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Unvergessen

von Susan

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Über dem großen Saal lag eine seltsame Stille. Es befanden sich gut vierzig Personen in dem Raum, die alle mehr oder weniger in Gespräche mit zwei oder drei Bekannten vertieft waren. Ab und zu konnte man ein kurzes Lachen vernehmen, dennoch war die Stille, die den Saal einhüllte, geradezu greifbar.

"Nun, Doctor. Wie macht sich Carrie auf der Akademie?" Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes. Er wusste, dass es seine Tochter ärgerte, wenn er diese Frage stellte. Sie warf ihm einen wütenden Blick zu.

"Ihre Tochter ist sehr klug und überaus aufmerksam. Ich bin mir sicher, dass sie eine hervorragende Ärztin abgeben wird - was natürlich nicht verwunderlich ist, bedenkt man, dass ich sie unterrichte. Sie kennen meine unübertreffliche Kompetenz, Botschafter!"

Der Mann lachte. "Sie haben sich wirklich nicht verändert, Doctor. Es tut gut, das festzustellen. Allerdings finde ich es ärgerlich, dass man nun sagen muss, dass Ihre Haarpracht wesentlich schöner ist, als die meinige." Der Mann fuhr sich durch sein fast gänzlich ergrautes Haar, das aber immer noch wesentlich dichter war, als das des Hologramms. "Nun, zumindest was die Farbe betrifft", setzte er schnell mit einem Lachen hinzu. Das Hologramm machte eine gequälte Miene.

"Oh, ich denke es ist ein Leichtes die Parameter Ihres Programms so zu erweitern, dass sie meinen Vater bei diesem Schönheitswettbewerb ohne weiteres schlagen können", sagte Carrie an den Doctor gewandt. Das Hologramm setzte ein zufriedenes Lächeln auf.

"Oh, vielen Dank, junge Dame!", antwortete ihr Vater gespielt entsetzt. Sie lachte und ergriff seine Hand. "Es tut mir leid, Dad!" Dann hob sie den Kopf und sah zum anderen Ende des Raums. "Oh, Dad. Ich glaube ich habe Harry gesehen. Entschuldigt mich bitte."

Sie lächelte die beiden Männer offen an und durchquerte dann den Raum, um zu Harry zu gelangen, wobei ihre langen, dunklen Haare sanft hin und her schwangen. Gedankenverloren sahen ihr der Doctor und ihr Vater nach.

"Sie wird ihr von Jahr zu Jahr ähnlicher!", stellte das Hologramm fest.

Der Mann nickte.

*

"Harry! Wie schön dich zu sehen!" Der Asiate lächelte und schloss die junge Frau begrüßend in die Arme.

"Es ist auch schön, dich zu sehen! Wie geht es dir?" Carrie trat einen Schritt zurück und streckte dem Mann ihr linkes Handgelenk entgegen. Ein stolzes lächeln hatte sich auf ihr Gesicht gelegt. Harrys Augen weiteten sich. "Ein cardassianisches Verlobungsarmband! Wie, wann... wer ist der Glückliche?" Harry war augenscheinlich überrascht. Carrie lachte.

"Sein Name ist Djaron Kazar. Wir besuchen zusammen die Akademie. Er ist ein Jahr älter als ich. Ich habe ihn letztes Jahr erwähnt, erinnerst du dich?"

Harry überlegte kurz. "Ja, du erwähntest einen 'arroganten, taktlosen cardassianischen Trottel'!"

Carrie lachte. "Ja, das tat ich. Allerdings hat sich dieser Trottel als sehr liebevoll und einfühlsam herausgestellt. Und erwähnte ich schon attraktiv?"

Harry runzelte ungläubig die Stirn. "Ich persönlich finde die Kazon attraktiver als die Cardassianer. Aber zugegebenermaßen stehen sie noch vor den Vidianern, was ihre Schönheit angeht." Carrie presste die Lippen aufeinander und bohrte ihm einen Finger in den Bauch. Harry zuckte zusammen. "Okay, okay. Ich mache nur Witze. Allerdings betrübt es mich, dass ich nun nicht länger die Liebe deines Lebens bin."

