TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Drei Schwerter für die Freiheit

von Martina Strobelt

Kapitel 2

Mit einer halben Drehung wich Jadzia in letzter Sekunde einem für sie bestimmten Hieb aus. Die Truppen des Landlords waren in der Überzahl. Und es waren harte Gegner. Die Trill war von Anfang an sicher gewesen, dass dieser Überfall auf die schwer befestigte Burg ein taktischer Fehler war, aber Zaira, Galen und die anderen Krieger, hatten sich von ihr nicht überzeugen lassen. Und so war Dax, Garak und Quark nichts weiter übrig geblieben, als zu beweisen, wie ernst sie ihre Schwüre nahmen und die Rebellen zu begleiten.
»Hätten die Bajoraner sämtliche Regeln erfolgreicher Kriegsführung ebenso selbstverständlich wie diese Freiheitskämpfer ignoriert«, bemerkte der Cardassianer links von Jadzia, so als hätte er ihre Gedanken erraten, zwischen zwei Ausfällen, »wäre der Widerstand vom Oberkommando innerhalb weniger Wochen zerschlagen worden!«
»Diese Leute sind verzweifelt«, gab die Trill zurück. In ihrem Lager hatten Zaira und Galen ihren neuen Bündnisgefährten genug über die Grausamkeiten des Landlords und die Gnadenlosigkeit, mit der er seine Untertanen ausbeutete, erzählt, um in Jadzia Verständnis für ihre Situation und ihren Kampf gegen ihren Unterdrücker zu wecken. Der Winter nahte, und die Rebellen hatten praktisch keine Nahrungsvorräte, während die Speicher in der Burg des Landlords überquollen von dem, was er den Bauern abgepresst hatte. Ja, die Trill konnte verstehen, warum Zaira und ihre Gruppe hier und heute angriffen. Aber das änderte nichts daran, dass es ein sinnloses Unterfangen war.
Quarks angstvolles Quieken lenkte Jadzias Aufmerksamkeit auf den Ferengi, der seine Waffe verloren hatte und auf dem Rücken lag, über sich einen Soldaten, der gerade mit seinem Schwert weit ausholte, um dem Besiegten den Todesstoß zu versetzen.
Dax wollte Quark zu Hilfe eilen, aber Garak war schneller. Die Waffe des Cardassianers fing den Hieb wenige Zentimeter über der Brust des kreischenden Ferengi ab.
»Nehmen Sie es bitte nicht persönlich«, sagte Garak, während er das Schwert des verdutzten Soldaten beiseite schlug und ihm die Klinge seines eigenen in die Kehle bohrte. »Es ist durchaus nicht so, dass ich etwas gegen Sie habe.« Der Cardassianer zog seine Waffe mit einem Ruck aus dem Körper des Uniformierten, der ihn mit glasigem Blick anstarrte und zusammenbrach. »Aber so wie in den meisten Dingen bevorzuge ich auch in diesem Punkt eine gewisse Sportlichkeit.«
»Wir müssen uns zurückziehen!«, rief Dax Zaira zu.
»Niemals!«, schrie die Rebellin. »Wir siegen oder sterben!«
Aus den Augenwinkeln bemerkte die Trill, wie die Truppen des Landlords hoch oben auf den Zinnen große eiserne Röhren auf den Burghof richteten, in dem der erbitterte Kampf tobte.
Quarks Blick folgte dem ihren. »Beim großen Nagus, was ist das?«
»Kanonen!« Dax ließ sich zu Boden fallen. »In Deckung!«
Jadzias Aufschrei ging in der Explosion unter, die über den Hof fegte, und deren Druckwelle ihr Bewusstsein ausschaltete.

* * *

Glühende Hämmer, die auf sie einschlugen. Dunkle Nebel, die sich nur langsam lichteten. Der Geschmack von Blut in ihrem Mund. Das unangenehme Gefühl, sämtliche Muskeln ihres Körpers seien überdehnt worden. Garak. Quark. Zaira. Galen. Der Kampf. Die Kanonen.
