TrekNation

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Verirrt in Zeit und Raum - Helden damals, heute und in Zukunft

von Colina

Prolog

Unbekannte Zeit und unbekannter Ort

Erleichtert, endlich die Last seines Ranges, die auf seinen Schultern ruhte, für einige Zeit ablegen zu können, betrat der dunkelblonde Mann mit den blauen Augen die Bar. Mit suchendem Blick sah er sich um und stellte zufrieden fest, dass keines der Gesichter ihm bekannt vorkam. Gut. Hier konnte er seinen Kummer ertränken, ohne wochenlang mitleidige Blicke seiner Crew auf sich zu spüren. Das war ihm nämlich beim letzten Landurlaub auf der Erde passiert. Aber bekanntlich wurde man aus Fehlern schlau. Deshalb trug er bei diesem Barbesuch auch zivile Kleidung und hatte extra hierfür einen Umweg zu seiner Bleibe gemacht. Er hatte kein Interesse daran, von anderen Bargängern angestarrt oder in Gespräche seiner Arbeit bezüglich verwickelt zu werden. Und gegen eine richtige Prügelei hätte er auch nichts. In seiner Uniform allerdings machte jeder Schläger einen großen Bogen um ihn, befürchtend, vielleicht mit der Sternenflotte, auch >Starfleet< genannt, ärger zu bekommen. Einfach ätzend!



Mit langen Schritten verließ er den Eingangsbereich der schummrigen Bar und steuerte den Tresen an. Gleich mal testen, ob es hier auch etwas Richtiges zu Trinken gab. Die letzte Bar, die er mit einigen Kollegen aufgesucht hatte, führte nur schwache, alkoholische Getränke. Er und sein bester Freund, der Schiffsarzt Leonard McCoy, von ihm neckend „Pille“ genannt – eine lange Geschichte -, zogen da härtere Getränke vor. Wodka zum Beispiel. Whisky. Brandy. Aber doch nicht Schnaps oder Bier. Dafür war er einfach schon zu abgebrüht. Sie hatten bei ihm keinerlei Wirkung mehr – außer bei überhöhtem Konsum.



„Ein Brandy.“, bestellte er. Der Barkeeper, ein korpulenter Mann mit kaum mehr Haar auf dem Kopf, nickte und unterbrach das Polieren eines Glases.

„Auf Eis?“ Der Blondschopf nickte knapp. Es dauerte nur wenige Sekunden und er hielt sein Glas in den Händen. Soweit, so gut. Und nun? Bedauern kam in ihm auf, dass er Pille und Spock nicht gefragt hatte, ob beide ihn begleiten wollten. Zwar bezweifelte er, dass sein vulkanischer Erster Offizier ihn tatsächlich hierher begleitet hätte – Vulkanier, auch Spock als Halbvulkanier, verfügten über einen feinen Geruchssinn. Der Geruch von Ethanol stach ihnen in die Nase und außerdem gab es etliche andere logische Möglichkeiten, den Abend zu verbringen -, doch Pille wäre sicher nicht abgeneigt gewesen. Allerdings hatte Jim keine Lust, sich einen Vortrag über sein übertriebenes Flirtverhalten anzuhören und außerdem war er nach dem Besuch auf seiner Heimatfarm in Iowa viel zu aufgewühlt gewesen, um seinen Studienkollege einzuladen. Dafür hatte ihn der erneute Streit mit seinem Stiefvater, Frank, zu sehr mitgenommen. Nach all den Jahren gelang es dem Farmer noch immer, ihn, den wohl berühmtesten Captain der Raumflotte, wie einen trotteligen kleinen Jungen dastehen zu lassen. Ihn. James Tiberius Kirk, Sohn des Helden George Kirk. Manchmal hasste Jim sein Leben. Wieso hatte sein Vater damals sterben müssen und seine Mutter, Winona, seinen älteren Bruder, Sam, und ihn, den Neugeborenen zurücklassen?



Jim konnte nicht behaupten, dass seine Kindheit schon gewesen wäre. Aber sie war auch nicht schrecklicher als nötig. Winona Kirk hatte nach dem Tod ihres Mannes eine Veränderung durchlebt. Die liebende Mutter war beinahe gänzlich verschwunden. Nämlich in den Weltraum. Zurück blieben Sam, der eigentlich George – wie sein Vater – hieß, und der kleine Jim. Von Frank Jimbo genannt. Beide Söhne ließ die Sternenflottenoffizierin bei ihrem zweiten Ehemann zurück; Frank dem Farmer. Der sah in den beiden minderjährigen Jungen billige Arbeitskräfte und behandelte Sam und Jim auch so, ungeachtet dessen, dass vor allem der jüngere der beiden ein hohes Maß an Intelligenz aufwies, was ihn auf dumme Gedanken brachte und er sich damit auch immer wieder Ärger einhandelte.

