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Der erwiesene Gefallen

von JoeBestan

Kapitel 1

Schweigend verließ Miles O´Brien die Krankenstation. Er war emotional sehr aufgewühlt, was nicht daran lag, dass bei seiner letzten Mission fast das gesamte Einsatzteam getötet wurde. Nein, das war es wirklich nicht. Dafür hatte der Ire während des Förderal Cardassianischen Krieges genug Tod miterleben müssen, das härtete ab. Es war viel mehr alles was nach Abschluss der Mission passiert war. Garak, der unter Einfluss einer psychotropen Droge Mitglieder seines Teams getötet hatte, hatte ihn nach seiner Genesung um einen Gefallen gebeten. Miles konnte ihm eigentlich diesen Gefallen nicht erweisen, da er zur Geheimhaltung verpflichtet war, dennoch hatte er zugesagt. Was der Cardassianer nicht wusste, aber sicherlich irgendwann noch herausfinden würde, war dass O´Brien gelogen hatte. Er würde sich an die Regeln halten und Frau Amaro lediglich sagen, dass ihr Mann in Ausübung seiner Pflicht gestorben war, mehr nicht.
Also war er jetzt auf den Weg zu Kathrin Amaro, der Ehefrau von Crewman Amaro, um ihr die schlechte Nachricht zu überbringen.
Miles hatte Captain Picard nie um diese Arbeit beneidet und es jetzt selber machen zu müssen widerstrebte ihm zutiefst, doch es musste getan werden.

An ihrem Quartier angekommen, blieb O´Brien zögernd stehen. Er atmete mehrere Male tief durch und betätigte dann den Türsummer. Die Tür glitt mit einem zischenden Geräusch auf und Kathrin Amaro begrüßte den Sternenflottenoffizier: „Hallo, Chief O´Brien. Welch unerwarteter Besuch. Kommen sie doch herein“ Der Ire kam ihrer Aufforderung nach und betrat das Quartier. Miles sah sich dort um. Es war ein standardmäßig eingerichteter Raum, mit einzeln bepflanzten Blumentöpfen. Die Mitte zierte ein Tisch mit mehreren Stühlen, auf dem Kathrin Amaro Geschirr und Besteck hinlegte.
„Sie haben wirklich ein hübsch eingerichtetes Quartier, Frau Amaro.“

„Vielen Dank, das hört man gerne. Ach übrigens, es gibt bald Mittagessen, Chief. Möchten Sie mit uns essen? Mein Mann müsste auch bald da sein.“, sagte Kathrin fröhlich. Ihre Fröhlichkeit versetzte O´Brien einen Stich ins Herz und ihm wurde übel. Er fragte sich wie er es ihr am schonendsten beibringen sollte, dass ihr Mann nie wieder kommen würde, dass er tod war? Miles setzte sich auf die Couch und seufzte laut und strich sich dabei gedankenverloren durch seine Haare. Der Sternenflottenoffizier entschloss sich die Wahrheit zu sagen, so wie es passierte.

„Frau Amaro...Ich...“, versuchte der Ire das Gespräch zu beginnen, „Ich habe leider schlechte Neuigkeiten für Sie.“ Kathrin Amaro hielt in ihrer Bewegung inne, mit dem Rücken zum Chief. Dann drehte sie sich langsam zu ihm um und fragte mit Panik in der Stimme:
„Was? Was ist passiert. Geht es meinem Mann gut?“ Miles O´Brien schaute zu Boden, unfähig dem Blick Kathrin Amaros länger standzuhalten. Er brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, dann blickte er ihr fest ins Gesicht und sagte: „Frau Amaro ihr Mann ist Tod. Er starb in Ausübung seiner Pflicht.“
Ruckartig hob Kathrin den Kopf und starrte den Chief an. Sie starrte ihn einfach nur an. Sie bewegte ihre Lippen, doch kein einziges Wort war zu hören. Die Stille war bedrückend und Miles wünschte sich sehnlichst Frau Amaro würde etwas sagen, doch andererseits war es selbstverständlich. Ihr Verstand hatte das was er gesagt hatte noch nicht richtig erfasst und brauchte Zeit dafür. O´Brien hatte sie. Er würde warten. Es dauerte einige Minuten, doch dann begriff sie. Langsam rollten die Tränen ihre Wangen hinab. Immer noch leise, doch dann plötzlich laut schluchzend brach sie zusammen. Bei diesem Anblick fühlte sich Miles richtig mies. Er wollte helfen sie trösten, doch wusste nicht wie. Er überlegte, und dann machte er das einzig Gute, was ihm einfiel. Er kniete sich zu ihr hinunter und berührte sie sanft an der Schulter. Kathrin Amaro ließ es zu und O´Brien nahm sie in den Arm. Miles spürte ihren bebenden Körper, jeden einzelnen Schluchzer. Er streichelte sie sanft am Haaransatz und wartete. Nach einer Weile würde die Frau ruhiger und blickte ihn kurz aus geröteten Augen und mit triefender Nase an, dann fragte sie:
„Wer ist das gewesen? Wer hat meinen Mann getötet?“