Mit einem Ruck setzte Dax sich auf. Sie wusste nicht genau, was sie erwartet hatte, aber mit Sicherheit nicht, auf einem weichen Bett aufzuwachen. In einem Raum, dessen luxuriöse Ausstattung mehr an das Gemach einer Königin, denn an ein Burgverlies erinnerte.
»Wie geht es Ihnen, Jadzia von Dax?«
Beim Klang der sanften tiefen Stimme fuhr die Trill herum.
Unmittelbar neben dem hohen Fenster stand ein geschnitzter Stuhl mit schweren Polstern, in dem ein Mann saß, der sie mit unverhohlenem Interesse musterte.
»Wer sind Sie?«
Er lachte leise. »Man sollte meinen, dass Sie den Gegner kennen, den Sie bekämpfen.«
»Sie sind der Landlord?«
»Ich bewundere Ihren Scharfsinn. Ebenso wie Ihre Schönheit.«
Bei diesen Worten wurde Dax plötzlich bewusst, dass sie ... nackt war! Als sie sich aufgesetzt hatte, war die Decke, unter der sie gelegen hatte, hinuntergeglitten. Nun packte die Trill sie und zog sie fest über ihrer Brust zusammen. Sie wollte sich besser nicht vorstellen, was dieser Mann mit ihr tun wollte, was er alles womöglich bereits getan hatte, während sie bewusstlos gewesen war.
»Sie sollten nicht alles glauben, das man Ihnen von mir erzählt hat.« Der Landlord erhob sich und trat an das Bett. »Das Meiste davon stimmt, aber nicht alles. Ich pflege keine Frauen mit Gewalt zu nehmen.« Er streckte seine Hand aus. Seine Fingerspitzen berührten Jadzias Stirn und strichen von dort, die Linie ihrer Flecken nachzeichnend hinunter zu ihrem Kinn, das er leicht anhob. Er beugte sich nach vorne, bis sein Gesicht das der Trill fast berührte. Seine grauen Augen funkelten. »Ich habe das nicht nötig.«
Gegen ihren Willen von seiner Nähe und dem Gefühl verwirrt, das sein Blick in ihr auslöste, zuckte Dax zurück, erleichtert, dass er keine Anstalten machte, sie daran zu hindern.
»Wo sind meine Kleider?«, fragte sie, um einen festen Tonfall bemüht.
»Ich habe befohlen, sie zu reinigen«, erwiderte er. »Sie waren voller Blut.«
»Haben Sie mich ausgezogen?«
»Nein, eine Dienerin.« Seine Mundwinkel zuckten. »Sind Sie deswegen enttäuscht, Jadzia?«
Ein Klopfen enthob Dax einer Antwort, worüber sie mehr als froh war.
Auf das Herein! des Landlords öffnete sich die Tür und gab den Blick frei auf ...
»Quark!«, entfuhr es der Trill.
Der Ferengi, der anstelle des Gewandes, das er bei Antritt des Fluges angehabt hatte, nun eine dunkelgrüne Robe mit Stickereien trug, trat ein, verneigte sich tief vor dem Herrn der Burg und wandte sich dann an Dax: »Wie geht es Ihnen, Dame Jadzia?«
Die Trill starrte ihn an, von dem seltsamen Aufzug und der ungewohnten Anrede irritiert.
Der Landlord, dem ihre Reaktion nicht entgangen war, lächelte. »Wenn Sie gestatten, möchte ich Ihnen gerne meinen neuen Finanzminister vorstellen.«

* * *

Quarks Blick folgte Jadzia bei ihrer Wanderung von einer Seite des Raumes zur anderen und wieder zurück. Nachdem eine Dienerin der Trill ein prächtiges Kleid aus blauer Seide gebracht und ihr dabei geholfen hatte, es hinter einem Wandschirm anzuziehen, hatte der Landlord sie mit dem Ferengi allein gelassen - zusammen mit der an Letzteren gerichteten Aufforderung, der Dame ebenso höflich wie deutlich klarzumachen, in welcher Lage sie sich befand.