Jim konnte allerdings nicht behaupten, dass sein Stiefvater alles falsch gemacht hatte. Jim war ihm sozusagen sogar zu Dank verpflichtet. Ohne Frank, „den Stinker“, wie er ihn gerne nannte, hätte er niemals erkannt, dass er mehr war. Viel mehr! Kein gewöhnlicher, sogar minderwertiger Junge, wie Frank es ihm oft hatte weißmachen wollen. Und die Prügel, die Jim beinahe täglich hatte einstecken müssen, hatten ihn abgehärtet. Sozusagen trug sein verhasster Erzieher sogar zu einem Großteil bei, dass er der war, der er eben war. An Frieden war trotzdem nicht zu denken. Seit Jim Franks Oldtimer in jugendlicher Abenteuerlust über den Rand der Klippe in Iowa gesteuert hatte, hasste sein Stiefvater ihn wohl bis aufs Blut. So war Jims Besuch heute auch katastrophal geendet und hatte den jungen Sternenflottencaptain – eigentlich ein Rang, auf den man stolz sein müsste, Winona Kirk sah darin allerdings nur noch mehr Parallelen zu ihrem verstorbenen Mann und konnte sich an James‘ Erfolg nur mäßig bis gar nicht erfreuen – einen ziemlichen Schlag versetzt.



Für den heutigen Tag hatte Jim nur noch eines vor – sich betrinken, vielleicht eine hübsche Frau aufreißen und den Schmerz um seine zerrüttete Familie vergessen. Vielleicht bei einem netten One-Night-Stand?!



Als Jim sich so also suchend umsah, konnte er auf den ersten Blick kein weibliches Wesen erblicken. Doch der Abend war noch jung und er hatte nicht vor, alleine an der Bar zu versauern. Er griff nach seinem Glas und schlenderte von dem Tresen der Bar weg. Heute musste sein Glückstag sein, denn nach einigen Minuten des ertraglosen Umschauens konnte er tatsächlich ein weibliches Wesen ausmachen.

Eine Frau saß an einem Tisch in der hintersten Ecke der Bar und schien tief versunken in ihr Padd zu sein. Vor ihr stand eine Tasse Kaffee. Jim rümpfte die Nase. Kaffee in einer Bar? Und obwohl Jim eigentlich nicht auf rothaarige Frauen stand, zog ihn diese irgendwie an. Ja, er war gelegentlich neugierig. Aber nur gelegentlich. Deshalb brachte er sich selten in Schwierigkeiten. Wirklich nur selten. Aber was wäre das Leben ohne Risiko? Wie hieß noch gleich ein Spruch aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert? >No Risk, no Fun< - kein Risiko, keine Freude. Na also!

Im Hinterkopf konnte Jim schon seinen besten Freund Pille schimpfen und ihn belehren hören. Manchmal war es regelrecht gruselig, wie genau er seinen Freund kannte, wusste er doch, was dieser in der jeweiligen Situation sagen würde.



„Darf ich mich setzen?“ Die Frau sah kurz auf und nickte knapp. Sie schien mit ihren Gedanken weit weg zu sein. Und überhaupt. Jim setzte sich und konnte sie, durch ihre geistige Abwesenheit, unverhohlen mustern.



Die Frau war nicht sonderlich groß oder vollbusig, wie Jim sie normalerweise vorzog. Auch war sie nicht blond. Nein, sie war in etwa eins siebenundsechzig groß und verfügte über weibliche Kurven, ohne nuttig, operiert oder gar mollig zu wirken. Von wegen. Nicht ein Gramm Fett schien sich an dem schlanken Körper zu halten. Das Haar der Unbekannten war gar nicht so rot, wie Jim es vermutet hatte. Der Lichteinfall hatte es nur so schimmern lassen, in Wirklichkeit war es eher kupferfarben, mit Dominanz in braun. Die Augen, die hin und her glitten, als sie den Zeilen des Padds folgten, waren von intensivem Blau, seinem nicht unähnlich. An der rechten Hand, am Ringfinger, steckte ein feiner, goldener Ring. Aha, verheiratet. Enttäuschung machte sich in Jim breit. Die Frau war also verheiratet. Ob sie Streit hatten? Das Trennungsjahr? Oder war sie vielleicht einfach nicht treu? Weshalb sonst sollte eine Frau alleine in eine mittelmäßige Bar absteigen?

