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Familiar Rooms

von Susan

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Ich kann gar nicht beschreiben, wie überrascht ich war, als sie es zum ersten mal tat. Als sie zum ersten mal vor meiner Tür stand, mitten in der Nacht.

Ein ruhiger, ereignisloser Tag lag hinter uns. Keine besonderen Vorkommnisse, kein übermäßiger Stress, der erklären konnte, was und warum es sie in dieser Nacht zu mir führte.

Ich hatte nicht im geringsten damit gerechnet, dass sie plötzlich auftauchen könnte, den Gedanken daran, dass dies möglich war, nicht einmal in Erwägung gezogen.

Ich schlief tief, bis mich das Signal weckte. Ich fühlte mich benommen, als ich die Tür öffnete. Und ich sehe die Szene, die sich so in mein Bewusstsein gebrannt hat, deutlich vor mir, wie sie vor mir stand, in ihrer Uniform in diesem fast völlig dunklen Korridor, der ihre Augen schwarz erscheinen ließ. Ich kann den stechenden Blick fast noch spüren, mit dem sie meinen festhielt, mich ansah, ohne ein einziges Wort zu sagen.

Es scheint mir, als hätte dieser Moment eine Ewigkeit gedauert und manchmal verursacht lediglich die Erinnerung daran eine Gänsehaut, die sekundenschnell meinen Rücken hinunter läuft.

Kein offizieller Besuch.

Wie sie mich musterte, und ich feststellen musste, dass ich nur mit T-Shirt und Boxershorts bekleidet war. Meine Unfähigkeit aus der Verblüffung heraus irgend etwas zu sagen. Die Aufregung, die sich plötzlich in mir ausbreitete.

Sie ging zwei Schritte auf mich zu, und ich hörte, wie sich die Tür hinter ihr schloss. Sie sah sich nicht um, wie sie es sonst immer tat, bei all den seltenen Gelegenheiten, die sie in mein Quartier führten. Sie hielt meinen Blick wieder fest. Einige Augenblicke standen wir so da, bis sie plötzlich ganz vorsichtig einen weiteren Schritt auf mich zuging, ihre Hand an mein Gesicht hob und sanft über meine Wange strich. Ich glaube, ich hörte für einige Sekunden auf zu atmen.

Sie sah mir immer noch direkt in die Augen. Ihre Finger wanderten zu meinem Kinn und strichen sanft über meine Lippen, bis sie schließlich ihren Kopf hob, und sich unsere Lippen berührten. Ein fast ängstlicher Kuss, und wenn ich mich richtig erinnere, zitterten wir beide fast unmerklich vor Aufregung und Erwartung.

Ein Schauder lief mir über den Rücken, als sich unsere Zungen berührten und meine Hände plötzlich anfingen, über ihre Arme und über ihren Rücken zu streichen.

Ich spürte ihre Hände an meinem Nacken und an meinem Bauch, wie sie plötzlich den Weg unter mein Shirt fanden und sich dieses fast vergessene Gefühl einstellte, als ihre warmen Fingerkuppen über meine nackte Haut glitten.

Ich strich über ihr Haar und küsste ihre Wange, ihren Hals, ihren Nacken, während ich erfolgreich nach dem Reißverschluss ihrer Uniform suchte.

Ihre weiche Haut, ihre Küsse, ihren warmen Atem auf meiner Haut zu spüren, sie zu sehen wie ich nie dachte, sie sehen zu können, das zu erleben, von dem ich seit langer Zeit aufgehört hatte, darauf zu hoffen, dass ich es erleben dürfte, zu genießen --- dies alles tat ich in dem Bewusstsein, dass diese Nacht ein einmaliges Erlebnis sein würde und sein sollte. Ohne, dass sie oder ich ein Wort darüber verloren, war ich mir darüber im Klaren und akzeptierte diese Spielregel.

Eine einzige Nacht, keine Verpflichtungen, keine verletzten Gefühle.

Nach dieser Nacht ging alles seinen gewohnten Gang, als sei nichts passiert und ich war zufrieden damit. Wie sie.

Keine Beeinträchtigung unseres Arbeitsverhältnisses. So weit so gut. Die gemeinsamen Mahlzeiten blieben auch. Nichts hatte sich verändert.

Um so überraschter war ich, als sie ein paar Wochen später, wieder vor meiner Tür stand. Und von da an immer häufiger, und nie hat sie ein Wort darüber verloren. Ich habe sie immer schweigend empfangen und immer hat sie schweigend mein Quartier wieder verlassen.

Das war in Ordnung, solange es nur eine Nacht war. Aber jetzt.

Es kommt vor, dass ich nächtelang nicht schlafe, sondern in meinem Bett liege, in die Dunkelheit starre und angestrengt auf das eventuelle Türsummen höre.

So viele unausgesprochene Dinge zwischen uns, die mich mit Anspannung erfüllen und bei ihr nicht anders wirken. Dies hat Auswirkung auf unser Arbeitsverhältnis, auf unser Privatleben. Auf die Zeit außerhalb der nächtlichen Besuche und letztendlich auch darauf.

Wir kommen nicht drum herum. Wir müssen darüber reden. Neue Spielregeln festlegen, neue Parameter. Oder aber das Spiel beenden. Wobei es nicht das ist, was ich wirklich will. Und sie sicher auch nicht. Aber vielleicht gefällt ihr diese Konsequenz immer noch besser, als ihre Machtposition aufzugeben, nicht mehr bestimmen zu können, zu kommen und zu gehen, wie es ihr passt. Die Fäden aus der Hand zu geben und damit die Kontrolle über das Spiel zu verlieren.

Wahrscheinlich ist der Verlust der Kontrolle, das schlimmste, was Frauen wie Kathryn Janeway passieren kann.

Und die Beendigung des Spiels zwingende Konsequenz.

Dennoch muss ich mit ihr reden.

Bei der nächsten Gelegenheit.

Mit ihr reden.

...

[Beep Bob]

...

Mit ihr reden.

Vielleicht lieber morgen.

ENDE

Vielleicht lieber morgen, denk ich mir und geh... Song by ECHT
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