TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Ein kleiner Freundschaftsbeweis

von Sekaya

Kapitel 1

Seven of Nine betrat die Krankenstation, wie so oft in den letzten Tagen, meist um die gleiche Zeit, wenn sie ihre Schicht in der Astrometrie beendet hatte. Der Doktor hatte sich dann entweder gerade deaktiviert oder arbeitete in seinem Büro. So auch heute. Er wusste, weshalb sie kam, darum ließ er sie in Ruhe und begrüßte sie lediglich mit einem Nicken, welches sie knapp erwiderte. Seven würde niemals sagen, dass es ihr lieber war, wenn er sie nicht ansprach. Dazu schätzte sie seine Gesellschaft viel zu sehr. Sie verdankte es zu gewissen Teilen ihm, dass sie sich zu der Person entwickelt hatte, die sie heute war. Niemand hätte voraussagen können, was aus der sowohl verwirrten als auch zornigen, gerade erst vom Borgkollektiv getrennten Drohne werden würde, die sie gewesen war, als sie vor gut drei Jahren auf die Voyager kam. Tatsächlich mussten sich die meisten von der Crew erst daran gewöhnen, dass sie nun dazu gehörte, einige wenige begegneten ihr sogar mit offener Ablehnung und betrachteten sie nach wie vor als Borg. Hätten der Doktor und nicht zuletzt auch Janeway nicht an sie geglaubt und sie in dem schwierigen Prozess der Wandlung zurück zum Individuum, das sie einst gewesen war, unterstützt, wäre sicher alles anders verlaufen, das gestand sie sich nicht zum ersten Mal ein. Doch derzeit waren Gedanken um ihre Person nicht wichtig, befand sie.

Leise und in einem gemäßigten Tempo näherte sich Seven dem primären Biobett, da sie die Person, die darauf lag, nicht erschrecken wollte. Sie schien jedoch zu schlafen, denn sie hatte die Augen geschlossen. Gerade als sie sich umdrehen und die Krankenstation verlassen wollte, hörte sie eine Stimme:

„Gehen Sie nicht, Seven.“

Sie wandte sich um und begegnete dem Blick ihres Gegenübers.

„Sie brauchen noch Ruhe. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt wiederkommen.“

„Das ist nicht nötig. Mir geht es viel besser. Der Doktor meint, dass ich wahrscheinlich schon morgen in den Frachtraum zum Regenerieren zurückkehren kann. Ich funktioniere inzwischen innerhalb normaler Parameter, auch ohne den Kortikalknoten.“

Sie hob eine blonde Augenbraue – das einzige Zeichen von Überraschung, das sie sich zu zeigen erlaubte. Niemals hätte sie angenommen, dass die Genesung so schnell vonstatten gehen würde.

Es war erst wenige Tage her, dass ihr eigener Kortikalknoten urplötzlich zu versagen begonnen hatte. Captain Janeway hatte nicht gezögert und sofort damit begonnen, nach einem Borgkubus zu suchen, wo sie einer deaktivierten Drohne deren Knoten entnahm, der ihr eingesetzt werden sollte, was sich jedoch als Fehlschlag erwies und sie beinahe das Leben kostete, da der Knoten seine Funktion nicht aufnahm und sich nicht an ihren Organismus anpasste. Und als scheinbar alle Optionen ausgeschöpft waren und sich jeder schon darauf vorbereitete, bald ein wertvolles, geschätztes Crewmitglied zu verlieren, riskierte Icheb sein eigenes Leben, indem er seinen Kortikalknoten deaktivierte und partout darauf bestand, ihn ihr zu spenden, da er sicher sei, sich ohne anpassen zu können. Zuerst war Seven absolut dagegen gewesen und weigerte sich, den Knoten anzunehmen, doch als sich ihr Zustand dramatisch verschlechterte, musste der Doktor rasch handeln und ihn ihr einsetzen. Und tatsächlich gelang es ihr, sich erstaunlich schnell zu erholen, wohingegen Ichebs Weg zur Gesundung steiniger verlief, weswegen sie sich wahrscheinlich noch länger Vorwürfe machen würde, weil er so leichtsinnig mit seinem Leben spielte und sie es ihm nicht hatte verbieten können, diese Gefahr auf sich zu nehmen.

„Das sind in der Tat gute Neuigkeiten“, sagte sie in der für sie üblichen sachlichen Tonlage, obwohl sie in diesem Moment ein Gefühl verspürte, das so etwas wie Erleichterung sein mochte. Einige Empfindungen waren ihr auch nach drei Jahren noch immer fremd und schwer zu beurteilen.

Sie holte hörbar Luft und trat ganz an das Bett heran. Es gab da unbedingt etwas, das sie sagen musste, aber sie war sich bezüglich der Formulierung nicht ganz sicher. Icheb wartete geduldig und musterte sie neugierig von seiner liegenden Position aus.

„Ich habe Ihnen noch nicht meinen Dank ausgesprochen dafür, dass Sie mir das Leben gerettet haben. Das möchte ich hiermit tun.“

Nachdem sie es ausgesprochen hatte, fühlte sie sich augenblicklich besser. Ein weiteres menschliches Prinzip, das sie nicht ganz verstand.

Der junge Mann neigte in einer zustimmenden Geste den Kopf, signalisierte damit, dass er ihre Dankbarkeit zu schätzen wusste.

„Ich sah es als ihr Freund als meine Pflicht an. Sie hätten für mich dasselbe getan.“

Es war keine Frage gewesen und die Tatsache, dass er sich so sicher zu sein schien, dass das der Wahrheit entsprach, berührte etwas in Seven. Sie nickte.

„Ja, das hätte ich.“

Einer plötzlichen Eingebung folgend beugte sie sich zu ihm hinab und küsste ihn flüchtig auf die Wange. Schon im nächsten Moment war die emotionale Anwandlung vorbei und sie wirkte wieder kühl und rational.

„Nun, ich werde jetzt besser gehen und Sie schlafen lassen. Sie müssen schnell wieder auf die Beine kommen, es liegt eine Menge harter Arbeit vor Ihnen.“

An seinem offenkundig verwirrten Blick erkannte sie, dass er nicht wusste, wovon sie sprach, deshalb fügte sie hinzu:

„Ich helfe Ihnen bei der Vorbereitung auf den theoretischen Teil der Aufnahmeprüfung für die Sternenflottenakademie. Es erwartet Sie ein mörderisches Training.“

Langsam begann sich ein Lächeln auf Ichebs Gesicht zu legen, als er sich der Bedeutung der Worte bewusst wurde.

Seven erwiderte das Lächeln, drehte sich um und ging Richtung Ausgang. Auch als sie schon längst draußen allein auf dem Korridor stand, wollte es nicht von ihren Lippen weichen.
Rezensionen