Jims Blick – er führte sein Glas zu den Lippen und nippte daran – glitt weiter zu der Kleidung der geheimnisvollen Frau.



Irritiert hielt er in seiner Bewegung inne. Durch seinen Weltraum-Beruf hatte er schon mehrere Mode-Varianten verschiedener Spezies zu Gesicht bekommen und die weiblichen Mitglieder auf seinem Schiff sorgten dafür, dass auch die irdische Mode an den Männern, Lichtjahre der Heimat entfernt auf einem Raumschiff, nicht vorbei ging. Was diese Frau da allerdings trug, war definitiv kein Kleidungsstück, was irgendwann mal auf der Erde „In“ gewesen war oder es aktuell war.



„Sie sind nicht von hier?“ Die Frau sah kurz auf.

„Nein.“ Aha. Rotkäppchen – Jim hatte schon immer ein Faible für Spitznamen gehabt, siehe „Pille“ oder „Spitzohr“, was eigentlich eher von besagtem Pille stammte – konnte also auch sprechen.

„Darf man fragen woher?“, trieb er die Konversation weiter. Die Frau hob eine Augenbraue.

„Wieso wollen Sie das wissen?“ Jim setzte sein – von Pille benanntes – tausend-Watt-Lächeln auf, mit dem er normalerweise immer alle Frauen rumbekam.

„Neugier, was eine so schöne Frau wie Sie hier in einer eher zwilchen Spelunke tut?“ Seine Gegenüber hob die andere Augenbraue.

„Ich bin nicht scharf darauf, aufzufallen, wenn Sie so fragen. Und jetzt bitte ich mich zu entschuldigen – ich muss mich konzentrieren. Sollten Sie aber weiterhin ein Interesse an Konversation zu pflegen, dann suchen Sie sich bitte einen anderen Sitzplatz.“ Mit dieser kalten Abfuhr – die Frau wirkte angespannt und gereizt – hatte Jim nicht gerechnet. Für den Moment war er wie überfahren und ihm stand der Mund ein Stück auf.

Allerdings hatten all die Jahre ihm doch so etwas wie eine Erziehung zuteil werden lassen und so schwieg er artig, wie von der Fremden aufgefordert. Vielleicht bekam er durchs Beobachten weitere Informationen.









Etwa eine Stunde später kam die erste Regung seit langem von der Fremden. Sie seufzte beinahe resigniert, warf das Padd halb auf den Tisch und griff nach der Tasse Kaffee. Damit riss sie Jim, der sich gedanklich leider doch mit dem Streit auf der Farm auseinandergesetzt hatte, aus seinen trüben Gedanken. Wieso hatte er sich eigentlich nicht einfach umgesetzt, sich die Kante gegeben und irgendeine süße Maus aufgabelnd sich in seine Behausung für den Landurlaub verabschiedet?



„Probleme?“ Die Fremde sah auf.

„Nichts weiter.“, wies sie ab und massierte sich die Schläfen.

Man hatte Jim schon hin und wieder vor seiner Neugier gewarnt, doch der junge Raumschiffcaptain sah nicht ein, dass er dagegen etwas unternehmen sollte. Schließlich konnte er auch diskret sein – zumindest meistens. Er griff also wie selbstverständlich nach dem Padd und aktivierte es.

Ein empörtes Aufkeuchen vermittelte ihm, dass sein Aneignen ihres Eigentums ihr nicht entgangen war. Aus Erfahrung lehnte er sich zurück und so aus ihrer Reichweite. Sie würde aufstehen müssen, wenn sie das Padd zurückhaben wollte.



Jim hob leicht irritiert die Augenbrauen. Lauter Zahlen und Formen befanden sich auf dem Padd. Überhaupt war ihm dieses Design vollkommen unbekannt. Die Frau wurde immer undurchsichtiger – und damit interessanter und mysteriöser. Sein Interesse war geweckt.



„Das ist meins.“ Auffordernd streckte sie die Hand aus. Jim hob das Padd hoch und legte es in ihre Hand. Doch er hielt es fest, sodass sie es nicht mehr in ihre Tasche stecken konnte.

„Ein sehr ungewöhnliches Design. Arbeiten Sie in der Technikabteilung der Sternenflotte?“ Die Frau griff nach dem Padd und zog es mit einem Ruck an sich.

„Nein.“ Sie wandte sich ab und setzte sich wieder. Das Padd verschwand in ihrer Tasche. Jim wäre aber nicht Jim, wenn er so einfach nachgeben würde.