Dax blieb abrupt stehen und fixierte Quark. »Ich kann das einfach nicht glauben! Sie haben uns ohne jegliche Skrupel verraten!«
»Hätte ich mich etwa töten lassen sollen?«, gab der Ferengi zurück. »Ich bin Geschäftsmann, kein Soldat! Ich will nicht für irgendeine heilige Sache von Leuten sterben, die ich kaum kenne! Der Posten war gerade frei, daher habe ich dem Landlord meine Dienste angeboten. Was soll daran falsch sein? Mein Kopf sitzt noch auf den Schultern, und ich mache noch einen recht einträglichen Profit dabei. Sie sollten mir dankbar sein, immerhin habe ich Ihr Leben gerettet!«
»Indem Sie dem Landlord erzählt haben, ich wäre sicher bereit, mich erkenntlich zu zeigen, wenn er mich verschont?!«
»Eine legitime geschäftliche Vereinbarung. Immerhin stand unser Leben auf dem Spiel. Und das war das einzige Angebot, das ...«
»Einen Moment«, fiel Jadzia ihm ins Wort. »Sagten Sie gerade unser Leben? Soll das etwa heißen, Sie haben mich an den Landlord verschachert, um Ihre Haut zu retten?!«
»Nichts in diesem Universum ist umsonst. Erwerbsregel Nummer 287.«
»Sie haben es gewagt«, begann Dax, als ihr einfiel, dass der Ferengi sich mit keiner Silbe über das Schicksal von Garak, Zaira und Galen geäußert hatte. »Wo sind Garak und die anderen?«, fragte sie daher ohne Einleitung.
Der Ferengi zuckte mit den Achseln. »Die Rebellen sind tot. Wie es Garak geht, weiß ich nicht. Der Landlord hat sich entschieden, Cardassianer nicht zu mögen.«
»Hat er Garak töten lassen?!«
Quark schnitt eine Grimasse. »Als ich Garak das letzte Mal gesehen habe, wirkte er auf mich ziemlich lebendig. Allerdings hat er sich große Mühe gegeben, das zu ändern.«
Jadzia hob eine Braue. »Das hört sich an, als hätte Garak versucht, den Landlord vor seinem versammelten Hof zu ermorden.«
»Nicht direkt. Er hat sich geweigert, vor dem Landlord niederzuknien und ihm die Hand zu küssen. Dabei ist das hier nichts weiter als die übliche Begrüßung. Alle haben das gemacht. Außer Garak. Stellen Sie sich vor, er fragte den Landlord, ob es möglich wäre, diese belanglose Formalität auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben
Trotz der ernsten Situation musste die Trill unwillkürlich lächeln. Sie nahm sich vor, dem Cardassianer bei der nächsten Gelegenheit einen Drink auszugeben. Natürlich nur, sofern sie das hier überleben sollten.
»Was ist dann passiert?«, fragte sie.
»Der Landlord hat ihn in den Kerker werfen lassen. Oh, nein, ohne mich!«, fuhr Quark fort, als er Jadzias nachdenklichen Blick bemerkte. »Ich weiß nicht, wo der Zellentrakt ist, und ich will es auch gar nicht wissen!«
»Garak hat Ihnen im Burghof das Leben gerettet.«
»Hören Sie«, änderte der Ferengi seine Taktik. »Warum bitten Sie den Landlord nicht, Garak zu begnadigen. Ich bin sicher, dass er Ihnen nichts abschlagen wird, wenn Sie ...«
»Sie haben recht«, unterbrach ihn die Trill unerwartet sanft.
