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What I've done

von leni1983

Echo

Jim Kirk liegt bewegungslos auf seinem Bett, aber er schläft nicht. Tief in Gedanken versunken beobachtet er die schmerzhaften Erinnerungen, die vor seinem inneren Auge immer wieder von neuem ablaufen. Sie schüren die emotionale Pein, die in ihm wie ein loderndes Feuer brennt. Eine offene Wunde, von der er überzeugt ist, dass sie niemals heilen wird.

Stimmen hallen in seinem Kopf. Stimmen, die immer wieder die gleichen Wörter zu Sätzen aneinander reihen...

Was hatte er nur getan? Und wie sollte er jemals darüber hinwegkommen?

Edith Keeler, die eine Ansprache vor den Bedürftigen hält... „Die Zeiten, die wir vor uns haben, sind es wert, für sie zu leben. Es wird in naher Zukunft den Menschen gelingen, unglaubliche Energien freizusetzen und nutzbar zu machen - vielleicht sogar wie die Sonne aus dem Atom – Energien, die den Menschen befähigen werden, das Weltall zu durchkreuzen - in einer Art von Raumschiff. Und die Pioniere, die das Weltall erobern, werden Möglichkeiten finden, Millionen Hungernder zu ernähren und ihre Krankheiten zu heilen. Sie werden es möglich machen, dass es für jeden Menschen Hoffnung und Zukunft geben wird... Diese Zukunft ist es wert, für sie zu leben.“

Was für eine wunderbare und ungewöhnliche Frau... Warum nur... Warum? Sie war auf dem richtigen Weg gewesen. Sie hatte Recht gehabt. Aber zur falschen Zeit. Keine Tränen... Er würde nicht weinen...

***

Keeler, die mit ihm spazieren geht und ihn fragt: „Haben Sie vor etwas Angst? Was auch immer es ist... lassen Sie mich helfen.“

Er hört sich selbst erwidern: „Lasst mich helfen. In hundert Jahren von jetzt an, glaube ich, wird ein berühmter Schriftsteller einen Klassiker über dieses Thema schreiben. Er wird sagen, dass diese drei Worte mehr Bedeutung haben als ‚Ich liebe dich‘.“

***

Keeler, die zu ihm und Spock sagt: „Sie wissen so gut wie ich, wie fehl am Platz Sie beide hier sind..“

Spock erwidert: „Interessant. Wohin gehören wir Ihrer Meinung nach, Miss Keeler?“

Die junge Frau hat sofort eine Antwort auf seine Frage: „Sie? An seine Seite, als ob Sie schon immer dort gewesen wären und es immer sein werden. Und Sie... Sie gehören irgendwie in einer andere Welt...“

***

Dann hört er Spocks Stimme: „Retten Sie sie, so wie es Ihnen Ihr Herz sagt, werden Millionen sterben, die gar nicht sterben sollten.“

„Spock... Ich glaube, ich habe mich in Edith Keeler verliebt...“

Spock: „Jim... Edith Keeler muss sterben.“


Wieder spürt er sein Herz brechen. Wie kann er das immer wieder von neuem fühlen? Der Schmerz wird nicht weniger, hat nichts von seiner Intensität eingebüßt. Jim will ihn nicht mehr spüren, er wünschte, er könnte gar nicht mehr fühlen. Nichts davon will er mehr sehen und hören. Doch er schafft er es nicht, sich davon zu lösen.

Immer und immer wieder formen sich diese Worte neu in seinem Kopf. An den dringend notwendigen Schlaf ist nicht zu denken. Er hat seine Gegenwart gerettet, sein Schiff, seine Crew und das Leben von Millionen und kann sich dennoch nicht darüber freuen, weil er ein einziges - für ihn ganz entscheidendes - Leben dafür hat opfern müssen. Das Leben einer Frau, die er nicht mehr näher kennenlernen darf. Er weiß fast nichts über sie und als sie in sein Leben trat, war das ihre schon so gut wie vorbei – auch wenn er das zu Anfang natürlich nicht ahnen konnte.

Die Ereignisse auf der Brücke der Enterprise, Sulus Verletzung, das Cordrazin, welches sich McCoy aufgrund der Turbolenz aus Versehen injiziert...
Die Flucht des, durch das Medikament völlig verwirrten, Arztes auf den Planeten... Die Entdeckung des Wächters der Ewigkeit... McCoy fataler Sprung durch das Zeitportal und das daraus resultierende Chaos in der Geschichte...