„Ihnen brennt doch etwas auf den Lippen. Los, raus damit. Ich beiße nicht.“ Er schenkte ihr ein Lächeln. Die hübsche Unbekannte sah ihn zögernd an – abwiegend.



„Welches Jahr haben wir?“ Jim entgleisten die Gesichtszüge.

„W-Welches J-Jahr?“ Wer war sie? Eine Verrückte? Man hatte exakt dreihundertfünfundsechzig Tage lang dasselbe Jahr. Wie konnte man es vergessen?

Er räusperte sich.

„Wir haben das Jahr 2264.“ Irrte er sich, oder erschien für den Moment der Ausdruck des Unglaubens auf ihren Gesichtszügen, ehe sie sich wieder unter Kontrolle hatte.

Die Fremde erhob sich von der Sitzbank und schulterte ihre Tasche.

„Vielen Dank, Mister …?“

„Jim. Sagen Sie einfach „Jim“.“, bot er mit einem charmanten Lächeln an. Zu seinem Bedauern schien sie für seine Annäherungsversuche total unempfänglich zu sein.

„Gut. Jim. Vielen Dank für Ihre Hilfe.“ Sie erhob sich und verließ ohne ein weiteres Wort das Lokal. Jim sah ihr nach.









Draußen vor dem Lokal hatte es zu stürmen begonnen und leichter Nieselregen setzte ein. Jim hatte es nach dem Verschwinden der Fremden keine fünf Minuten mehr in der Bar gehalten. Die Lust auf eine kurze Nummer, um den Kopf freizubekommen, war ihm vergangen.

Als er den Kragen seiner Jacke hochschlug und hinaus in den Nieselregen trat, der immer stärker zu werden schien, war er froh darum, den alten Wagen seines Vaters genommen zu haben. Wann immer Jim auf der Erde war, zog er es vor, ein altes Automobil aus dem letzten Jahrhundert zu nutzen. Er genoss diese Fahrten immer besonders, versetzten die Gerüche und Geräusche des Wagens ihn doch in seine Kindheit und die unerlaubten Fahrten mit den alten Oldtimern über die Felder und staubigen Straßen.



Als Jim wenig später den Wagen zu seiner Unterkunft lenkte, trat er auf die Bremse und schaltete die Scheibenwischer – inzwischen Goss es wie aus Kübeln – auf volle Touren. Er hatte sich nicht getäuscht. Die Frau aus der Bar lief durch den strömenden Regen, scheinbar mit einem Ziel außerhalb der Stadt.

Jim drosselte weiter die Geschwindigkeit des alten Wagens und lehnte sich auf die Beifahrerseite, um das Fenster runter zu kurbeln.



„Kann man Sie mitnehmen?“, fragte er und lenkte den Wagen parallel zur Straße. Die Unbekannte blinzelte und hob den Kopf. Regentropfen hatten sie bis auf die Haut durchnässt und ihr Haar wirkte dunkel.

Sie zögerte.

„Kommen Sie schon – springen Sie rein.“ Er hielt den Wagen und stieß die Beifahrertür auf.

„Sie sind klitschnass und frieren. Außerdem sollte man als Frau nicht alleine in der Nacht umherlaufen.“ Die fremde Schönheit hob eine Augenbraue und blieb noch immer neben der geöffneten Türe stehen.

„Ich kann gut selbst auf mich aufpassen.“, erwiderte sie. Jim erlaubte sich ein Grinsen.

„Ist mir klar. Aber den anderen vielleicht nicht. Was ist jetzt? Springen Sie rein oder nicht?“ Für den Moment schien sie unschlüssig, dann nickte sie aber und stieg in den Wagen. Sie schlug die Tür etwas heftiger zu als es nötig gewesen wäre. Amüsiert setzte er den Blinker – obwohl kein Fahrzeug weit und breit zu sehen war – und nahm die Fahrt wieder auf.









Während der Fahrt war es ungewöhnlich still. James Passagierin saß in den Sitz und starrte aus der Fensterscheibe hinaus in den Sternenhimmel und schien mit ihren Gedanken Lichtjahre weit entfernt zu sein.

Der Captain trat aufs Gaspedal. Ihm war nicht entgangen, dass sie langsam zu zittern begann und offensichtlich fror. Jim wollte vermeiden, dass er vielleicht Pille kontaktieren musste – der würde bloß wieder einen blöden Spruch drücken oder die feine Vertrauensbande, die er mühsam zu ihr errichtet hatte, zerstören.



„Was machen Sie hier eigentlich ganz allein?“, fragte er in die Stille hinein. Die fremde Frau drehte nicht einmal das Gesicht.