»Ja?«, vergewisserte sich Quark vorsichtig. »Dann stimmen Sie mir zu?«
»Haben Sie daran gezweifelt?«, hauchte Jadzia. »Der Landlord ist ein faszinierender Mann.« Die Trill trat langsam zu dem hohen Wandspiegel, der nahezu eine ganze Seite des Raumes für sich beanspruchte, und betrachtete ihr Bild. »Es wäre sicher sehr aufregend, ihn zu erobern, ihn dazu zu bringen, alles für einen Kuss, ein einziges Lächeln von mir zu tun, meinen Sie nicht auch? Ich bin sicher, dass es ihm nicht gelingen wird, mir zu widerstehen«, sprach sie weiter, bevor der Ferengi zu einer Erwiderung ansetzen konnte. »Was soll ich verlangen, wenn er mir bettelnd zu Füßen liegt? Ach, richtig, Garaks Leben. Und vielleicht einen netten kleinen Posten als Chef des Geheimdienstes für ihn, sofern es hier so eine Organisation überhaupt gibt. Was soll es schon, notfalls baut Garak sie eben selbst auf, das dürfte ihm keine Schwierigkeiten bereiten. Und danach, was soll ich dann vom Landlord fordern? Kleider? Schmuck? Einen Palast? All das wären Selbstverständlichkeiten, mehr nicht. Langweilige Gaben, ungeeignet, um mir seine niemals endende Liebe zu beweisen. Nein, es müsste schon etwas Größeres sein, um mich von seiner Anbetung zu überzeugen. Nur was?« Dax runzelte die Stirn und gab sich den Anschein, ernsthaft nachzudenken. »Ich hab es!« Sie schnippte mit den Fingern und wandte sich zu dem Ferengi um, der ihrem Monolog mit offenem Mund gefolgt war. »Wie würde es Ihnen wohl gefallen, wenn ich den Landlord bitten würde, mir dadurch ein wenig Unterhaltung zu verschaffen, dass er befiehlt, Sie, Quark, an Ihren Ohren an das Burgtor zu nageln und dort hängen zu lassen, bis Ihre elenden Knochen verfault sind?«
»Das ist nicht Ihr Ernst?!«, entfuhr es dem Ferengi entsetzt.
»Da wäre ich mir an Ihrer Stelle nicht so sicher. Vielleicht beschränke ich mich ja auch darauf, den Landlord zu bitten, Garak zu erlauben, sich bei Ihnen in angemessener Weise dafür zu bedanken, dass Sie keinen Finger gerührt haben, als sein Hals auf dem Richtblock lag, obwohl Sie ihm Ihr Leben schulden. Das wäre bestimmt nicht minder amüsant. Ich habe mir sagen lassen, dass Cardassianer ziemlich phantasievoll sein sollen, wenn es darum geht, persönliche Angelegenheiten zu regeln.«
Quark hob abwehrend beide Hände. »Also schön«, lenkte er ein. »Beim großen Nagus, Sie haben gewonnen. Ich werde Ihnen helfen, Garak zu befreien.«
Dax schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Ich habe es immer gewusst, Quark. Unter Ihrer profitsüchtigen Schale steckt ein edler, selbstloser Kern.«

* * *

Feuchtigkeit rann von den Wänden und sammelte sich in kleinen Pfützen auf dem Boden. Die Stufen der Treppe waren ausgetreten und glitschig, und mehr als einmal waren es nur Jadzias ausgezeichnete Reflexe, die sie davor bewahrten, auszurutschen und sich das Genick zu brechen. Insgeheim beneidete sie Quark, dem die Enge der Gänge und der Treppe dank seiner geringeren Größe keinerlei Schwierigkeiten bereiteten. Im Gegensatz zu ihr, die sich bereits wiederholt den Kopf an einem hervorstehenden Stein gestoßen hatte. Dax wusste nicht, wie der Ferengi es geschafft hatte, ihr nicht nur ihre Uniform sondern sogar ein Schwert zu besorgen und sämtliche Wachen von dem Zimmer, in dem sie aufgewacht war, bis hierher zu bestechen. Wenn sie ehrlich war, interessierte es sie auch nicht weiter.
»Dort hinter der Tür!«, zischte Quark ihr zu. »Aber wir müssen uns beeilen!«
Dax nickte. Sie hatte nicht vor, sich hier länger als unbedingt nötig aufzuhalten. Sie deutete auf das veraltete Schloss. »Wie lange werden Sie brauchen, um es aufzubekommen?«
Der Ferengi machte ein kummervolles Gesicht. »Eine Stunde.«
»Wie bitte?!«, entfuhr es Jadzia.
