sie haben zuviel von diesem Zeug inhaliert!"

"Vielleicht ist das zu hart formuliert, aber es gibt Statistiken, die Beweisen, dass beinahe jeder Offizier der Sternenflotte, das Holodeck genutzt hat, um... Spannung abzubauen. Jeder dritte hat ein Lieblingsprogramm dieser Art - die vulkanischen Liebessklavinnen, sollen auf Ferengi Nar ein Verkaufsschlager sein - und jeder fünfte hat oder hatte eine längere "Beziehung" zu einem Hologramm. Glauben Sie mir, ich weiß wovon ich spreche."

"Jede Menge unnützes Zeug, Tom!"

Tom lachte leise.

"Wie Sie meinen, aber Captain Janeway ist der beste Beweis für diese unnützen Statistiken. Bleiben Sie ruhig in Ihrer Traumwelt, in der Sie Kathryn auf einen Sockel gehoben haben, mit dem Zettel "Sie ist die Frau meines Lebens und wird immer auf mich warten!" dran. Es ist Ihr Leben. Machen Sie was Sie wollen."

Tom nahm einen Zug von seiner Zigarette und sah auf B'Elanna herunter, die zu schlafen schien. Er fuhr mit einer Fingerspitze über ihr Gesicht, an einer Strähne entlang und legte sie ihr hinters Ohr. Er verzog den Mund zu einem kurzen Lächeln. Dann blickte er auf die Lichter der Siedlung, die hunderte von Kilometern weit weg zu sein schienen.

Es war vollkommen still um sie herum. Tom bedauerte es, morgen wieder auf die Voyager zurückkehren zu müssen.

"Sie hatte nicht einmal einen Namen."

Tom erschrak fast, als er Chakotays Stimme plötzlich vernahm.

"Was? Wer?" fragte er irritiert.

"Das Hologramm, das mir half... die Spannung abzubauen."

"Sie hatten Sex mit einem Hologramm! Ich wusste es."

"Sternenflottenakademie. Eine Holosuite. Vielleicht hatte sie auch einen Namen, aber es kümmerte mich einen Dreck."

"Holographische Prostitution!"

"Ich war jung, und niedergeschlagen."

"Das ändert die Tatsachen nicht. Und verstehen Sie mich nicht falsch. Ich verurteile Ihr Verhalten nicht. Erinnern Sie sich an die hübsche Brünette aus 'Sandrine's'."

"Wer nicht."

"Genau. Also sie. Und wenn ich an die Strandsimulation denke. Mein Gott. Das Wort, das mir hierzu einfällt, lautet: Auswahl. Unbegrenzte, meine ich. Mein Lieblingsprogramm - das war vor der Voyager- war Carolin. Ich war 20 und in der Akademie lief es nicht besonders gut für mich. Mit Carolin schaffte ich mir meine eigene kleine Welt. Wir gingen aus, tanzten. Sie lachte über meine Witze und war immer meiner Meinung. Und jeder Abend endete in einem blauen Chavey, auf den Klippen einer verlassenen Bucht...

Sie hatte ein wundervolles Lachen. Ich hatte es nach einer meiner Mitstudentinnen programmiert. Das Aussehen - mit kleinen Änderungen - hatte ich nach Carrie Meyers kreiert, andere Details von einem halben Dutzend anderer Frauen, die ich mehr oder minder kannte.

Die Ironie an der Sache war, dass, hätte ich mir Mühe gegeben, ich es sicherlich geschafft hätte mit der echten Carrie Meyers auszugehen, oder mit einer der anderen. Aber ich hatte einfach keine Lust, mir Schwierigkeiten aufzuhalsen, mir Mühe zu machen. Eine Zeitlang war das Holodeck meine Welt. Bis ich irgendwann einfach das Interesse verlor. Wer hält schon eine Frau aus, die kritiklos alle deine Aussagen hinnimmt, die über Witze lacht, die du schon fünfzig mal erzählt hast, die einfach keine Herausforderung mehr darstellt?"

"Sie suchten eine Frau wie B'Elanna?"

"Sieht so aus, häh?"

...

"Was haben Sie mit dem Programm gemacht?"

"Carolin? Gelöscht - ohne ihr 'Aufwidersehen' zu sagen, oder was immer Sie jetzt erwartet haben. Die Realität hatte mich irgendwann eingeholt."

"Hm."

Tom legte den Kopf in den Nacken und sah zu den Sternen.

"Wollen Sie damit andeuten, Kathryn wird das Interesse an diesem Kerl irgendwann von selber verlieren?"

Tom sah Chakotay wieder an und zuckte die Schultern.

"Keine Ahnung. Es soll Leute gegeben haben, die ihr Leben in Holosuiten verbracht haben, weil sie die Liebe ihres Lebens fanden."

"Aber vorhin sagten sie noch..."

"Ich weiß es nicht, Chakotay. Aber ich glaube nicht, dass der Captain der Typ dafür wäre."

...

Chakotay richtete sich auf und schnippte den Zigarettenstummel in die Glut. "Dieses Zeug ist ekelhaft."

Tom grinste. "Ja, ich weiß."

...

"Vielleicht sollten wir in die Siedlung zurückgehen. Es ist kalt und wir können die Nacht hier nicht verbringen."

"Sie haben recht."

Chakotay stand auf und sah sich die Glut an. An vereinzelten Stellen glühte sie noch in einem schwachen Rot. Er befand, dass es okay sein würde zu gehen ohne extra Wasser zu holen, um es endgültig zu löschen.

"Ach, Chakotay?"

"Hm?"

"Ist es richtig, dass der Captain diesen Tag ebenfalls Landurlaub hatte?"

"Ja, wir besuchten heute Nachmittag den Premierminister zusammen und dann wollte sie, soviel ich weiß die Hauptstadt besichtigen."

Tom sah auf B'Elanna hinunter und sagte leise: "Dann verbringt sie wahrscheinlich auch die Nacht in der Siedlung."

Chakotay zog die Stirn kraus. "Was wollen Sie damit sagen? Dass ich meine Chance nutzen und über sie herfallen soll?"

Tom sah auf. "Damit will ich nur sagen, dass Holodecks begrenzte Räume sind und er heute Abend nicht hier ist. Nicht hier sein kann."

Chakotay schwieg und schien über Toms Worte nachzudenken. Dann nickte er.

"Es wird Zeit, dass Sie B'Elanna wecken. Wir sollten uns auf den Weg machen."

ENDE

Pseudo-J/C-Stories am laufenden Band. Auf Wunsch auch maßgeschneidert. Wenden Sie sich einfach an unsere Information.

WICHTIGE VERBRAUCHERINFORMATION: Der Förderations-Gesundheitsminister warnt: Rauchen gefährdet die Gesundheit. (Es sei denn, es handelt sich um holographische Zigaretten...)
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