Spock und er, wie sie mit dem Wächter der Ewigkeit sprechen. Ihre Ankunft im New York des Jahres 1930...

Edith Keeler, die mit einer enormen Überzeugung über eine positive Zukunft spricht... Eine Zukunft, die sie gar nicht kennen kann, weil sie erst Jahrzehnte, teils sogar erst Jahrhunderte später Wirklichkeit wird...


Diese Zukunft ist seine eigene Gegenwart, seine Wirklichkeit, die aufgrund des Eingriffs in die Vergangenheit zeitweise nicht mehr existiert hat...

Spocks Bemühungen herauszufinden, welches Schlüsselereignis sie ändern müssen, um die Zeitlinie wiederherzustellen...

Ihre gemeinsame, verzweifelte Suche nach McCoy, die erst im schlimmsten Moment seines Lebens erfolgreich ist...

Seine kurze Erleichterung und Freude einander wiederzusehen... selbst Spock war erleichtert, den Doktor gefunden zu haben. Jim erinnert sich dunkel, dass Spock McCoy die Hand schüttelt...

Und dann hört er das Motorengeräusch... Der sich nähernde Lastwagen... Er sieht Edith, die die Straße überquert... Er will loslaufen, er macht einen Schritt. Er will sie aufhalten.

Spocks Stimme, die ihn daran erinnert, was er zu unterlassen hat... „Nein, Jim!“

Der befürchtete Moment ist also da.
McCoy hat die Gefahr ebenfalls erkannt, er will auf die Straße stürzen, um die Frau zu retten, doch Jim hält McCoy auf, er hält ihn fest. Er klammert sich schon fast an ihn, wie ein Ertrinkender.
Er kann nicht hinsehen, hat die Augen fest verschlossen, aber er hört das Quietschen der Reifen und der Bremsen, er hört den Aufschlag... ihren Todesschrei... Er hört fremde Stimmen, die durcheinander reden und er hört die Stimmen von McCoy und Spock.

McCoy: „Du hast mich doch absichtlich zurückgehalten, Jim! Ich hätte sie retten können! Weißt du, was du da getan hast...?“

Spock: „Er weiß es, Doktor, er weiß es...“


Er fühlt sich taub. Ja, er weiß es. Er weiß, was er getan hat. Er hat kein Gefühl mehr in den Gliedern, er spürt den Boden unter den Füßen nicht mehr. Am liebsten möchte er selbst aufhören zu atmen, jeder Atemzug ist so unglaublich anstrengend. In seinem Kopf herrscht dichter Nebel.

Sie treten wieder durch das Portal. Er hört Spock zu Scotty, Uhura und anderen sagen, dass die Mission erfolgreich war. Erfolgreich, ja. Von seinem persönlichen Verlust wird niemand sonst erfahren.

Sie sind aufs Schiff zurückgekehrt. Jim erinnert sich, dass er Spock das Kommando übertragen hat. Dann ist er direkt hierher gegangen, in sein Quartier.


Wie lange ist er schon hier? Er weiß es nicht.

‚Um Himmels Willen, was hab ich nur getan?... Hatte es denn wirklich keinen anderen Ausweg gegeben? Oder haben wir vielleicht einfach eine Möglichkeit übersehen?‘

Er findet keine Antwort auf diese Fragen. Es spielt auch keine Rolle. Es ist zu spät. Sie ist tot. Seit Jahrhunderten schon. Er wird sie nie wieder in seinen Armen halten, nie wieder ihre Lippen auf den seinen spüren, keine Möglichkeit mehr haben, mit ihr über diese Zukunft zu sprechen, an die sie so fest geglaubt hat... Wie gern er ihr gezeigt hätte, wie Recht sie hatte. Hätte er sie nicht einfach mitnehmen können? In seine Zeit, in seine Welt?

Der Türsummer ertönt, reißt ihn kurzzeitig aus seinen Gedanken und teilt ihm mit, dass jemand ihn zu sprechen wünscht. Er rührt sich nicht und sagt auch nichts. Also bleibt die Tür verschlossen. Er will niemanden sehen und mit niemanden sprechen. Natürlich ist ihm klar, dass er sich nicht ewig verstecken kann.
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