Quark grinste. »Wenn ich es auseinanderbiegen müsste. Es lediglich zu knacken, dauert keine fünf Minuten, höchstens zehn Sekunden, wenn man«, er griff in seine Tasche und beförderte einen schmalen Metallstab hervor, »es mit dem Schlüssel versucht.«
Dax starrte ihn an. »Wo haben Sie den her?«
»Bedaure, das ist ein Berufsgeheimnis.« Quark steckte den Schlüssel in das Schloss. Er ließ sich mühelos drehen. Die Tür knarrte als der Ferengi sie vorsichtig aufdrückte. Der Raum dahinter wurde durch das Licht mehrerer Fackeln erhellt, die überall an den Wänden in eisernen Gestellen hingen. In einer Ecke befand sich ein Kamin, in dem ein Feuer brannte. Überall verteilt standen seltsam anmutende Gerätschaften. Auf einer davon entdeckte Jadzia, die über Quarks Kopf hinweg spähte, die Gestalt dessen, den sie suchten.
»Garak?«, rief sie halblaut. »Garak! Los, kommen Sie!«, forderte die Trill Quark auf, während sie zu dem Cardassianer lief, der sich nun bewegte, soweit es die Fesseln, mit denen man ihn angebunden hatte, zuließen.
»Ich bin entzückt ... Sie zu ... sehen«, murmelte Garak, dessen Gesicht und Körper Spuren von Schlägen und anderen Misshandlungen aufwiesen, über deren Ursachen die Trill lieber gar nicht erst nachdenken wollte. So schnell und behutsam wie möglich durchtrennte sie die Stricke.
»Meinen Sie, dass Sie gehen können?«, fragte Dax.
»Um ehrlich zu sein, ich bin mir dessen nicht so sicher«, erwiderte der Cardassianer. »Die Foltermethoden dieser Leute mögen zwar ein wenig primitiv sein, aber dabei durchaus effektiv.« Er stand auf, wankte und wäre zusammengebrochen, hätte Jadzia ihn nicht gepackt und festgehalten.
»Helfen Sie mir, Quark!«, forderte die Trill. »Wir müssen ihn hier herausbringen!«
Der Ferengi zischte etwas Unverständliches, tat jedoch wie ihm geheißen worden war.
»Hat Ihnen noch nie jemand erzählt, wie gefährlich es ist, mir zu trotzen, Dame?«, erklang plötzlich eine spöttische Stimme.
Fassungslos starrte Dax den Landlord an, der lässig neben der Tür lehnte, durch die sie im Gang ein gutes Dutzend bewaffneter Wachen sehen konnte. Jadzias Kopf ruckte zu Quark. »Sie haben uns verkauft?!«
»Beim großen Nagus, ich wünschte, es wäre so«, erwiderte der Ferengi. »Das ist alles allein Ihre Schuld! Warum nur habe ich mich von Ihnen nur zu diesem aussichtslosen und darüber hinaus auch noch absolut unprofitablen Unternehmen überreden lassen?«
»Schluss damit!« fuhr der Landlord dazwischen. »Sie haben mich enttäuscht, Quark, sehr sogar. Ich verabscheue Illoyalität! Und Sie, Dame, hatten Ihre Chance, Sie hätten sie nutzen sollen! Es stellt zwar eine schreckliche Verschwendung dar, aber ich gestatte niemandem, mich zum Narren zu machen, schon gar nicht einer Frau. Mag sie auch noch so schön sein wie Sie. Tötet sie!«, befahl er seinen Männern.
Die Soldaten tauschten verstohlene Blicke. »Das Weib auch, Herr?«, fragte einer von ihnen dann, ohne einen Hehl daraus zu machen, welche Antwort er sich erhoffte.
Der Landlord lächelte kalt. »Es ist mir gleich, was ihr mit dieser Verräterin anstellt. Oder wie lange es dauert. Solange keiner von den Dreien diesen Raum lebend verlässt!« Damit wandte er sich ab und trat auf den Gang hinaus.
Die Soldaten warteten, bis das Geräusch seiner Schritte verklungen war, dann umringten sie die Gefangenen, wobei sie jedoch einen gewissen Abstand hielten. Wie ein Rudel hungriger Wölfe, das seine Beute einkreiste, bevor es gemeinsam angriff.