Carrie wurde wieder ernst, lächelte und strich dem Asiaten sanft über den Arm. "Du wirst immer meine Nummer Eins sein, Harry!"

Er lächelte.

Natürlich war niemals etwas zwischen den beiden gewesen. Er war mehr als doppelt so alt wie sie. Aber er war ihr immer ein guter Freund gewesen, war immer für sie da. Es hatte sich eine Vertrautheit entwickelt und Harry fühlte sich sehr geschmeichelt, als die elfjährige Carrie ihm beim 'Parises Squares - Spielen' auf dem Holodeck erklärte, dass sie ihn liebte und vorhatte ihn zu heiraten.

"Aber nun erzähl mal von dir!", wechselte Carrie das Thema und riss Harry aus seinen Erinnerungen. "Ich habe gehört, du willst die Beförderung zum Captain annehmen?"

*

Chakotay sah Phoebe und ihrem Ehemann nach, als die beiden gingen, um weitere Personen zu begrüßen, als er plötzlich eine vertraute Stimme vernahm.

"Du hast den Botschafter-Posten also angenommen, Chakotay?"

Er fuhr herum. "B'Elanna! Musst du einen alten Mann so erschrecken?" Er sah sie für einen Moment vorwurfsvoll an, bis beide lächelten und sich in die Arme fielen. "Schön, dass du da bist! Ich habe dich vermisst!"

"Gleichfalls", erwiderte die Halbklingonin und löste sich wieder aus der Umarmung.

Chakotay musterte sie. "Du siehst gut aus!"

"Lügner!", zischte die Frau. "Obwohl ich sagen kann, dass meine Haare nicht annähernd so grau sind wie deine!"

Sie lachten. "Oh, dass Thema haben der Doc und Carrie vorhin schon diskutiert..."

"Sie haben recht! Ich habe Carrie schon gesehen. Sie hat sich also doch mit diesem Cardassianer verlobt?!" B'Elannas Gesicht verzog sich bei der Vorstellung angewidert. Die Schatten alter Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit.

"Ja", bestätigte Chakotay. "Es sind andere Zeiten, B'Elanna. Vieles hat sich geändert", sagte er leise.

"Ja! Ja, ich weiß. Ich sollte toleranter sein. Aber manchmal, komme ich einfach nicht dagegen an. Es ist wie ein Instinkt. Ach, ich weiß auch nicht. Jedenfalls traue ich diesem Volk kein Stück!"

Chakotay lächelte. Er konnte ihren Standpunkt nachvollziehen. Ein Luxus, den er sich als Botschafter nicht leisten konnte. Er beschloss das Thema zu wechseln.

"Wo ist Tom?"

"Oh, er unterhält sich mit 'Captain' Tuvok und Seven. Sie dienen jetzt auf einem Schiff. Er hat sie als sein Erster Offizier angefordert. Und glaub mir, sie ist immer noch so zickig wie früher. Dabei sollte man meinen, sie hätte in all den Jahren genug Zeit gehabt, um ihre Menschlichkeit wiederzuerlangen."

Chakotay lächelte. "Manche Dinge ändern sich eben nie, B'Elanna."

Eine bedeutungsvolle Pause wurde von einem Mann in einem dunklen Anzug, der ein Tablett mit Gläsern trug, unterbrochen. "Botschafter, Lieutenant Commander Neelix ist soeben eingetroffen!"

"Vielen Dank, Henry! Dann sind wir jetzt vollzählig."

*

Zehn Minuten später wurde es noch stiller in dem Raum, als Chakotay die kleine Erhöhung betrat und sich den Gästen zuwandte. Die Gespräche verstummten, die Anwesenden richteten ihre Aufmerksamkeit auf den Botschafter.

Chakotay zögerte einen Moment, dann begann er zu sprechen. "Ich freue mich sehr, dass Sie alle heute Abend kommen konnten. Ich weiß, dass Starfleet immer dafür sorgt, dass seine Offiziere beschäftigt sind..." Er lächelte, genau wie der Rest der Anwesenden. "Deshalb ist es mir auch eine Ehre Admiral Ross als offiziellen Vertreter der Regierung begrüßen zu dürfen." Er nickte dem Mann zu.