„Shuttleunfall.“ Jim sah kurz zu ihr, ehe er sich wieder auf die nasse Fahrbahn konzentrierte.

„Wo?“ Er fingerte mit dem rechten Arm auf die Rückbank. Lag da nicht irgendwo noch eine Decke?

„Ein paar Kilometer von hier. In einem Waldgebiet. Die Trägheitsdämpfer sind heiß gelaufen und die Hüllenintegrität destabilisierte sich. Mir blieb nichts anderes übrig, als Notzulanden.“ Schlotternd schlang sie ihre Arme um ihren Oberkörper. Ohne Bewegung wurde ihr langsam kalt.

Jim fluchte. Die Decke lag auf Pilles Couch in dessen festen Wohnsitz. Das letzte Mal hatte James dort nach einer Bar-Tour geschlafen, weil sein Freund eine Alkoholvergiftung befürchtete.

„Wir sind gleich da. Dann können Sie warm duschen und sich warme Sachen anziehen.“ Er lächelte sie an.

„Wenn Sie wollen können Sie auch im Gästezimmer übernachten. Heute Nacht finden Sie nirgendwo mehr eine Bleibe und in einem defekten Shuttle zu schlafen stelle ich mir ziemlich unbequem vor.“ Zum ersten Mal erwiderte die Frau sein Lächeln ehrlich.

„Vielen Dank. Wenn es Ihnen keine allzu große Umstände macht …?“ Jim lächelte.

„Nein, macht es nicht.“









In Jims zeitlich begrenzter Unterkunft angekommen half er seinem Gast aus der klammen, roten Jacke und aus den Schuhen. Seine Barbekanntschaft zitterte.



„Kommen Sie, ich glaube, ich lasse Ihnen lieber ein Bad ein. Und dann mache ich Ihnen Tee. Pfefferminze?“ Er ging voraus die Treppe hinauf ins Bad. Seine Besucherin folgte ihm.

„H-haben S-Sie Kr-Kräu-Kräutertee?“, fragte sie bibbernd. Jim nickte.

„Kein Problem. Und jetzt rein in die Wanne, ich bereite alles vor.“ Er ging zur Tür und drehte sich dort nochmals um.

„Brauchen Sie Hilfe?“ Sie schüttelte den Kopf und schälte sich aus ihrem klammen, langärmlichen, gräulichen Pullover.



Während Jim nach unten ging, ihr neue Kleider holte und Tee aufkochte, kletterte sein Gast in die heiße Badewanne und tauchte seufzend in das warme Nass. Nach und nach verlor sich die Taubheit ihres Körpers und die Frau konnte sich entspannen. Sie griff nach einer Shampoflasche und schäumte sich das strähnige Haar ein.

Es klopfte an der Badezimmertür.



„Miss? Ich habe frische Kleider für Sie. Ich komme rein.“ Jim öffnete die Tür und hielt – wie es sich für einen Gentleman gehörte – den Blick gesenkt. Er legte den Stapel Kleider auf einen Stuhl und ging wieder zur Tür hinaus.

„Ich habe Ihnen eine Suppe warm gemacht.“, fügte er noch hinzu.

„Danke.“ Die Frau genoss die Wärme des Wassers. Jim schmunzelte und schloss die Tür hinter sich.









„Sie haben scheinbar keinen großen Hunger, was?“ Jim löffelte die Suppe und blickte auf die Frau ihm gegenüber. Sie trug eine seiner Jogginghosen und einen seiner Pullover. Natürlich war beides ihr viel zu groß, doch gleichzeitig gab es schön warm. Ihre Haare fielen ihr feucht über den Rücken.

„Nicht sonderlich.“, gab sie zu und lächelte.

„Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft. Ich war nicht unbedingt freundlich zu Ihnen. Tut mir leid.“ Jim lächelte sie an.

„Kein Problem.“ Sie aßen schweigend.

Jim beobachtete die Frau. Sein Blick blieb erneut an ihrem Ehering hängen.

„Sie sind verheiratet?“ Sie nickte und gab sich wieder wortkarg.

„Und wo ist ihr Mann?“, trieb Jim die Konversation weiter. Die fremde Frau drehte den Kopf und blickte zum Fenster hinaus auf den Regen, der auf die Straßen prasselte.

„Nicht hier. So wie es aussieht, ist er sehr weit weg.“ Der Blick der Unbekannten trübte sich. Jim empfand Mitgefühl.

„Wir haben uns ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Jim. Jim Kirk.“ Er hielt ihr die Hand hin.

Seine Besucherin sah auf und schüttelte ihm die Hand.

„Kathryn. Kathryn Janeway.“
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