»Du, Weib, komm her!«, befahl einer von ihnen, offenbar in der Absicht, die Trill von ihren Gefährten zu trennen, um zu verhindern, dass sie versehentlich verletzt oder gar getötet wurde, bevor er und seine Kumpane ihren Spaß mit ihr gehabt hatten.
»Bedaure.« Dax griff mit ihrer freien Hand zu ihrem Nacken und löste die Spange, die ihr Haar zusammenhielt. »Aber wenn du mich und meine Gunst willst, mein großer starker Held«, mit einer lasziven Geste schüttelte die Trill die dunklen Strähnen aus, die wie ein schimmernder Schleier auf ihre Schultern fielen, »wirst du mich schon holen müssen. Das heißt, sofern du dich traust ...« Jadzias Blick war verheißungsvoll, ihre Stimme eine einzige gurrende Verlockung: »Na, was ist? Entscheide dich, sonst könnte es passieren, dass ein anderer dir zuvor kommt.«
Der Soldat starrte Dax an.
Mit einem rauen Lachen trat ein anderer einen Schritt vor. »Schon geschehen, Täubchen.«
Der Erste fuhr herum und warf ihm einen drohenden Blick zu. Plötzlich lag Rivalität in der Luft, eine knisternde Spannung, in die Jadzias herausforderndes Auflachen perlte. »Willst du dir das etwa gefallen lassen? Nun, von mir aus«, ergänzte die Trill mit einem verächtlichen Unterton, als der Soldat zögerte. »Dann ist eben dein Freund der Erste, und das«, Dax brachte das Kunststück fertig, einen sowohl aufreizenden wie auch zugleich mädchenhaft unschuldigen Augenaufschlag zu produzieren, »meine ich wörtlich
Bei diesen Worten war es um die Selbstbeherrschung des Soldaten geschehen. Er sprang vor und stieß seinen Kumpan zur Seite. »Weg mit dir! Wenn hier einer der Erste ist, dann ich! Also stell dich gefälligst hinten an!«
»Ich denke gar nicht daran!«, gab der andere zurück. »Die Kleine gehört mir!«
Dax schickte ein stummes Dankgebet zum Himmel, dass ihr Schwert vor den Blicken der Soldaten durch Garaks Rücken verborgen wurde. »Es tut mir leid«, raunte sie dem Cardassianer unbemerkt durch ihr offenes Haar zu. »Aber ich fürchte, ich werde Sie gleich loslassen müssen.«
»Machen Sie sich meinetwegen keine Umstände. Und wenn Sie angreifen, vermeiden Sie bitte überflüssige Sentimentalitäten, das können wir uns in unserer derzeitigen Lage nicht leisten.«
»Keine Sorge«, versprach die Trill flüsternd. »Sehe ich etwa aus wie eine Närrin? Ich habe vor, unser Leben, und, wie es so schön heißt, meine Ehre, so teuer wie möglich zu verkaufen.«
»Das beruhigt mich.«
Jadzia konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ja, sie würde dem Cardassianer einen Drink ausgeben, sobald das hier vorbei war, und zwar einen doppelten.
Inzwischen waren die beiden Kontrahenten vor ihnen von einer verbalen Auseinandersetzung zu einer tätlichen übergegangen, wodurch zugleich auch die übrigen Wachen abgelenkt wurden.
Darauf hatte Dax gewartet. Einen wilden Kampfschrei ausstoßend ließ die Trill Garak los und warf sich mit erhobenem Schwert auf den Soldaten, der ihr am nächsten stand. Der klingonische Schlachtruf verfehlte seine Wirkung nicht. Bevor der Uniformierte sich von seiner Überraschung erholt hatte, lag er bereits tot in seinem Blut.
»Worauf warten Sie, Quark?«, rief Garak, der ohne den Halt durch Dax zu Boden gesunken war, dem Ferengi zu, der neben ihm kauerte. »Nehmen Sie sein Schwert! Es liegt mir fern, Ihnen zu nahe zu treten«, bemerkte der Cardassianer, während ein weiterer Soldat unter einem Hieb der Trill sein Leben aushauchte. »Aber das ist nicht der geeignete Moment, um zu jammern! Also schön«, ergänzte Garak, als Quark nicht reagierte. »Sie haben wie ein Feigling gelebt, warum sollen Sie dann nicht auch wie einer sterben! Doch erwarten Sie ja nicht von mir, dass ich mich um Ihre sterblichen Überreste kümmere, um sie zur Terminhandelsbörse zu bringen.«
Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete Quark, wie der Cardassianer auf allen Vieren zu der Leiche des ersten Soldaten robbte und seinen starren Fingern das Schwert entwendete.