Eine Pause folgte.

"Wir haben uns heute versammelt, um den fünften Todestag einer unvergesslichen Frau zu gedenken: Kathryn Janeway." Wieder folgte eine Pause. "Sie alle kannten sie...", fuhr er langsam fort. "...und ich bin mir sicher, dass es ihr eine Menge bedeutet hätte, Sie hier jetzt alle zu sehen. Kathryn Janeway war ein ausgezeichneter Captain, der das unmögliche schaffte, diese hervorragende Crew 70.000 Lichtjahre, allen Gefahren zum Trotz, zurück nach Hause zu bringen!"

Chakotay blickte zu B'Elanna, die Toms Hand umklammert hielt.

"Aber Kathryn war vielmehr, als nur ein Captain. Sie war eine bezaubernde, wunderbare Frau, die jede Menge Charme und Humor besaß!" Er schluckte. Noch immer fiel es ihm schwer ihren Tod zu akzeptieren.

"Und sie war eine liebevolle Mutter!" Chakotay blickte zu seiner Tochter. Carrie nickte ihm zu und lächelte leicht, während sie versuchte, die Tränen wegzublinzeln.

Chakotay atmete tief ein und fuhr fort. "Nicht zuletzt war sie uns allen ein Kamerad und eine gute Freundin, die immer bereit war zuzuhören und zu helfen."

Neelix schloss die Augen für den Bruchteil einer Sekunde und nickte bestätigend.

"Kathryn Janeway war eine einmalige, bemerkenswerte Persönlichkeit. Ich denke ich spreche für alle, wenn ich sage, dass sie mir sehr fehlt." Chakotay warf Phoebe einen mitfühlenden Blick zu, während er weiter sprach. "Fünf Jahre sind vergangen und ich vermisse sie mehr denn je.

Aber ich bin glücklich zu wissen, dass Sie alle heute hier sind, und damit eine Loyalität beweisen, die mir Kraft gibt. Ich bin glücklich zu sehen, wie meine Tochter, auf die ich so stolz bin, ihren Weg geht und mich dabei immer wieder an ihre Mutter erinnert."

Eine Pause folgte.

Chakotay sah auf den Boden und atmete bewusst tief ein. Dann hob er seinen Blick wieder. "Kathryn Janeway war die Frau, die ich über alles liebte - und das wird sie immer sein. Ich bin dankbar, dass ich diese Frau kennen lernen durfte. Sie war energisch und ehrgeizig, zielstrebig. Und sie konnte mich mit ihrer Sturheit ein paar mal fast zur Weißglut treiben..." Ein verhaltenes Lachen ging durch die Reihen. "Allerdings war es auch ihre Sturheit, die uns mehr als einmal ein Stück näher nach Hause brachte. Kathryn war eine Kämpferin! Stark und unbeirrbar, wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. Erinnern Sie sich nur einmal an dieses nicht ungefährliche Ritual, dem sie sich unterzog, um Kes zu retten. Ganz zu schweigen von der Allianz mit den Borg..."

Seven hob interessiert eine Augenbraue. Chakotay vertrieb diese Erinnerung schnell wieder. "Niemand weiß besser als ich, dass Kathryn auch eine verletzliche, sensible Seite hatte und ich bin dankbar dafür, dass ich diese kennen lernen durfte. Ich habe einige der glücklichsten Jahre meines Lebens mit Kathryn verbracht, und auch dafür bin ich unglaublich dankbar. Ich möchte die Zeit, die ich mit ihr verbrachte und sie selbst gern so - mit Ihnen - in Erinnerung behalten. Kathryn Janeway bleibt für uns alle unvergessen!"

Chakotay lächelte dankbar, als die Anwesenden zustimmend applaudierten.

ENDE

Wie ich meinen Beta-Readern auch schon mitgeteilt habe, war ich sehr unsicher, was das Konzept der Story betrifft. Eure Meinung würde mich wirklich interessieren.
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