„Das darf ich Ihnen nicht sagen.“, sagte O´Brien traurig, „Und das wissen Sie auch.“

„Ja natürlich“, sagte Frau Amaro monoton. Nun saß sie auf den Boden ihres Quartiers, beide Hände auf den Boden gelegt, sich öffnend und schließend. Kathrin starrte den Boden an, so als ob ihr Blick allein genügen würde ein Loch in ihn zu brennen. Miles verstand ihren Kummer. Er wusste was es bedeutet geliebte Menschen zu verlieren. Damals im Krieg hatte er auch Familienangehörige verloren. Sie war nun ganz alleine, doch O´Brien würde Kathrin nicht im Stich lassen. Er würde helfen. Er kniete sich zu ihr hinunter und nahm eine ihrer Hände in seine und drückte sie in einer aufmunternden Geste leicht. Frau Amaro blickte zu ihm auf. Immer noch schluchzend wischte sie sich die letzten Tränen aus dem Gesicht, dann lehnte sie sich an Miles Brust und wurde von ihm, wie ein kleines Kind hin und her gewiegt.
So saßen sie beide eine Weile schweigend da, als Frau Amaro sich an ihren Bauch fasste und
und sagte:
„Er wäre Vater geworden, Chief. Es ist traurig zu wissen, dass mein Kind ohne Vater aufwachsen wird. Wie soll ich das alleine bloß schaffen?“
Miles schluckte schwer. Er wusste natürlich, dass sie schwanger war, Crewman Amaro hatte während der Arbeit schließlich mehr als einmal darüber erzählt. O´Brien atmete tief und seufzte dann laut.
„Das müssen Sie nicht alleine durchstehen. Ich kann Ihnen dabei helfen. Ich bin schon zweifacher Vater, da hat man so seine Erfahrungen mit Babys gemacht.“; antwortete er, „Und Keiko würde sicherlich auch gerne helfen wollen.“
Miles O´Brien stand auf und reichte Kathrin Amaro eine Hand. Als beide wieder standen sagte sie:
„Bitte, Sie brauchen sich keine Umstände zu machen. Ich werde das schon irgendwie schaffen.“

"Das sind für mich keine Umstände, wirklich.“, winkte Miles ab. Dann ging er in Richtung Ausgang und wollte das Quartier verlassen, als Kathrin Amaro ihm noch etwas zurief: „Vielen Dan Chief O´Brien für Ihre Hilfe.“

„Keine Ursache.“, sagte Miles einfach, "
Jetzt werde ich Sie am Besten alleine lassen.“ O´Brien drehte sich um und wollte gehen, dabei sah er noch wie Frau Amaro sich an den Tisch setzte und das Gesicht in den Armen vergrub. Gut, man konnte nicht erwarten, dass sie trotz seiner freundlichen Gesten gleich wieder fröhlich werden würde. Die Narben brauchten Zeit, um zu heilen.
Miles O´Brien brauchte selber auch Zeit um das Geschehene zu verarbeiten. Und jeder brauchte Zeit für sich alleine, daher ließ er sie jetzt in Ruhe und ging.
Als er das Quartier verlassen hatte empfing ihn die Düsternis des Habitatringes.

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