»Was machen Sie da?!«
»Wie sieht es denn für Sie aus?«, antwortete Garak mit einer Gegenfrage. »Nun, für mich hat es den Anschein, als würde ich versuchen, einen Teil zu unserer Rettung beizutragen.« Der Cardassianer rollte sich herum, wobei er einen Gegner mit einem Tritt zum Stolpern brachte. Der Soldat stürzte und wurde mitten im Fall von der Klinge aufgespießt, die Garak gerade in diesem Moment nach oben riss.
»Quark!«, schrie Dax, die in einer Ecke des Raumes von zwei Soldaten hart bedrängt wurde, den Ferengi über die Schultern ihrer Widersacher an. »Hocken Sie nicht bloß rum! Verdammt, tun Sie etwas, ganz gleich was! Und tun Sie es bald!«
Quark rang mit sich. Sämtliche Instinkte wehrten sich dagegen, dass er in den Kampf eingriff, er war kein Krieger und schon gar kein Held. Andererseits, wenn er Dax und Garak zu Hilfe kam, stiegen ihre Chancen, diesen Ort lebend zu verlassen, beträchtlich. Es war eine einfache Rechnung, und konnte es einen erstrebenswerteren Profit als die Rettung des eigenen Lebens geben?
Diese Überlegung gab den Ausschlag. Quarks Blick glitt über den Boden und blieb an einem gezinkten Metallstab hängen. Der Ferengi wollte lieber nicht wissen, wozu er für gewöhnlich benutzt wurde, auf jeden Fall gab der Stab eine brauchbare Waffe ab. Zumindest wesentlich brauchbarer als eines der Schwerter, mit denen er ohnehin nicht umgehen konnte, schon weil er mit dem Gewicht nicht zurechtkam.
Entschlossen packte Quark den Stab, sprang vor und rammte seine behelfsmäßige Waffe mit aller Kraft in den Rücken eines Soldaten, der gerade dabei war, Garak zu durchbohren. Erschrocken und angewidert zuckte der Ferengi vor dem Blut zurück, das ihm entgegen spritzte.
»Vorsicht, hinter Ihnen!«, rief der Cardassianer.
Von erneuter Panik überwältigt ließ Quark den Stab fallen und warf sich zur Seite, während Garak die Waffe auffing, sie behände herumdrehte, hochschnellte und dem Soldaten damit die Kehle durchschnitt.
Inzwischen war es Dax gelungen, sich zu Quark und dem Cardassianer durchzukämpfen. Der Boden war voller Leichen. Aber fünf der Soldaten waren immer noch am Leben. Und der Trill war anzusehen, dass sie am Ende war. Garak war es genau genommen schon gewesen, bevor der Kampf begonnen hatte, und der Ferengi würde selbst dann, wenn es ihm gelang, seine Angst zu bezwingen, nicht in der Lage sein, es mit so vielen Gegnern aufzunehmen.
Trotzdem war Jadzia nicht bereit aufzugeben, nicht solange sie noch atmete. Mit erhobenem Schwert stand sie zwischen ihren Gefährten und den Soldaten.
»Ich habe das Gefühl, dass unsere Optionen äußerst begrenzt sind«, bemerkte Garak.
»Ihr Gefühl trügt Sie leider nicht«, erwiderte die Trill. »Eigentlich würde ich sogar so weit gehen, zu behaupten, dass sie derzeit gegen null laufen, dennoch sollten wir ...«
Dax brach ab, als sie plötzlich und unerwartet ein vertrautes Kribbeln verspürte.
Fassungslos starrten die Soldaten auf die Stelle, an der sich eben noch die so ersehnte Beute befunden hatte, und fragten sich in abergläubischer Furcht, wohin sie verschwunden war.
Rezensionen